Frank Nārada Ziesing
Das Sanskritwort Sūtra bedeutet Faden, Schnur, kurzgefasster Lehrsatz. Sūtras sind Texte aus möglichst knappen Sätzen, die eine Weltanschauung systematisch erklären. Sie dienen als Grundlage für weitere Erläuterungen, mündlich durch einen Guru oder schriftlich durch einen Kommentator. In der Zeit zwischen 200 v. Chr und 500 n. Chr. entstanden derartige Lehrsatz-Sammlungen für den meisten indischen Philosophiesysteme.
Die Yoga-Sūtras des Patañjali gelten als grundlegende Autorität des Yoga-Systems. Das Wort "Yoga" geht auf ein protoindoeuropäisches Wort zurück, von dem auch das deutsche Wort "Joch" abstammt. In den ältesten indischen Texten bezeichnet "Yoga" das Anschirren der Pferde an den Wagen. Pferde sind in Indien nicht heimisch, sie waren ein Luxus für Fürsten. Die Kunst mit Pferden umzugehen galt dementsprechend als ehrenvoll. In der Kaṭha-Upaniṣad (ca. 5. Jhd. v.Chr.) wird diese Kunst verglichen mit der Art und Weise, wie man mit den unterschiedlichen Kräften im eigenen Geist umgeht. Das scheint die früheste Nutzung des Wortes "Yoga" im Sinne einer Selbstdisziplin zu sein.
In diesem Sinn kommt das Wort dann oft in der Bhagavad-Gītā vor, die sich als Zusammenfassung der Upaniṣaden bezeichnet. Dort wird Yoga dreimal definiert, und zwar als Gleichmut, als glückliches Geschick in Handlungen und als Unterbrechung der Verbindung zum Leid. Aber erst Patañjali erhebt Yoga zu einem weltanschaulichem System, einem "Darśanam". Patañjali hat Yoga also nicht erfunden, sondern bestehendes Wissen gesammelt und auf neue Art zusammengefasst.
Nach Kapitel 3 scheint der Text zu enden, nahegelegt durch das letzte Wort iti, ein Wort dass etwa "Ende der Rede" oder "Ende der Argumente" bedeutet. Das Gegenteil von iti ist atha, "hier beginnt". Das ist das erste Wort der Yoga-Sūtras ist. Damit wäre der Text schön eingerahmt. Kapitel 4 erscheint wie ein von jemand anderem zusammengestellter Nachtrag. Die Kapiteleinteilung passt auch nicht ganz zum Inhalt. Kap. 4 heißt zwar Kaivalya, "Befreiung", das Thema wird aber bereits in Kapitel 3 behandelt, und erst am Ende von Kap. 4 wieder aufgegriffen.
Auffallend ist die häufige Nutzung buddhistischer Begriffe in den Sūtras, z.B. kleśa, samāpatti, dharmamegha. Yoga hatte auch eine buddhistische Seite. So gab es im 4. Jhd. eine buddhistische Schule namens Yogācāra, "Yoga-Praxis". Dort wurde ein umfangreicher Text erstellt wurde namens Yogacārabhūmī-śāstra, "Lehrbuch der Stufen der Yogapraxis". Typische Begriffe von Patañjalis Yoga-Sūtras finden sich hier, wie citta, savitarka, nirvitarka, bīja. Der wichtigste Vertreter dieser Schule war ein gewisser Vasubandhu (ca. 320-400 n. Chr.).
Alle Handschriften der Yoga-Sūtras sind mit Kommentaren versehen. Der älteste Kommentar wurde später einem "Vyāsa" zugeschrieben. Die Handschriften unterscheiden nicht klar zwischen Sūtra und Kommentar, darum gibt es verschiedene Auffassungenm wie viele Sūtras es eigentlich sind. Manche der als Sūtra aufgefassten Sätze könnten auch nur zum Kommentar gehören. Einige Indologen (vor allem Philipp Maas) glauben, dass dieser älteste Kommentar von Patañjali selbst stamme. Kap. 4 und Kommentar argumentieren gegen die Lehre des Vasubandhu. Deshalb können sie wohl erst zur Zeit von Vasubandhu entstanden sein. Dementsprechend datiert Maas unseren Text auf das 4. Jhd. n. Chr.
Die Unterschiede zwischen Kommentar und Sūtratext sprechen aber gegen einen einzigen Autor. Es könnte gut sein, dass Patañjali nur die ersten 3 Kapitel selbst verfasst hat. Eine einflussreiche Person – beispielweise ein Paṇḍit am Königshof, der Patañjali in Ehren hielt – hätte dann, vielleicht nach dem Tod des Meisters, Kapitel 4, Kommentar und Kapitelüberschriften hinzugefügt, und so den Text bekannt gemacht.
Außer dem Namen Patañjali ist über den Autor der Yoga-Sūtras nichts bekannt. Bei einem so einflussreichen Text, wurde diese Lücke im Lauf der Jahrhunderte mit Legenden gefüllt. So soll Patañjali ein Avatāra der göttlichen Schlange Ananta gewesen sein. In Statuen wird er daher mit menschlichem Oberkörper und schlangenförmigen Unterkörper abgebildet. Der ungewöhnliche Name Patañjali kommt außerdem noch vor als Autor eines Werks über Grammatik und eines über Heilkunst. Ab dem 11. Jhd. findet sich die Auffassung, dass diese drei Autoren ein und dieselbe Person seien. Dazu gibt es einen bekannten Grußvers:
yogena cittasya padena vācāṃ
malaṃ śarīrasya ca vaidyakena |
yo 'pākarot taṃ pravaraṃ munīnāṃ
patañjaliṃ prāñjalir ānato 'smi ||
Welcher den Makel des Geistes durch Yoga,
den der Sprache durch Wortanalyse und
den des Körpers durch Heilkunst beseitigte,
vor diesem Vorzüglichsten der Weisen,
vor Patañjali, bin ich mit
aneinandergelegten Händen verbeugt.
atha yogānuśāsanam || 1.1 ||
Jetzt [beginnt] die Yoga-Unterweisung.
atha jetzt yoga- Yoga anu-śāsanam nom n sg Unterricht
yogaś citta-vṛtti-nirodhaḥ || 1.2 ||
Yoga [ist] das zum Stillstand bringen der Vorgänge im Geist.
yogaḥ nom m sg Yoga citta- denkender Geist, feinstoffliche Geistsubstanz vṛtti- Strudel, Wellen, Verfahren, Benehmen, guter Wandel, Art und Weise des Verhaltens, Gewerbe, Tätigkeit nirodhaḥ nom m sg Einsperrung, Verschluss, Unterdrückung, Beherrschung, Vernichtung
tadā draṣṭuḥ sva-rūpe 'vasthānam || 1.3 ||
Dann verweilt der Erfahrende im eigenen Wesen.
tadā dann draṣṭuḥ gen m sg des Sehers sva- eigen, ursprünglich rūpe lok n sg in der Form, Gestalt, Natur ava-sthānam nom n sg das Verweilen
vṛtti-sārūpyam itaratra || 1.4 ||
Sonst identifiziert [er sich] mit den Vorgängen.
vṛtti- Strudel, Wellen, Gedankenwellen sārūpyam nom n sg mit der gleichen Form-heit, Übereinstimmung, Identifikation itaratra sonst
vṛttayaḥ pañcatayyaḥ kliṣṭākliṣṭāḥ || 1.5 ||
Die Vorgänge [sind] fünferlei, qualvoll oder nicht.
vṛttayaḥ nom f pl Gedankenwellen pañcatayyaḥ mon f pl fünffältig kliṣṭa- verunreinigt, geplagt, gequält, leidgeprüft, leidvoll akliṣṭāḥ nom f pl nicht verunreinigt, nicht leidvoll
pramāṇa-viparyaya-vikalpa-nidrā-smṛtayaḥ || 1.6 ||
[Es sind:]
pramāṇa- Maß, Maßstab, richtiger Begriff viparyaya- im Gegensatz stehend, Verkehrtheit, Irrtum vikalpa- Unschlüssigkeit, das Annehmen, geistige Beschäftigung, Denken, Einbildung nidrā- Schlaf smṛtayaḥ nom pl f Erinnerungen
pratyakṣānumānāgamāḥ pramāṇāni || 1.7 ||
Passende Einschätzungen der Dinge [beruhen auf]
pratyakṣa- vor Augen anumāna- Schlussfolgerung āgama- erlangte Kenntnis, gelernte/ überlieferte Lehre pramāṇāni nom n pl richtige Maßstäbe
viparyayo mithyā-jñānam a-tad-rūpa-pratiṣṭham || 1.8 ||
Fehleinschätzung [ist] eine verkehrte Annahme, deren Wesen ohne Grundlage [ist].
viparyayaḥ im Gegensatz stehend, Verkehrtheit, Irrtum mithyā- verkehrt, falsch, umsonst, vergeblich jñānam nom n Erkenntnis, Annahme a- nicht, ohne tat-rūpa- deren Aussehen/ Form/ Gestalt/ Wesen/ Natur pratiṣṭham nom n sg Halt, Grundlage
śabda-jñānānupātī vastu-śūnyo vikalpaḥ || 1.9 ||
Nachsinnen [ist] das Verfolgen von in Worten [umschreibbaren] Annahmen bei Abwesenheit der Sache.
Es geht wohl um einen weiten Bereich, von verträumtem Nachspüren bis angestrengtem Planen, von Zweifel bis Einbildung.
śabda- Wort, Ausspruch jñāna- Erkenntnis, Wissen, Annahme anupātī nom n sg folgend vastu- Gegenstand śūnyaḥ nom m sg fehlend vikalpaḥ nom m sg Unschlüssigkeit, Annehmen, geistige Beschäftigung, Denken, Einbildung
abhāva-pratyayālambanā vṛttir nidrā || 1.10 ||
Schlaf [ist] ein geistiger Vorgang, der auf Abwesenheit von festen Vorstellungen beruht.
abhāva- Abwesenheit pratyaya- Überzeugung, Glauben, Vertrauen, Vorstellung ālambanā nom f sg das sich Stützen auf etwas, Grundlage, der eigentliche Grund einer Gefühlserregung vṛttiḥ nom f sg Gedankenwelle nidrā nom f sg Schlaf
anubhūta-viṣayāsaṃpramoṣaḥ smṛtiḥ || 1.11 ||
Erinnerung [ist] das Nichtverlieren erlebter Erfahrungen.
anubhūta- empfunden, erlebt viṣaya- Sinnesgegenstand a-sam-pramoṣaḥ nom m das Nichtverschwinden, Nichtentzug, Nichtverlust smṛtiḥ nom f Erinnerung
abhyāsa-vairāgyābhyāṃ tan-nirodhaḥ || 1.12 ||
Durch Übung und Gelassenheit [gelingt] das zum Stillstand bringen der Vorgänge.
abhyāsa- durch Wiederholung, Übung vairāgyābhyām inst dual n durch Gleichgültigkeit, Leidenschaftslosigkeit, Gelassenheit tat- dieser, deren nirodhaḥ nom m Beherrschung
tatra sthitau yatno 'bhyāsaḥ || 1.13 ||
Übung [ist] Bemühung, die beharrlich dabei bleibt.
tatra dort, da sthitau lok f im Bleiben, in Beharrlichkeit yatnaḥ nom m Bemühung abhyāsaḥ nom m Wiederholung, Übung
sa tu dīrgha-kāla-nairantarya-satkārāsevito dṛḍha-bhūmiḥ || 1.14 ||
Aber eine feste Grundlage [ist] erst das, was lange Zeit ununterbrochen mit ganzer Hingabe praktiziert [wurde].
saḥ nom m diese tu nun, aber dīrgha- lange kāla- Zeit nairantarya- unterbrechungslos sat-kāra- gute Behandlung, Vorzugsbehandlung ā-sevitaḥ ppp nom m bedient, sich hingegeben dṛḍha- ppp gefestig bhūmiḥ nom f sg Boden, Stufe
dṛṣṭānuśravika-viṣaya-vitṛṣṇasya vaśī-kāra-saṃjñā vairāgyam || 1.15 ||
Gelassenheit [ist] die Selbstverständlichkeit der Meisterschaft für den, der ohne Durst nach sinnlichen Erfahrungen ist, – weder selbst gesehenen, noch von denen er gehört hat.
dṛṣṭa- gesehen anuśravika- berichtet, überliefert viṣaya- Sinnesbereich vitṛṣṇasya gen m für den ohne Durst vaśī-kāra- Beherrschung, Unterwerfung, das in die Gewalt bekommen saṃjñā nom f Einverständnis, klare Vorstellung vairāgyam nom n sg Gleichgültigkeit, Gelassenheit, Leidenschaftslosigkeit
tat-paraṃ puruṣa-khyāter guṇa-vaitṛṣṇyam || 1.16 ||
Am größten ist sie für den, der Purusha-Bewusstsein hat. [Das ist] Freiheit vom Durst nach den Manifestationen der Natur.
tat- das, deren param nom n sg vorzüglichster, bester, höchster Zustand puruṣa- bewusstes Prinzip im Menschen, Wesenskern khyāteḥ gen m des/für den mit Einsicht, den Erkenntnishabenden guṇa- Beschaffenheit, Grundeigenschaften der materiellen Natur vaitṛṣṇyam nom n sg Durstlosigkeit
vitarka-vicārānandāsmitā-rūpānugamāt saṃprajñātaḥ || 1.17 ||
Durch das Nachfolgen des Wesens von
[entsteht] unterscheidende Einsicht.
vitarka- Vermutung, Zweifel, Hinundherüberlegen vicāra- Verfahren, Prüfung, Untersuchung, wahrscheinliche Vermutung ānanda- Wonne, Glückseligkeit asmitā- Ich-bin-heit rūpa- Gestalt, Wesen, Form, Eigentümlichkeit anugamāt abl m sg durch das Nachfolgen, sich Hingeben, das Eindringen in etwas, die Erfassung saṃprajñātaḥ ppp nom m sg mit unterscheidender Einsicht versehen, herausragend, unterscheidend erkannt, genau erkannt
virāma-pratyayābhyāsa-pūrvaḥ saṃskāra-śeṣo 'nyaḥ || 1.18 ||
Das Verstummen fester Vorstellungen durch wiederholte bisherige Übung, wobei nur Eindrücke vergangener Geistestätigkeit übrig bleiben, ist ein anderer [Zustand].
virāma- das Aufhören, Schluss, Ende, das zur Ruhe kommen pratyaya- Glaube, Gewissheit, Vorstellung, Idee abhyāsa- Übung, Wiederholung pūrvaḥ nom m vorherig, vorangegangen saṃskāra- Gewohnheiten, Eindrücke durch vergangene Geistestätigkeit śeṣaḥ nom m sg Übriggelassenes, Rest anyaḥ nom m sg der andere
bhava-pratyayo videha-prakṛti-layānām || 1.19 ||
Von Geburt an [gibt es] eine [entsprechende] Gewissheit für die vom Körper[bewusstsein] Befreiten und mit der schöpferischen Urkraft Verbundenen.
Laut den Kommentatoren geht es in diesem und dem nächsten Sūtram um zwei Klassen von Yogis:
Die eine Gruppe sind die seltenen Bhava-pratyaya-s, die von Kindheit an spontane spirituelle Erfahrungen haben. Die andere Gruppe sind die Upāya-pratyaya-s, die erst durch "geeignetes Vorgehen" (upāya) solche Erfahrungen erreichen.
bhava- Entstehung, Geburt, Ort der Entstehung, das woraus etw entstanden ist, das Werden zu etw, Dasein, Existenz, gute Existenz, weltliches Dasein pratyayaḥ nom m Vertrauen, Gewissheit videha- körperlos prakṛti- ursprüngliche Natur, Grundform, aus der alles andere hervorgeht layānām gen pl m für die eingegangenen in, klebend an, aufgegangen in, ruhend in
śraddhā-vīrya-smṛti-samādhiprajñā-pūrvaka itareṣām || 1.20 ||
Bei anderen gehen Zuversicht, Tapferkeit, Erinnerung und Samādhi-Einsichten voraus.
śraddhā- Vertrauen, Zuversicht, Glaube, Treue vīrya- Heldenhaftigkeit smṛti- Erinnerung samādhi- Extase, tiefste Andacht prajñā- Einsicht pūrvakaḥ nom m vorangehend itareṣām lok pl m in anderen
tīvra-saṃvegānām āsannaḥ || 1.21 ||
Für diejenigen mit heftigem Verlangen ist [diese Erfahrung] nah.
tīvra- scharf saṃvegānām gen pl m bei denen mit heftiger Gemütsaufregung/ mit Verlangen nach Erlösung āsannaḥ nom sg m nahe
mṛdu-madhyādhimātratvāt tato 'pi viśeṣaḥ || 1.22 ||
Schwaches, mittelmäßiges oder übermäßiges [Verlangen macht] dann auch einen Unterschied.
mṛdu- weich madhya- mittel adhimātratvāt abl sg m durch Übermäßigkeit tataḥ von da her, dann, darum, deshalb api sogar, aber, auch viśeṣaḥ nom sg m Unterschied
īśvara-praṇidhānād vā || 1.23 ||
Auch durch Gottergebung [gelingt es].
īśvara- die Gottesperson, Gott als Gebieter des Universums praṇidhānāt abl sg m durch Ergebung, Aufmerksamkeit, Dienstbeflissenheit vā oder, auch, fakultativ
kleśa-karma-vipākāśayair a-parā-mṛṣṭaḥ puruṣa-viśeṣa īśvaraḥ || 1.24 ||
Gott [ist] ein besonderer Purusha, unberührt von quälenden Unreinheiten, Handlungen, deren Resultaten sowie von Charakteranlagen aus früheren Leben.
kleśa- Unreinheit, Verderbtheit, Qual, Plage, Schmerz, Leiden karma- Handlung, Tun vipāka- Heranreifen der Frucht der Werke, Lohn, Resultat, Verdauung āśayair inst pl m durch die Lagerstätte, durch die Charakteranlage mit der man zur Welt kommt, durch den Sitz der Gefühle und Gedanken, Denkweise a- un parā- weg, ab, fort mṛṣṭaḥ nom sg m berührt puruṣa- Wesen, Seele, Urwesen viśeṣaḥ nom sg m besonders īśvaraḥ nom sg m Gottesperson
tatra nir-ati-śayaṃ sarva-jña-bījam || 1.25 ||
Dort [ist] der unübertroffene, allwissende Anfang.
tatra dort nir-ati-śayam nom sg n unübertroffen, nichts darüber liegend sarva-jña- allwissend bījam nom sg n Keinzelle, Samen, Anfang
sa pūrveṣām api guruḥ kālenānavacchedāt || 1.26 ||
Da er der Trennung durch Zeit nicht unterliegt, [ist] er auch der Lehrer der Vorfahren.
Gemeint ist wohl, dass es derselbe Gott ist, der immer wieder als Lehrer auftritt.
saḥ nom sg m er (d.h. Īśvara, die Gottesperson) pūrveśām gen pl m von den Vorfahren, Altvorderen api auch guruḥ nom sg m Lehrer kālena inst sg m durch Zeit an-ava-cchedāt abl sg m wegen keiner Trennung
tasya vācakaḥ praṇavaḥ || 1.27 ||
Das ihn bezeichnende Wort [ist] OM.
tasya gen sg m dessen vācakaḥ nom sg m bezeichnend, ausdrückend praṇavaḥ nom sg m die heilige Silbe OM
taj-japas tadartha-bhāvanam || 1.28 ||
Dessen Wiederholung bringt die dazu gehörende Bedeutung ans Licht.
tat- dessen, seine japaḥ nom m sg meditative Wiederholung tat-artha- dessen/seine Bedeutung/ Nutzen/ Zweck bhāvanam nom n sg das zur Erscheinung bringen, Vergegenwärtigung
tataḥ pratyak-cetanādhigamo 'py antarāyābhāvaś ca || 1.29 ||
Anschließend [kommt es] auch zum Erlangen der inneren Bewusstseins[erweiterung] und zum Verschwinden von Hindernissen.
tataḥ dann, darauf pratyak- im Innern cetanā- Bewusstsein, Besinnung adhi-gamaḥ nom m sg Erlangung api auch antar-āya- Hindernis, Dazwischen-Gehung a-bhāvaḥ nom m sg Fehlen, Abwesenheit, Vernichtung ca und
vyādhi-styāna-saṃśaya-pramādālasyāvirati-bhrānti-darśanālabdha-bhūmikatvānavasthitatvāni citta-vikṣepās te 'ntarāyāḥ || 1.30 ||
Diese Hindernisse, die den Geist ablenken, [sind:]
vyādhi- Krankheit styāna- Verdichtung, Gerinnen, Erstarrung, Apathia saṃśaya- Zweifel pramāda- Rausch, Unaufmerksamkeit ālasya- Trägheit, Mangel an Energie a-vi-rati- Unenthaltsamkeit, Hängen an Sinnesobjekten bhrānti- Umherirren, Wahn darśana- Schau a-labdha- das nicht finden, nicht fassen, nicht erwischen bhūmika-tva- Erdboden, Fußboden, Platz, Stufe, Stockwerk an-ava-sthita-tvāni nom n p Unbeständigkeit citta- Geist, Psyche vi-kṣepās nom pl m das hin und her Bewegen, Ablenkung der Aufmerksamkeit, Zerstreutheit te nom pl m diese antarāyāḥ nom pl m Hindernisse
duḥkha-daurmanasyāṅgam-ejayatva-śvāsa-praśvāsā vikṣepa-sahabhuvaḥ || 1.31 ||
Die Ablenkung geht einher mit Unbehagen, Niedergeschlagenheit, Zittern des Leibes und seufzendem Ein- und Ausatmen.
duḥkha- Unbehagen, Leid daurmanasya- Niedergeschlagenheit, Traurigkeit aṅgam-ejaya-tva- das Zittern des Leibes śvāsa- Gezisch, Geschnauf, Einatmen, Seufzen, Asthma praśvāsā nom pl m Atmung, Einatmen viksepa- Ablenkung der Aufmerksamkeit, Zerstreuung saha-bhuvaḥ nom pl m zusammen erscheinend mit, von Natur eigen, angeboren, Zwillingsbruder
tat-pratiṣedhārtham eka-tattvābhyāsaḥ || 1.32 ||
Zu ihrer Abwehr [dient] die anhaltende Beschäftigung mit der einen Wahrheit.
tat- deren, dessen prati-ṣedha- Abwehr, Vertreibung einer Krankheit artham nom n sg Zweck eka- eins, einzig, einmalig, einzig in seiner Art tat-tva- die Das-heit, das wahre Wesen/Verhältnis, Wahrheit, Realität, Grundprinzip abhyāsaḥ Übung, anhaltende Beschäftigung mit etwas
maitrī-karuṇā-muditopekṣāṇāṃ sukha-duḥkha-puṇyāpuṇya-viṣayāṇāṃ bhāvanātaś citta-prasādanam || 1.33 ||
Durch die stetige Einstellung von
[entsteht] gnädig ruhig heitere Klarheit des Geistes.
maitrī- Wohlwollen, freundschaftliche Gesinnung karuṇā- Mitleid mudita- sich erfreuend upekṣāṇām gen f pl Nichtbeachten sukha- angenehm, glücklich duḥkha- unangenehm, leidvoll puṇya- günstig, gut, richtig, heilig apuṇya- ungünstig, ungut, unrichtig, unheilig viṣayānām gen m pl zu Gebieten, Bereichen, Objekten bhāvanātaḥ adv vergegenwärtigend, stetiges Denken an citta- Geist prasādanam nom n sg das zur Klarheit bringen, beruhigend, Reinheit, Heiterkeit des Gemüts, Gnade
pracchardana-vidhāraṇābhyāṃ vā prāṇasya || 1.34 ||
Oder auch durch Ausstoßen und Anhalten des Atems.
pracchardana- Ausstoßen vidhāraṇābhyām inst dual n durch das Anhalten vā oder, auch, alternativ prāṇasya gen m sg des Atems
viṣayavatī vā pravṛttir utpannā manasaḥ sthiti-nibandhanī || 1.35 ||
Oder ein mit den Sinnen wahrnehmbares Ereignis passiert, das für das Gemüt so fesselnd ist, dass es still wird.
viṣaya-vatī nom f sg auf sinnliche Objekte gerichtet, den Sinnesbereich betreffend vā oder, auch, alternativ pravṛttiḥ nom f sg Fortgang, das von Statten Gehen, Hervorkommen, Entfaltung, Manifestation utpannā nom f sg hervorgegangen aus, geboren, erzeugt, zur Erscheinung gekommen, eingetroffen manasaḥ gen n sg für das Gemüt, den denkenden Geist sthiti- das Stillstehen, Unbeweglichkeit nibandhanī nom f sg bindend, festhaltend, fesselnd
viśokā vā jyotiṣmatī || 1.36 ||
Oder ein von Kummer befreiendes rein geistiges [Ereignis passiert].
viśokā adj nom f sg das Weichen des Kummers vā oder, auch, alternativ jyotiṣmatī adj nom f sg lichtvoll, der Lichtwelt angehörend, himmlisch, rein geistig
vīta-rāga-viṣayaṃ vā cittam || 1.37 ||
Oder [durch Ausrichtung auf] einen von Leidenschaft nach Sinnendingen befreiten Geist.
vīta- verschwunden, vergangen, gewichen rāga- Färbung, musikalische Notenfolge, heftiges Verlangen nach etwas, Leidenschaft viṣayam nom n sg Bereich, Gebiet auf dem man sich heimisch fühlt, Wirkungskreis, die Sinnenwelt vā oder cittam nom n sg Geist
svapna-nidrā-jñānālambanaṃ vā || 1.38 ||
Oder aufgrund von Erkenntnis im Traum während des Schlafs.
svapna- Traum nidrā- Schlaf jñāna- Erkenntnis ālambanam nom n sg Grundlage, Stütze vā oder, alternativ
yathābhimata-dhyānād vā || 1.39 ||
Oder durch Meditation wie sie einem gefällt.
yathā- wie abhimata- gewünscht, erwünscht, gern gesehen, lieb, genehm dhyānāt abl n sg durch Meditation vā oder
paramāṇu-parama-mahattvānto 'sya vaśī-kāraḥ || 1.40 ||
Vom Allerkleinsten bis zum Allergrößten erstreckt sich [dann] seine Meisterschaft.
paramāṇu- kleinstes Teil, Atom parama- höchste mahattva- Größe antaḥ nom m sg Grenze, bis zu asya gen m sg seine vaśī-kāraḥ nom m sg Unterwerfung, Bezwingung
kṣīṇa-vṛtter abhijātasyeva maṇer grahītṛ-grahaṇa-grāhyeṣu tat-stha-tad-añjanatā samāpattiḥ || 1.41 ||
Durch die Verminderung der Gedankentätigkeit fallen Wahrnehmer, Wahrnehmung und Wahrgenommenes zu einer Einheit zusammen. Diese ist – wie bei einem edlen Kristall – gefärbt durch das, auf das man sich ausgerichtet hat.
kṣīṇa- vermindert, erschöpft, zu Ende gegangen, geschwächt vṛtteḥ abl f sg durch Gedanken abhijātasya gen sg m des von edler Herkunft, lieblichen iva wie. quasi, sozusagen maṇeḥ gen m sg der Perle, des Kleinods, Edelsteins, Juwels grahītṛ- Wahrnehmer grahaṇa- das Wahrnehmen grāhyeṣu lok m pl im Wahrzunehmenden tat-stha-tad-añjanatā nom f sg das Annehmen der Färbung von dem, worauf etwas steht/ womit man sich beschäftigt/ wem man ergeben ist samāpattiḥ nom f sg Zusammenfallen, Zusammentreffen, Erreichen, Zufall, Vollendung, Abschluss
tatra śabdārtha-jñāna-vikalpaiḥ saṃkīrṇā savitarkā samāpattiḥ || 1.42 ||
Ist sie mit Mitteilungen, Erkenntnissen und Vielfalt vermischt, [handelt es sich um] Savitarka, das Einheitserlebnis bei dem hin und her Überlegung noch nicht ausgeschlossen ist.
tatra dort śabda-artha- Wortbedeutung, Bedeutung der mündlichen Mitteilung jñāna- Erkenntnis vikalpaiḥ inst pl m mit Mannigfaltigkeit, Nachsinnen, Unschlüssigkeit saṃkīrṇā nom f sg gemischt sa-vitarkā nom f sg von Nachdenken begleitet, wobei Nachdenken noch nicht ausgeschlossen ist samāpattiḥ nom f sg Zusammentreffen, Zusammenfallen, Erreichen, Zufall
smṛti-pariśuddhau sva-rūpa-śūnyevārtha-mātra-nirbhāsā nirvitarkā || 1.43 ||
Ist die Erinnerung ganz gereinigt, wie wenn das eigene Wesen leer wäre und nur das Ziel leuchtet, dann [handelt es sich um] Nirvitarka, [ein Einheitserleben] ohne hin und her Überlegung.
smṛti- Erinnerung, das Gedenken an pariśuddhau lok f sg in vollkommenem Reinwerden sva-rūpa- die eigene Gestalt, das eigene Wesen śūnyā nom f sg leer iva wie, sozusagen artha- Sache, Zweck mātra- nur nirbhāsā nom f sg Schein nirvitarkā nom f sg ohne Nachdenken, Abwegung, Zweifel
etayaiva savicārā nirvicārā ca sūkṣma-viṣayā vyākhyātā || 1.44 ||
Ebenso wird auch [das Einheitserleben] im rein geistigen Bereich beschrieben: als Savicāra, mit Überlegung, und Nirvicāra, ohne Überlegung.
etayā inst f sg hiermit, mit dieser, durch diese eva in der Tat savicārā nom f sg die mit Überlegung, Unterscheidung, prüfender Betrachtung nirvicārā nom f sg die ohne prüfende Betrachtung ca und sūkṣma- fein, dünn, klein, der Wahrnehmung sich entziehend, unfassbar, nur der Idee nach vorhanden viṣayā nom f sg Bereich vyākhyātā ppp nom f sg erklärt, erläutert, benannt
sūkṣma-viṣayatvaṃ cāliṅga-paryavasānam || 1.45 ||
Und der rein geistige Bereich erstreckt sich bis zum Merkmallosen.
sūkṣma- feinstofflich viṣayatvam nom n sg Bereich ca und, und zwar, auch, sogar, selbst aliṅga- merkmallos pary-ava-sānam nom n sg seinen Abschluss finden, hinaus laufen auf
tā eva sa-bījaḥ samādhiḥ || 1.46 ||
Diese [Einheitserlebnisse sind] allerdings Samādhi mit Samen.
Während der Samādhi-Erfahrung scheint zwar die Persönlichkeit zu verschwinden, aber danach baut sie sich aus den unzerstörten "Samen" wieder auf.
tā nom f sg diese eva wahrlich sa- mit bījaḥ Samen samādhi Versenkung
nirvicāra-vaiśāradye 'dhyātma-prasādaḥ || 1.47 ||
Ist man mit Nirvicāra vertraut, [entsteht] die heitere gnadenvolle Stimmung des höheren Selbstes.
nirvicāra- prüfungslos vaiśāradye lok n sg bei Erfahrenheit adhyātma- höchstes Selbst prasādaḥ nom m sg heitere Klarheit, gnadenvolle Stimmung
ṛtaṃ-bharā tatra prajñā || 1.48 ||
Die Einsicht trägt dort göttliche Ordnung in sich.
ṛtaṃ- akk sg m heilige Ordnung/ Wahrheit in sich enthaltend bharā nom f sg tragend, bringend, verleihend, erhaltend tatra dort prajñā nom f sg Einsicht
śrutānumāna-prajñābhyām anya-viṣayā viśeṣārthatvāt || 1.49 ||
Da [diese Einsicht] dem höheren Ziel dient, ist sie anders ausgerichtet als gelehrte und schlussfolgernde Einsicht.
śruta- Gehörtes anumāna Geschlussfolgertes prajñābhyām inst f dual von der Einsicht anya- anders viṣayā nom f sg Bereich, Wirkungskreis, Erscheinungsgebiet, auf etwas gerichtet viśeṣa- Unterschied zwischen, Besonderheit, Vorzüglichkeit, Superiorität, Vorsprung, etwas Außerordentliches, Ungewöhnliches arthatvāt abl n sg da/als/wegen des Dienens zu
tajjaḥ saṃskāro 'nya-saṃskāra-pratibandhī || 1.50 ||
Die daraus entstandene Denkgewohnheit (Saṃskāra) hemmt andere Denkgewohnheiten.
tat- daraus jaḥ nom m sg entstanden saṃskāraḥ nom m sg Gewohnheit anya- anders saṃskāra- Gewohnheit pratibandhī nom m sg hemmend
tasyāpi nirodhe sarva-nirodhān nirbījaḥ samādhiḥ || 1.51 ||
Ist sogar diese zum Stillstand gebracht, [entsteht] durch die Stille von allem der samenlose Samādhi.
tasya dessen, darauf bezüglich api sogar nirodhe lok m sg bei der Niederhaltung sarva- alles nirodhāt abl m sg durch Niederhaltung nirbīja- samenlos samādhiḥ nom m sg Versenkung
iti patañjali-viracite yoga-sūtre prathamaḥ samādhi-pādaḥ
So [lautet] im von Patañjali verfassten Yoga-Leitfaden das erste Kapitel: Samādhi.
tapaḥ-svādhyāyeśvara-praṇidhānāni kriyā-yogaḥ || 2.1 ||
Anfachen innerer Glut, Rezitation heiliger Texte für sich selbst und Gottergebung [sind] Kriyā-Yoga, der praktische Yoga.
Tapas, Anfachen innerer Glut, hat als ältestes Gleichnis das Ausbrüten eines Ei durch die Wärme des Muttervogels. Tapas bedeutet, eine spirituelle Übung mit innerem Feuer zu praktizieren.
tapaḥ- Glut, Askeseübung svādhyāya- Rezitation heiliger Texte für sich selbst īśvara- die Gottesperson praṇidhānāni nom n pl Dienstbeflissenheit, Aufmerksamkeit gegen, Ergebung in kriyā- Ausführung, Beschäftigung mit etwas, heilige Handlung, Tätigkeit, Anwendung von Mitteln yogaḥ nom m sg Yoga
samādhi-bhāvanārthaḥ kleśa-tanū-karaṇārthaś ca || 2.2 ||
Der Zweck ist, innere Verunreinigungen (Kleśas) zu verringern und Samādhi zu erreichen.
samādhi- Versenkung bhāvana- das Bewirken arthaḥ nom n sg Zweck kleśa- Plage, Qual, Verunreinigung tanū-karaṇa- dünn machen, Verringern arthaḥ nom n sg Zweck ca und
avidyāsmitā-rāga-dveṣābhiniveśāḥ kleśāḥ || 2.3 ||
Die Verunreinigungen, Kleśas, [sind:]
avidyā- Unwissen, irrige Ansicht asmitā- Ichbinsein, Ichbinheit, Selbstsucht rāga- Leidenschaft, heftiges Verlangen dveṣa- Abneigung, Widerwille, Hass abhiniveśāḥ nom m pl das Festhalten an etw, Hängen am Dasein kleśāḥ nom m pl Verunreinigungen, Qualen, Plagen
avidyā kṣetram uttareṣāṃ prasupta-tanu-vicchinnodārāṇām || 2.4 ||
Unwissenheit [ist] das Feld für daraus folgende schlafende, schwache, [zeitweilig] unterbrochene und gegenwärtig wirkende [Kleśas].
avidyā nom f sg Unwissen, irrige Ansichten kṣetram nom n sg Feld uttareśām gen m pl für folgende prasupta- eingeschlafene tanu- dünn, schwach vicchinna- unterbrochene, nicht mehr vorhandene udārāṇām gen m pl für akute, wirkende
anityāśuci-duḥkhānātmasu nitya-śuci-sukhātma-khyātir avidyā || 2.5 ||
Unwissenheit [ist:]
a-nitya- vergänglich a-śuci- unrein, unlauter duḥkha- leidvoll an-ātmasu lok m pl bei Nicht-Selbst nitya- ewig śuci- leuchtend, glänzend, blank, rein, ehrlich, redlich sukha- angenehm ātma- Selbst khyātiḥ nom f sg Auffassung avidyā nom f sg irrige Ansicht
dṛg-darśanaśaktyor ekātmatevāsmitā || 2.6 ||
Das Ich-bin-sein [ist] die Identifikation des Bewusstseins mit den Fähigkeiten der Wahrnehmungs[organe].
dṛk- der Seher, Wahrnehmer darśana-śaktyoḥ gen dual f in Bezug auf die Fähigkeit der Wahrnehmens, das Geschick des Erlebens, die Kraft zu Erkennen eka- ein, einzig ātmatā nom f sg Wesenheit iva wie asmitā nom f sg Ichhaftigkeit
sukhānuśayī rāgaḥ || 2.7 ||
Starkes Verlangen [ist] das Hängen an der Vorstellung von Angenehmem.
sukha- Angenehmes, Glück anuśayī nom m sg treu anhängend, mit der Vorstellung behaftet rāgaḥ nom m sg Zuneigung, Verlangen
duḥkhānuśayī dveṣaḥ || 2.8 ||
Widerwille [ist] das Hängen an der Vorstellung von Unangenehmem.
duḥkha- Unangenehmes, Leid anuśayī nom m sg treu anhängend, mit der Vorstellung behaftet dveṣaḥ nom m sg Abneigung
svarasa-vāhī viduṣo 'pi tathārūḍho 'bhiniveśaḥ || 2.9 ||
Hartnäckiges Festhalten an etwas [ist] das Aufrechterhalten der eigenen Art und Weise, was sogar im Wissenden so entwickelt ist.
sva-rasa- der eigene Saft, eigene Neigung, Gefühl für die Seinigen, das Hängen an der eigenen Person, Selbsterhaltungstrieb vāhī nom m sg mit sich führend viduṣaḥ gen m sg für den Wissenden api sogar tathā so, auf diese Art ārūḍhaḥ nom m sg entwickelt, emporgestiegen, entstanden abhiniveśaḥ nom m sg Klammern am Dasein
te pratiprasava-heyāḥ sūkṣmāḥ || 2.10 ||
Diese [Verunreinigungen, Kleśas, sind] durch Gegenbefehl zu verringern, [so dass sie] unbedeutend [werden].
te nom m pl diese pratiprasava- Gegenanregung, Rückkehr in den Urzustand heyāḥ nom m pl aufzugeben, zu lassen, zu verwerfen, abzuziehen sūkṣmāḥ nom m pl die feinen, schmalen, kleinen, unbedeutenden, der Wahrnehmung sich entziehenden, subtilen
dhyāna-heyās tad-vṛttayaḥ || 2.11 ||
[Durch Kleśas] hervorgerufenes Verhalten [ist] durch Meditation zu verringern.
dhyāna- Meditation heyāḥ nom m pl die aufzugebenden, die zu verwerfenden, die zu meidenen tat- darüber vṛttayaḥ nom m pl Benehmen, Art und Weise des Verhaltens
kleśa-mūlaḥ karmāśayo dṛṣṭādṛṣṭa-janma-vedanīyaḥ || 2.12 ||
Die Wurzel der Kleśas [ist] die Karma-Ansammlung, [wodurch] das gegenwärtige und [noch] unbekannte Leben zu erfahren sind.
kleśa- Plagen mūlaḥ nom m sg Wurzel karma- Handlungs, Karma āśayaḥ nom m sg Lagerstätte, Karmakonto, die Anlage, mit der ein Mensch zur Welt kommt und die eine Folge der Werke in einer vorangehenden Existenz ist dṛṣṭa- gesehen, vorliegend adṛṣṭa- ungesehen, unbekannt janma- Leben, Geburt vedanīyaḥ nom m sg ausgedrückt werdend, empfunden werdend, zu erfahren
sati mūle tad-vipāko jāty-āyur-bhogāḥ || 2.13 ||
Solange diese Wurzel vorhanden ist [kommt es] beim Heranreifen des [Karmas] zum Erleben von Leben einer bestimmten Dauer in [passenden] Familien.
sati lok n sg wenn besteht mūle lok n sg wenn die Wurzel tat- dessen (bezieht sich auf Karma) vipākaḥ nom m sg Heranreifen jāti- Geburt, Wiedergeburt, durch Geburt bestimmte Stellung m Leben, Familie āyuḥ- Leben, Lebenskraft, Lebensdauer, langes Leben, lebendige Kraft bhogāḥ nom m pl das Genießen, Empfindung, Nutzen, Erleben
te hlāda-paritāpa-phalāḥ puṇyāpuṇya-hetutvāt || 2.14 ||
Diese [Leben beinhalten] als Frucht Frohsinn und Seelenschmerz aufgrund guten und schlechten Karmas.
te nom m pl diese hlāda- Heiterkeit paritāpa- Seelenschmerz phalāḥ nom m pl Früchte puṇya- gutes Karma apuṇya- schlechtes Karma hetutvāt abl n sg durch die Ursache
pariṇāma-tāpa-saṃskāra-duḥkhair guṇa-vṛtti-virodhāc ca duḥkham eva sarvaṃ vivekinaḥ || 2.15 ||
Durch das Mühevolle von Verfall, Schmerz und Konditionierung, und durch die widersprüchlichen Impulse der Guṇas [im Geist], [ist] für den Unterscheidenden alles in der Tat mühevoll.
pariṇāma- Veränderung, Umwandlung, Entwicklung zu, Verlauf, Alter, Folge, Ende tāpa- Schmerzen, Qualen saṃskāra- Gewohnheiten, Geisteseindrücke duḥkhaiḥ inst n pl durch Unbehagen, Schmerz, Leid, schwerlich, ungern guṇa- Natureigenschaften vṛtti- Geschehen, Handlungsweise, Lebenswandel, Charakter, Gedankenwellen virodhāt abl m sg durch Feindseligkeit, Streit, Widerspruch, Unvereinbarkeit ca und duḥkham nom n sg unangenehm, widerwärtig eva wahrlich, allerdings sarvam nom n sg alles vivekinaḥ gen m sg für den Unterscheidenden
heyaṃ duḥkham anāgatam || 2.16 ||
Mühevolles ist zu vermeiden bevor es eintrifft.
heyam nom n sg zu vermeiden duḥkham nom n sg Leid an-ā-gatam nom n sg noch nicht angekommen
draṣṭṛ-dṛśyayoḥ saṃyogo heya-hetuḥ || 2.17 ||
Das Aufgehen des Sehers im Gesehenen [ist] die zu vermeidende Ursache.
draṣṭṛ- Seher, Wahrnehmer dṛśyayoḥ gen n dual von zu sehendem, Wahrgenommenem saṃ-yogaḥ nom m sg Verbindung, Vereinigung, Aufgehen in heya- zu vermeiden hetuḥ nom m sg Ursache
prakāśa-kriyā-sthiti-śīlaṃ bhūtendriyātmakaṃ bhogāpavargārthaṃ dṛśyam || 2.18 ||
Das Gesehene [hat] den Charakter [der Guṇas, nämlich] einleuchtend (=sattvisch), aktiv (=rajasisch) oder fest (=tamasisch) zu sein. [Die Verbindung von] Materie und Sinnen ist sein Wesen. Es dient der Erfahrung und der Loslösung [davon].
prakāśa- leuchtend, zu Tage tretend, offenbar kriyā- aktiv sthiti- fest, stillstehend śilam nom n sg Charakter, Gewohnheit, Benehmen, besonderer Neigung, gute Gewohnheiten bhūta- stoffliches Element indriya- Sinnesorgan, Sinneskraft ātmakam nom n sg als Natur der Sache bhoga- Genuss, Empfindung von Freude oder Schmerz apa-varga- Abschluss, Loslösung, letzte Befreiung der Seele artham nom n sg Zweck dṛśyam nom n sg das zu sehende, die sichtbare Welt
viśeṣāviśeṣa-liṅga-mātrāliṅgāni guṇa-parvāṇi || 2.19 ||
Die Manifestationsebenen der Guṇas [sind] grobstofflich, noch nicht grobstofflich, rein feinstofflich und merkmallos.
viśeṣa- Unterschied, Vorsprung, Bezeichnung der Elemente, die Erde als Element a-viśeṣa- ununterschieden, Urstoffe, Tanmātra liṅga- Merkmal, feinstofflich mātra- nur, nichts als a-liṅgāni nom n pl merkmallos guṇa- Grundeigenschaften allen materiellen Seins parvāni nom n pl Knoten an Pflanzenstengeln, Fuge, Absatz, Abteilung, Abschnitt, Zeitabschnitt
draṣṭā dṛśi-mātraḥ śuddho 'pi pratyayānupaśyaḥ || 2.20 ||
Der Sehende aber [ist] das bloße Schauvermögen, unvermischt rein. [Er ist] der Betrachter der Vorstellungen [die der Geist produziert].
draṣṭā nom m sg der Wahrnehmer dṛśi- das Schauvermögen mātraḥ nom m sg bloß, nur śuddhaḥ ppp nom m sg rein, hell, fleckenlos, fehlerfrei, ungemischt api dazu, auch, ferner, desgleichen, aber, nur, doch pratyaya- Vorstellungen. Überzeugungen anu-paśyaḥ nom m sg betrachtend
tadartha eva dṛśyasyātmā || 2.21 ||
Das Wesen des Gesehenen [ist] nur zu seinem Nutzen da.
tad- zu seinem arthaḥ nom n sg Nutzen eva wahrlich dṛśyasya gen n sg des Sichtbaren, Wahrnehmbaren ātmā nom m sg Wesen
kṛtārthaṃ prati naṣṭam apy anaṣṭaṃ tad-anya-sādhāraṇatvāt || 2.22 ||
Obwohl [das Gesehene] für den Vollendeten unwirklich ist, ist es nicht unwirklich für andere, weil diese gemeinsam daran festhalten.
kṛtārtham akk m sg den, der sein Ziel erreicht hat prati für, gegenüber naṣṭam ppp nom n sg verloren gegangen, verschwunden, abhanden gekommen, aus dem Gesicht verloren, nicht mehr zu sehen api obwohl a-naṣṭam nom n sg nicht untergegangen, nicht verschwunden tat- sie anya- für andere sādhāraṇatvāt abl n sg weil gemeinsam zugehörig, allen gemein, Gemeingut, gemeinsame Sache
sva-svāmi-śaktyoḥ sva-rūpopalabdhi-hetuḥ saṃyogaḥ || 2.23 ||
Das Ineinanderaufgehen von den Kräften des Gesehenen und seines Herrn, [also des Sehers], ist die Ursache der Wahrnehmung der Form des Gesehenen.
sva- eigen, sein (Rückbezug auf vorheriges Subjekt) svāmi- Herr, Eigentümer śaktyoḥ gen dual f von den beiden Fähigkeiten svarūpa- dessen Gestalt upa-labdhi- Erfassen, Wahrnehmung hetuḥ nom m sg Grund saṃyogaḥ nom m sg Vereinigung
tasya hetur avidyā || 2.24 ||
Die Ursache dieses [Ineinanderaufgehens ist] Unwissen.
tasya gen m sg dessen hetuḥ nom m sg Ursache avidyā nom f sg Unwissen, irrige Ansichten
tad-abhāvāt saṃyogābhāvo hānaṃ tad-dṛśeḥ kaivalyam || 2.25 ||
Durch deren Abwesenheit unterbleibt das Ineinanderaufgehen. Kaivalya, (Befreiung) [ist] das Unterlassen dieser [unwissenden] Betrachtungsweise.
tat- deren abhāvāt abl m sg durch Abwesenheit saṃyoga- Verbindung abhāvaḥ Abwesenheit hānam nom n sg Aufhören, Aufgeben tat- dessen dṛśeḥ gen f sg des Sehens, Schauen, Anschauungsweise kaivalyam nom n sg vollkommene Erlösung, absolute Einheit
viveka-khyātir aviplavā hānopāyaḥ || 2.26 ||
Das Mittel zum Unterlassen [ist] die unterscheidende Einstellung, die ununterbrochen ist.
viveka- Unterscheidung khyātiḥ nom f sg Auffassung, Einsicht, Bekanntsein, Berühmtheit aviplavā nom f sg ununterbrochen hāna- Aufhören, Aufgeben upāyaḥ nom m sg Mittel
tasya saptadhā prānta-bhūmiḥ prajñā || 2.27 ||
Siebenfach [ist] seine Einsicht auf der letzten Stufe.
Nach Vyāsa handelt es sich um die folgenden Einsichten des Yogis:
tasya gen n sg seine sapta-dhā adv siebenfach pra-anta- Rand, Ende, am Ende von bhūmiḥ nom f sg Erde, Erdboden, Stufe, Grad prajñā nom f sg Urteilskraft, Einsicht, Verstand
yogāṅgānuṣṭhānād aśuddhi-kṣaye jñāna-dīptir ā-viveka-khyāteḥ || 2.28 ||
Wenn durch das Praktizieren der Glieder des Yogawegs die inneren Unreinheiten abgenommen [haben], [entsteht] das Licht der Erkenntnis, das zur unterscheidenden Einstellung führt.
yoga- Yoga aṅga- Glieder anuṣṭhānāt abl n sg durch das Ausführen, Verrichten a-śuddhi- Unreinheit kṣaye lok m sg bei Abnahme, Verminderung, Verlust, Untergang, Ende jñāna- Erkenntnis dīptiḥ nom f sg das Flammen, heller Glanz, glänzende Anmuth ā adv hin zu (+abl) viveka- Unterscheidung khyāteḥ abl f sg Auffassung, Einsicht
yama-niyamāsana-prāṇāyāma-pratyāhāra-dhāraṇā-dhyāna-samādhayo 'ṣṭāv aṅgāni || 2.29 ||
Die acht Glieder [sind]
yama- Halten, Haltung, Zügel niyama- Niederhalten, feste Regel, Gelübde āsana- Sitzen prāṇāyāma- Atemkontrolle pratyāhāra- Zurückziehung dhāraṇā- Konzentration dhyāna- Meditation samādhayaḥ nom m pl Versenkung aṣṭau nom pl acht aṅgāni nom n pl Glieder
ahiṃsā-satyāsteya-brahmacaryāparigrahā yamāḥ || 2.30 ||
Die Yamas (Grundhaltungen) [sind]
a-hiṃsā- Nichtschädigen satya- Wahrhaftigkeit asteya- Nichtstehlen brahma-carya- sich als Veda-Schüler betragen, sexuell enthaltsam leben a-pari-grahāḥ nom m pl Nichtergreifung, Besitzlosigkeit, das Nichtumfassen, Nichteinschließen yamāḥ nom m pl die Zügel, Hemmungen, Unterdrückungen, Observanzen, Regeln, Haltungen
jāti-deśa-kāla-samayānavacchinnāḥ sārvabhaumā mahā-vratam || 2.31 ||
Überall gültig, ohne Ausnahme durch Stellung, Ort, Gelegenheit oder Umstände, [sind sie] das große Gebot.
jāti- Stellung, Kaste, Rang, Familie deśa- Ort, Gegend, Land kāla- Zeit, Gelegenheit samaya- Vereinbarung, Umstände an-avacchinnāḥ nom m pl un-unterbrochen sārvabhaumāḥ nom m pl über die ganze Erde verbreitet/ herrschend mahā- groß vratam nom n sg Gebot, Gehorsam, Ordnung, religiöse Pflicht, Gelübte
śauca-saṃtoṣa-tapaḥ-svādhyāyeśvara-praṇidhānāni niyamāḥ || 2.32 ||
Die Niyamas (Grundübungen) [sind]
śauca- Reinigung, Reinheit saṃtoṣa- Zufriedensein mit, Genügsamkeit, Zufriedenheit tapaḥ- Glut, Askeseübung svādhyāya- Rezitation für sich selbst īśvara- Gottesperson praṇidhānāni nom n pl Ergebung niyamāḥ nom m pl die festen Regeln, Gebote, Versprechen
vitarka-bādhane pratipakṣa-bhāvanam || 2.33 ||
Bei Bedrängung durch zweifelnde Gedanken [hilft] Vergegenwärtigung der Gegenseite.
vitarka- Vermutung, Zweifel, eine fragliche Sache, Hinundherüberlegen bādhane lok m sg bei Peinigung, Bedrängung prati-pakṣa- die entgegengesetzte Seite, der andere Flügel, Gegensatz, Opposition, Gegner, Nebenbuhler bhāvanam nom n sg Vergegenwärtigung
vitarkā hiṃsādayaḥ kṛta-kāritānumoditā lobha-krodha-moha-pūrvakā mṛdu-madhyādhi-mātrā duḥkhājñānānanta-phalā iti pratipakṣa-bhāvanam || 2.34 ||
Gedanken wie z.B.
Hier [hilft] die Vergegenwärtigung der Gegenseite.
vitarkāḥ nom m pl Vermutung, Zweifel, eine fragliche Sache, Hinundherüberlegen, Erwägung hiṃsā nom f sg Schädigen ādayaḥ nom m pl mit … beginnend, usw. kṛta- getan kārita- bewirkt anu-moditāḥ nom m pl ermutigt lobha- Gier krodha- Wut moha- Verwirrung pūrvakāḥ nom m pl vorangehend mṛdu- sacht madhya- mittel adhi-matrāḥ nom m pl übermäßig duḥkha- Leid ajñāna- Unwissen ananta- endlos phalāḥ nom m pl Früchte iti also, in solchem Fall prati-pakṣa- die entgegengesetzte Seite bhāvanam nom n sg Vergegenwärtigung
ahiṃsā-pratiṣṭhāyāṃ tat-saṃnidhau vaira-tyāgaḥ || 2.35 ||
Bei Gefestigtsein in Nichtschädigen verschwindet Feindschaft in dessen Gegenwart.
ahiṃsā- Nichtschädigen pratiṣṭhāyām lok f sg bei Festigung tat- dessen saṃnidhau lok m sg in Gegenwart vaira- Feindschaft tyāgaḥ nom m sg Verlassen, Aufgeben
satya-pratiṣṭhāyāṃ kriyā-phalāśrayatvam || 2.36 ||
Bei Gefestigtsein in Wahrheit sind die Früchte von Handlungen entsprechend.
Wenn jemand 12 Jahre lang nur die Wahrheit gesagt habe, – so die indische Auffassung – ist er so mit der Wahrheit verwoben, dass seine Worte wahr werden, egal was er sagt.
satya- Wahrhaftigkeit pratiṣṭhāyām lok f sg bei Festigung kriyā- Ausführung, Anwendung, Handlung, heilige Handlung phala- Früchte. Resultate āśrayatvam nom n sg woran sich etwas anschließt, Anlehnung, Abhängigkeit
asteya-pratiṣṭhāyāṃ sarva-ratnopasthānam || 2.37 ||
Bei Gefestigtsein in Nichtstehlen kommen alle Reichtümer.
asteya- Nichtstehlen pratiṣṭhāyām lok f sg bei Festigung sarva- alle ratna- Gabe, Besitz, Juwel, Perle upa-sthānam nom n sg Hinzutreten, Erscheinen
brahmacarya-pratiṣṭhāyāṃ vīrya-lābhaḥ || 2.38 ||
Bei Gefestigtsein in sexueller Enthaltsamkeit gewinnt man Tatkraft.
brahmacarya- Enthaltsamkeit pratiṣṭhāyām lok f sg bei Festigung vīrya- Männlichkeit, Tapferkeit, Kraft, Wirksamkeit, Energie lābhaḥ nom m sg das Finden, Antreffen, Bekommen, Kriegen, Erlangung, Gewinn, Vorteil
aparigraha-sthairye janma-kathaṃtā-saṃbodhaḥ || 2.39 ||
Bei Standhaftigkeit in Nichtergreifen kommt die Einsicht in das Wie und Warum der [eigenen] Geburt.
aparigraha- Nichtbesitzergreifung sthairye lok n sg bei Standhaftigkeit janma- Geburt, Leben, Wiedergeburt kathaṃ-tā- das Wie-Sein saṃbodhaḥ nom m sg Verstehen, Einsicht
śaucāt svāṅga-jugupsā parair asaṃsargaḥ || 2.40 ||
Durch Reinheit [kommt es zu]
śaucāḥ abl m sg durch Reinheit, Reinigung sva-aṅga- eigener Körper jugupsā nom m sg Abneigung, Widerwille, Absicht sich vor etw zu hüten, Vorsicht paraiḥ inst m pl mit anderen a-saṃsargaḥ nom m sg Nichtberührung, keinen Umgang, keinen Verkehr mit, keinen Kontakt
sattva-śuddhi-saumanasyaikāgryendriya-jayātma-darśana-yogyatvāni ca || 2.41 ||
… und durch Reinheit des Sattva [entstehen]
Mit Sattva ist das Element im Geist gemeint, welches das reine Bewusstsein des Purusha reflektiert. Dadurch erlebt sich der Geist als mit individuellem Bewusstsein ausgestattet, und man hat das Gefühl eine individuelle Person zu sein. Je reiner dieses Sattva in einem ist, desto geringer ist das Gefühl der Trennung.
Dieses Sūtram gilt auch umgekehrt: Wenn das Sattva unrein ist, hat man ein unstetes Gemüt, mangelnde Konzentration, wird von den Sinnen bestimmt und kann nicht das eigene Selbst wahrnehmen.
sattva- Wesen, Seinsheit śuddhi- Reinwerden, Reinigung, Läuterung, Reinheit saumanasya- wohlgesinntes Gemüt, Wohltuendheit, Frohsinn, gute Laune aikāgrya- auf einen Punkt gerichtete Aufmerkwsamkeit indriya- Sinne jaya- Sieg ātma- das Selbst darśana- Sehen, Wahrnehmen, Schau yogyatvāni nom n pl Befähigung ca und
saṃtoṣād anuttamaḥ sukha-lābhaḥ || 2.42 ||
Durch Zufriedenheit erlangt man unübertreffliche Leichtigkeit.
saṃtoṣāt abl m sg durch Zufriedenheit, Genügsamkeit, Zufrieden sein mit etw anuttamaḥ nom m sg nichts Höheres über sich habend, vorzüglichst, stärkst, heftigst sukha- Wohlbefinden, Behagen, Genuss lābhaḥ nom m sg Finden, Antreffen, Erlangung, Gewinn
kāyendriya-siddhir aśuddhi-kṣayāt tapasaḥ || 2.43 ||
Durch das Anfachen innerer Glut [kommt es] zur Verminderung von Unreinheit. Dadurch [entsteht] heilende Ordnung von Körper und Sinnen.
kāya- Körper indriya- Sinne siddhiḥ glücklicher Erfolg, Heilung, das in Ordnung kommen, persönlicher Erfolg, Zaubermacht aśuddhi- Unreinheit kṣayāt abl m sg durch Abnahme, Verminderung, Verlust tapasaḥ abl n sg durch Glut, durch Askeseübung
svādhyāyād iṣṭa-devatā-saṃprayogaḥ || 2.44 ||
Durch Rezitation [spiritueller Texte] für sich selbst [kommt es zur] Verbindung mit der erwählten Gottheit.
svādhyāyāt abl m sg durch Rezitation für sich selbst iṣṭa- erwünscht devatā- Gottheit saṃprayogaḥ nom m sg Befestigung an, Verbindung mit
samādhi-siddhir īśvara-praṇidhānāt || 2.45 ||
Durch Gottergebung [kommt es zum] Gelingen von Samādhi.
samādhi- Versenkung siddhiḥ nom f sg Erfolg īśvara- Gottesperson praṇidhānāt abl n sg durch Ergebung, Dienstbeflissenheit, die Aufmerksamkeit richten auf
sthira-sukham āsanam || 2.46 ||
Eine feste und angenehme Sitzhaltung [entsteht] …
sthira- fest sukham nom n sg angenehm āsanam nom n sg das Sitzen
prayatna-śaithilyānanta-samāpattibhyām || 2.47 ||
… durch Lockerung von Anstrengung und durch das Aufgehen im Grenzenlosen.
prayatna- Willenstätigkeit, Bemühung, Eifer, Anstrengung śaithilya Lockerheit, Verringerung ananta Unendlich samāpattibhyām inst f dual durch Zusammenfallen, Zusammentreffen, Aufgehen des Subjekts im Objekt
tato dvandvānabhighātaḥ || 2.48 ||
Dann [gibt es] keine schädliche Einwirkung der Gegensatzpaare mehr.
tataḥ dann dvaṃdva- Gegensatzpaar an-abhighātaḥ nom m sg keine schädliche Einwirkung
tasmin sati śvāsa-praśvāsayor gati-vicchedaḥ prāṇāyāmaḥ || 2.49 ||
Ist das erreicht, [folgt] Prāṇāyāma, die Aufteilung des Gangs der Aus- und Einatmung.
tasmin lok n sg wenn dies sati ppr lok n sg existiert, gegenwärtig ist, angetroffen wird śvāsa- Atmen praśvāsayoḥ- gen m dual des Einatmens gati- der Gang vicchedaḥ nom m sg Unterbrechung, Hemmung prāṇāyāmaḥ Atemkontrolle, Atemhemmung
bāhyābhyantara-stambha-vṛttir deśa-kāla-saṃkhyābhiḥ paridṛṣṭo dīrgha-sūkṣmaḥ || 2.50 ||
[Dies ist] die Abfolge von Aus, Ein und Halten bei Beachtung von Körperbereich, Zeit und Zählung, langsam und kaum wahrnehmbar.
bāhya- nach außen abhyantara- innerlich stambha- Pfosten, Unbeweglichkeit, Anfüllung, Aufgeblasenheit vṛttiḥ das Rollen, Verfahren. Tätigkeit, Tempo, Rhythmus deśa- Ort, Land, Körpergegend kāla- geeignete Zeit, passender Zeitpunkt, Zeitmaß saṃkhyābhiḥ inst f pl durch Zählung, Bestimmung der Anzahl, Berechnung pari-dṛṣṭaḥ ppp nom m sg betrachtet, ausfindig gemacht, erkannt dīrgha- weitreichend, lange dauernd sūkṣmaḥ nom m sg subtil, fein, kaum hörbar
bāhyābhyantara-viṣayākṣepī caturthaḥ || 2.51 ||
Ein vierter [Aspekt des Prāṇāyāma] verwirft den Bereich des Aus- und Ein[-Atmens].
bāhya- außerhalb abhyantara- innerlich viṣaya- Bereich ākṣepī nom m sg verwerfend, ablegend caturthaḥ nom m sg der vierte
tataḥ kṣīyate prakāśāvaraṇam || 2.52 ||
Dann nimmt die Verhüllung des Lichts ab.
tataḥ dann kṣīyate 3p sg präs medium nimmt ab, hört auf prakāśa- Licht āvaraṇam nom n sg Verhüllung
dhāraṇāsu ca yogyatā manasaḥ || 2.53 ||
Und die Befähigung des Gemüts zur Konzentration [entsteht].
dhāraṇāsu lok f pl zu Konzentrationen [auf verschiedene Ziele] ca und yogyatā nom f sg Befähigung manasaḥ gen n sg des Gemüts, des diskursiven Denkens
sva-viṣayāsaṃprayoge citta-sva-rūpānukāra ivendriyāṇāṃ pratyāhāraḥ || 2.54 ||
Zurückziehen der Sinne [geschieht], wenn sie von ihren Sinnesbereichen getrennt sind und sozusagen dem Charakter des Geistes folgen.
Wenn die Sinne mit ihren Sinnesbereichen verbunden sind, folgt der Geist normalerweise den Sinnen. Sind sie nicht mit ihren Sinnesbereichen verbunden, folgen sie dem Geist. Ist der Geist dann still, werden die Sinne auch still.
sva- eigen viṣaya- Bereich a-samprayoge lok m sg bei Trennung citta- denkender Geist svarūpa- Eigennatur, Charakter, Eigentümlichkeit anukāraḥ nom m sg Nachahmung iva wie, gleichsam indriyānām gen n pl der Sinne pratyāhāraḥ nom m sg Zurückziehung
Tataḥ paramā vaśyatendriyāṇām || 2.55 ||
Dann [entsteht] höchste Folgsamkeit der Sinne.
tataḥ dann paramā nom f sg die höchste vaśyatā nom f sg Unterwürfigkeit, Folgsamkeit indriyānām gen n pl des Sinnesvermögens
iti patañjali-viracite yoga-sūtre dvitīyaḥ sādhana-pādaḥ
So [lautet] im von Patañjali verfassten Yoga-Leitfaden das zweite Kapitel, [genannt] zum Ziel führendes
deśa-bandhaś cittasya dhāraṇā || 3.1 ||
Kontemplation [ist] die Bindung des denkenden Geistes an einen Bereich.
deśa- Ort, Stelle, Platz, Gegend, Land, Raum, Teil, angezeigte Sache bandhaḥ Bindung cittasya gen n sg des denkenden Geistes dhāraṇā nom f sg Konzentration
tatra pratyayaika-tānatā dhyānam || 3.2 ||
Meditation [ist es wenn] dabei die Gedankenbilder ganz einsgerichtet sind.
tatra dort pratyaya- Vorstellung, Gewissheit eka-tānatā nom f sg Eins-Ausrichtung, die Gerichtetheit der Aufmerksamkeit nur auf Eines dhyānam nom n sg Meditation
tad evārtha-mātra-nirbhāsaṃ sva-rūpa-śūnyam iva samādhiḥ || 3.3 ||
Samādhi [ist] es in der Tat, wenn nur das Ziel im Bewusstsein leuchtet als wäre die eigene Persönlichkeit abwesend.
tat nom n sg das eva eben, in der Tat artha- Ziel, Zweck, Sache mātra nur nirbhāsam nom n sg Schein, Leuchten, zum Bewusstsein bringen svarūpa- Eigentümlichkeit, Wesen, Natur śūnyam nom n sg leer iva wie, gleichsam samādhiḥ nom m sg Versenkung
trayam ekatra saṃyamaḥ || 3.4 ||
Saṃyama (Sammlung) [sind] diese drei, bei einer Sache vereinigt.
trayam nom n sg Dreiheit ekatra an einer Stelle, vereinigt saṃyamaḥ nom m sg Bändigung, Selbstbeherrschung, Fesselung, Konzentration des Geistes, Anstrengung
taj-jayāt prajñālokaḥ || 3.5 ||
Durch seine Bemeisterung [kommt es zur] Weisheitsschau.
tat- dessen jayāt abl m sg durch Besiegung, Gewinn prajñā- Urteilskraft, Einsicht, Weisheit ālokaḥ nom m sg das Sehen, Anblick, Erblicken, Licht, heller Schein, Schimmer
tasya bhūmiṣu viniyogaḥ || 3.6 ||
Seine Anwendung [geschieht] in Stufen.
tasya dessen, seine bhūmiṣu lok f pl in Stufen, graduell viniyogaḥ nom m sg Anstellung, Beauftragung, Anwendung, Verwendung, Gebrauch
trayam antar-aṅgaṃ pūrvebhyaḥ || 3.7 ||
Diese Dreiheit ist der innere Teil, verglichen mit den bereits aufgeführten [fünf der acht Glieder des Yoga].
trayam nom n sg Dreiheit antar- in Mitten, innen aṅgam nom n sg Glied, Körper, Bestandteil, Hilfsmittel, Thema pūrvebhyaḥ abl m pl von den vorherigen
tad api bahir-aṅgaṃ nirbījasya || 3.8 ||
In Bezug auf den samenlosen [Samādhi] ist sie sogar ein äußerer Teil [der Yoga-Glieder].
tat das api sogar bahir- draußen, äußerer aṅgam nom n sg Bestandteil nirbījasya gen m sg für den Samenlosen
vyutthāna-nirodha-saṃskārayor abhibhava-prādurbhāvau nirodha-kṣaṇa-cittānvayo nirodha-pariṇāmaḥ || 3.9 ||
Wenn nach außen drängende Gewohnheiten überwunden werden und zur Stille führende hervortreten, verbindet sich der Geist mit Momenten von Stille. [Das ist] die natürliche Entwicklung zur Verstillung.
vyutthāna- nach außen drängend nirodha- Hemmung, Zurückhaltung, Unterdrückung, Bezwingung, Beherrschung, Vernichtung saṃskārayoḥ lok/gen m dual bezüglich Gewohnheiten abhi-bhava- das Überwältigt-Werden, Unterdrücktwerden, Erniedrigung, Geringachtung prādur-bhāvau nom m dual das in Erscheinung treten nirodha- Verstillung, Bezwingung kṣaṇa- Momente citta- denkender Geist anvayaḥ nom m sg Verbindung, logischer Zusammenhang, Anziehung nirodha- Verstillung pariṇāmaḥ nom m sg natürliche Entwicklung
tasya praśānta-vāhitā saṃskārāt || 3.10 ||
Durch Pflege [kommt es zu] derem ruhigen Fließen.
tasya deren praśānta- beruhigt, ruhig, still vāhitā nom f sg Fließen saṃskarāt abl m sg durch Pflege, gute Erziehung, Weihe, Gewohnheiten
sarvārthataikāgratayoḥ kṣayodayau cittasya samādhi-pariṇāmaḥ || 3.11 ||
Die natürliche Entwicklung des Geistes zum Samādhi hin [geschieht], wenn alle weltlichen Ziele versiegen und Einsgerichtetheit hervortritt.
sarva- alle arthatā- Zweckheit, das Dienen zu ekāgratayoḥ lok/gen f dual bei Einsgerichtetheit kṣaya- Abnahme udayau nom m dual das Aufsteigen, Hervortreten cittasya gen n sg des denkenden Geistes samādhi- Versenkung pariṇāmaḥ nom m sg Entwicklung
tataḥ punaḥ śāntoditau tulya-pratyayau cittasyaikāgratā-pariṇāmaḥ || 3.12 ||
Dort wiederum [bedeutet] Entwicklung zur Einsgerichtetheit, dass gerade nachgelassene und neu aufkommende Gedankenbilder im Geist dieselben sind.
tataḥ dort, von da aus, dahin, dann punaḥ zurück, wieder(um), außerdem (weiter ausführend) śānta- still, erloschen, nachgelassen, aufgehört, gewichen, gestorben uditau nom m dual aufgekommen tulya- gleich, gleichbedeutend, gleichartig, entsprechend pratyayau nom m dual Vorstellung, Gewissheit cittasya gen n sg des denkenden Geistes ekāgratā- Einsgerichtetheit pariṇāmaḥ Entwicklung
etena bhūtendriyeṣu dharma-lakṣaṇāvasthā-pariṇāmā vyākhyātāḥ || 3.13 ||
Damit erklären sich [auch] Entwicklungen von Dharma, Vorzeichen und Lebenslage, – in materieller Hinsicht und bei der Wahrnehmung.
Das Wort "Dharma" hat vielfältige Bedeutungen. In Bezug auf den Yoga-Übenden kann man es mit "Aufgaben im Leben" wiedergeben.
etena inst n sg damit bhūta- geworden, geschehen, Vergangenheit, Tatsache, Wirklichkeit, Dasein, Wohlsein, Gedeihen, materielles Grundelement indriyeṣu lok m pl bei Sinneskräften, Sinnlichkeit dharma- Ordnung, Bestimmung, Natur einer Sache, charkteristische Eigenschaft, Eigentümlichkeit, Attribut, Funktion, Aufgabe lakṣaṇa- Andeutung, indirekte Bezeichnung, glückliches Merkmal, günstiges Zeichen, Gelegenheit avasthā nom f sg Zustand, Lebenslage, Stufe pariṇāmāḥ nom m pl Entwicklungen, Veränderungen vyākhyātāḥ ppp nom m pl erklärt
śāntoditāvyapadeśya-dharmānupātī dharmī || 3.14 ||
Wer seine Aufgaben kennt, folgt dem Ablauf von erledigtem, aktuellem und noch nicht manifestiertem Dharma.
Der Kommentator Vyāsa gibt diesen Satz eine ganz andere Bedeutung und nutzt ihn als Argument gegen die buddhistische Yogācāra-Schule. Das geht, weil die Worte Dharma und Dharmī so vielfältige Bedeutungen haben.
Seiner Meinung nach ist in etwa gemeint: "Die Urmaterie (dharmī) liegt dem Ablauf von vergangenen, gegenwärtigen und zukünftigen Eigenschaften (dharma) zugrunde."
śānta ruhig, sanft, verloschen, aufgehört, verstorben udita aufgestiegen, gesteigert, zu Tage getreten a-vy-apa-deśa unbezeichnet, kein Gemeintsein dharma- Bestimmung, Pflicht, Natur eines Dinges, charakteristisches Merkmal anupātī nom m sg der (einer Sache) Nachgehende, Folgende, der etwas hinterher läuft, der einem Ablauf folgt dharmī nom m sg der mit besonderen Eigenschaften versehene, der Fromme, der Tugendhafte, der seiner Pflicht Treue
kramānyatvaṃ pariṇāmānyatve hetuḥ || 3.15 ||
Ursache von Entwicklungsunterschieden [sind] Unterschiede der Schritte.
krama- Schritte, Reihenfolge anyatvam nom n sg andere Beschaffenheit, Verschiedenheit pariṇāma- Entwicklung anyatve lok n sg Verschiedeneheit hetuḥ nom m sg Ursache
Es folgen Übungsvorschläge, die zuerst konkrete Konzentrationsziele betreffen und zunehmend subtiler werden, um schließlich auf das Ziel der Befreiung angewandt zu werden.
pariṇāma-traya-saṃyamād atītānāgata-jñānam || 3.16 ||
Durch Saṃyama über die Veränderungen dieser Drei, [also Dharma, Vorzeichen und Lebenslage, entsteht] Erkenntnis über Vergangenes und Kommendes.
pariṇāma Entwicklung traya- Dreiheit saṃyamāt abl m sg durch Sammlung atīta- vergangenes anāgata- zukünftiges jñānam nom n sg Erkenntnis
śabdārtha-pratyayānām itaretarādhyāsāt saṃkaras tat-pravibhāga-saṃyamāt sarva-bhūta-ruta-jñānam || 3.17 ||
Durch gegenseitige Überlagerung vom Klang eines Ausrufs, seiner Bedeutung und der Vorstellung [die dann entsteht, kommt es zu] einer Vermischung. Durch Saṃyama über deren Aufschlüsselung [kommt es] zum Verstehen der Rufe aller Tiere.
śabda- Wort, Laut artha- Zweck. Sache, Gegenstand, Angelegenheit pratyaya Gewissheit, Vorstellung itara-itara gegenseitig adhyāsāt abl m sg durch falsche Übertragung saṃkaraḥ nom m sg Vermischung tat- das, dessen pravibhāga- Einteilung, Sonderung saṃyamāt abl m sg durch Sammlung sarva- alle bhūta- Wesen ruta- Gebrüll, Geschrei jñānam nom n sg Erkenntnis
saṃskāra-sākṣat-karaṇāt pūrva-jāti-jñānam || 3.18 ||
Indem man sich Gewohnheiten [durch Saṃyama] vor Augen führt, [kommt es zur] Erkenntnis früherer Geburten.
saṃskāra- Gewohnheiten sākṣat- vor Augen karaṇāt abl m sg durch Machen, tun pūrva- vorherig jāti- Geburt jñānam nom n sg Erkenntnis
pratyayasya para-citta-jñānam || 3.19 ||
[Durch Saṃyama] über Gedankenbilder [entsteht] Verstehen des Geistes anderer.
Um wessen Gedankenbilder handelt es sich? Wenn der Yogi seinen Geist leer macht, können Gedankenbilder eines Menschen in seiner Nähe in ihm aufkommen. Durch diese Gedankenbilder kann er dessen Geist verstehen.
pratyayasya gen m sg bezüglich der Überzeugung, dem Vertrauen, Glauben, der Vorstellung para- fremd citta- denkender Geist jñānam nom n sg das Erkennen, Verstehen, Wissen, Erkenntnis
na ca tat sālambanaṃ tasyāviṣayī-bhūtatvāt || 3.20 ||
Das aber ohne die tieferen Ursachen, weil es nicht der Bereich gewesen ist [auf den sich der Yogi durch Saṃyama konzentriert hat].
na nicht ca und, sogar, dagegen, aber tat nom n sg das sa- mit ālambanam nom n sg Stütze, Grundlage tasya gen m sg dessen, darauf bezüglich a-viṣayī bhūtatvāt adv+abl n sg weil es nicht zum Bereich wurde
kāya-rūpa-saṃyamāt tad-grāhya-śakti-stambhe cakṣuḥ-prakāśāsaṃprayoge 'ntar-dhānam || 3.21 ||
Durch Saṃyama über die Form des [eigenen] Körpers [entsteht] Unsichtbarkeit, wenn – durch Trennung von Sehkraft und Licht – die Fähigkeit ihn zu erfassen gehemmt wird.
kāya- Körper rūpa- Form, Gestalt saṃyamāt abl sg m durch Sammlung auf tat- das, ihn grāhya- zu erfassen śakti- Fähigkeit stambhe lok sg m bei der Hemmung, Bannung cakṣuḥ- Sehkraft, Anblick, das Helle, der Schein, das Auge prakāśa- Licht a-saṃprayoge lok n sg bei Trennung der Verbindung antardhānam nom n sg das Bedecken, Verschwinden
etena śabdādy-antardhānam uktam || 3.22 ||
Damit [wird auch] das Verschwinden von Lauten usw. erklärt.
In manchen Ausgaben gehört diese Zeile zu Vyāsa-s Kommentar und nicht zo den Sūtras, wodurch sich die Zählung ab hier um eine Stelle verringert.
etena inst n sg damit śabda- Laut ādi- als Anfang habend, usw. antardhānam nom n sg das Bedecken, Verschwinden uktam nom n sg gesagt, gesprochen, erwähnt, angegeben, gelernt, gemeint
sopakramaṃ nirupakramaṃ ca karma tat-saṃyamād aparānta-jñānam ariṣṭebhyo vā || 3.23 ||
Karmische Wirkung kommt schnell oder nicht. Durch Saṃyama darüber [erlangt man] das Wissen über den [eignen] Todeszeitpunkt. Oder durch [Saṃyama über] ungünstige Vorzeichen.
sa- mit upakramam nom n sg Antritt, Beginn, Herbeikunft niḥ- ohne, Gegenteil von upakramam nom n sg Antritt ca und karma nom sg n Karma tat- darüber saṃyamāt abl m sg durch Saṃyama, Sammlung aparānta Ende, Schluss, Tod jñānam nom n sg Erkenntnis ariṣṭebhyaḥ abl m pl durch Unglück verheißender Vorzeichen, Omen vā oder
maitryādiṣu balāni || 3.24 ||
[Durch Saṃyama] auf freundschaftliche Gesinnung usw. [entstehen] Kräfte, [die zu dieser Eigenschaft gehören].
maitrya- Freundschaft ādiṣu lok pl m mit x als Anfang und weitere, usw balāni nomn pl Kräfte, Stärke, Gewalt
baleṣu hasti-balādīni || 3.25 ||
[Durch Saṃyama] auf Kräfte [entstehen] Elefantenkräfte usw.
baleṣu lok n pl auf Kräften hasti- Elefant, Rüsseltier bala- Kräfte ādīni nom n pl mit x als Anfang und weitere, usw.
pravṛtty-āloka-nyāsāt sūkṣma-vyavahita-viprakṛṣṭa-jñānam || 3.26 ||
Durch das Eindringen der Aufmerksamkeit in die Entfaltung der Dinge [entsteht] Wissen von Subtilem, Verborgenem und weit Entferntem.
pravṛtti- Entfaltung, Auftreten, Erscheinen, Tätigkeit āloka- das Hinsehen, Erblicken, Anblick, Licht nyāsāt abl m sg durch Hineinstecken, Hineinsetzen, heften an, Niederlegen, Ablegen, Niederschreiben, zur Sprache bringen sūkṣma- subtil vyavahita- der Wahrnehmung entzogen viprakṛṣṭa- entfernt jñānam nom n sg Erkenntnis, Wissen
bhuvana-jñānaṃ sūrye saṃyamāt || 3.27 ||
Durch Saṃyama über die Sonne [entsteht] Wissen über die Erde.
bhuvana- Welt jñānam nom n sg Wissen sūrye nok m sg über die Sonne saṃyamāt abl m sg durch Saṃyama, Sammlung
candre tārā-vyūha-jñānam || 3.28 ||
[Durch Saṃyama] über den Mond [entsteht] Wissen über die Anordnung der Sterne.
candre lok m sg über den Mond tārā- Sterne vyūha- Anordnung jñānam nom n sg Wissen
dhruve tad-gati-jñānam || 3.29 ||
[Durch Saṃyama] über den Polarstern [entsteht] Wissen über deren Bewegung.
dhruve lok m sg über den Polarstern tat- deren gati- Gang, Bewegung, Art zu gehen jñānam nom n sg Wissen
nābhi-cakre kāya-vyūha-jñānam || 3.30 ||
[Durch Saṃyama] über das Nabel-Chakram das Wissen über die Ordnung der Teile des Körpers.
nābhi- Nabel cakre lok sg n bei Chakra kāya- Körper vyūha- Anordnung der Teile, Disposition, Gesamtheit, ausführliche Beschreibung jñānam nom sg n Wissen
kaṇṭha-kūpe kṣut-pipāsā-nivṛttiḥ || 3.31 ||
[Durch Saṃyama] über die Grube unter der Kehle das Aufhören von Hunger und Durst.
kaṇṭha- Kehl kūpe lok m sg über die Grube kṣut- Hunger pipāsā- Durst nivṛttiḥ nom f sg das Aufhören, Verschwinden
kūrma-nāḍyāṃ sthairyam || 3.32 ||
[Durch Saṃyama] über den Schildkröten-Energiekanal, Unbeweglichkeit.
Es gibt verschiedene Auffassungen darüber, was dieser Energiekanal, Kūrma-Nāḍī, sei:
kūrma- Schildkröte nāḍyām lok f sg über den Energiekanal sthairyam nom n sg Festigkeit, Ausdauer
mūrdha-jyotiṣi siddha-darśanam || 3.33 ||
[Durch Saṃyama] über das Licht im Stirnbereich [gelangt man zur] Wahrnehmung von Siddhas, (vollendeten Yogīs).
mūrdha- Stirn, Schädel jyotiṣi lok n sg über das Licht siddha- Vollendeter, Seliger darśanam nom n sg das Sehen, Schau, Anblick, Wahrnehmung
prātibhād vā sarvam || 3.34 ||
Oder [das] alles durch Intuition.
prātibhāt abl n sg durch Intuition vā oder sarvam nom n sg alle, alles
hṛdaye citta-saṃvit || 3.35 ||
[Durch Saṃyama] über das Herz [entsteht] höhere Bewusstheit des denkenden Geistes.
hṛdaye lok n sg über das Herz citta- denkender Geist saṃvit nom f sg Bewusstsein, Erkenntnis, Empfindung, Einverständnis, Übereinkunft
sattva-puruṣayor atyantāsaṃkīrṇayoḥ pratyayāviśeṣo bhogaḥ parārthatvāt svārtha-saṃyamāt puruṣa-jñānam || 3.36 ||
Für Sattva und den Purusha, die beide vollkommen unvermischt sind, [entsteht durch] die Idee ihrer Gleichheit das Empfinden von Freude und Schmerz.
Weil dieses [Empfinden] dem [Purusha zur Sammlung von Erfahrungen] dient, [kommt es] durch Saṃyama über das, was [nur] sich selbst dient, zur Erkenntnis des Purusha.
sattva- Seinsheit, reinste materielle Eigenschaft puruṣayoḥ gen dual m und Purusha atyanta- vollständig, übermäßig a-saṃ-kīrṇayoḥ gen dual m von den beiden nicht verunreinigten, unvermischten pratyaya- Vorstellung, Gewissheit aviśeṣaḥ nom m sg kein Unterschied bhogaḥ nom m sg Genuss, Erfahrung von Freude und Leid parārthatvāt abl n sg weil um eines anderen willen geschehend svārtha- seiner selbst wegen saṃyamāt abl m sg durch Saṃyama, Sammlung puruṣa-jñānam nom n sg Erkenntnis des Purushas
tataḥ prātibha-śrāvaṇa-vedanādarśāsvāda-vārtā jāyante || 3.37 ||
Dann kommt es zu plötzlich einleuchtendem Hören, Fühlen, Sehen, Schmecken und Riechen.
tataḥ dann prātibha plötzlich einleuchtend, intuitiv, Intuition, Inspiration śrāvaṇa Hören vedanā Empfindung ādarśa Abbild, Spiegel āsvāda Schmecken vārtāḥ/vārttāḥ nom f pl Lebensunterhalt, Neuigkeit, Gerücht, Geruchsempfindung jāyante 3p pl präs ātm werden geboren, werden hervorgebracht, entstehen, eintreten, stattfinden
te samādhāv upasargā vyutthāne siddhayaḥ || 3.38 ||
Diese sind im Samādhi Ablenkungen. Bei der Rückkehr zur weltlichen Ebene sind es paranormale Kräfte.
te nom m pl diese samādhau lok sg m im, für Samādhi upasargāḥ nom m pl Ablenkungen, Neben-Entlassung vyutthāne lok n sg beim Zurückkehren zur Welt der Wahrnehmungen, beim sich abwenden, entfernen siddhayaḥ nom f pl glückliche Erfolge, Zaubermacht
bandha-kāraṇa-śaithilyāt pracāra-saṃvedanāc ca cittasya para-śarīrāveśaḥ || 3.39 ||
Das Eindringen des denkenden Geistes in fremde Körper [entsteht] durch Lockerung der Verbundenheit [mit dem eigenen Körper] und dem bewussten Hinausgehen [aus dem Körper].
bandha- Bindung kāraṇa- Veranlassung, Ursache, Grund, Mittel, Werkzeug, Sinnesorgan śaithilyāt abl n sg durch Lösung, Lockerung pracāra- Hinausgehen saṃvedanāt abl n sg durch Erkennen, Bewusstwerden ca und cittasya gen n sg des denkenden Geistes para- fremd, andere śarīra- Körper āveśaḥ nom m sg Eintreten
udāna-jayāj jala-paṅka-kaṇṭakādiṣv asaṅga utkrāntiś ca || 3.40 ||
Aufsteigen [durch die Luft sowie aus dieser Welt ins Jenseits] und das Nichthaften an Wasser, Matsch, Dornen und dergleichen [entstehen] durch Meisterschaft über den Udāna-Prāṇa.
Udāna-Prāṇa ist einer der 5 Lebenskräfte. Im Vedāntasāra steht dazu: udāno nāma kaṇṭha-sthānīya ūrdhva-gamanavān utkramaṇa-vāyuḥ ||81|| Udāna heißt der austretende Wind, der in der Kehle seinen Standort hat und nach oben geht. (Mit "austreten" scheint auch das Austreten des feinstofflichen Körpers beim Tod gemeint zu sein.)
udāna- die aufsteigende Lebenskraft jayāt abl m sg durch Sieg jala- Wasser paṅka- Matsch kaṇṭaka- Dornen ādiṣu lok m pl und dergleichen asaṅgaḥ nom m sg das Nichthaften utkrāntiḥ das Hinaufschreiten
samāna-jayāj jvalanam || 3.41 ||
Glühendes Leuchten [entsteht] durch Meisterschaft über den Samāna-Prāṇa.
Vedāntasāra sagt dazu: samāno nāma śarīra-madhya-gatāśita-pītānnādi-samī-karaṇa-karaḥ ||82|| Samāna heißt [die Lebenskraft], die in der Körpermitte [wohnt] und gegessene und getrunkene Nahrung usw. zur Assimilation bringt.
samāna- Einer der 5 Lebenskräfte jayāt abl m sg durch Sieg, Meisterschaft jvalanam nom n sg das Flammen, das Brennen, das in Flammen stehen
śrotrākāśayoḥ saṃbandha-saṃyamād divyaṃ śrotram || 3.42 ||
Überirdisches Gehör [entsteht] durch Saṃyama über die Verbindung von Gehör und leerem Raum.
śrotra- Gehör ākāśayoḥ gen dual m und freiem Raum saṃbandha- Verbindung saṃyamāt abl m sg durch Saṃyama, Sammlung divyam- nom n sg himmlisch śrotram nom n sg Gehör
kāyākāśayoḥ saṃbandha-saṃyamāl laghu-tūla-samāpatteś cākāśa-gamanam || 3.43 ||
Das durch-den-leeren-Raum-fliegen [entsteht] durch Einswerdung mit einer leichten Baumwollflocke und Saṃyama über die Verbindung von Körper und leerem Raum.
kāya- Körper ākāśayoḥ gen dual m und Raum saṃbandha- Verbindung saṃyamāt abl sg m durch Saṃyama, Sammlung laghu- leicht tūla- Baumwollrispe samāpatteḥ abl f sg durch Zusammenfallen, durch Aufgehen des Subjekts im Objekt ca und ākāśa- freier Raum, Luftraum gamanam nom n sg Gehen, das sich Bewegen
bahir akalpitā vṛttir mahā-videhā tataḥ prakāśāvaraṇa-kṣayaḥ || 3.44 ||
Außerhalb [des Körpers] nicht eingebildete Aktivität [ist] die „große Außerkörperlichkeit“. Dann nimmt die Verschleierung des Lichts ab.
bahiḥ außerhalb akalpitā nom f sg nicht nur vorgestellte vṛttiḥ nom f sg Tätigkeit mahā- große videhā nom f sg Körperlosigkeit tataḥ dann prakāśa- Licht āvaraṇa- Verschleierung kṣayaḥ nom m sg Verminderung
sthūla-svarūpa-sūkṣmānvayārthavattva-saṃyamād bhūta-jayaḥ || 3.45 ||
Meisterschaft über materielle Elemente [erlangt man] durch Samyama über
sthūla- grob, dick, dumm, grobstofflich, materiell, für die Sinne wahrnehmbar svarūpa- ursprüngliche Form, Eigennatur sūkṣma- feinstofflich anvaya- Nachkommenschaft, Geschlecht, Familie, Verbindung, logischer Zusammenhang arthavattva- Bedeutsamkeit, Zweckmäßigkeit saṃyamāt abl m sg durch Saṃyama, Sammlung bhūta- gewordenes, stoffliches Element jayaḥ nom m sg Sieg
tato 'ṇimādi-prādurbhāvaḥ kāya-saṃpat tad-dharmānabhighātaś ca || 3.46 ||
Dann kommen Aṇimā, [die Fähigkeit sich winzig zu machen] und die anderen [Wunderkräfte] zum Vorschein sowie die glückliche Beschaffenheit des Körpers, dessen natürliche Eigenschaften nicht mehr gehemmt werden.
tataḥ dann aṇima- Fähigkeit, sich unendlich klein zu machen ādi- usw. prādurbhāvaḥ nom m sg das zum Vorschein Kommen kāya- Körper saṃpat nom f sg glückliche Beschaffenheit tat- dessen dharma- Eigenschaften an-abhi-ghātaḥ nom m sg Nichthemmung ca und
rūpa-lāvaṇya-bala-vajra-saṃhananatvāni kāya-saṃpat || 3.47 ||
Glückliche Beschaffenheit des Körpers [sind] schöne Gestalt, Anmut, Stärke und ein kräftiger Körperbau wie ein Diamant.
rūpa- äußere Erscheinung, Gestalt, schöne Gestalt lāvaṇya- Anmut bala- Kraft, Stärke, Gewalt vajra- Blitzstrahl, Diamant saṃhananatvāni nom n pl Festigkeit, fester, kräftiger Körperbau kāya- Körper saṃpat nom f sg glückliche Beschaffenheit
grahaṇa-svarūpāsmitānvayārthavattva-saṃyamād indriya-jayaḥ || 3.48 ||
Meisterschaft über die Sinne [erlangt man] durch Saṃyama über
grahaṇa- das Ergreifen, Erfassen, Wahrnehmen, Begreifen svarūpa- die eigene Gestalt/Form, die eigne Beschaffenheit, Eigentümlichkeit, Wesen, Natur, Charakter asmitā- Ichhaftigkeit anvaya- Verbindung, logischer Zusammenhang arthavattva- Bedeutsamkeit, Zweckmäßigkeit saṃyamāt abl m sg durch Saṃyama indriya- Sinne, Sinneskräfte, Sinnesverlangen jayaḥ nom m sg Sieg
tato mano-javitvaṃ vikaraṇa-bhāvaḥ pradhāna-jayaś ca || 3.49 ||
Dann [entstehen] gedankenschnelle Geschwindigkeit, Wirken ohne Handlungsorgane, und Meisterschaft über das Unmanifestierte.
tataḥ dann manaḥ- Gemüt, diskursives Denken javitvam nom n sg Schnelligkeit vikaraṇa- organlos bhāvaḥ nom m sg Daseins-Gefühl pradhāna- Urmaterie, Ausgangsmaterie, Grundmaterie, Basismaterie jayaḥ nom m sg Sieg ca und
sattva-puruṣānyatā-khyāti-mātrasya sarva-bhāvādhiṣṭhātṛtvaṃ sarva-jñātṛtvaṃ ca || 3.50 ||
Herrschaft über alle Daseinszustände und Allwissentheit [entsteht aber] nur für den, der erkennt, dass der Puruṣa anders ist als das Sattva.
sattva- Wesen, Klarheit, Reinheit als Eigenschaft der Natur puruṣa- innerster Mensch, eigentliches Wesen anyatā- Andersartigkeit khyāti- Erkenntnis, Einsicht mātrasya- gen m sg für den der nichts als, nur sarva- all bhāva- das Werden, Art und Weise zu sein, Gemütszustand adhi-ṣṭhātṛ-tvam nom n sg Vorsteherschaft, Regierungsamt, Leitung, Schutzgottheit sarva- all jñātṛ-tvam nom n sg Erkennerschaft ca und
tad-vairāgyād api doṣa-bīja-kṣaye kaivalyam || 3.51 ||
Durch Gleichgültigkeit sogar diesen [Kräften] gegenüber, [kommt es zu] Kaivalya, (Befreiung), wenn die Keime ungünstiger Eigenschaften versiegen.
tat- davon, dessen vairāgyāt abl n sg durch Gleichgültigkeit, Widerwille, Abneigung, Leidenschaftslosigkeit api sogar, aber doṣa- schlechte schädliche Eigenschaft, Fehlerhaftigkeit bīja- Keim, Samen kṣaye lok m sg bei Abnahme, Schwund, Verlust kaivalyam Befreiung, vollkommene Erlösung, Alleinheit
sthāny-upanimantraṇe saṅga-smayākaraṇaṃ punar-aniṣṭa-prasaṅgāt || 3.52 ||
Bei Einladung durch Hochgestellte [ist] keine Anhänglichkeit an Hochmut [zu entwickeln] wegen [der Gefahr] erneuter Neigung zu unerwünschten [Eigenschaften].
sthāni- eine hohe Stellung einnehmend upa-ni-mantraṇe lok n sg bei Einladung saṅga- Hängenbleiben an, Anhaftung, Berührung, Anhänglichkeit, Lust smaya- Staunen, Hochmut akaraṇam nom n sg das Nichttun, Unterlassen punar- wieder, erneut an-iṣṭa- unerwünscht pra-saṅgāt abl m sg durch Hängen an, sich Beschäftigen mit, durch Neigung
kṣaṇa-tat-kramayoḥ saṃyamād vivekajaṃ jñānam || 3.53 ||
Durch Saṃyama auf den Moment und den ihm folgenden, [entsteht] aus Unterscheidung geborene Erkenntnis.
kṣaṇa- Augenblick tat- den kramayoḥ lok dual m bei den beiden Schritten, Reihenfolge saṃyamāt durch Saṃyama viveka- Unterscheidungsfähigkeit -jam nom n sg geboren aus jñānam nom n sg Erkenntnis
jāti-lakṣaṇa-deśair anyatānavacchedāt tulyayos tataḥ pratipattiḥ || 3.54 ||
Dann [sind] zwei [Objekte, die] durch Herkunft, Art und Ort ununterscheidbar [sind], unterscheidbar.
jāti- Herkunft, Familie, Art, Gattung lakṣaṇa Markmal, Charakter deśaiḥ inst m pl Ort] anyatā- Verschiedenheit anavacchedāt abl m sg durch Unbestimmtheit tulyayoḥ lok dual m auf zwei gleichartige, entsprechende, gleichbedeutende, gleiche tataḥ dann pratipattiḥ nom f sg Teilhaftigwerden, Innewerdung, Wahrnehmung, Erkenntnis, Einsicht
tārakaṃ sarva-viṣayaṃ sarvathā-viṣayam akramaṃ ceti vivekajaṃ jñānam || 3.55 ||
Die aus Unterscheidung geborene Erkenntnis erlöst mit einem Mal auf allen Ebenen und in jeglicher Hinsicht.
tārakam nom n sg übersetzend, hinüberbringend, erlösend, rettend sarva- alle, jede viṣayam nom n sg Bereich, Gebiet sarvathā- auf jegliche Weise, vollständig viṣayam nom n sg Bereich, Gebiet akramam nom n sg nicht allmählich erfolgend, mit einem Mal erfolgend ca und iti also, steht am Ende einer Rede oder eines Gedankengangs viveka- Unterscheidungsfähigkeit jam nom n sg geboren aus, entstanden aus jñānam nom n sg Erkenntnis
sattva-puruṣayoḥ śuddhi-sāmye kaivalyam iti || 3.56 ||
Wenn die Reinheit des Sattva der Reinheit des Purusha gleicht, [kommt es zu] Kaivalya. So ist es.
Das Wort "iti" am Ende des Satzes, das nicht wirklich zum Satz gehört, deutet darauf hin, dass die Yoga-Sūtras hier abgeschlossen waren.
sattva- Sattva, das Element im Geist, welches das Licht des Puruṣa reflektiert und deshalb Verstand zu haben scheint puruṣayoḥ lok dual m und beim innersten Menschen, bewussten Prinzip śuddhi- Reinheits sāmye lok m sg Gleichheit kaivalyam nom n sg Alleinheit, vollkommene Erlösung iti also, am Ende von Gesprochenem oder Gedachtem stehend, gesprochenes Ausführungszeichen
iti patañjali-viracite yoga-sūtre tṛtīyo vibhūti-pādaḥ
So [lautet] im von Patañjali verfassten Yogaleitfaden das dritte, Machtenfaltung [genannte,] Kapitel
janmauṣadhi-mantra-tapaḥ-samādhijāḥ siddhayaḥ || 4.1 ||
Durch Geburt, Heilkräuter, Mantras, Erzeugen innerer Glut und Samādhi kommt es zu paranormalen Kräften (Siddhis).
Dieselbe Liste findet sich auch bei Vasubandhu, dem Hauptvertreter der buddhistischnen Yogacāra-Schule. Sie gehört thematisch eher zu Kapitel 3. Ein Indiz, dass Kapitel 4 später hinzugefügt wurde.
janma- Geburt oṣadhi- Kraut, Planze, Heilkraut mantra- Mantras tapaḥ- Glut, Askeseübung samādhi- Extase jāḥ nom f pl entstanden aus siddhayaḥ nom f pl paranormale Kräfte
jāty-antara-pariṇāmaḥ prakṛtyāpūrāt || 4.2 ||
Die Entwicklung von einer Daseinsform zu einer anderen [geschieht] aus dem Überfluss der Natur (Prakṛti).
jāti- Geburt, Wiedergeburt, Familie, Geschlecht, Gattung, durch Geburt bestimmte Daseinsform, ~ Stellung im Leben antara- andere pariṇāmaḥ nom m sg Umwandlung, Entwicklung prakṛti- schöpferische Urnatur āpūrāt abl m sg aus der Fülle, Überfluss, Übermaß
nimittam aprayojakaṃ prakṛtīnāṃ varaṇa-bhedas tu tataḥ kṣetrikavat || 4.3 ||
Die Veranlassung [dazu] ist nicht der Urheber der Naturkräfte, sondern [es ist nur] das Durchstechen eines Damms, wie bei einem Bauern, [der den Damm eines Wasserreservoirs durchsticht um sein Feld zu bewässern].
nimittam nom n sg Veranlassung a-prayojakam nom n sg nicht bewirkend prakṛtīnām gen f pl von den natürlichen, von den Umständen, von den natürlichen Formen. natürliches Temperament varaṇa- Damm bhedaḥ nom m sg Durchbrechen, Durchbohren, Teilung, Aufbrechen, Öffnung tu jedoch tataḥ dann kṣetrika- Bauer, Landwirt -vat adv in der Art und Weise von
nirmāṇa-cittāny asmitā-mātrāt || 4.4 ||
Der jeweilige Geist von zusätzlichen Manifestationskörpern [besteht] durch bloße Ichhaftigkeit.
Die klassischen Kommentatoren gehen davon aus, dass es hier um "Bilokation" geht, also die Fähigkeit des Yogis, an mehreren Orten gleichzeitig zu sein.
Bei den Buddhisten bezeichnet nirmāṇa-kāya den Ausstrahlungs- oder Manifestationskörper, der von höher entwickelten Wesen genutzt wird, um sich gewöhnlichen Menschen zu zeigen.
nirmāṇa- Messung, Maß, das Schaffen, Schöpfung, Werk cittāni nom n pl denkende Geister, Persönlichkeiten asmitā- Ichheit mātrāt abl n sg nur durch, allein durch
pravṛtti-bhede prayojakaṃ cittam ekam anekeṣām || 4.5 ||
Bei verschiedenen [gleichzeitigen] Manifestationen [ist] der veranlassende elne Geist in den anderen.
pravṛtti- Vonstattengehen, Hervortreten, Ursprung, Tätigkeit, Wirksamkeit, Benehmen bhede lok m sg bei Verschiedenheit, Trennung prayojakam nom n sg Veranlasser, Auftragerteiler, Urheber, Verfasser cittam nom n sg denkender Geist ekam nom n sg einer anekeṣām lok n pl in den zahlreichen, vielen
tatra dhyānajam anāśayam || 4.6 ||
In dem Fall ist aus Meditation Entstandenes frei von persönlicher Färbung
tatra dort, dhyāna Meditation -jam nom n sg geboren aus an-āśayam nom n sg ohne/ frei von Gesinnungs- und Denkweise und Absichten, ohne/ frei von Wünschen, Tendenzen und Karma, mit der ein Mensch zur Welt kommt
karmāśuklākṛṣṇaṃ yoginas trividham itareṣām || 4.7 ||
Handlungen eines Yogis sind weder dunkel noch hell, die von anderen sind von dreierlei Art.
Folgende Arten von Handlungen sind gemeint.
karma- Karma a-śukla nicht hell a-kṛṣṇam nom n sg nicht dunkel yoginaḥ gen m sg des Yogīs trividham nom n sg dreiartig itareṣām lok m pl in anderen
tatas tad-vipākānuguṇānām evābhivyaktir vāsanānām || 4.8 ||
Bei diesen [drei Arten von Karma folgt] anschließend die Aktivierung von Vāsanas, (schlummernder Wünsche), entsprechend der Auswirkungen der Handlungen.
tataḥ dann tat- dessen vipāka- das Heranreifen der Frucht der Werke, das Resultat anuguṇānām gen f pl der entsprechenden, je nach Verdiensten eva in der Tat abhi-vyaktiḥ nom f sg Offenbarwerdung vāsanānām nom f sg schlummernder Eindruck
jāti-deśa-kāla-vyavahitānām apy ānantaryaṃ smṛti-saṃskārayor eka-rūpatvāt || 4.9 ||
Auch wenn von Herkunft, Ort und Zeitpunkt getrennt, folgen Erinnerung und Gewohnheit (Saṃskāra) unmittelbar aufeinander, weil sie ein und dieselbe Wesensform haben.
jāti- Geburt, Ursprung, Stellung im Leben, Familie, Daseinsform, Art, Beschaffenheit deśa- Ort kāla- Zeitpunkt vyavahitānām gen pl für die unterbrochenen, getrennten api obwohl ānantaryam nom n sg unmittelbares Aufeinanderfolgen smṛti- Erinnerung saṃskārayoḥ gen dual m und für Gewohnheit ekarūpatvāt abl n sg durch eine einzige Form
tāsām anāditvaṃ cāśiṣo nityatvāt || 4.10 ||
Und die [Saṃskāras] haben keinen Anfang, weil der Wunsch [zu existieren] ewig ist.
tāsām gen f pl von ihnen anāditvam nom n sg Anfanglosigkeit ca und, auch, sogar āśiṣaḥ gen f sg des Wunsches, Bitte, Bittgebets, Segenswunsch nityatvāt abl n sg wegen der Beständigkeit, stetem Verharren, Sichgleichbleiben, der ewigen Dauer, Notwendigkeit, Unumgänglichkeit
hetu-phalāśrayālambanaiḥ saṃgṛhītatvād eṣām abhāve tad-abhāvaḥ || 4.11 ||
Weil [bei Gewohnheiten]
zusammenwirken, ist bei deren Abwesenheit die [Gewohnheit] abwesend.
hetu- Ursache, Grundursache, Hauptursache, Veranlassung phala- Frucht āśraya- das Sichanheften, Anschluss, Abhängigkeit, Bezug auf, Stütze, Halt, Unterlage, Subjekt ālambanaiḥ inst n pl von wahrgenommenen Objekten, Sichstützen auf, Stütze, Fundament, eigentlicher Grund der Gefühlserregung saṃgṛhītatvāt abl n sg durch Zusammenfassung, ~wirkung eṣām gen m pl von denen abhāve lok m sg bei Abwesenheit tat- das abhāvaḥ nom m sg Abwesenheit
Die beiden folgenden Abschnitte bestehen aus Gegenargumenten zur buddhistischen Yogācāra-Schule, einer damals einflussreichen Bewegung.
Gegen diese Auffassungen wendet sich unser Text.
atītānāgataṃ sva-rūpato 'sty adhva-bhedād dharmāṇām || 4.12 ||
Vergangenes und Zukünftiges existieren auf ihre eigene Art. Form und Ausdruck unterscheiden sich durch den Zeitverlauf.
Die Idee ist, dass Vergangenes und Zukünftiges auch in der Gegenwart auf subtile Art bestehen. In der Meditation kann darauf zugegriffen werden.
atīta- Vergangenes anāgatam nom n sg noch nicht gekommenes, Zukünftiges sva-rūpataḥ adv von Natur aus, von Haus aus, in Wirklichkeit, von selbst asti 3 sg präs es ist, existiert adhva- Weg, Reise, Entfernung, Zeit bhedāt abl m sg durch den Unterschied dharmāṇām gen m pl der Eigenschaften, der Art und Weise der Dinge
te vyakta-sūkṣmā guṇātmānaḥ || 4.13 ||
[Form und Ausdruck sind entweder] sichtbar manifestiert oder latent. Die Guṇas sind ihre Bestandteile.
Die Gegenwart ist sichtbar manifestiert, Vergangenheit und Zukunft sind latent.
te nom m pl diese vyakta- sichtbar entfaltet sūkṣmāḥ nom m pl subtil guṇa- Guṇa ātmānaḥ nom m pl als ihre Essenz habend, Natur, Wesen, Selbst
pariṇāmaikatvād vastu-tattvam || 4.14 ||
Die Realität von Gegenständen [besteht] aufgrund der Einheit hinter den Umwandlungen [der Guṇas].
Es ist so zu verstehen, wie wenn man aus Modelliermasse nacheinander verschiedene Figuren macht. Dann ist es die Modelliermasse, die bestehen bleibt und den Figuren die Existenz gibt.
pariṇāma- Veränderungen, Umwandlungen ekatvāt abl n sg durch Einheit vastu- Gegenstand tattvam nom n sg Realität
vastu-sāmye citta-bhedāt tayor vibhaktaḥ panthāḥ || 4.15 ||
Wenn der gleiche Gegenstand durch verschiedene Personen [wahrgenommen wird, müssen] bei beiden (d.h. Gegenstand und denkendem Geist der Person) verschiedene Vorgänge [vorliegen, d.h. der Gegenstand existiert unabhängig vom denkenden Geist einer Person].
vastu- Gegenstand sāmye lok n sg bei Gleichheit citta- denkender Geist bhedāt abl m sg durch den Unterschied tayor gen m dual für beide vibhaktaḥ Trennung, Absonderung panthāḥ nom m sg Weg, Weise
na caika-citta-tantraṃ vastu tad-apramāṇakaṃ tadā kiṃ syāt || 4.16 ||
Ein Gegenstand ist auch nicht von denkenden Geist eines einzelnen [Menschen] abhängig, was wäre sonst bei Nichtwahrnehmung dieses [Gegenstands]?
na nicht ca und, auch eka- ein, einzeln citta- denkender Geist tantram nom n sg Webstuhl, das sich hindurchziehende, das wovon etwas anderes abhängt vastu nom n sg Gegenstand tat- diesen a-pramāṇa-kam nom n sg nicht erfassen, nicht verstehen tadā dann, in dem Fall kim was syāt 3 sg opt wäre
tad-uparāgāpekṣatvāt cittasya vastu jñātājñātam || 4.17 ||
Wenn durch Betrachtung eines Gegenstands eine Veränderung im denkenden Geist [entsteht, wird der Gegenstand] wahrgenommen, [sonst wird er] nicht wahrgenommen.
tat- durch das, von dem upa-rāga- Färbung, Einfluss apa-īkṣatvāt abl sg durch Betrachtung, Beachtung cittasya gen n sg des denkenden Geistes vastu nom n sg Gegenstand jñāta- erkannt, in Erfahrung gebracht, bemerkt ajñātam nom n sg nicht erkannt. nicht bemerkt
sadā jñātāś citta-vṛttayas tat-prabhoḥ puruṣasyāpariṇāmitvāt || 4.18 ||
Veränderungen im denkenden Geist werden stets erkannt von dessen Herrn, dem Purusha, da dieser ohne Veränderung ist.
sadā immer jñātāḥ nom f pl erkannt citta- denkender Geist vṛttayaḥ nom f pl Gedankenwellen tat- von dessen prabhoḥ gen m sg vom Herrn, Gebieter, der Macht hat über puruṣasya gen m sg des Purusha a-pari-ṇāmitvāt abl n sg durch Veränderungslosigkeit
na tat svābhāsaṃ dṛśyatvāt || 4.19 ||
Der [denkende Geist] ist nicht aus sich selbst heraus bewusst, da er ein Objekt der Wahrnehmung [durch den Purusha] ist.
na nicht tat nom n sg er sva- selbst ābhāsam leuchtend dṛśyatvāt abl n sg wegen Wahrnehmbarkeit
eka-samaye cobhayānavadhāraṇam || 4.20 ||
Und zum selben Zeitpunkt [gibt es] keine klare Feststellung von beiden, [d.h. dem denkenden Geist und den wahrgenommenen Objekten].
Wenn man etwas wahrnimmt, ist man sich oft nicht nur des wahrgenommenen Objekts bewusst, sondern ebenfalls der eigenen Person. Diese beiden Bewusstwerdungen geschehen in der Regel nicht gleichzeitig, sondern kurz nacheinander.
Im Yogācāra mit seiner Theorie unverbundener Augenblicke wird es schwierig, diesen Vorgang zu erklären.
eka- ein, einzig samaye lok m sg beim Ort, Gelegenheit, zur Zeit des Zusammentreffenans ca und, auch ubhaya- beide an-ava-dhāraṇam nom n sg keine genaue Bestimmung, Bestätigung, Bejahung
cittāntara-dṛśye buddhi-buddher atiprasaṅgaḥ smṛti-saṃkaraś ca || 4.21 ||
Wenn [Bewusstsein entstehen würde, indem Gedanken] von anderen Gedanken bemerkt werden, [also] Einsicht durch Einsicht, [wäre das] eine Endlosschleife und Vermischung der Vergegenwärtigung.
Veränderung im denkenden Geist werden durch Vergleich mit einer anderen inneren Ebene bemerkt und dadurch bewusst wahrgenommen. Wenn diese innere Ebene sich aber ebenfalls verändert, muss deren Veränderung von einer noch innerern Ebene wahrgenommen werden, und diese von einer noch inneren, usw., da Yogācāra eine unveränderliche Ebene ablehnt.
citta- denkender Geist antara- verschiedener dṛśye lok sg wenn sichtbar, wahrzunehmen buddhi- Einsicht buddheḥ abl f sg durch die Einsicht atiprasaṅgaḥ nom m sg endlose Regression smṛti- Erinnerung, Vergegenwärtigung, Tradition saṃkaraḥ nom m sg Vermischung ca und, auch
citer aprati-saṃkramāyās tad-ākārāpattau sva-buddhi-saṃvedanam || 4.22 ||
Die Gewahrwerdung einer eigenen Einsicht in den Ereignisbildern des denkenden Geistes [ist die Wirkung] des reinen unbeeindruckten Bewusstseins.
Das reine Bewusstsein des Purusha spiegelt sich im denkenden Geist, Citta, etwa wie sich der Mond im Wasser spiegelt. Gibt es Wellen im Wasser, sieht es im Spiegelbild aus, als würde sich der Mond bewegen.
Ebenso scheint sich das Bewusstsein zu bewegen, wenn es Gedankenwellen im Citta gibt. Der Purusha betrachtet sich im Spiegel des denkenden Geistes und wird sich der Erlebnisse des denkenden Geistes bewusst.
citeḥ gen f sg des reinen Bewusstseins a-prati-saṃkramāyāḥ gen f sg des unbeeindruckten tat- dessen ākāra- Aussehen āpattau lok f sg bei Ereignis, Umwandlung sva- eigen, selbst buddhi- Einsicht, Verständnis, Wahrnehmung saṃvedanam nom n sg Erkennen, Bewusstwerden
draṣṭṛ-dṛśyoparaktaṃ cittaṃ sarvārtham || 4.23 ||
Gefärbt vom Wahrnehmer (d.h. dem Purusha) und dem Wahrgenommenen (d.h. der inneren und äußeren Welt) ist der denkende Geist zu allem anwendbar.
Der denkende Geist ist die Schnittstelle zwischen der geschaffenen Welt und dem unveränderlichen innersten Bewusstsein. Dieses Bewusstsein ist so verschieden von der Welt, dass es keine Beziehungen zueinander gibt. Erst durch die Vermittlung des denkenden Geistes kann das Bewusstsein die Welt erfahren.
Der denkende Geist ist ein Werkzeug, das man für unterschiedliche Zwecke nutzen kann, für weltliche oder spirituelle.
draṣṭṛ- Seher, Wahrnehmer dṛśya- das zu Sehende, Wahrzunehmende uparaktam nom n sg gefärbt, reötet, unter dem Einfluss stehend von cittam nom n sg denkender Geist sarvārtham nom n sg zu allem dienlich, für alles anwendbar
tad-asaṃkhyeya-vāsanā-citram api parārthaṃ saṃhatya-kāritvāt || 4.24 ||
Obwohl er eine bunte Palette schlafender Wünsche enthält, [existiert er] zum Nutzen eines Höheren durch sein Zusammenwirken [damit].
tat- dessen a-saṃ-khyeya- unzählbar, zahllos vāsanā- schlafende Gewohnheiten, Wünsche citram nom n sg ausgezeichnet, hell, verschiedenfarbig, mannigfaltig, allerlei, wunderbar api obwohl para- jenseitig, vorzüglicher, anderer, Fremder artham nom n sg Zweck, Nutzen saṃ-hatya-kāritvāt abl sg n durch das Zusammenwirkens
viśeṣa-darśina ātma-bhāva-bhāvanā-vinivṛttiḥ || 4.25 ||
Bei dem, der den Unterschied erkennt, hört die ständige Beschäftigung mit der eigenen Person auf.
viśeṣa- Unterschied darśinaḥ gen sg m für den Einsicht habenden, Sehenden ātma-bhāva- das eigene Werden, die eigene Geschichte, die eigene Person bhāvanā- Vergegenwärtigung, stetiges Denken an vinivṛttiḥ nom f sg das Aufhören, Unterbleiben
tadā viveka-nimnaṃ kaivalya-prāgbhāraṃ cittam || 4.26 ||
Dann ist der denkende Geist, der von Unterscheidung gekennzeichnet ist, nicht [mehr] fern von Kaivalya.
tadā dann viveka- Unterscheidungsfähigkeit nimnam Vertiefung kaivalya- All-Einheit prāg-bhāram nom n sg Neigung, Hang, nicht fern sein von cittam nom n sg denkender Geist
tac-chidreṣu pratyayāntarāṇi saṃskārebhyaḥ || 4.27 ||
Bei Unterbrechungen dieser [spirituellen Sichtweise] durch [alte] Gewohnheiten [kommt es zu] anderen Überzeugungen.
tat- das, dessen chidreṣu lok n pl bei Unterbrechungen pratyaya- Gewissheiten antarāni nom n pl andere saṃskārebhyaḥ abl m pl durch Gewohnheiten
hānam eṣāṃ kleśavad uktam || 4.28 ||
Deren Beseitigung [ist zu handhaben] wie bei den Kleśas besprochen.
hānam nom n sg das Verlassen, Aufgeben eṣām gen m pl dieser kleśa- Plagen -vat adv in der Art wie uktam ppp nom n sg gesagt, besprochen
prasaṃkhyāne 'py akusīdasya sarvathā viveka-khyāter dharma-meghaḥ samādhiḥ || 4.29 ||
Der Dharma-Megha Samādhi kommt dem zu, der sogar in der Praxis der yogischen Erkenntnis nicht nach seinem persönlichen Vorteil fragt und überall die Einsicht der Unterscheidung hat.
"Dharma-megha" bezeichnet im Yogācāra die höchste Entwicklungsstufe eines Bodhisattvas. Die Yoga-sūtras nehmen also hier das Ziel des Yogācāra für sich in Anspruch.
Dharma-megha, "Dharma-Regenwolke", bedeutet, dass ein solcher Mensch – wie eine Regenwolke in einem tropisch heißen Land – allen ohne Unterschied Erfrischung und Labung bringt und das Leben aller Wesen fördert.
pra-saṃkhyāne lok n sg beim Zusammenzählen, Überlegen, nur für den augenblicklichen Bedarf einsammelnd, das Aufzählen, das Überlegen, Nachdenken, Praxis der yogischen Erkenntnis api sogar a-kusīdasya gen m sg für den der keine Zinsen nimmt, fordert, der nicht nach seinem Vorteil verlangt sarvathā überall viveka- Unterscheidungskraft khyāteḥ gen m sg für den Einsichtigen dharma- Tugend meghaḥ nom m sg Wolke samādhiḥ nom m sg Versenkung, Andacht
tataḥ kleśa-karma-nivṛttiḥ || 4.30 ||
Danach verschwinden Kleśas und Karma.
tataḥ dann kleśa- Plagen karma- Karma nivṛttiḥ nom f sg Verschwinden, Aufhören
tadā sarvāvaraṇa-malāpetasya jñānasyānantyāj jñeyam alpam || 4.31 ||
Dann ist das, was [noch] erkannt werden muss, gering, wegen der Unendlichkeit der [jetzt zur Verfügung stehenden] Erkenntnis, von der jeder verhüllender Makel gewichen ist.
tadā dann sarva- alles, jedes āvaraṇa- verhüllend mala- Makel apa-itasya ppp gen m sg dessen, von dem weggegangen, gewichen ist jñānasya gen n sg von der Erkenntnis ānantyāt abl sg n wegen, durch Unendlichkeit jñeyam nom n sg was erkannt werden muss alpam nom n sg klein, gering
tataḥ kṛtārthānāṃ pariṇāma-krama-parisamāptir guṇānām || 4.32 ||
Anschließend [sind] für die Gunas, [aus denen der denkende Geist besteht], die Schritte für die [spirituelle] Entwicklung abgeschlossen und sie haben ihren Zweck erfüllt, [nämlich dem Puruṣa Erfahrungen in der Menschenwelt zu ermöglichen].
Der ewige unveränderliche Puruṣa ist wie ein König, der sich verkleidet in die Welt seiner Untertanen begibt. Hat er dort genug gesehen, kehrt er wieder in seinen Palast zurück.
Ebenso begibt sich der Puruṣa mit Hilfe des denkenden Geistes in die materielle Welt, identifiziert sich mit den Gedanken des Geistes und glaubt über viele Leben hinweg ein Mensch zu sein – mit allen Schwierigkeiten und Schmerzen.
Nachdem der Puruṣa genug erlebt hat, entwickelt sich der denkende Geist spirituell und löst die falschen Identifikationen auf. Der Puruṣa wird sich seines eigenen Wesens wieder bewusst und seine Reise durch die feinstoffliche und grobstoffliche materielle Welt geht zu Ende.
tataḥ dann, dort kṛtārthānām gen n pl für die ihren Zweck erreicht habenden pariṇāma- Umwandlung, Entwicklung krama- Schritte pari-sam-āptiḥ nom h sg Abschluss guṇānām gen n pl der Gunas, der Eigenschaften der materiellen Natur
kṣaṇa-pratiyogī pariṇāmāparānta-nirgrāhyaḥ kramaḥ || 4.33 ||
Der Verlauf [der Veränderungen über viele Leben] entspricht [einer Serie von] Momenten. Beim Abschluss der Entwicklung werden diese verständlich.
kṣaṇa- Augenblick, Moment prati-yogī nom m sg Korrelation, Gegenüberstellung pariṇāma- Umwandlung, Entwicklung apara-anta Schluss, letzten Grenze nirgrāhyaḥ nom m sg herauszufinden, zu erkennen kramaḥ nom m sg Schritt, Verlauf
puruṣārtha-śūnyānāṃ guṇānāṃ pratiprasavaḥ kaivalyaṃ sva-rūpa-pratiṣṭhā vā citi-śaktir iti || 4.34 ||
Kaivalya, [das ganz in-sich-selbst-Sein des Puruṣa] ist das Zurückkehren der Guṇas, [die den denkenden Geist gebildet haben,] in den unmanifestierten Urzustand. [Sie sind nun] nutzlos für den Puruṣa. In anderen Worten, [Kaivalya] ist die Kraft des ursprünglichen Bewusstseins, die in ihrem eigenen Wesen fest gegründet ist.
Puruṣa steht für das zeitlose Element im Menschen, das innerste Bewusstsein. Es verändert sich nicht, da es nicht der Zeit unterworfen ist. Am Ende der Reise durch die Welt als verkörpertes Wesen steht es genauso da wie am Anfang.
Während der Reise entsteht durch den denkenden Geist für den Puruṣa der Effekt, als wäre er ein verkörpertes Wesen. Am Ende der Reise beendet der denkende Geist diesen Effekt und der Puruṣa ruht wieder in seiner eigenen Kraft.
puruṣa- das eigentliche Wesen artha- Nutzen, Zweck śūnyānām gen n pl leer, nicht, Null guṇānām gen n pl für die Gunas, die Eigenschaften der Materie pratiprasavaḥ nom m sg Gegenbefehl, Rückkehr in den Urzustand kaivalyam nom n sg Alleinheit, vollkommene Erlösung svarūpa- die eigene Gestalt, die eigene Beschaffenheit pratiṣṭhā nom f sg das Feststehen, Beharren, Fundament, Heimat vā oder citi- reines Bewusstsein śaktiḥ nom f sg Kraft, Fähigkeit iti also
iti patañjali-viracite yoga-sūtre caturthaḥ kaivalya-pādaḥ
So [lautet] im von Patañjali verfassten Yoga-Leitfaden das vierte, Kaivalya [genannte,] Kapitel.
iti śrī-pātañjala-yoga-sūtrāṇi
Also [enden] die Yoga-Leitfäden nach Patañjali
586 Vokabeln im Text erfasst sowie
114 Vokabeln zu Verdeutlichung ihrer Ableitung
präf nicht, ohne, un
n das Nichttun, Unterlassen
ppp nicht nur vorgestellte
adj keine Zinsen nehmend/fordernd, nicht nach Vorteil verlangend, ohne Gewinn
adj nicht schwarz, nicht dunkel, unschuldig
adj nicht allmählich erfolgend, mit einem Mal erfolgend
agra
n Spitze, äußerstes Ende, Gipfel | das Oberste | Anfang, Anbruch | das Vorzüglichste, Beste
n Glied, Körper, Bestandteil, Hilfsmittel, Thema
aṅgamejayatva [aṅga+ejaya+°tva] (1.31)
n Zittern des Leibes
ppp nicht erkannt, nicht bemerkt
n Unwissen
m Zauberkraft sich unendlich klein zu machen
aṇu
ati
präf über, über x hinaus
adv überaus, sehr, vorzüglich, über das gewöhliche Maß
atiprasaṅga [ati+pra+√sañj] (4.21)
m übermäßige Anhänglichkeit, Missbrauch einer Regel, endlose Regression
ppp vergangen, Vergangenes
adj bis zu Ende während, fortwährend, ununterbrochen, vollständig, übermäßig
atha (1.1)
adv jetzt
ppp bis dahin nicht gesehen, unbekannt, unsichtbar, unvorhergesehen, erst nach dem Tod sich zeigend
adhi
präf über, oberhalb, auf x hin, hin zu x, an x heran, von x her, aus x hervor, um x willen, in Bezug auf
adv in der Höhe, in die Höhe, in hohem Grade, außerdem, überdies
m Auffindung, Erlangung, Antreffen,
adhimātra [adhi+√mā+°tra] (1.22, 2.34)
adj übermäßig
adhiṣṭhātṛtva [adhi+√sthā+°tṛ+°tva] (3.50)
n Vorsteherschaft, Regierungsamt, Leitung, Schutzgottheit
n höchstes Selbst
m falsche Übertragung
adhvan (4.12)
m Weg, Reise, das Reisen, Wandern, Entfernung, Länge, Reise ins Jenseits, Zeit
√an
adj endlos, unendlich
anabhighāta [a°+abhi+√han] (2.48, 3.46)
m keine schädliche Einwirkung, Nichthemmung
m ohne Trennung, ohne Absonderung, ohne genaue Bestimmung, Unbestimmtheit
n ohne genaue Bestimmung, ohne Bestätigung, ohne Bejahung
n Unbeständigkeit
ppp nicht untergegangen, nicht verschwunden
anāgata [a°+ā+√gam] (2.16, 3.16, 4.12)
ppp noch nicht angekommen, zukünftiges
m Nicht-Selbst
n Anfangslosigkeit
adj frei von Gesinnungs- und Denkweisen, ohne Absichten, ohne die Anlage von Wünschen, Tendenzen und Karma, mit der ein Mensch zur Welt kommt
adj vergänglich
ppp unerwünscht
anu
präf entlang, längs, hinter x her, unmittelbar nach, nach, gemäß, in Bezug auf, in Folge, wegen
adv hinterher, später, darauf
m Nachahmung
m das Nachfolgen, sich Hingeben, das Eindringen in etwas, die Erfassung
adj von entsprechenden Eigenschaften, entsprechend, gleichartig, je nach Verdiensten
adj nichts Höheres über sich habend, der höchste, vorzüglichste, stärkste, heftigste
anupaśya [anu+√paś+°ya] (2.20)
adj betrachtend, erschauend
anupātin [anu+√pat] (1.9, 3.14)
adj folgend, der (einer Sache) Nachgehende, Folgende, der etwas hinterher läuft, der einem Ablauf folgt
ppp empfunden, erlebt, an sich erfahren, sich erfreut an, erlitten, innegeworden
anumāna [anu+√mā+°na] (1.7, 1.49)
n Schlussfolgerung, Beweismittel einer Schlussfolgerung, Geschlussfolgertes
ppp erfreut, jmds Zustimmung habend, jmds Einwilligung habend, mit Beifall aufgenommen, mit Freuden begrüßt, gutgeheißen, ermutigt
anuśayin [anu+śayin] (2.7, 2.8)
adj treu anhängend, mit der Vorstellung von etw behaftet
anuśāsana [anu+śāsa+°na] (1.1)
n Unterweisung, Lehre, Unterricht
anuśravika [anu+śravika] (1.15)
adj berichtet, überliefert
anuṣṭhāna [anu+√sthā+°na] (2.28)
n das Ausführen, Verrichten
adj mehr als einer, vielfach, zahlreiche, verschiedene, viele
anta (1.40)
m Rand, Grenze, Endpunkt, Ende, Saum, Schluss, Höhepunkt
adv bis zu
antar (3.7)
adv innen, innerhalb, zwischendurch, hinein
präf innerhalb, in, zwischen, inmitten
adj ein anderer, verschiedener
n das Innere, Zwischenraum, Öffnung
antarāya [antar+ā+√i] (1.29, 1.30)
m Hindernis, was dazwischen kommt, Zwischenzeit
antardhāna [antar+√dhā+°na] (3.21, 3.22)
n das Bedecken, Verschwinden, Unsichtbarwerden, ein versteckter abgelegener Raum
adj ein anderer, der andere, ein anderer als, verschieden von
anyatā [anya+°tā] (3.50, 3.54)
f Andersartigkeit, Verschiedenheit
anyatva [anya+°tva] (3.15, 3.15)
n das Anderssein, Verschiedenheit
anvaya [anu+aya] (3.9, 3.45, 3.48)
m Nachkommenschaft, Familie, Geschlecht, Verbindung, logischer Zusammenhang, Anziehungsmittel
apa
adv ab, fort weg (Gegens. upa)
apara
adj weiter gelegen, der folgende, ein anderer
aparānta [apara+anta] (3.23, 4.33)
m Ende, Schluss, Tod, letzten Grenze
aparigraha [a°+pari+graha] (2.30, 2.39)
m Nichtumfassen, Nichtergreifung, Besitzlosigkeit
apariṇāmitva [a°+pariṇāmin+°tva] (4.18)
n Veränderungslosigkeit, keiner Umwandlung unterworfen, sich nicht entwickelnd
m Abschluss, Ende, Loslösung, letzte Befreiung der Seele
api (1.22, 1.26, 1.29, 1.51, 2.9, 2.20, 2.22, 3.8, 3.51, 4.9, 4.24, 4.29)
adv dazu, auch, ferner, desgleichen, sogar, aber, nur, wenigstens, doch
apuṇya [a°+puṇya] (1.33, 2.14)
adj ungünstig, ungut, unrichtig, unheilig, schlechtes Karma bewirkend
apekṣatva [apa+īkṣa+°tva] (4.17)
n Beachtung, Berücksichtigung, Rücksicht | Erwartung, Erfordernis
ppp weggegangen, gewichen
apratisaṃkrama [a°+prati+sam+krama] (4.22)
adj unbeeindruckt
apramāṇaka [a°+pramāṇa+°ka] (4.16)
m der Autoritätslose, der nicht Erfassende
aprayojaka [a°+prayojaka] (4.3)
adj nicht veranlassend, keinen Auftrag erteilend, nicht bewirkend | unwesentlich
abhāva [a°+bhāva] (1.10, 1.29, 2.25, 2.25, 4.11, 4.11)
m das Nichtdasein, Fehlen, Unterbleiben, Abwesenheit | das Nichtsein | Vernichtung, Tod
abhi
präf zu x her, zu x hin, gegen, um für zu Gewinnung von, um x willen, in Bezug auf
adv herbei, darüber hinaus
abhijāta (1.41)
n edle Abstammung
abhiniveśa [abhi+niveśa] (2.3, 2.9)
m Hang zu, Drang zu | das Festhalten an etw, Bestehen auf, Hartnäckigkeit | Lebenslust, Lebensdrang | Betriebsamkeit
adj übermächtig
m Übermacht | das Überwältigt-Werden, Unterdrückt werden | Erniedrigung, Geringachtung
ppp abhi√man gewünscht, erwünscht, gern gesehen, lieb, genehm | beabsichtigt, vorausgesetzt, angenommen | zugegeben
abhivyakti [abhi+vyakti] (4.8)
f Offenbarwerdung, Erscheinung
abhyantara [abhi+antara] (2.50, 2.51)
adj der innere, innerlich, im Innern sich befindend, enthalten in
n das Innere | Zeitraum, innerhalb von
abhyāsa (1.12, 1.13, 1.18, 1.32)
m Hinzufügung, Wiederholung, Übung, anhaltende Beschäftigung mit etwas, wiederholte Anwendung, wiederholtes Rezitieren, Studium
aya [√i]
m Lauf, Umlauf, gutes Geschick
adj unversehrt | (euphemistisch) Unglück verheißend
mn Unheil, Unglück
n ungünstiges Symptom, Anzeichen des Todes
artha (1.32, 1.43, 2.2, 2.2, 2.18, 2.21, 3.3, 3.17, 4.24, 4.34)
m Geschäft, Arbeit | Ziel, Zweck | Grund, Veranlassung | Vorteil, Nutzen, das Nützliche | Lohn | Gut, besitz, Reichntum, Vermögen, Geld | Sache, Gegenstand, Ding, Objekt
f Zweckheit, das Dienen zu
n Zweckheit, das Dienen zu
n Bedeutsamkeit, Zweckmäßigkeit
ppp nicht erlangt, nicht erreicht
aliṅga [a°+liṅga] (1.45, 2.19)
adj merkmallos, ohne Kennzeichen geschlechtslos | ohne feinen Körper
alpa (4.31)
adj klein, gering, schlwach, wenig
ava
avacchinna (2.31)
ppp ava√chid getrennt, unterbrochen
avasthā (3.13)
f das Erscheinen vor Gericht | Bestand | Lage, Lebenslage, Zustand, Verhältnis | Grad, Stufe, Altersstufe | in der Dramatik ein einzelner Erfolg, der alle übrigen nach sich zieht
avasthāna (1.3)
n das Auftreten | Stellung, Lage | das Werden, Verweilen, Verharren | das Standhalten, Bestand
avidyā [a°+vidyā] (2.3, 2.4, 2.5, 2.24)
f Unwissenheit, irrige Ansicht
aviplava (2.26)
adj ununterbrochen
f das Hängen an den Sinnesobjecten, Nichtenthaltsamkeit
adj ununterschieden
m Ununterschiedenheit, keine Verschiedenheit
n Atome, Urstoffe, Tanmātras
m kein Bereich | nicht jmds Sache oder Fach, etwas Unausführbares
aviṣayībhūtatva [aviṣaya+bhūtatva] (3.20)
n nicht der passende Bereich seiend
avyapadeśa (3.14)
m keine Bezeichnung , kein Gemeintsein
adj nicht weiß, nicht weißlich
adj unrein (auch im rituellen Sinn), unlauter
aśuddhi [a°+śuddhi] (2.28, 2.43)
f Unreinheit
aṣṭan (2.29)
num acht
√as
asita sein, da sein, vorhanden sein, existieren | statt finedne, geschehen ,sich ereignen | aich aufhalten, sich irgendwo befinden | jmd gehören
ayam asmi = da bin ich
nāsti = ich habe nichts (Abweisung eines Bittenden)
asti nāsti = vielleicht, vielleicht auch nicht
kasyāsi = wessem Gattin/Tochter bist du?
evam astu = so sei es, einverstanden
asīc ca me manasi = und es tauchte in mir der Gedanke auf
syād evam api = es könnte auch sein, dass
asīt = es war einmal (Geschichtenanfang)
√as 2
asyati schleudern, werfgen schießen auf | vertreiben, verscheuchen | von sich werfen, fahren lassen
asaṃkīrṇa [a°+sam+kīrṇa] (3.36)
adj nicht verunreinigt, rein, unvermischt
asaṃkhyeya [a°+sam+√khyā+°ya] (4.24)
adj unzählbar, zahllos
n unzählbare Menge
asaṃpramoṣa [a°+sam+pra+√muṣ] (1.11)
m das Nichtvergessen, Nichtverschwinden, Nichtentzug, Nichtverlust
asaṃprayoga [a°+sam+pra+√yuj] (2.54, 3.21)
m Trennung der Verbindung
asaṃsarga [a°+sam+√sṛj] (2.40)
m Nichtberührung, kein Verkehr mit
m das Nichthängenbleiben, Nichthängen an den Dingen, das Nichthaften
adj sich frei bewegend, ungebunden, an den Dingen nicht hängend
3 sg präs es ist, existiert
asteya [a°+steya] (2.30, 2.37)
n das Nichtstehlen
asmitā [√as+°tā] (1.17, 2.3, 2.6, 3.48, 4.4)
f Ich-bin-heit, Ichhaftigkeit, Ichheit, Egoismus
gen sg m seine
ahiṃsā [a°+√hiṃs] (2.30, 2.35)
f das Niemand etwas zu Leide Tun, Nichtschädigen
ā (2.28)
prāp bis zu, zu, hin
adv herbei | dazu, ferner, auch | gerade, recht, zumal
ākāra (4.22)
m Form, Gestalt, äußere Erscheinung, Aussehen
ākāram udvaha = eine wichtige Miene machen
m freier Raum, Luftraum, Raum als das feinste Element
ākṣepa [ā√kṣip]
m das Aufreißen (der Erde durch den Pflug) | Ansichziehung Zuckung | das Ablegen, Entfernen | das Hinreißen, Entzücken | Schmähung, Beleidigung | Einwendung | Herausforderung (zum Streit)
adj auseinanderwerfend | zurückweisend, verwerfend, herausfordernd | hindeutend, anspielend auf
m Ankunft, Herkunft | das Lernen, Erlernen | erlangte Kenntnis, Wissen, Kunde, überlieferte Lehre, Gesetzsammlung
adj zum Wesen/ zur Natur eines Dinges gehörig | das Wesen/ die Natur / die Eigentümlichkeit von etw habend, bestehend aus
f Wesenheit
m das Selbst, die eigene Person | Wesen, Natur, Eigentümlichkeit
m das Dasein des Selbstes, das eigene Sein, die eigene Persönlichkeit, das eigene Werden, die eigene Geschichte
m Spiegel | Abbild, Spiegelbild | Abschrift
ādi (2.34, 3.22, 3.24, 3.25, 3.40, 3.46)
m Anfang, Beginn, mit … beginnend, usw., als Anfang habend, mit x als Anfang und weitere, usw, und dergleichen
m unmittelbares Darauf, unmittelbares Nachher
n Endlosigkeit, Ewigkeit, Unendlichkeit
m Lust, Wonne, Glückseligkeit
f Eintritt eines Falles, Übergang in, das Geraten in, Umwandlung in | Unfall, Ungemach, Not
m Flut, Überfluss, Übermaß
m Glanz, Licht, Farbe, Aussehen | bloßer Schein
āyus (2.13)
n Leben, Lebenskraft, Lebensdauer, langes Leben, lebendige Kraft
ppp bestiegen, woran man sich gemacht hat, wozu man gelangt ist | emporgestiegen, erstiegen habend, sich erhoben habend zu, emporgestiegen | entwickelt, entstanden | geraten in , erlangt habend, erreicht habend
ālambana [ā+√lamb+°na] (1.10, 1.38, 3.20, 4.11)
n das sich Stützen auf etwas, Stütze, Grundlage, Fundament, der eigentliche Grund einer Gefühlserregung
n Trägheit, Schlaffheit, Mangel an Energie
m das Sehen, Hinsehen, Erblicken, Anblick | Licht, heller Schein, Schimmer
āvaraṇa [ā+√vṛ+°na] (2.52, 3.44, 4.31)
n das Verdecken, Verhüllen, das Verschließen, Hemmen, Unterbrechen, Hülle, Decke, Gewand, Schirm Schutz, Schild
m das Hereintreten in, das Miteingeschlossensein, das Ergriffensein, Wut, Zorn, das Besesensein
m Lagerstätte, die Charakteranlage mit der man zur Welt kommt, Sitz der Gefühle und Gedanken, Denkweise,Karmakonto, die Anlage, mit der ein Mensch zur Welt kommt und die eine Folge der Werke in einer vorangehenden Existenz ist
f Bitte, Bittgebet | der zum Wohl eines Andern ausgesprochene Wunsch, Segenswunsch
m das Sichanlehen, Sichanheften, Anschluss, Abhängigkeit, Bezug auf, Stütze, Halt, Unterlage, Subjekt
āśrayatva [āśraya+°tva] (2.36)
n Zustand des sich Anlehnens, Zustand der Abhängigkeit
√ās
n das Sitzen, das sich Setzen, die Art und Weise des Litzens | das Haltmachen, das Sichaufhalten | Wohnen | Sitz, Platz
n Nähe
ppp besucht, bewohnt, eingenommen | bei jmd Dienst geleistet habend, jmd aufgewartet habend, jmd seine Achtung/ seine Untertänigkeit gezeigt habend, jmd gepflegt habend | mit jmd die Liebe gepflegt habend | sich einer Sache hingegeben, genossen, gebraucht
m das Schmecken, Kosten, der Genuss | der an etw haftende Geschmack
√i
eti/°ite ayati/e iyati pass iyate gehen, wandern, fahren, fließen, sich fortbewegen
ppp ita gelangt zu
ita
adj ein anderer (als), der andere, verschieden von, unter Zweien der andere
adv sonst, anderswo, im entgegengesetzen Fall
itaretara [itara+itara] (3.17)
adv gegenseitig, im Verhältnis zu einander, einer den anderen
adv also, in solchem Fall, also, steht am Ende einer Rede oder eines Gedankengangs
idam
indra
indriya [indra] (2.18, 2.41, 2.43, 2.54, 2.55, 3.13, 3.48)
n ein außerordenliches Vermögen wie das des Indra, Übergewalt, Krafttat, gewaltige Erscheinug | Sinnesvermögen, sinnliche Kraft, Sinn, Organ
iva (1.41, 1.43, 2.6, 2.54, 3.3)
adv gleichwie, wie | gleichsam, gewissermaßen, sozusagen | beinahe, fast, ungefähr, etwa | ein wenig, etwas
√iś
√iṣ
ppp erwünscht, gewünscht6, gern gesehen beliebt, ganehm lieb | für gut erachtet, angenommen, Geltung habeN
īkṣa
√īś
īśvara [√īś] (1.23, 1.24, 2.1, 2.32, 2.45)
m Besitzer, Eigentümer, Gebieter, Fürst, König | die Gottesperson, Gott als Gebieter des Universums
ppp gesagt, gesprochen, besprochen, erwähnt, angegeben, gelehrt | gemeint mit | zu dem gesagt worden ist, aufgefordert von
t das Hinaufschreiten, Aufgang, Hinausgang, das Scheiden aus dieser Welt
uttara (2.4)
adj der obere, höhere | folgend, der spätere, der letzte | überlegen, seigreich, möchtiger | besser trefflicher
ppp ud√pad hervorgegangen aus, geboren, erzeugt, zur Erscheinung gekommen, eingetroffen
ud
m das Aufsteigen, Hervortreten, Sichtbarwerden, zur Erscheinung Kommen, Entfaltung | Aufgang (von Gestirnen)
m die sich von unten nach oben bewegende Lebenskraft im Körper
adj erregend, bewirkend | adel, ausgezeichnet | laut | beständig tätig, unablässig wirkend
ppp aufgestiegen, gehoben, gesteigert, üppig geworden, entstanden, zum Vorschein gekommen, offen zu Tage liegend, sich brüstend,
upa
upakrama [upa+krama] (3.23, 3.23)
m Herannahung, Anwendung, das Tun für etw, Befördern, Antritt, Anfang, Beginn, Anschlag, der erste Gedanken zu einem Werk
upanimantraṇa [upa+ni+mantra+°na] (3.52)
n das Einladen, die Einladung
ppp upa√rañj gefärbt, geötet | verfinstert (Sonne oder Mond) | unter dem Einfluss stehend von | niedergedrückt, niedergebeugt
m Färbung, Einfluss
f Erlangung | Auffassung, Wahrnehmung, Gewahrwerden, Erfassen, Verständnis | Vernehmbarkeit
m Zusatz | Widerwärtigkeit, Ungemach, eine hinzukommende Krankheitserscheinung | Ablenkungen, Neben-Entlassung
upasthāna [upa+√sthā+°na] (2.37)
n das zur Seite Stehen, Dasein, Gegenwart, das Hinzutreten, Nahen, Erscheinen, Aufwartung, Verehrung
upāya (2.26)
m Mittel, Weg zu, fein angelegtes Mittel, Kunstgriff
upekṣā (1.33)
f Nichtbeachtung, das Nichtbeachten, Gleichgültigkeit, Vernachlässigung
ubhaya (4.20)
adj beides, beide, beiderseitig, von beiderlei Art
√ṛ
ṛta (1.48)
n heilige Ordnung, heiliger Brauch, göttliches Gesetz
eka (1.32, 2.6, 4.5, 4.16, 4.20)
adj eins, einer, ein, einzeln, einzig, einmalig, einzig in seiner Art
ekatānatā [eka+√tan+°tā] (3.2)
f die Gerichtetheit der Aufmerksamkeit auf nur Eines
adv an einer Stelle, an ein und demselben Ort, zusammen, vereinigt
n Einheit, Vereinigung | Einzahl, Singular | das Allein-sein
ekarūpatva [eka+rūpa+°tva] (4.9)
n Gleichförmigkeit, Unveränderlichkeit, eine einzige Form habend, in nur einer Art und Weise seiend, von gleichem Aussehen/ gleicher Gestalt seiend
adj auf einen Punkt gerichtet, seine Aufmerksamkeit auf einen Gegenstand richtend
ekāgratā [eka+agra+°tā] (3.11, 3.12)
f Einsgerichtetheit, seine Aufmerksamkeit auf einen Gegenstand gerichtet habend
ejaya [√ej]
adj in Bewegung setzend, erzittern machend
etat (1.44, 3.13, 3.22, 4.11, 4.28)
pron dieser, diese, dieses (Weist häufiger auf etwas Vorangehendes als auf etwas Folgendes hin)
etasmin = in diesem Fall
eva (1.44, 1.46, 2.15, 2.21, 3.3, 4.8)
adv enklitisch in der Tat, wahrlich, wahrlich, allerdings, wahrlich, eben, in der Tat, in der Tat
n auf einen Punkt gerichtete Aufmerksamkeit
oṣadhi (4.1)
f Kraut, Planze, Heilkraut
°ka
suffix bildet handelnde Maskulina (svasti Glück – svastika Glückszeichen) | bildet Diminutiva (putra Sohn – putraka Söhnchen)
kaṇṭa
m Dorn
m Dorn, Stachel, Spitze, Gräte
kaṇṭha (3.31)
m Hals, Kehle | Stimme | unmittelbare Nähe
f das Wie-Sein, das Wie einer Sache, die Art und Weise einer Sache
katham
n das Machen, Anfertigen, Hervorbringen, Bewirken, Tun, Vollziehen | Haltung | Werkzeug, Sinnesorgan, Zaubermittel
karuṇā (1.33)
f Mitleid
karman [√kṛ+°man] (1.24, 2.12, 3.23, 4.7, 4.30)
n Handlung, Tätigkeit, Arbeit, Tun | Opferhandlung, heiliges Werk, Ritus | ärztliche Behandlung | Schicksal als Folge der Handlungen in einem früheren Leben
kāya (2.43, 3.21, 3.30, 3.43, 3.46, 3.47)
m Leib, Körper, Körper, Masse, Umfang, Menge, Gruppe, Kapital
kāra [√kṛ]
adj f ī ifc: machend, vollbringend, verursachend | Verfertiger, Bewirker, Verfasser
m ifc: Tat, Handlung | Laut
n Veranlassung, Ursache, Grund, Mittel | Werkzeug | Sinnesorgan
kaus ppp veranlasst durch, hervorgerufen durch, bewirkt
kāla (1.14, 1.26, 2.31, 2.50, 4.9)
m ein bestimmter oder richtiger Zeitpunkt, die zu etw bestimmte oder geeignete Zeit, Zeit überh., Gelegenheit, geeignete Zeit, passender Zeitpunkt, Zeitmaß, Weltordnung, Schicksal
kim (4.16)
interr pron was
adv woher? warum? weshalb? wozu?
kīrṇa
kusīda
n Anleihe, das Ausleihen von Geld auf Zinsen, Wucher
kūpa (3.31)
m Grube, Höhle
kūrma (3.32)
m Schildkröte
√kṛ
karoti/kurute machen, vollbringen, bewirken | bearbeiten | etw aus etw machen, verfertigen | jmds Befehl/Wunsch ausführen
ppp getan
kṛtārtha [kṛta+artha] (2.22, 4.32)
adj der sein Ziel erreicht hat, seine Absicht erreicht hat
kṛṣṇa
adj schwarz, dunkel, auch schwarz im moralischem Sinn
√kṝ
kirati ausgießen, ausschütten, ausstreuen | beschütten, bestreuen, überschütten
ppp kīrṇa ausgeschüttet, ausgestreut, hierhin und dorthin geworfen, zerstreut, auseinandergeworfen | bestreut, überdeckt, erfüllt mit, verstopft (Ohren)
√kḷp
kalpate in richtiger Ordnung sein, sich richtig verhalten | in Einklag kommen | erscheinen als | sich eignen zu | sich fügen zu, dienen zu | teilhaftig werden | hervorbringen
ppp kḷpta in Ordnung gekommen, fertig, hergestellt | hervorgebracht, vollbracht, abgemacht | vorgeschrieben | feststehend (Überzeugung)
kaus kalpayati/e in Ordnung bringen, richtig stellen, anordnen | zubereiten, zurechtmachen
kevala
adj jmd ausschließlich eigen | allein, einzig, alles andere ausschließend, pur, lauter | ganz, vollständig, gesamt, jeder
adv kevalam nur | ganz | allein
kaivalya [kevala] (2.25, 3.51, 3.56, 4.26, 4.34)
n vollkommene Erlösung, Alleinheit, absolute Einheit, Befreiung
√kram
krāmati kramate schreiten zu, zu jmd gehen um Hilfe zu finden | durchschreiten, überschreiten | ersteigen | überragen | in Besitz nehmen, erfüllen | Erfolg haben
kaus kramayati schreiten lassen | die Krama-Rezitationsweise nutzen
krama [√kram] (3.15, 3.53, 4.32, 4.33)
m Schritt, Gang, Art und Weise des Gehens, Weg, zum Angriff eingenommene Stellung, Verlauf, Ordnung, Reihenfolge, Rangordnung, Verfahrensweise, Brauch, Etiquette
krānti
f Ausführung, Verrichtung, Beschäftigung mit etwas, Handlung, Tätigkeit, Anwendung von Mitteln, heilige Handlung
√krudh
m Zorn, Wut
√kliś
kliśnāti plagen, quälen, belästigen
kliśyate geplagt werden, gequält werden, sich abmühen, leiden
ppp kliṣṭa geplagt, gequält, belästigt
kaus kleśayati plagen, quälen, belästigen
ppp verunreinigt (Bedeutung bei den Buddhisten) | geplagt, gequält, leidgeprüft, leidvoll | mitgenommen, verletzt, versehrt, in einen schlechten Zustand versetzt, abgenutzt, verbraucht, zu Schanden gemacht
kleśa [√kliś] (1.24, 2.2, 2.3, 2.12, 4.28, 4.30)
m Unreinheit, Qual, Plage, Schmerz, Leiden, Plage
m Augenblick, Zeitpunkt, eine ganz kurze Weile | ein geeigneter Augenblick, ein festlicher Augenblick | Moment, Phase
kṣaya [√kṣī] (2.28, 2.43, 3.11, 3.44, 3.51)
m Abnahme, Verminderung, Schwund, Verlust, das zu Ende Gehen, Versiegen, Untergang, Ende, das zu Nichte Werden | Auszehrung | Untergang der Welt
√kṣī (2.52)
kṣiṇāti kṣiṇoti kṣayati vernichten, zerstören, verderben, ein Ende machen, übel mitnehmen
kṣīyate abnehmen (Mond), ein Ende nehmen, aufhören, sich erschöpfen, zu Grunde gehen, umkommen
ppp kṣita erschöpft, ausgebeutet, heruntergekommen
ppp kṣīṇa vermindert, erschöpft, hingeschwunden, zu Ende gegangen, geschwächt, heruntergekommen, in Not gerathen, mager, dünn, schmächtig
ppp √kṣī vermindert, erschöpft, hingeschwunden, zu Ende gegangen, geschwächt, heruntergekommen, in Not gerathen, mager, dünn, schmächtig
√kṣudh
kṣudhyati Hunger empfinden
ppp kṣudhita hungrig
f Hunger
kṣetra (2.4)
n Grundbesitz, Grundstück, Grund und Boden, Feld, Ort, Gegend, Platz, Gebiet, Sitz, Ort der Wirksamkeit, Arbeitfeld | Wallfahrtort
kṣetrika (4.3)
m Besitzer eines Feldes, Bauer, Landwirt, Ehemann
√khyā
khyāti (1.16, 2.5, 2.26, 2.28, 3.50, 4.29)
f Auffassung, Annahme, Behauptung | Erkenntnis, Einsicht | allgemeines Bekanntsein, Ruf, Berühmtheit
f Gang, Bewegung, Art zu gehen | das Weggehen | Fortgang, Verlauf, Weg, Bahn
√gam
gama [√gam]
adj gehend
m Gang, das Fortgehen, Entfernung, Wegstrecke
n das Kommen, das HIngehen zu, das Sichbewegen zu, das Fortgehen, Abreise, Aufbruch | das sich Bewegen
guṇa (1.16, 2.15, 2.19, 4.13, 4.32, 4.34)
m der einzelne Faden einer Schnur, Schnur, Strick | Bogensehne | Saite | Eigenschaft, Eigentümlichkeit, Beschaffenheit | Grundeigenschaften der materiellen Natur, Grundeigenschaften allen materiellen Seins
guru (1.26)
adj schwer, schwer verdaulich, groß, schwer zuz vollbringen, stark, groß, wichtig, gewichtig | eine große Bedeutung habend, viel geltend, ehrwürdig, in großem Ansehen stehend
m eine ehrwürdige, hoch angesehene Person, Vater, Mutter, ein älterer Verwandter, insbes. der Lehrer
√grabh
graha
grahaṇa [√grabh+°na] (1.41, 3.48)
n Sinnesorgan, das Ergreifen, Packen, Festhalten, Fangen, einfangen, Ergreifen, Erfassen, Wahrnehmen, Begreifen
m Greifer, Empfänger, Käufer, Wahrnehmer
grāhya [√grabh+°ya] (1.41, 3.21)
adj zu ergreifen, zu halten, zu fassen | gefangen zu nehmen | mitzunehmen | zu gewinnen, zu emfangen, | wahrzunehmen, zu erkennen, zu erlernen, aufzufassen, zu verstehen, anzuerkennen
na pratyayaḥ srīṣu grāhyaḥ = man darf den Weibern kein Vertrauen schenken
ca (1.29, 1.44, 1.45, 2.2, 2.15, 2.41, 2.53, 3.20, 3.23, 3.39, 3.43, 3.46, 3.49, 3.50, 3.55, 4.10, 4.16, 4.20, 4.21)
konj und, und zwar, auch, sogar, selbst, dagegen, aber
cakra (3.30)
n Rad, Scheibe, Wurfscheibe, Diskus | Kreis, Kreislauf, Zirkel | Schaar, Menge, Trupp | Bezirk, Bereich
cakṣus (3.21)
m das Helle, Licht | das Sehen, Anblick, Sehkraft, Blick, Auge
caturtha (2.51)
candra (3.28)
citta (1.2, 1.30, 1.33, 1.37, 2.54, 3.1, 3.9, 3.11, 3.12, 3.19, 3.35, 3.39, 4.4, 4.5, 4.15, 4.16, 4.17, 4.18, 4.21, 4.23, 4.26)
citra (4.24)
cetanā (1.29)
√chid
chidra (4.27)
ja (1.50, 3.53, 3.55, 4.1, 4.6)
jan (3.37)
japa (1.28)
jaya (2.41, 3.5, 3.40, 3.41, 3.45, 3.48, 3.49)
jala (3.40)
javitva (3.49)
jāti (2.13, 2.31, 3.18, 3.54, 4.2, 4.9)
jugupsā (2.40)
√jñā
jñātṛtva (3.50)
jñāna (1.8, 1.9, 1.38, 1.42, 2.28, 3.16, 3.17, 3.18, 3.19, 3.23, 3.26, 3.27, 3.28, 3.29, 3.30, 3.53, 3.55, 4.31)
jñeya (4.31)
jyotiṣmat (1.36)
jyotis (3.33)
jvalana (3.41)
tat (1.12, 1.16, 1.28, 1.30, 1.32, 1.46, 1.50, 2.10, 2.11, 2.13, 2.14, 2.21, 2.22, 2.24, 2.25, 2.25, 2.27, 2.35, 2.49, 3.3, 3.5, 3.6, 3.8, 3.10, 3.17, 3.20, 3.20, 3.21, 3.23, 3.29, 3.38, 3.46, 3.51, 3.53, 4.8, 4.10, 4.11, 4.13, 4.15, 4.16, 4.17, 4.18, 4.19, 4.22, 4.24, 4.27)
tatartha (1.28)
tatas (1.22, 1.29, 2.48, 2.52, 2.55, 3.12, 3.37, 3.44, 3.46, 3.49, 3.54, 4.3, 4.8, 4.30, 4.32)
tatra (1.13, 1.25, 1.42, 1.48, 3.2, 4.6)
tatrūpa (1.8)
tatsthatadañjanatā (1.41)
tathā (2.9)
√tan
tanu (2.4)
tanūkaraṇa (2.2)
tantra (4.16)
°tama
°tā
tāpa (2.15)
tāraka (3.55)
tārā (3.28)
tīvra (1.21)
tūla (3.43)
°tṛ
suffix bildet Substantiva eines Handelnden aus Verben
tyāga (2.35)
°tra
suffix bildet Adverbia des Ortes
trividha (4.7)
°tva
suffix bildet sächliche Substantive des Zustands/ der Essenz/ der Funktion von etw
darśanaśakti [darśana+śakti] (2.6)
f die Fähigkeit der Wahrnehmens, das Geschick des Erlebens, die Kraft zu Erkennen
darśin (4.25)
divya (3.42)
dīpti (2.28)
duḥkha (1.31, 1.33, 2.5, 2.8, 2.15, 2.15, 2.16, 2.34)
dṛḍha (1.14)
√dṛś
dṛśi (2.20)
dṛśya (2.17, 2.18, 2.21, 4.21, 4.23)
dṛśyatva (4.19)
√dṝś
devatā (2.44)
deśa (2.31, 2.50, 3.1, 3.54, 4.9)
doṣa (3.51)
daurmanasya (1.31)
draṣṭṛ (1.3, 2.17, 2.20, 4.23)
dvaṃdva (2.48)
dharma (3.13, 3.14, 3.46, 4.12, 4.29)
dharmin (3.14)
√dhā
√dhṛ
dhyāna (1.39, 2.11, 2.29, 3.2, 4.6)
dhruva (3.29)
°na
suffix bildet sächliche Substantive
√nand
√naś
naṣṭa (2.22)
nāḍi (3.32)
nābhi (3.30)
ni (3.23)
nitya (2.5)
nityatva (4.10)
nibandhana (1.35)
nimitta (4.3)
nimna (4.26)
niratiśaya (1.25)
nirodha (1.2, 1.12, 1.51, 1.51, 3.9, 3.9, 3.9)
nirgrāhya (4.33)
nirmāṇa (4.4)
nirvitarka (1.43)
niveśa
nairantarya (1.14)
nyāsa (3.26)
paṅka (3.40)
pañcataya (1.5)
√pat
√pad
panthān (4.15)
para (1.16, 2.40, 3.19, 3.39, 4.24)
paramāṇu (1.40)
parā (1.24)
parārthatva (3.36)
pari
pariṇāma (2.15, 3.9, 3.11, 3.12, 3.13, 3.15, 3.16, 4.2, 4.14, 4.32, 4.33)
adj sich verändernd, sich umwandelnd, einem Wechsel der Form unterworfen, sich natürlich entwickelnd | reifend, Früchte tragend
paritāpa (2.14)
paridṛṣṭa (2.50)
pariśuddha (1.43)
parisamāpti (4.32)
paryavasāna (1.45)
parvan (2.19)
√paś
pipāsā (3.31)
puruṣa (1.16, 1.24, 3.36, 3.50, 3.56, 4.18, 4.34)
puruṣajñāna (3.36)
√pṝ
pra
prakāśa (2.18, 2.52, 3.21, 3.44)
pracāra (3.39)
pracchardana (1.34)
prajñā (1.20, 1.48, 1.49, 2.27, 3.5)
praṇava (1.27)
praṇidhāna (1.23, 2.1, 2.32, 2.45)
prati (2.22)
pratipatti (3.54)
pratibandhin (1.50)
pratiyogin (4.33)
pratiṣedha (1.32)
pratiṣṭha (1.8)
pratiṣṭhā (2.35, 2.36, 2.37, 2.38, 4.34)
pratyak (1.29)
pratyakṣa (1.7)
pratyaya (1.10, 1.18, 1.19, 2.20, 3.2, 3.12, 3.17, 3.19, 3.36, 4.27)
pradhāna (3.49)
prabhu (4.18)
pramāda (1.30)
prayatna (2.47)
prayojaka (4.5)
pravibhāga (3.17)
praśānta (3.10)
prasaṃkhyāna (4.29)
prasaṅga (3.52)
prasāda (1.47)
prasādana (1.33)
prasupta (2.4)
prāgbhāra (4.26)
prāṇa (1.34)
prānta (2.27)
phala (2.14, 2.34, 2.36, 4.11)
bādhana (2.33)
bhara (1.48)
bhava (1.19)
bhāvana (1.28, 2.2, 2.33, 2.34)
bhāvanā (4.25)
bhāvanātas (1.33)
√bhās
bhuvana (3.27)
√bhū
bhūta (2.18, 3.13, 3.17, 3.45)
n Daseinszustand, Zustand ein Wesen zu sein, Elementzustand
bhūmikatva (1.30)
bhrānti (1.30)
maṇi (1.41)
°man
suffix bildet Aktions-Neutra u. -Maskulina
√man
mantra (4.1)
mala (4.31)
mahattva (1.40)
√mā
mātra (1.43, 2.19, 2.20, 3.3, 3.50, 4.4)
mithyā (1.8)
√mud
modate lustig sein, fröhlich sein, sich freuen, sich erfreuen an
ppp mudita erfreut, froh, sich erfreuend an
kaus modayati/e erfreuen
kaus ppp modita erfreut
mudita (1.33)
√muṣ
mūrdha (3.33)
mṛṣṭa (1.24)
megha (4.29)
maitrī (1.33)
maitrya (3.24)
moha (2.34)
°ya
suffix bildet Partizipien der Notwendigkeit
yatna (1.13)
yathā (1.39)
√yuj
yogin (4.7)
yogyatā (2.53)
yogyatva (2.41)
√rañj
ratna (2.37)
√riṣ
riṣyati/e versehrt werden, Schaden nahmen | versagen, misslingen, zu Schanden werden | beschädigen
ppp riṣta misslungen
kaus reṣayati beschädigen, versagen bewirken
ruta (3.17)
√ruh
laghu (3.43)
√labh
√lamb
laya (1.19)
√las
lāvaṇya (3.47)
liṅga (2.19)
√lok
lobha (2.34)
√vac
vajra (3.47)
varaṇa (4.3)
varga
vaśyatā (2.55)
vastu (1.9, 4.14, 4.15, 4.16, 4.17)
vā (1.23, 1.34, 1.35, 1.36, 1.37, 1.38, 1.39, 3.23, 3.34, 4.34)
vācaka (1.27)
vārta (3.37)
vāhitā (3.10)
vāhin (2.9)
vāhī (2.9)
vikaraṇa (3.49)
vikṣepās (1.30)
viksepa (1.31)
vicāra (1.17)
vicchinna (2.4)
viccheda (2.49)
vitṛṣṇa (1.15)
videha (1.19)
videhā (3.44)
vidyā
vidhāraṇa (1.34)
viniyoga (3.6)
vinivṛtti (4.25)
viprakṛṣṭa (3.26)
vibhakta (4.15)
vi√ram
virāma (1.18)
virodha (2.15)
viveka (2.26, 2.28, 3.53, 3.55, 4.26, 4.29)
vivekin (2.15)
√viś
viśeṣa (1.22, 1.24, 1.49, 2.19, 4.25)
viśoka (1.36)
viṣaya (1.11, 1.15, 1.33, 1.37, 1.49, 2.51, 2.54, 3.55, 3.55)
viṣayatva (1.45)
viṣayavat (1.35)
viṣayā (1.44)
vīta (1.37)
√vṛ
vṛtti (1.2, 1.4, 1.5, 1.10, 1.41, 2.11, 2.15, 2.50, 3.44, 4.18)
vedanā (3.37)
vedanīya (2.12)
vaitṛṣṇya (1.16)
vaira (2.35)
vaiśāradya (1.47)
vyakta (4.13)
vyakti
vyādhi (1.30)
vrata (2.31)
śabdārtha (1.42)
śayin
śarīra (3.39)
√śās
śāsti śāsati pass śāsyate śiṣyate zurechtweisen, züchtigen, in Zucht halten, befehlen, unterweisen, belehren
śāsa [√śās]
m Anweisung, Gebot | Gebieter, Strafender
śila (2.18)
√śī
śukla
śuci (2.5)
śuddha (2.20)
śeṣa (1.18)
śraddhā (1.20)
śravika
śrāvaṇa (3.37)
√śri
śruta (1.49)
sa (1.14, 1.26, 1.46, 3.20, 3.23)
saṃkīrṇa (1.42)
saṃkhyā (2.50)
saṃgṛhītatva (4.11)
saṃjñā (1.15)
saṃnidhi (2.35)
saṃprajñāta (1.17)
saṃprayoga (2.44)
saṃbodha (2.39)
saṃyama (3.4, 3.16, 3.17, 3.21, 3.23, 3.27, 3.36, 3.42, 3.43, 3.45, 3.48, 3.53)
saṃvid (3.35)
saṃvega (1.21)
saṃśaya (1.30)
saṃskāra (1.18, 1.50, 1.50, 2.15, 3.9, 3.10, 3.18, 4.9, 4.27)
saṃhatyakāritva (4.24)
saṃhananatva (3.47)
saṅga (3.52)
√sañj
satkāra (1.14)
sattva (2.41, 3.36, 3.50, 3.56)
√sad
sīdati sitzen, sich niederlassen | belagern, | unterliegen, an sich selbst verzweifeln
ppp satta sitzend
ppp sanna niedergesetzt, sitzend bei, beschäftigt mit | niedergesunken, erloschen | tot
kaus sādayati setzen, sich setzen lassen | ablegen auf | ins Verderben bringen, zu nichte machen
sadā (4.18)
saptadhā (2.27)
sam
samādhi (1.20, 1.46, 1.51, 2.2, 2.29, 2.45, 3.3, 3.11, 3.38, 4.1, 4.29)
samāna (3.41)
samāpatti (1.41, 1.42, 2.47, 3.43)
sarva (1.51, 2.15, 2.37, 3.11, 3.17, 3.34, 3.50, 3.50, 3.55, 4.31)
sarvajña (1.25)
sarvārtha (4.23)
savicāra (1.44)
savitarka (1.42)
sahabhū (1.31)
sākṣat (3.18)
sādhāraṇatva (2.22)
sārūpya (1.4)
sārvabhauma (2.31)
siddha (3.33)
siddhi (2.43, 2.45, 3.38, 4.1)
sukha (1.33, 2.5, 2.7, 2.42, 2.46)
sūkṣma (1.44, 1.45, 2.10, 2.50, 3.26, 3.45, 4.13)
sūrya (3.27)
√sṛj
√sev
saumanasya (2.41)
steya
n Diebstahl, Raub | Gestohlenes
styāna (1.30)
√sthā
sthāni (3.52)
sthita (1.13)
sthira (2.46)
sthūla (3.45)
smaya (3.52)
smṛti (1.6, 1.11, 1.20, 1.43, 4.9, 4.21)
syāt (4.16)
sva (1.3, 2.23, 2.54, 4.19, 4.22)
√svad
svadati - schmckhaft machen, but zubereiten, würzen | lieblich mahcen, angehem machen
svadate schmecken, munden, es sich schmecken lassen
ppp svātta schmackhaft gemacht | gekostet
kaus svadayati schmackhaft machen, kochen
svapna (1.38)
svarasa (2.9)
svarūpa (1.43, 2.23, 2.54, 3.3, 3.45, 3.48, 4.34)
svarūpatas (4.12)
svāṅga (2.40)
svāmin (2.23)
svārtha (3.36)
√han
hasti (3.25)
√hiṃs
hiṃsā (2.34)
hṛdaya (3.35)
hetu (2.17, 2.23, 2.24, 3.15, 4.11)
hetutva (2.14)
hlāda (2.14)