पातञ्जलयोगसूत्राणि

pātañjala-yoga-sūtrāṇi

Die Yoga-Sūtras des Patañjali

Frank Nārada Ziesing

Inhalt

Einleitung

Das Sanskritwort Sūtra bedeutet Faden, Schnur, kurzgefasster Lehrsatz. Sūtras sind Texte aus möglichst knappen Sätzen, die eine Weltanschauung systematisch erklären. Sie dienen als Grundlage für weitere Erläuterungen, mündlich durch einen Guru oder schriftlich durch einen Kommentator. Für die meisten indischen Philosophiesysteme wurden derartige Sūtras verfasst, nach westlicher Schätzung in der Zeit zwischen 200 v. Chr und 500 n. Chr. Das indische Geschichtsempfinden kennt allerdings solche Jahreszahlen nicht. Es gab weder ein allgemein anerkanntes Ereignis, nach dem man die Zeit hätte zählen können, noch Jahrhunderte überdauernde Fürstentümer, auf deren Herrscher man sich hätte beziehen wollen.

Die Yoga-Sūtras des Patañjali gelten als grundlegende Autorität des Yoga-Systems. Das Wort Yoga geht auf ein protoindoeuropäisches (=ur-indogermanisches) Wort zurück, von dem auch das deutsche Wort "Joch" abstammt. In den ältesten indischen Texten bezeichnet Yoga das Anschirren der Pferde an den Wagen. Pferde sind in Indien nicht heimisch, sie waren ein Luxus für Fürsten. Die Kunst mit Pferden umzugehen galt dementsprechend als ehrenvoll. In der Kaṭha-Upanishad (ca. 5. Jhd. v. Chr.) wird diese Kunst verglichen mit der Art und Weise, wie man mit den unterschiedlichen Kräften im eigenen Geist umgeht. Das scheint die früheste Nutzung des Wortes Yoga im Sinne einer Selbstdisziplin zu sein.

In diesem Sinn kommt das Wort auch in der Bhagavad-Gītā vor, die sich als Zusammenfassung der Upanishaden bezeichnet. Dort wird Yoga dreimal definiert, und zwar als Gleichmut, als glückliches Geschick in Handlungen und als Unterbrechung der Verbindung zum Leid. Mit Patañjalis Text wird Yoga zu einem weltanschaulichen System, einem Darśanam. Patañjali hat Yoga also nicht erfunden. Wer aber verbirgt sich hinter seinem Namen?

Kapitel 1 ist eine in sich abgeschlossene Anleitung zum Erreichen des "samenlosen" Samādhis. Kapitel 2 beginnt wieder von vorne, so als würde ein anderer Meister seine durchaus unterschiedliche Lehre darlegen. Bei 2:28 beginnt eine weitere in sich geschlossene Anleitung, die bis zum Ende des 3. Kapitels geht, wieder ohne Bezug zu den vorherigen Lehren. Sobald man darauf achtet, sind die Unterschiede dieser drei Lehren unübersehbar. Beispielsweise wird Gottergebung, īśvarapraṇidhāna, in Lehre 1 als Option dargestellt, in Lehre 2 als integraler Teil des praktischen Yoga und in Lehre 3 als Abschluss der Selbstverpflichtungen. Ein anderes Beispiel ist asmitā, Ich-bin-heit, welches in Kap 1 zum Erreichen des Samprajñāta-Zustands dient, während es in Kap 2 als Plage verworfen wird.

Das legt nahe, dass die Texte von verschiedenen Meistern derselben Schulrichtung stammen. Kapitel 4 steht ebenfalls für sich allein, es ist aber keine Anleitung, sondern eine Darlegung der Sānkhya-Philosophie als weltanschaulichem Hintergrund des Yoga.

Wahrscheinlich sind die Yoga-Sūtras also eine Art Sammelband mit vier Autoren. Es gibt noch einen fünften, nämlich denjenigen, der diese Texte zusammenfügte, mit einem ausführlichen Kommentar versah und bekannt machte. Dieser wurde später Vyāsa, also "der mit der ausführlichen Darstellung" genannt. Von ihm stammen vielleicht auch die Kapitelüberschriften, Samādhi – Sādhana – Vibhūti – Kaivalya, die allerdings nicht die Inhalte der einzelnen Kapiteln beschreiben, sondern eher ein Motto für Yoga an sich darstellen. Denn Samādhi wird in allen Kapiteln behandelt (1.20, 1.46, 1.51, 2.2, 2.29, 2.45, 3.3, 3.11, 3.38, 4.1, 4.29). Die Worte Sādhana und Vibhūti kommen im Text gar nicht vor, spirituelle Übungen und ungewöhnliche Kräfte werden aber in allen Kapiteln beschrieben. Und Kaivalya wird auch mehrfach beschrieben, nämlich in 2:25, 3:51, 3:56, 4:26, 4:34.

Vyāsas Kommentar ist allerdings kein neutraler Versuch, die Sūtras zu erklären. Vielmehr nutzt er die Sūtras um seine eigene Auffassung des Yoga zu verkünden. Die einfache Klarheit der Sūtras geht dabei verloren. Die folgende Übersetzung möchte die Sūtras für sich sprechen lassen.

Außer dem Namen Patañjali ist über die Autoren der Yoga-Sūtras nichts bekannt. Bei einem so einflussreichen Text, wurde diese Lücke im Lauf der Jahrhunderte mit Legenden gefüllt. So soll Patañjali ein Avatāra der göttlichen Schlange Ananta gewesen sein. In Statuen wird er daher mit menschlichem Oberkörper und schlangenförmigen Unterkörper abgebildet. Der ungewöhnliche Name Patañjali kommt außerdem noch vor als Autor eines Werks über Grammatik und eines über Heilkunst. Ab dem 11. Jhd. findet sich die Auffassung, dass diese drei Autoren ein und dieselbe Person seien. Dazu gibt es einen bekannten Grußvers:

yogena cittasya padena vācāṃ
malaṃ śarīrasya ca vaidyakena |
yo 'pākarot taṃ pravaraṃ munīnāṃ
patañjaliṃ prāñjalir ānato 'smi ||

Welcher den Makel des Geistes durch Yoga,
den der Sprache durch Wortanalyse und
den des Körpers durch Heilkunst beseitigte,
vor diesem Vorzüglichsten der Weisen,
vor Patañjali, bin ich mit
aneinandergelegten Händen verbeugt.

प्रथमः समाधिपादः

prathamaḥ samādhi-pādaḥ

1. Samādhi

Thema der Yoga-Sūtras

atha yogānuśāsanam || 1.1 ||

Jetzt [beginnt] die Yoga-Unterweisung.

atha jetzt yoga- Yoga anu-śāsanam nom n sg Unterweisung

yogaś citta-vṛtti-nirodhaḥ || 1.2 ||

Yoga [ist] das Niederhalten der Aktivitäten des Geistes.

yogaḥ nom m sg Yoga citta- denkender Geist vṛtti- Aktivitäten ni-rodhaḥ nom m sg Nieder-Halten

tadā draṣṭuḥ sva-rūpe 'vasthānam || 1.3 ||

Dann verweilt der Erfahrende im eigenen Wesen.

tadā dann draṣṭuḥ gen m sg des Erfahrenden sva- im eigen rūpe lok n sg Wesen ava-sthānam nom n sg Verweilen

vṛtti-sārūpyam itaratra || 1.4 ||

Sonst identifiziert [er sich] mit den Aktivitäten.

vṛtti- Aktivitäten sārūpyam nom n sg Identifikation itaratra sonst

Aktivitäten des Geistes

vṛttayaḥ pañcatayyaḥ kliṣṭākliṣṭāḥ || 1.5 ||

Die Aktivitäten [sind] fünferlei, unangenehm und nicht unangenehm.

vṛttayaḥ nom f pl die Aktivitäten pañcatayyaḥ nom f pl fünferlei kliṣṭa- unangenehm akliṣṭāḥ nom f pl nicht unangenehm

pramāṇa-viparyaya-vikalpa-nidrā-smṛtayaḥ || 1.6 ||

[Es sind:]

  • Einordnen von Sachverhalten
  • Fehleinschätzungen
  • Überlegen
  • Schlaf
  • Erinnern.

pramāṇa- Einordnen von Sachverhalten viparyaya- Fehleinschätzungen vikalpa- Überlegen nidrā- Schlaf smṛtayaḥ nom pl f Erinnern

pratyakṣānumānāgamāḥ pramāṇāni || 1.7 ||

Einordnen von Sachverhalten [beruht auf]

  • unmittelbarer Wahrnehmung
  • Schlussfolgerung
  • gelerntem Wissen.

pratyakṣa- unmittelbare Wahrnehmung anumāna- Schlussfolgerung āgamāḥ nom m pl gelerntes Wissen pramāṇāni nom n pl Einordnen von Sachverhalten

viparyayo mithyā-jñānam a-tad-rūpa-pratiṣṭham || 1.8 ||

Fehleinschätzung [ist] eine verkehrte Annahme, deren Wesen ohne Grundlage [ist].

viparyayaḥ nom sg m Fehleinschätzung mithyā- verkehrt jñānam nom sg n Annahme a- ohne tad-rūpa- deren Wesen pratiṣṭham nom n sg Grundlage

śabda-jñānānupātī vastu-śūnyo vikalpaḥ || 1.9 ||

Überlegen [ist] das Verfolgen von Annahmen, die man in Worten ausdrücken kann, bei Abwesenheit der Sache.

śabda- in Worten ausdrückbar jñāna- Annahmen anupātī nom n sg folgend vastu- Sache śūnyaḥ nom m sg abwesend vikalpaḥ nom m sg Überlegen

abhāva-pratyayālambanā vṛttir nidrā || 1.10 ||

Schlaf [ist] eine Aktivität, die auf dem Fehlen fester Vorstellungen beruht.

abhāva- Fehlen pratyaya- feste Vorstellungen ālambanā nom f sg das Beruhen auf vṛttiḥ nom f sg Aktivität nidrā nom f sg Schlaf

anubhūta-viṣayāsaṃpramoṣaḥ smṛtiḥ || 1.11 ||

Erinnern [ist] das Nichtloslassen erlebter Erfahrungen.

anubhūta- erlebt viṣaya- Erfahrungen a-sam-pramoṣaḥ nom m sg Nichtloslassen smṛtiḥ nom f sg Erinnern

Beherrschung der Aktivitäten des Geistes

abhyāsa-vairāgyābhyāṃ tan-nirodhaḥ || 1.12 ||

Durch Übung und Gelassenheit [gelingt] das Niederhalten dieser [Aktivitäten].

abhyāsa- durch Übung vairāgyābhyām inst dual n durch Gelassenheit tat- deren ni-rodhaḥ nom m sg Nieder-Halten

tatra sthitau yatno 'bhyāsaḥ || 1.13 ||

Übung [ist] Bemühung, die beharrlich dabei bleibt.

tatra dabei sthitau lok f sg im Bleiben yatnaḥ nom m sg Bemühung abhyāsaḥ nom m sg Übung

sa tu dīrgha-kāla-nairantarya-satkārāsevito dṛḍha-bhūmiḥ || 1.14 ||

Aber eine feste Grundlage [ist] erst das, was lange Zeit ununterbrochen mit ganzer Hingabe praktiziert [wurde].

saḥ nom m sg diese tu aber dīrgha- lange kāla- Zeit nairantarya- ununterbrochen sat-kāra- mit ganzer Hingabe ā-sevitaḥ ppp nom m sg praktiziert dṛḍha- ppp gefestigt bhūmiḥ nom f sg Grundlage

dṛṣṭānuśravika-viṣaya-vitṛṣṇasya vaśī-kāra-saṃjñā vairāgyam || 1.15 ||

Gelassenheit [ist] die Selbstverständlichkeit der Meisterschaft für den, der frei von Durst nach Sinnlichem ist, – weder gesehenem, noch von dem er gehört hat.

dṛṣṭa- gesehen ānuśravika- wovon man gehört hat viṣaya- Sinnliches vitṛṣṇasya gen m für den der frei von Durst ist vaśī-kāra- Meisterschaft saṃjñā nom f sg Selbstverständlichkeit vairāgyam nom n sg Gelassenheit

tat-paraṃ puruṣa-khyāter guṇa-vaitṛṣṇyam || 1.16 ||

Am größten ist sie für den, der den Purusha kennt [und dadurch] ohne Durst nach den Manifestationen der Natur ist.

tat- deren param nom n sg höchstes puruṣa- Purusha khyāteḥ gen m sg für den kennenden guṇa- Manifestationen der Natur vaitṛṣṇyam nom n sg Durstlosigkeit

Purusha wird in 4:34 erklärt als citi-śakti, die Kraft des reinen Bewusstseins (jenseits der Manifestationen der Natur). Entspricht dem Begriff ātman im Vedānta.

Der Weg

vitarka-vicārānandāsmitā-rūpānugamāt saṃprajñātaḥ || 1.17 ||

Tiefes Verständnis [entsteht] durch das Nachfolgen des Wesens von

  • Vitarka (Erwägung)
  • Vicāra (innere Prüfung)
  • Ānanda (innere Freude)
  • Ich-bin-Empfindung.

vitarka- Erwägung vicāra- innere Prüfung ānanda- Wonne asmitā- Ich-bin-heit rūpa- Wesen anugamāt abl m sg durch das Nachfolgen saṃprajñātaḥ ppp nom m sg tief verstehend erkannt

virāma-pratyayābhyāsa-pūrvaḥ saṃskāra-śeṣo 'nyaḥ || 1.18 ||

Ein anderer [Zustand ist] das Verstummen fester Vorstellungen durch vorhergehende Übung, wo nur Saṃskāras übrig bleiben.

virāma- das Verstummen pratyaya- feste Vorstellung abhyāsa- Übung pūrvaḥ nom m sg vorherig saṃskāra- Saṃskāra śeṣaḥ nom m sg übriggelassen anyaḥ nom m sg ein anderer

Saṃskāras sind Eindrücke vergangener Geistestätigkeit. Damit ist wohl gemeint, dass Erinnerungen und geistige Fähigkeiten nicht ausgelöscht werden.

bhava-pratyayo videha-prakṛti-layānām || 1.19 ||

Überzeugung von Geburt an [gibt es] für die an der unverkörperten schöpferischen Urkraft haftenden.

bhava- Geburt pratyayaḥ nom m sg Überzeugung videha- unverkörpert prakṛti- ursprüngliche Natur, aus der alles andere hervorgeht layānām gen pl m für die daran Haftenden

Zwei Arten von Yogīs werden unterschieden:

In diesem Sūtram geht es um die Bhava-pratyaya-s, die von Kindheit an spontane spirituelle Erfahrungen haben.

Im nächsten Sūtram geht es um die Upāya-pratyaya-s, die erst durch "geeignetes Vorgehen" (upāya) solche Erfahrungen erreichen.

śraddhā-vīrya-smṛti-samādhiprajñā-pūrvaka itareṣām || 1.20 ||

Bei anderen gehen Zuversicht, heldenhaftes Vorgehen, stetiges Erinnern und Samādhi-Einsichten voraus.

śraddhā- Zuversicht vīrya- heldenhaftes Vorgehen smṛti- stetiges Erinnern samādhi- Extase prajñā- Einsicht pūrvakaḥ nom m sg vorangehend itareṣām lok pl m bei anderen

tīvra-saṃvegānām āsannaḥ || 1.21 ||

Für diejenigen mit heftig brennendem Verlangen steht [Samādhi] nah bevor.

tīvra- scharf saṃvegānām gen pl m bei denen mit heftigem Verlangen āsannaḥ nom sg m nah bevorstehend

mṛdu-madhyādhimātratvāt tato 'pi viśeṣaḥ || 1.22 ||

Schwaches, mittelmäßiges oder übermäßiges [Verlangen macht] in diesem Fall natürlich einen Unterschied.

mṛdu- weich madhya- mittel adhimātratvāt abl sg m durch Übermäßigkeit tataḥ in diesem Fall api natürlich viśeṣaḥ nom sg m Unterschied

Īśvara

īśvara-praṇidhānād vā || 1.23 ||

Auch durch Ergebung an Īśvara [gelingt es].

īśvara- Gott praṇidhānāt abl sg m durch Ergebung auch

Īśvara bezeichnet die Kraft, welche über die Manifestationen der geschaffenen Welt gebietet. Es entspricht in etwa unserem Wort "Gott".

kleśa-karma-vipākāśayair a-parā-mṛṣṭaḥ puruṣa-viśeṣa īśvaraḥ || 1.24 ||

Von Qualen, von Karma, von langsam heranreifenden Handlungsresultaten, von Charakteranlagen aus früheren Leben unberührt, diese besondere Bewusstseinskraft ist Īśvara.

kleśa- Qual karma- Handlung vipāka- Heranreifen der Handlungsfrüchte āśayair inst pl m von Charakteranlagen mit der man zur Welt kommt a- un parā-mṛṣṭaḥ nom sg m berührt puruṣa- Bewusstseinskraft viśeṣaḥ nom sg m besonders īśvaraḥ nom sg m Gott

tatra nir-ati-śayaṃ sarva-jña-bījam || 1.25 ||

Dort [ist] der unübertroffene, allwissende Anfang.

tatra dort nir-ati-śayam nom sg n unübertroffen sarva-jña- allwissend bījam nom sg n Anfang

sa pūrveṣām api guruḥ kālenānavacchedāt || 1.26 ||

Da er der Trennung durch Zeit nicht unterliegt, [ist] er auch der Lehrer der früheren Generationen.

saḥ nom sg m er pūrveśām gen pl m der früheren Generationen api auch guruḥ nom sg m Lehrer kālena inst sg m durch Zeit an-ava-cchedāt abl sg m da nicht Trennung unterliegend

tasya vācakaḥ praṇavaḥ || 1.27 ||

Das ihn bezeichnende Wort [ist] OM.

tasya gen sg m dessen vācakaḥ nom sg m bezeichnendes Wort praṇavaḥ nom sg m die heilige Silbe OM

taj-japas tadartha-bhāvanam || 1.28 ||

Dessen Wiederholung bringt die dazu gehörende Bedeutung ans Licht.

tat- dessen japaḥ nom m sg meditative Wiederholung tad-artha- dessen Bedeutung bhāvanam nom n sg das ans Licht bringen

tataḥ pratyak-cetanādhigamo 'py antarāyābhāvaś ca || 1.29 ||

Anschließend [kommt es] auch zum Erlangen des inneren Bewusstseins und zum Unterbleiben von dazwischen kommenden Hindernissen.

tataḥ dann pratyak- im Innern cetanā- Bewusstsein adhi-gamaḥ nom m sg Erlangung api auch antar-āya- was dazwischen kommt, Hindernis a-bhāvaḥ nom m sg Unterbleiben ca und

Hindernisse

vyādhi-styāna-saṃśaya-pramādālasyāvirati-bhrānti-darśanālabdha-bhūmikatvānavasthitatvāni citta-vikṣepās te 'ntarāyāḥ || 1.30 ||

Diese dazwischen kommenden Hindernisse, die den Geist ablenken, [sind:]

  • Krankheit
  • Starrheit
  • Zweifel
  • Unaufmerksamkeit
  • Mangel an freudiger Energie
  • Sich nicht von Sinnesgenüssen trennen
  • eine verworrene Weltanschauung
  • Nichterlangen einer [Konzentrations]basis
  • Unbeständigkeit.

vyādhi- Krankheit styāna- Starrheit saṃśaya- Zweifel pramāda- Unaufmerksamkeit ālasya- Mangel an freudiger Energie a-vi-rati- das sich nicht Trennen von Sinnesgenüssen bhrānti- verworren darśana- Weltanschauung a-labdha- das nicht Erlangen bhūmika-tva- Basis an-ava-sthita-tvāni nom n p Unbeständigkeit citta- Geist vi-kṣepās nom pl m Ablenkung te nom pl m diese antarāyāḥ nom pl m was dazwischen kommt, Hindernisse

duḥkha-daurmanasyāṅgam-ejayatva-śvāsa-praśvāsā vikṣepa-sahabhuvaḥ || 1.31 ||

Die Ablenkung geht einher mit Unbehagen, Niedergeschlagenheit, Zittern des Leibes und seufzendem Atmen.

duḥkha- Unbehagen, Leid daurmanasya- Niedergeschlagenheit aṅgam-ejaya-tva- das Zittern des Leibes śvāsa- Seufzen praśvāsā nom pl m Einatmen vikṣepa- Ablenkung saha-bhuvaḥ nom pl m zusammen erscheinend mit

tat-pratiṣedhārtham eka-tattvābhyāsaḥ || 1.32 ||

Zu ihrer Abwehr dient die anhaltende Beschäftigung mit einem Aspekt der metaphysischen Wahrheit.

tat- deren prati-ṣedha- Abwehr artham nom n sg zu etw dienen eka- ein tat-tva- Aspekt der metaphysischen Wahrheit abhyāsaḥ nom m sg anhaltende Beschäftigung mit

Gnädige Geistesstimmung

maitrī-karuṇā-muditopekṣāṇāṃ sukha-duḥkha-puṇyāpuṇya-viṣayāṇāṃ bhāvanātaś citta-prasādanam || 1.33 ||

Eine gnädige Geistesstimmung [entsteht] durch stetige Ausrichtung des Denkens auf

  • Wohlwollen zu gut laufenden Umständen,
  • Mitgefühl gegenüber schlecht laufenden,
  • Freude über spirituell Günstiges,
  • Nichtbeachtung von Verfehlungen.

maitrī- Wohlwollen, freundschaftliche Gesinnung karuṇā- Mitgefühl mudita- sich erfreuend upekṣāṇām gen f pl Nichtbeachten sukha- gut laufend duḥkha- schlecht laufend puṇya- spirituell günstig apuṇya- Verfehlung viṣayānām gen m pl gegenüber Umständen bhāvanātaḥ adv stetige Ausrichtung des Denkens auf citta- Geist prasādanam nom n sg gnädige Stimmung

pracchardana-vidhāraṇābhyāṃ vā prāṇasya || 1.34 ||

Oder durch Ausstoßen und Anhalten des Atems.

pracchardana- Ausstoßen vidhāraṇābhyām inst dual n durch das Anhalten oder prāṇasya gen m sg des Atems

viṣayavatī vā pravṛttir utpannā manasaḥ sthiti-nibandhanī || 1.35 ||

Oder ein mit den Sinnen wahrgenommenes Ereignis passiert, das für das Gemüt so fesselnd ist, dass es still steht.

viṣaya-vatī nom f sg den Sinnesbereich betreffend oder pravṛttiḥ nom f sg Entfaltung utpannā nom f sg eingetroffen manasaḥ gen n sg für das Gemüt sthiti- das Stillstehen nibandhanī nom f sg fesselnd

viśokā vā jyotiṣmatī || 1.36 ||

Oder ein Kummer vertreibendes [Ereignis], das zur Lichtwelt gehört, [passiert].

viśokā adj nom f sg Kummer vertreibend oder jyotiṣmatī adj nom f sg der Lichtwelt angehörend

vīta-rāga-viṣayaṃ vā cittam || 1.37 ||

Oder ein Geist, der von Leidenschaft nach Sinnendingen befreit ist.

vīta- gewichen rāga- Leidenschaft viṣayam nom n sg die Sinnenwelt oder cittam nom n sg Geist

Die Kommentatoren meinen, Meditation über das Herz eines Heiligen sei gemeint.

svapna-nidrā-jñānālambanaṃ vā || 1.38 ||

Oder basierend auf Erkenntnis in Traum oder Schlaf.

svapna- Traum nidrā- Schlaf jñāna- Erkenntnis ālambanam nom n sg Grundlage oder

yathābhimata-dhyānād vā || 1.39 ||

Oder durch Meditation wohin einen das Verlangen zieht.

yathā-abhimata- wohin einen das Verlangen zieht dhyānāt abl n sg durch Meditation oder

paramāṇu-parama-mahattvānto 'sya vaśī-kāraḥ || 1.40 ||

Vom Allerkleinsten bis zum Allergrößten erstreckt sich seine Meisterschaft.

paramāṇu- kleinstes Teil parama- höchste mahattva- Größe antaḥ nom m sg bis zu asya gen m sg seine vaśī-kāraḥ nom m sg Meisterschaft

Stufen der Einswerdung

kṣīṇa-vṛtter abhijātasyeva maṇer grahītṛ-grahaṇa-grāhyeṣu tat-stha-tad-añjanatā samāpattiḥ || 1.41 ||

Durch Abnahme der Gedanken fallen Wahrnehmer, Wahrnehmung und Wahrgenommenes – gefärbt durch das, auf das man sich ausgerichtet hat, wie bei einem edlen Juwel, – zu einer Einheit zusammen.

kṣīṇa- vermindert vṛtteḥ abl f sg durch Gedanken abhijātasya gen sg m des von edler Herkunft iva wie. maṇeḥ gen m sg des Juwel grahītṛ- Wahrnehmer grahaṇa- das Wahrnehmen grāhyeṣu lok m pl im Wahrzunehmenden tat-stha-tad-añjanatā nom f sg das Annehmen der Färbung von dem, worauf etwas steht samāpattiḥ nom f sg Zusammenfallen

tatra śabdārtha-jñāna-vikalpaiḥ saṃkīrṇā savitarkā samāpattiḥ || 1.42 ||

Ist diese mit Mitteilungen, Erkenntnissen und Subjekt-Objekt-Gefühl vermischt, [ist es] Savitarka,.

tatra dort śabda-artha- mündliche Mitteilung jñāna- Erkenntnis vikalpaiḥ inst pl m mit subjekt-Objekt-Gefühl saṃkīrṇā nom f sg gemischt sa-vitarkā nom f sg mit verschiedenen Erwägungen samāpattiḥ nom f sg Zusammenfallen

smṛti-pariśuddhau sva-rūpa-śūnyevārtha-mātra-nirbhāsā nirvitarkā || 1.43 ||

Bei ganz gereinigter Erinnerung, als wäre das eigene Wesen leer, nur das Ziel leuchtet, [ist es] Nirvitarka,.

smṛti- Erinnerung pariśuddhau lok f sg in vollkommenem Reinwerden sva-rūpa- das eigene Wesen śūnyā nom f sg leer iva wie, sozusagen artha- Ziel mātra- nur nirbhāsā nom f sg das Leuchten nirvitarkā nom f sg ohne verschiedene Erwägungen

Normalerweise spielt in der Erinnerung die eigene Person eine große Rolle. Hier aber gibt es keine Identifikation mit der eigenen Person.

etayaiva savicārā nirvicārā ca sūkṣma-viṣayā vyākhyātā || 1.44 ||

Ebenso wird [die Einswerdung als] Savicāra und [als] Nirvicāra beschrieben in Bezug auf den Bereich, der sich der Wahrnehmung entzieht.

etayā inst f sg ebenso eva in der Tat savicārā nom f sg die mit geistiger Bewegung nirvicārā nom f sg die ohne geistige Bewegung ca und sūkṣma- sich der Wahrnehmung entziehend, feinstofflich viṣayā nom f sg Bereich, sich beziehend auf vyākhyātā ppp nom f sg beschrieben

sūkṣma-viṣayatvaṃ cāliṅga-paryavasānam || 1.45 ||

Und der Bereich, der sich der Wahrnehmung entzieht, erstreckt sich bis zum Merkmallosen.

sūkṣma- feinstofflich viṣayatvam nom n sg Bereich ca und aliṅga- merkmallos pary-ava-sānam nom n sg sich erstrecken bis

tā eva sa-bījaḥ samādhiḥ || 1.46 ||

Diese [Einswerdung ist] allerdings Samādhi mit Samen.

nom f sg diese eva wahrlich sa- mit bījaḥ Samen samādhi Versenkung

Während der Dauer dieser Samādhi-Erfahrung verschwindet zwar die Persönlichkeit, aber danach baut sie sich aus den unzerstörten "Samen" wieder auf.

nirvicāra-vaiśāradye 'dhyātma-prasādaḥ || 1.47 ||

Ist man mit Nirvicāra vertraut, [entsteht] die gnadenvolle Stimmung der eigenen höheren Natur.

nirvicāra- ohne geistige Bewegung vaiśāradye lok n sg bei Erfahrenheit adhyātma- eigene höhere Natur prasādaḥ nom m sg heitere Klarheit, gnadenvolle Stimmung

ṛtaṃ-bharā tatra prajñā || 1.48 ||

Die Einsicht trägt dort göttliche Ordnung in sich.

ṛtaṃ- akk sg m göttliche Ordnung bharā nom f sg tragend tatra dort prajñā nom f sg Einsicht

śrutānumāna-prajñābhyām anya-viṣayā viśeṣārthatvāt || 1.49 ||

Verglichen mit Einsicht aus Gelehrsamkeit und Schlussfolgerung ist sie anders ausgerichtet durch ihr außergewöhnliches Ziel.

śruta- Gelehrsamkeit anumāna Schlussfolgerung prajñābhyām inst f dual verglichen mit der Einsicht anya- anders viṣayā nom f sg ausgerichtet auf viśeṣa- außergewöhnlich arthatvāt abl n sg da/als/wegen des Ziels

tajjaḥ saṃskāro 'nya-saṃskāra-pratibandhī || 1.50 ||

Die daraus entstandene Denkgewohnheit (Saṃskāra) hemmt andere Denkgewohnheiten.

tat- daraus jaḥ nom m sg entstanden saṃskāraḥ nom m sg Gewohnheit anya- anders saṃskāra- Gewohnheit pratibandhī nom m sg hemmend

tasyāpi nirodhe sarva-nirodhān nirbījaḥ samādhiḥ || 1.51 ||

Ist sogar diese zum Stillstand gebracht, [entsteht] durch die Stille von allem der samenlose Samādhi.

tasya dessen api sogar nirodhe lok m sg bei der Verstillung sarva- alles nirodhāt abl m sg durch Verstillung nirbīja- samenlos samādhiḥ nom m sg Versenkung

iti patañjali-viracite yoga-sūtre prathamaḥ samādhi-pādaḥ

So [lautet] im von Patañjali verfassten Yoga-Leitfaden das erste Kapitel: Samādhi.

Hiermit ist die Erklärung des Weges zum Samādhi abgeschlossen. Das folgende Kapitel beginnt wieder von vorne, wie das erste Kapitel, mit der Definition von Yoga.

द्वितीयः साधनपादः

dvitīyaḥ sādhana-pādaḥ

2. Zum Ziel führende Mittel

Dieses Kapitel enthält zwei verschiedene Lehrtexte. Der erste beginnt mit krīyā-yoga, dem praktischen Yoga und unterrichtet dann eine Art Jñāna-Yoga, mit dem Mittel der Wahl viveka-khyāti, unterscheidende Einsicht. Bei 2:28 beginnt der berühmteste Lehrtext, der achtgliedrige Yoga, der auch das gesamte 3. Kapitel umfasst. Die Aufteilung der Texte auf die Kapitel diente wahrscheinlich dazu, die Kapitel etwa gleich lang zu machen.

Wie schon in der Einleitung gesagt, sind die Kapitelüberschriften keine Inhaltsbeschreibung, sondern stellen nur eine Art Motto für den Yoga-Weg dar.

Der praktische Yoga

tapaḥ-svādhyāyeśvara-praṇidhānāni kriyā-yogaḥ || 2.1 ||

Glühende Askese, Rezitation heiliger Texte für sich selbst und Gottergebung, das ist Yoga in der Praxis.

tapaḥ- glühende Askese svādhyāya- Rezitation heiliger Texte für sich selbst īśvara- Gott als Gebieter des Universums praṇidhānāni nom n pl Ergebung in kriyā- Praxis yogaḥ nom m sg Yoga

Tapas, Anfachen innerer Glut, hat als ältestes Gleichnis das Ausbrüten eines Ei durch die Wärme des Muttervogels. Tapas bedeutet, eine spirituelle Übung mit innerem Feuer zu praktizieren.

samādhi-bhāvanārthaḥ kleśa-tanū-karaṇārthaś ca || 2.2 ||

Es geht darum Samādhi zu erreichen und Kleśas unbedeutend zu machen.

samādhi- Versenkung bhāvana- das Bewirken arthaḥ nom n sg Zweck kleśa- Qual, Unreinheit tanū-karaṇa- unbedeutend machen arthaḥ nom n sg Zweck ca und

Kleśa bedeutet Qual, Plage, Schmerz, Leiden, Beschwerden. Bei den Buddhisten: Unreinheit, Verkommenheit.

Die Kleśas und ihre Überwindung

avidyāsmitā-rāga-dveṣābhiniveśāḥ kleśāḥ || 2.3 ||

Die Kleśas [sind:]

  • Unwissen
  • das Gefühl jemand zu sein
  • Verlangen
  • Widerwille
  • hartnäckiges Bestehen auf der eigenen Art und Weise.

avidyā- Unwissen asmitā- Gefühl jemand zu sein rāga- Verlangen dveṣa- Widerwille abhiniveśāḥ nom m pl hartnäckiges Festhalten kleśāḥ nom m pl Qualen, Unreinheiten

Die Reihenfolge der Kleśas ist nicht willkührlich, sondern sie baut aufeinander auf. Unwissen ist der Boden, aus dem das Gefühl jemand zu sein entsteht. Dieses Gefühl erzeugt Verlangen, in der Folge Widerwille und schließlich das hartnäckige Bestehen auf der eigenen Art und Weise.

avidyā kṣetram uttareṣāṃ prasupta-tanu-vicchinnodārāṇām || 2.4 ||

Unwissen [ist] das Feld für die folgenden [Kleśas, ob] schlafend, schwach, mit Unterbrechungen oder ständig wirkend.

avidyā nom f sg Unwissen kṣetram nom n sg Feld uttareśām gen m pl für die folgenden prasupta- schlafend tanu- schwach vicchinna- mit Unterbrechungen udārāṇām gen m pl ständig wirkend

anityāśuci-duḥkhānātmasu nitya-śuci-sukhātma-khyātir avidyā || 2.5 ||

Unwissen ist Beständigkeit, Reinheit, Glück und sich selbst zu sehen, wo Vergängliches, Unreines, Leidvolles und das Nichtselbst sind.

a-nitya- vergänglich a-śuci- unrein duḥkha- leidvoll an-ātmasu lok m pl Nicht-Selbst nitya- dauerhaft śuci- rein sukha- Glück ātma- Selbst khyātiḥ nom f sg Auffassung avidyā nom f sg Unwissen

dṛg-darśanaśaktyor ekātmatevāsmitā || 2.6 ||

Das Gefühl jemand zu sein [ist] als ob die Wirkkraft des Sehers und die Wirkkraft des Erleben des Gesehenen ein und dasselbe wären.

dṛk- der Sehende darśana- was zu sehen ist śaktyoḥ gen dual f in Bezug auf die beiden Wirkkräfte eka- ein einziges ātmatā nom f sg Wesen iva gewissermaßen asmitā nom f sg Gefühl jemand zu sein

sukhānuśayī rāgaḥ || 2.7 ||

Verlangen [ist] das Kleben an der Vorstellung von Angenehmem.

sukha- Angenehmes anuśayī nom m sg der Vorstellung anhängend, daran klebend rāgaḥ nom m sg Verlangen

duḥkhānuśayī dveṣaḥ || 2.8 ||

Widerwille [ist] das Kleben an der Vorstellung von Unangenehmem.

duḥkha- Unangenehmes anuśayī nom m sg der Vorstellung anhängend, daran klebend dveṣaḥ nom m sg Widerwille

svarasa-vāhī viduṣo 'pi tathārūḍho 'bhiniveśaḥ || 2.9 ||

Das Mit-sich-Führen der eigenen Neigung, auch im Wissenden entsprechend entwickelt, [führt zum] hartnäckigen Bestehen auf der eigenen Art und Weise.

sva-rasa- die eigene Neigung vāhī nom m sg mit sich führend viduṣaḥ gen m sg für den Wissenden api sogar tathā auf diese Weise ārūḍhaḥ nom m sg entwickelt abhiniveśaḥ nom m sg hartnäckiges Bestehen auf der eigenen Art und Weise

te pratiprasava-heyāḥ sūkṣmāḥ || 2.10 ||

Diese durch Gegenbefehl zu verwerfenden [Kleśas sind] subtil.

te nom m pl diese pratiprasava- (durch) Gegenbefehl heyāḥ nom m pl zu verwerfende sūkṣmāḥ nom m pl subtile

dhyāna-heyās tad-vṛttayaḥ || 2.11 ||

Durch sie hervorgerufenes Benehmen [ist] durch Meditation zu verwerfen.

dhyāna- (durch) Meditation heyāḥ nom m pl zu verwerfende tat- dadurch vṛttayaḥ nom m pl Benehmen

Karma-Ansammlung und Wiedergeburten

kleśa-mūlaḥ karmāśayo dṛṣṭādṛṣṭa-janma-vedanīyaḥ || 2.12 ||

Die Kleśa-Wurzel [ist] die Karma-Ansammlung, die zur Erfahrung der gegenwärtigen und noch unbekannten Geburten führt.

kleśa- Kleśa mūlaḥ nom m sg Wurzel karma- Karma āśayaḥ nom m sg Ansammlung dṛṣṭa- gegenwärtig adṛṣṭa- unbekannt janma- Geburt vedanīyaḥ nom m sg zu erfahren

sati mūle tad-vipāko jāty-āyur-bhogāḥ || 2.13 ||

Besteht diese Wurzel, reift dieses [Karma] heran zu Geburt in [entsprechender] Familie, Lebensdauer und Erlebnissen.

sati lok n sg wenn besteht mūle lok n sg Wurzel tat- dessen (bezieht sich auf Karma-Ansammlung) vipākaḥ nom m sg Heranreifen jāti- Familie, Herkunft āyuḥ- Lebensdauer bhogāḥ nom m pl Genuss von Freude und Schmerz

te hlāda-paritāpa-phalāḥ puṇyāpuṇya-hetutvāt || 2.14 ||

Diese [Leben beinhalten] als Frucht Heiterkeit und Seelenschmerz aufgrund von Verdiensten und Verfehlungen.

te nom m pl diese hlāda- Heiterkeit paritāpa- Seelenschmerz phalāḥ nom m pl Früchte puṇya- gutes Karma apuṇya- schlechtes Karma hetutvāt abl n sg durch die Ursache

Der Weg der Unterscheidung

pariṇāma-tāpa-saṃskāra-duḥkhair guṇa-vṛtti-virodhāc ca duḥkham eva sarvaṃ vivekinaḥ || 2.15 ||

Leidvoll ist allerdings alles für den Unterscheidenden

  • durch das Leid von Veränderungen, Schmerzen und geistigen Nachwirkungen,
  • und aufgrund des Streits der von den Guṇas bestimmten [eigenen] Verhaltensweisen.

pariṇāma- Veränderungen tāpa- Schmerzen saṃskāra- geistige Nachwirkungen, Denkgewohnheiten duḥkhaiḥ inst n pl durch das Leidvolle, Unangenehme guṇa- die 3 Grundeigenschaften aus denen alles Materielle besteht und auch der Geist vṛtti- Verhalten, Benehmen virodhāt abl m sg aufgrund des Streits ca und duḥkham nom n sg leidvoll eva wahrlich sarvam nom n sg alles vivekinaḥ gen m sg für den Unterscheidenden

heyaṃ duḥkham anāgatam || 2.16 ||

Leid ist zu vermeiden bevor es eintrifft.

heyam nom n sg zu vermeiden duḥkham nom n sg Leid an-ā-gatam nom n sg noch nicht angekommen

draṣṭṛ-dṛśyayoḥ saṃyogo heya-hetuḥ || 2.17 ||

Die Verbindung des Sehers mit dem, was zu sehen ist, [ist] die zu vermeidende Ursache.

draṣṭṛ- Seher dṛśyayoḥ gen n dual was zu sehen ist saṃ-yogaḥ nom m sg Verbindung heya- zu vermeiden hetuḥ nom m sg Ursache

prakāśa-kriyā-sthiti-śīlaṃ bhūtendriyātmakaṃ bhogāpavargārthaṃ dṛśyam || 2.18 ||

Das, was zu sehen ist, ist von:

  • leuchtendem (Sattva),
  • aktivem (Rajas)
  • stillstehendem (Tamas),

Charakter [und] materiell-sinnlicher Art.

[Es] dient der Erfahrung [von Freude und Schmerz sowie] der Loslösung [davon].

prakāśa- leuchtend kriyā- aktiv sthiti- stillstehend śīlam nom n sg Charakter bhūta- materielles Element indriya- Sinnesvermögen ātmakam nom n sg Natur der Sache bhoga- Empfindung (von Freude und Schmerz) apa-varga- Loslösung artham nom n sg Zweck dṛśyam nom n sg das was zu sehen ist

viśeṣāviśeṣa-liṅga-mātrāliṅgāni guṇa-parvāṇi || 2.19 ||

Die Guṇas kommen vor:

  • unmanifestiert,
  • nur als Idee vorhanden,
  • noch nicht ausdifferenziert und
  • materiell ausdifferenziert.

viśeṣa- ausdifferenziert a-viśeṣa- nicht ausdifferenziert liṅga- feinstofflich mātra- bloß a-liṅgāni nom n pl merkmallos guṇa- Grundeigenschaften der Materie parvāni nom n pl Abteilungen

draṣṭā dṛśi-mātraḥ śuddho 'pi pratyayānupaśyaḥ || 2.20 ||

Der Sehende hingegen [ist] das unvermischt reine, bloße Schauvermögen, welches die Vorstellungen, [die der Geist produziert,] betrachtet.

draṣṭā nom m sg der Seher dṛśi- das Schauvermögen mātraḥ nom m sg bloß śuddhaḥ ppp nom m sg rein, ungemischt api hingegen pratyaya- Vorstellungen anu-paśyaḥ nom m sg betrachtend

tadartha eva dṛśyasyātmā || 2.21 ||

Die Natur des zu Sehenden [ist] nur zu seinem Nutzen da

tad- zu seinem arthaḥ nom n sg Nutzen eva nur dṛśyasya gen n sg des zu Sehenden ātmā nom m sg Wesen, Natur einer Sache

kṛtārthaṃ prati naṣṭam apy anaṣṭaṃ tad-anya-sādhāraṇatvāt || 2.22 ||

Obwohl nichtig für den, der sein Ziel erreicht hat, ist es nicht nichtig, da andere gemeinsam daran festhalten.

kṛtārtham akk m sg der sein Ziel erreicht hat prati für, gegenüber naṣṭam ppp nom n sg nichtig api obwohl a-naṣṭam nom n sg nicht nichtig tat- daran anya- andere sādhāraṇatvāt abl n sg durch gemeinsames Festhalten

sva-svāmi-śaktyoḥ sva-rūpopalabdhi-hetuḥ saṃyogaḥ || 2.23 ||

Die Verbindung seiner Wirkkraft mit der seines Herrn, [also des Sehers] ist der Grund der Erfahrung seiner Gestalt.

sva- eigen, sein (Rückbezug auf vorheriges Subjekt) svāmi- Herr, Eigentümer śaktyoḥ gen dual f von den beiden Wirkkräften svarūpa- dessen Form upa-labdhi- Erfahrung hetuḥ nom m sg Grund saṃyogaḥ nom m sg Vereinigung

tasya hetur avidyā || 2.24 ||

Dessen Ursache [ist] Unwissen.

tasya gen m sg dessen hetuḥ nom m sg Ursache avidyā nom f sg Unwissen

tad-abhāvāt saṃyogābhāvo hānaṃ tad-dṛśeḥ kaivalyam || 2.25 ||

Durch deren Abwesenheit unterbleibt die Verbindung. Das Aufgeben dieser [unwissenden] Betrachtungsweise [ist] Kaivalya, (Befreiung).

tat- deren abhāvāt abl m sg durch Abwesenheit saṃyoga- Vereinigung abhāvaḥ Abwesenheit hānam nom n sg Aufgeben tat- dieser dṛśeḥ gen f sg Anschauungsweise kaivalyam nom n sg Befreiung

viveka-khyātir aviplavā hānopāyaḥ || 2.26 ||

Die ununterbrochen unterscheidende Einstellung ist das Mittel zum Aufgeben.

viveka- Unterscheidung khyātiḥ nom f sg Einstellung aviplavā nom f sg ununterbrochen hāna- Aufgeben upāyaḥ nom m sg Mittel

tasya saptadhā prānta-bhūmiḥ prajñā || 2.27 ||

Siebenfach [ist] die Einsicht der [ununterbrochen unterscheidenden Einstellung] auf der letzten Stufe.

tasya gen n sg dessen sapta-dhā adv siebenfach pra-anta- am Ende von bhūmiḥ nom f sg Stufe prajñā nom f sg Einsicht

Was diese sieben Aspekte der Einsicht sind, wird nicht näher beschrieben. Es gibt nur Vermutungen der Kommentatoren.

Hier endet der erste Lehrtext in diesem Kapitel.

Der achtgliedrige Yoga

yogāṅgānuṣṭhānād aśuddhi-kṣaye jñāna-dīptir ā-viveka-khyāteḥ || 2.28 ||

Das Leuchten der Erkenntnis, [das entsteht,] wenn durch das Praktizieren der Glieder des Yogawegs die inneren Unreinheiten abgenommen [haben], erstreckt sich bis zur unterscheidenden Einstellung.

yoga- Yoga aṅga- Glieder anuṣṭhānāt abl n sg durch das Praktizieren a-śuddhi- innere Unreinheit kṣaye lok m sg bei Abnahme jñāna- Erkenntnis dīptiḥ nom f sg das Leuchten ā adv hin zu (+abl) viveka- Unterscheidung khyāteḥ abl f sg Einstellung

yama-niyamāsana-prāṇāyāma-pratyāhāra-dhāraṇā-dhyāna-samādhayo 'ṣṭāv aṅgāni || 2.29 ||

Die acht Glieder [sind]

  • Yamas (Grundhaltungen)
  • Niyamas (Selbstverpflichtungen)
  • Āsanam (Sitzhaltung)
  • Prāṇāyāma (Atemkontrolle)
  • Pratyāhāra (Zurückziehen der Sinne)
  • Dhāraṇā (Kontemplation)
  • Dhyānam (Meditation)
  • Samādhi.

yama- Haltung niyama- Regel āsana- Sitzen prāṇāyāma- Atemkontrolle pratyāhāra- Zurückziehung dhāraṇā- Kontmplation dhyāna- Meditation samādhayaḥ nom m pl Samādhi aṣṭau nom pl acht aṅgāni nom n pl Glieder

ahiṃsā-satyāsteya-brahmacaryāparigrahā yamāḥ || 2.30 ||

Die Yamas (Grundhaltungen) [sind]

  • Nichtschädigen
  • Sprechen der Wahrheit
  • Nichtstehlen
  • Brahmacharya
  • Nichtergreifen.

a-hiṃsā- Nichtschädigen satya- Wahrhaftigkeit asteya- Nichtstehlen brahma-carya- Lebensweise und Stand eines Brahmanenschülers, insbesonere Keuschheit und Enthaltsamkeit a-pari-grahāḥ nom m pl Nichtergreifung yamāḥ nom m pl die Grundhaltungen

jāti-deśa-kāla-samayānavacchinnāḥ sārvabhaumā mahā-vratam || 2.31 ||

Überall gültig, ohne Ausnahme durch Stellung, Ort, Gelegenheit oder Umstände, [sind sie] das große Gelübde.

jāti- Stellung, Rang deśa- Ort kāla- Gelegenheit samaya- Umstände an-avacchinnāḥ nom m pl un-unterbrochen sārvabhaumāḥ nom m pl überall gültig mahā- groß vratam nom n sg Gelübde

śauca-saṃtoṣa-tapaḥ-svādhyāyeśvara-praṇidhānāni niyamāḥ || 2.32 ||

Die Niyamas (Selbstverpflichtungen) [sind]

  • Läuterung
  • Zufriedenheit
  • glühende Askese
  • Rezitation heiliger Texte für sich selbst
  • Gottergebung.

śauca- Läuterung saṃtoṣa- Zufriedenheit tapaḥ- glühende Askese svādhyāya- Rezitation heiliger Texte für sich selbst īśvara- Gottesperson praṇidhānāni nom n pl Ergebung niyamāḥ nom m pl Grundregeln

vitarka-bādhane pratipakṣa-bhāvanam || 2.33 ||

Bei Bedrängung durch inneres Hin und Her [hilft] Vergegenwärtigung des Gegenteils.

vitarka- Überlegung bādhane lok m sg bei Bedrängung prati-pakṣa- der gegenüberliegende Flügel bhāvanam nom n sg Vergegenwärtigung

vitarkā hiṃsādayaḥ kṛta-kāritānumoditā lobha-krodha-moha-pūrvakā mṛdu-madhyādhi-mātrā duḥkhājñānānanta-phalā iti pratipakṣa-bhāvanam || 2.34 ||

Inneres Hin und Her angefangen z.B. mit:

  • [dem Impuls] zu Schädigen,
  • direkt, indirekt oder nur mit Schadenfreude,
  • Gier, Ärger oder Verwirrung vorangehend,
  • leicht, mittel oder stark,
  • mit Leid und Unwissen als endloser Konsequenz.

Hier [hilft] die Vergegenwärtigung des Gegenteils.

vitarkāḥ nom m pl inneres Hin und Her hiṃsā nom f sg Schädigen ādayaḥ nom m pl angefangen mit usw. kṛta- getan kārita- bewirkt anu-moditāḥ nom m pl sich darüber freuend lobha- Gier krodha- Ärger moha- Verwirrung pūrvakāḥ nom m pl vorherig mṛdu- sacht madhya- mittel adhi-matrāḥ nom m pl übermäßig duḥkha- Leid ajñāna- Unwissen ananta- endlos phalāḥ nom m pl Früchte iti also, in solchem Fall prati-pakṣa- der entgegengesetzte Flügel bhāvanam nom n sg Vergegenwärtigung

Wirkungen der Yamas

ahiṃsā-pratiṣṭhāyāṃ tat-saṃnidhau vaira-tyāgaḥ || 2.35 ||

In Gegenwart dessen, der in Nichtschädigen gefestigt ist, verschwindet Feindschaft.

ahiṃsā- Nichtschädigen pratiṣṭhāyām lok f sg bei Festigung tat- dessen saṃnidhau lok m sg in Gegenwart vaira- Feindschaft tyāgaḥ nom m sg Verlassen

satya-pratiṣṭhāyāṃ kriyā-phalāśrayatvam || 2.36 ||

Bei Gefestigtsein im Sprechen der Wahrheit [folgt} Abhängigkeit der Handlungsfrüchte [von den Worten].

satya- Sprechen der Wahrheit pratiṣṭhāyām lok f sg bei Festigung kriyā- Handlung phala- Früchte āśrayatvam nom n sg Abhängigkeit

asteya-pratiṣṭhāyāṃ sarva-ratnopasthānam || 2.37 ||

Bei Gefestigtsein in Nichtstehlen [folgt] die Aufwartung durch alle Güter.

asteya- Nichtstehlen pratiṣṭhāyām lok f sg bei Festigung sarva- alle ratna- Güter upa-sthānam nom n sg Aufwartung

brahmacarya-pratiṣṭhāyāṃ vīrya-lābhaḥ || 2.38 ||

Bei Gefestigtsein in Brahmacharya [folgt] Tatkraftgewinn.

brahmacarya- Enthaltsamkeit pratiṣṭhāyām lok f sg bei Festigung vīrya- Tatlraft lābhaḥ nom m sg Gewinn

aparigraha-sthairye janma-kathaṃtā-saṃbodhaḥ || 2.39 ||

Bei Standhaftigkeit in Nichtergreifen [folgt] Einsicht in das Wie und Woher der [eigenen] Geburt.

aparigraha- Nichtbesitzergreifung sthairye lok n sg bei Standhaftigkeit janma- Geburt, Leben, Wiedergeburt kathaṃ-tā- das Wie-Sein saṃbodhaḥ nom m sg Verstehen, Einsicht

Wirkungen der Niyamas

śaucāt svāṅga-jugupsā parair asaṃsargaḥ || 2.40 ||

Durch Läuterung [kommt es zu]

  • Unlust am eigenem Körper
  • Nichtumgang mit anderen, …

śaucāḥ abl m sg durch Läuterung sva-aṅga- eigener Körper jugupsā nom m sg Absicht sich vor etw zu hüten paraiḥ inst m pl mit anderen a-saṃsargaḥ nom m sg keinen Umgang

sattva-śuddhi-saumanasyaikāgryendriya-jayātma-darśana-yogyatvāni ca || 2.41 ||

… und

  • Wesensreinheit
  • angenehmem Gemüt
  • Konzentation
  • Sieg über die Sinne und
  • Fähigkeit, das eigene Selbst wahrzunehmen.

sattva- Wesen, Seinsheit śuddhi- Reinheit saumanasya- wohlgesinntes Gemüt, gute Laune aikāgrya- auf einen Punkt gerichtete Aufmerkwsamkeit indriya- Sinne jaya- Sieg ātma- das Selbst darśana- das Wahrnehmen yogyatvāni nom n pl Befähigung ca und

saṃtoṣād anuttamaḥ sukha-lābhaḥ || 2.42 ||

Durch Zufriedenheit [entsteht] unübertrefflicher Gewinn von Wohlbefinden.

saṃtoṣāt abl m sg durch Zufriedenheit anuttamaḥ nom m sg nichts Höheres über sich habend sukha- Wohlbefinden lābhaḥ nom m sg Gewinn

kāyendriya-siddhir aśuddhi-kṣayāt tapasaḥ || 2.43 ||

Heilende Ordnung von Körper und Sinnen [entsteht] durch Beseitigung von Unreinheit aufgrund glühender Askese.

kāya- Körper indriya- Sinne siddhiḥ glücklicher Erfolg, Heilung, das in Ordnung kommen aśuddhi- Unreinheit kṣayāt abl m sg Beseitigung tapasaḥ abl n sg durch glühende Askese

svādhyāyād iṣṭa-devatā-saṃprayogaḥ || 2.44 ||

Durch Rezitation [spiritueller Texte] für sich selbst [kommt es zur] Verbindung mit der erwählten Gottheit.

svādhyāyāt abl m sg durch Rezitation für sich selbst iṣṭa- erwünscht devatā- Gottheit saṃprayogaḥ nom m sg Verbindung mit

samādhi-siddhir īśvara-praṇidhānāt || 2.45 ||

Durch Gottergebung [kommt es zum] Gelingen von Samādhi.

samādhi- Samādhi siddhiḥ nom f sg Erfolg īśvara- Gottesperson praṇidhānāt abl n sg durch Ergebung, durch das richten der Aufmerksamkeit auf

Āsanam

sthira-sukham āsanam || 2.46 ||

Eine feste und angenehme Sitzhaltung [entsteht] …

sthira- fest sukham nom n sg angenehm āsanam nom n sg das Sitzen

prayatna-śaithilyānanta-samāpattibhyām || 2.47 ||

… durch Lockerung von Anstrengung und Aufgehen im Grenzenlosen.

prayatna- Anstrengung śaithilya Lockerung ananta Grenzenlos samāpattibhyām inst f dual durch das Zusammenfallen

tato dvandvānabhighātaḥ || 2.48 ||

Dann [gibt es] keine Störung [mehr] durch Gegensatzpaare.

tataḥ dann dvaṃdva- Gegensatzpaar an-abhighātaḥ nom m sg keine Störung

Gegensatzpaare: Angenehm–Unangenehm, Lust–Unlust, Heiß–Kalt, usw.

Prāṇāyāma

tasmin sati śvāsa-praśvāsayor gati-vicchedaḥ prāṇāyāmaḥ || 2.49 ||

Ist das erreicht, [folgt] Atemkontrolle, die Unterbrechung des Gangs der Aus- und Einatmung.

tasmin lok n sg wenn dies sati ppr lok n sg existiert, gegenwärtig ist, angetroffen wird śvāsa- Atmen praśvāsayoḥ- gen m dual des Einatmens gati- der Gang vicchedaḥ nom m sg Unterbrechung prāṇāyāmaḥ Atemkontrolle, Atemhemmung

bāhyābhyantara-stambha-vṛttir deśa-kāla-saṃkhyābhiḥ paridṛṣṭo dīrgha-sūkṣmaḥ || 2.50 ||

[Das betrifft] die Bewegung

  • nach außen,
  • nach innen,
  • und haltend,

mit Beachtung von

  • Körperbereich,
  • Zeitmaß und
  • Zählung,

lang andauernd und kaum hörbar.

bāhya- nach außen abhyantara- innen stambha- Angefülltsein vṛttiḥ nom f sg Bewegung, Tätigkeit deśa- Körperbereich kāla- Zeitmaß saṃkhyābhiḥ inst f pl mit Zählung pari-dṛṣṭaḥ ppp nom m sg geistig betrachtet dīrgha- lang andauernd sūkṣmaḥ nom m sg subtil, kaum hörbar

bāhyābhyantara-viṣayākṣepī caturthaḥ || 2.51 ||

Ein vierter [Aspekt] verwirft den Bereich des Außerhalb und Innerhalb.

bāhya- außerhalb abhyantara- innerlich viṣaya- Bereich ākṣepī nom m sg verwerfend caturthaḥ nom m sg der vierte

tataḥ kṣīyate prakāśāvaraṇam || 2.52 ||

Dann nimmt die Verhüllung des Lichts ab.

tataḥ dann kṣīyate 3p sg präs medium nimmt ab, hört auf prakāśa- Licht āvaraṇam nom n sg Verhüllung

dhāraṇāsu ca yogyatā manasaḥ || 2.53 ||

Und die Befähigung des Gemüts zur Konzentration [entsteht].

dhāraṇāsu lok f pl zu Konzentrationen ca und yogyatā nom f sg Befähigung manasaḥ gen n sg des Gemüts

Pratyāhāra

sva-viṣayāsaṃprayoge citta-sva-rūpānukāra ivendriyāṇāṃ pratyāhāraḥ || 2.54 ||

Bei Trennung von seinem jeweiligen Sinnesbereich folgt das Sinnesverlangen gleichsam dem Charakter des Geistes. [Das ist] Pratyāhāra, Rückzug nach innen.

sva- eigener viṣaya- sinnlicher Bereich a-samprayoge lok m sg bei Trennung citta- denkender Geist svarūpa- Eigennatur, Eigentümlichkeit anukāraḥ nom m sg Nachahmung iva sozusagen indriyānām gen n pl der Sinne pratyāhāraḥ nom m sg Rückzugx

Vyāsas Kommentar vergleicht den Geist mit der Bienenkönigin, der die anderen Bienen von selbst folgen. Ebenso folgen die Sinne dem Geist und brauchen nicht einzeln beherrscht zu werden.

Tataḥ paramā vaśyatendriyāṇām || 2.55 ||

Dann [entsteht] höchste Folgsamkeit der Sinne.

tataḥ dann paramā nom f sg die höchste vaśyatā nom f sg Folgsamkeit indriyānām gen n pl der Sinne

iti patañjali-viracite yoga-sūtre dvitīyaḥ sādhana-pādaḥ

So [lautet] im von Patañjali verfassten Yoga-Leitfaden das zweite Kapitel, [genannt] zum Ziel führendes

तृतीयो विभूतिपादः

tṛtīyo vibhūti-pādaḥ

3. Manifestation von Kräften

Es geht nahtlos weiter mit dem achtgliedrigen Yoga.

Kontemplation, Meditation, Samādhi

deśa-bandhaś cittasya dhāraṇā || 3.1 ||

Dhāraṇā, Kontemplation [ist] die Bindung des denkenden Geistes an einen Bereich.

deśa- Bereich bandhaḥ Bindung cittasya gen n sg des denkenden Geistes dhāraṇā nom f sg Kontemplation

tatra pratyayaika-tānatā dhyānam || 3.2 ||

Dhyānam, Meditation [ist es wenn] das Vertrauen dabei auf einen Punkt gerichtet ist.

tatra dort pratyaya- Vertrauen eka-tānatā nom f sg auf Eines Ausrichtung dhyānam nom n sg Meditation

tad evārtha-mātra-nirbhāsaṃ sva-rūpa-śūnyam iva samādhiḥ || 3.3 ||

Das bloße Leuchten der Sache, als wäre die eigene Persönlichkeit abwesend, das wahrlich [ist] Samādhi.

tat nom n sg das eva wahrlich artha- Sache mātra nur nirbhāsam nom n sg im Bewusstsein leuchtend svarūpa- eigene Persönlichkeit śūnyam nom n sg abwesend iva sozusagen samādhiḥ nom m sg Samādhi

trayam ekatra saṃyamaḥ || 3.4 ||

Diese drei zusammen [nennt man] Saṃyama, Sammlung.

trayam nom n sg Dreiheit ekatra an einer Stelle, zusammen saṃyamaḥ nom m sg Sammlung

taj-jayāt prajñālokaḥ || 3.5 ||

Durch ihre Bemeisterung [kommt es zur] Weisheitsschau.

tat- dessen, deren jayāt abl m sg durch Bemeisterung prajñā- Weisheit ālokaḥ nom m sg Schau

tasya bhūmiṣu viniyogaḥ || 3.6 ||

Deren [Bemeisterung wird] in Stufen angegangen.

tasya deren bhūmiṣu lok f pl in Stufen viniyogaḥ nom m sg Anwendung

trayam antar-aṅgaṃ pūrvebhyaḥ || 3.7 ||

Diese Dreiheit ist das innere Glied, verglichen mit den vorangegangenen [fünf der acht Glieder des Yoga].

trayam nom n sg Dreiheit antar- innen aṅgam nom n sg Glied pūrvebhyaḥ abl m pl verglichen mit den vorangegangenen

tad api bahir-aṅgaṃ nirbījasya || 3.8 ||

Sogar diese ist ein äußeres Glied in Bezug auf den samenlosen [Samādhi].

tat das api sogar bahir- äußerer aṅgam nom n sg Glied nirbījasya gen m sg bezüglich des Samenlosen

Innere und äußere Entwicklungen

vyutthāna-nirodha-saṃskārayor abhibhava-prādurbhāvau nirodha-kṣaṇa-cittānvayo nirodha-pariṇāmaḥ || 3.9 ||

Wenn

  • nach außen drängende Gewohnheiten überwunden werden und
  • zur Stille führende hervortreten,

verbindet sich der Geist mit Momenten von Stille.

[Das ist] die natürliche Entwicklung zur Verstillung.

vyutthāna- nach außen Drängung nirodha- Verstillung saṃskārayoḥ lok/gen m dual bezüglich Gewohnheiten abhi-bhava- das Überwunden-Werden prādur-bhāvau nom m dual das Hervortreten nirodha- Verstillung kṣaṇa- Momente citta- denkender Geist anvayaḥ nom m sg Verbindung nirodha- Verstillung pariṇāmaḥ nom m sg natürliche Entwicklung

tasya praśānta-vāhitā saṃskārāt || 3.10 ||

Deren ruhiges Fließen [entsteht], indem man eine Gewohnheit daraus macht.

tasya deren praśānta- beruhigt, ruhig, still vāhitā nom f sg Fließen saṃskarāt abl m sg durch Pflege

sarvārthataikāgratayoḥ kṣayodayau cittasya samādhi-pariṇāmaḥ || 3.11 ||

Die natürliche Entwicklung des Geistes zum Samādhi hin [geschieht],

  • wenn alle weltlichen Ziele versiegen und
  • Einsgerichtetheit hervortritt.

sarva- alle arthatā- weltliche Zielheit ekāgratayoḥ lok/gen f dual bei Einsgerichtetheit kṣaya- das Versiegen udayau nom m dual das Hervortreten cittasya gen n sg des denkenden Geistes samādhi- Samādhi pariṇāmaḥ nom m sg natürliche Entwicklung

tataḥ punaḥ śāntoditau tulya-pratyayau cittasyaikāgratā-pariṇāmaḥ || 3.12 ||

Dass dann

  • gerade nachgelassene und
  • neu aufkommende Gedankenbilder

im Geist gleichartig sind, ist nun die Entwicklung zur Einsgerichtetheit.

tataḥ dann punaḥ nun (weiter ausführend) śānta- nachgelassen uditau nom m dual aufgekommen tulya- gleichartig pratyayau nom m dual Gedankenbilder cittasya gen n sg des denkenden Geistes ekāgratā- Einsgerichtetheit pariṇāmaḥ Entwicklung

etena bhūtendriyeṣu dharma-lakṣaṇāvasthā-pariṇāmā vyākhyātāḥ || 3.13 ||

Dadurch erklären sich natürliche Entwicklungen in Bezug auf

  • Lebensaufgaben,
  • Hinweise und
  • Lebensumstände,

in materieller und sinnlicher Hinsicht.

etena inst n sg damit bhūta- Gewordenes, Materielles indriyeṣu lok m pl bei Sinnesverlangen dharma- Lebensaufgabe, Pflicht lakṣaṇa- günstiges Zeichen avasthā nom f sg Lebenslage pariṇāmāḥ nom m pl natürliche Entwicklungen vyākhyātāḥ ppp nom m pl erklärt

śāntoditāvyapadeśya-dharmānupātī dharmī || 3.14 ||

Der seiner Lebensaufgabe Ergebene folgt dem Ablauf der Aufgaben, die

  • abgeschlossen
  • aktuell oder
  • noch nicht deutlich sind.

śānta aufgehört udita zu Tage getreten a-vy-apa-deśya nicht zu bezeichnen dharma- Bestimmung, Aufgabe anupātī nom m sg ein dem Ablauf folgender dharmī nom m sg der seiner Bestimmung treu ist

kramānyatvaṃ pariṇāmānyatve hetuḥ || 3.15 ||

Die Verschiedenheit der Schritte begründet sich in Entwicklungsunterschieden.

krama- Schritte anyatvam nom n sg Verschiedenheit pariṇāma- Entwicklung anyatve lok n sg in Verschiedenheit hetuḥ nom m sg Ursache

Anwendung von Saṃyama

pariṇāma-traya-saṃyamād atītānāgata-jñānam || 3.16 ||

Durch Saṃyama über die Entwicklungen dieser Drei, [also Lebensaufgaben, Hinweise und Lebensumstände, entsteht] Erkenntnis über Vergangenes und Kommendes.

pariṇāma Veränderung traya- Dreiheit saṃyamāt abl m sg durch Sammlung atīta- Vergangenes anāgata- noch nicht Angekommenes jñānam nom n sg Erkenntnis

śabdārtha-pratyayānām itaretarādhyāsāt saṃkaras tat-pravibhāga-saṃyamāt sarva-bhūta-ruta-jñānam || 3.17 ||

Durch gegenseitige Überlagerung

  • vom Klang eines Ausrufs,
  • seiner Bedeutung und
  • der Vorstellung [die dann entsteht,

kommt es zu] einer Vermischung.

Durch Saṃyama über deren Aufschlüsselung [kommt es] zum Verstehen der Rufe aller Geschöpfe.

śabda- Klang artha- Bedeutung pratyaya Vorstellung itara-itara gegenseitig adhyāsāt abl m sg durch Überlagerung saṃkaraḥ nom m sg Vermischung tat- dessen pravibhāga- Aufschlüsselung saṃyamāt abl m sg durch Sammlung sarva- alle bhūta- Geschöpfe ruta- Rufe jñānam nom n sg Erkenntnis

saṃskāra-sākṣāt-karaṇāt pūrva-jāti-jñānam || 3.18 ||

Durch das sich vor Augen führen von Denkgewohnheiten, Saṃskāras, [kommt] Erkenntnis früherer Geburten.

saṃskāra- Gewohnheiten sākṣāt- vor Augen karaṇāt abl m sg durch Machen, tun pūrva- vorherig jāti- Geburt jñānam nom n sg Erkenntnis

pratyayasya para-citta-jñānam || 3.19 ||

Über einen Glaubenssatz [kommt] Verstehen des Geistes anderer.

pratyayasya gen m sg bezüglich des festen Vorstellungsbildes, Glaubenssatzes para- anderer citta- denkender Geist jñānam nom n sg das Verstehen

na ca tat sālambanaṃ tasyāviṣayī-bhūtatvāt || 3.20 ||

Das aber ohne Ursache, weil das nicht der Bereich [des Saṃyama] war.

na nicht ca aber tat nom n sg das sa- mit ālambanam nom n sg Grundlage tasya gen m sg dessen a-viṣayī bhūtatvāt adv+abl n sg weil es nicht zum Bereich wurde

kāya-rūpa-saṃyamāt tad-grāhya-śakti-stambhe cakṣuḥ-prakāśāsaṃprayoge 'ntar-dhānam || 3.21 ||

Unsichtbarkeit [entsteht] durch Saṃyama über die Form des Körpers bei Hemmung der Fähigkeit ihn zu erfassen.

Also bei Trennung der Verbindung des Blicks [des Betrachters] mit dem Offenbarwerden [des Körpers].

kāya- Körper rūpa- Form saṃyamāt abl m sg durch Saṃyama tat- ihn grāhya- zu erfassen śakti- Fähigkeit stambhe lok m sg bei Hemmung cakṣuḥ- Blick prakāśa- Offenbarwerden a-saṃprayoge lok n sg bei Trennung der Verbindung antardhānam nom n sg das Unsichtbarwerden

etena śabdādy-antardhānam uktam || 3.22 ||

Damit [wird auch] das Verschwinden von Lauten usw. erklärt.

etena inst n sg damit śabda- Laut ādi- usw. antardhānam nom n sg das Verschwinden uktam nom n sg erklärt

In manchen Ausgaben gehört diese Zeile zu Vyāsa-s Kommentar und nicht zo den Sūtras, wodurch sich die Zählung ab hier um eine Stelle verringert.

sopakramaṃ nirupakramaṃ ca karma tat-saṃyamād aparānta-jñānam ariṣṭebhyo vā || 3.23 ||

Karma naht schnell heran oder nicht.

Durch Saṃyama darüber [kommt] Erkenntnis über den [eigenen] Todeszeitpunkt.

Oder aus Vorzeichen.

sa- mit upakramam nom n sg Herannahung niḥ- ohne upakramam nom n sg Herannahung ca und karma nom sg n Karma tat- darüber saṃyamāt abl m sg durch Saṃyama aparānta Tod jñānam nom n sg Erkenntnis ariṣṭebhyaḥ abl m pl durch [Unglück verheißender] Vorzeichen oder

maitryādiṣu balāni || 3.24 ||

… auf freundschaftliche Einstellung usw. [entstehen entsprechende] Kräfte.

maitrya- freundschaftliche Einstellung ādiṣu lok m pl usw. balāni nom n pl Kräfte

baleṣu hasti-balādīni || 3.25 ||

… auf Kräfte [entstehen] Elefantenkräfte usw.

baleṣu lok n pl auf Kräften hasti- Elefant bala- Kräfte ādīni nom n pl usw.

pravṛtty-āloka-nyāsāt sūkṣma-vyavahita-viprakṛṣṭa-jñānam || 3.26 ||

Durch das Hineinwerfen der Aufmerksamkeit in die Entfaltung [der Dinge entsteht] Erkenntnis von

  • Feinstofflichem
  • Verborgenem
  • weit Entferntem.

pravṛtti- Entfaltung der Dinge āloka- die betrachtende Aufmerksamkeit nyāsāt abl m sg durch Hineinbringen sūkṣma- nur der Idee nach vorhanden, feinstofflich vyavahita- der Wahrnehmung entzogen viprakṛṣṭa- entfernt jñānam nom n sg Wissen

Mit sūkṣma feinstofflich, ist ewas aus der Ideenwelt gemeint, während die beiden anderen Kategorien materielles meinen.

bhuvana-jñānaṃ sūrye saṃyamāt || 3.27 ||

Durch Saṃyama auf die Sonne [entsteht] Erkenntnis über die Erde.

bhuvana- Erde jñānam nom n sg Wissen sūrye nok m sg auf die Sonne saṃyamāt abl m sg durch Saṃyamag

candre tārā-vyūha-jñānam || 3.28 ||

… auf den Mond [entsteht] Erkenntnis über die Anordnung der Sterne.

candre lok m sg auf den Mond tārā- Sterne vyūha- Anordnung jñānam nom n sg Wissen

dhruve tad-gati-jñānam || 3.29 ||

… auf den Polarstern [entsteht] Erkenntnis über deren Bewegung.

dhruve lok m sg auf den Polarstern tat- deren gati- Bewegung jñānam nom n sg Wissen

nābhi-cakre kāya-vyūha-jñānam || 3.30 ||

… auf das Nabel-Chakram Erkenntnis über die Anordnung der Teile des Körpers.

nābhi- Nabel cakre lok sg n auf das Chakram kāya- Körper vyūha- Anordnung der Teile jñānam nom sg n Wissen

kaṇṭha-kūpe kṣut-pipāsā-nivṛttiḥ || 3.31 ||

… auf die Grube unter der Kehle das Aufhören von Hunger und Durst.

kaṇṭha- Kehl kūpe lok m sg auf die Grube kṣut- Hunger pipāsā- Durst nivṛttiḥ nom f sg das Aufhören

kūrma-nāḍyāṃ sthairyam || 3.32 ||

… auf den Schildkröten-Energiekanal, innere Festigkeit.

kūrma- Schildkröte nāḍyām lok f sg auf den Energiekanal sthairyam nom n sg innere Festigkeit

Es finden sich verschiedene Auffassungen darüber, was dieser Energiekanal, Kūrma-Nāḍī, sein könnte, und zwar:

  • Ein Energiekanal in der Brust, der eine Daumenbreite unterhalb der Kehlgrube beginnt. In Böhtlingks Wörterbuch steht: "eine bestimmte Arterie unter der Halsgrube."
  • Ein anderer Name für das unterste Cakram (Mūlādhāram).
  • Ein anderer Name für die Suṣumnā, den Energiekanal innerhalb der Wirbelsäule.

mūrdha-jyotiṣi siddha-darśanam || 3.33 ||

… auf das Licht im Stirnbereich die Schau von Siddhas, (vollendeten Yogīs).

mūrdha- Stirn jyotiṣi lok n sg auf das Licht siddha- Vollendeter darśanam nom n sg Schau

prātibhād vā sarvam || 3.34 ||

Oder auch alles durch intuitive Eingebung.

prātibhāt abl n sg durch inituitive Eingebung oder auch sarvam nom n sg alle, alles

hṛdaye citta-saṃvit || 3.35 ||

… auf das Herz gegenseitiges Einvernehmen mit dem denkenden Geist.

hṛdaye lok n sg auf das Herz citta- denkender Geist saṃvit nom f sg gegenseitiges Einvernehmen

Höhere Entwicklungsstufen

sattva-puruṣayor atyantāsaṃkīrṇayoḥ pratyayāviśeṣo bhogaḥ parārthatvāt svārtha-saṃyamāt puruṣa-jñānam || 3.36 ||

Die Überzeugung der Unterschiedslosigkeit von Sattva und Purusha, die beide überaus unvermischt sind, [führt zu] weltlichem Genuss von Freude und Schmerz.

Da dieser [Genuss kein Selbstzweck ist sondern] dem [Purusha für Erfahrungen in der Welt] dient, [folgt daraus, dass] durch Saṃyama über das, was nur für sich selbst existiert, die Erkenntnis des Purusha [entsteht].

sattva- Bewusstsein-reflektierender Anteil im denkenden Geist puruṣayoḥ gen dual m und Purusha atyanta- überaus a-saṃ-kīrṇayoḥ gen dual m unvermischt pratyaya- Überzeugung aviśeṣaḥ nom m sg Unterschiedslosigkeit bhogaḥ nom m sg Genuss von Freude und Schmerz parārthatvāt abl n sg weil für einen höheren bezweckt svārtha- um seiner selbst willen saṃyamāt abl m sg durch Saṃyama puruṣa-jñānam nom n sg Erkenntnis des Purushas

Die Idee ist: Einzig der Purusha existiert für sich selbst.

tataḥ prātibha-śrāvaṇa-vedanādarśāsvāda-vārtā jāyante || 3.37 ||

Dann kommt es zu plötzlich einleuchtendem inneren Hören, Fühlen, Bilder-Sehen, Schmecken und Riechen.

tataḥ dann prātibha plötzlich einleuchtend śrāvaṇa durch das Hören vermittelt vedanā Fühlen ādarśa das Abbild-Sehen āsvāda Schmecken vārtāḥ/vārttāḥ nom f pl Geruchsempfindung jāyante 3p pl präs ātm entstehen

te samādhāv upasargā vyutthāne siddhayaḥ || 3.38 ||

Das sind im Samādhi Nebensachen. Beim sich nach außen Richten sind es Wunderkräfte.

te nom m pl diese samādhau lok sg m im Samādhi upasargāḥ nom m pl Nebensachen vyutthāne lok n sg beim sich nach außen Richten siddhayaḥ nom f pl Wunderkräfte

bandha-kāraṇa-śaithilyāt pracāra-saṃvedanāc ca cittasya para-śarīrāveśaḥ || 3.39 ||

Das Eindringen des Geistes in einen fremden Körper [entsteht] durch Lösung der Bindungskraft [an den eigenen Körper] und bewusstes Hinausgehen [aus dem Körper].

bandha- Bindung kāraṇa- Kraft śaithilyāt abl n sg durch Lösung pracāra- Hinausgehen saṃvedanāt abl n sg durch bewusstes Spüren ca und cittasya gen n sg des denkenden Geistes para- fremd śarīra- Körper āveśaḥ nom m sg Eindringen

udāna-jayāj jala-paṅka-kaṇṭakādiṣv asaṅga utkrāntiś ca || 3.40 ||

Durch Meisterschaft über den Udāna [entsteht] das Nichthaften an Wasser, Matsch, Dornen usw. sowie das willentliche Ausscheiden aus dieser Welt.

udāna- der aufsteigende Lebenshauch jayāt abl m sg durch Sieg jala- Wasser paṅka- Matsch kaṇṭaka- Dornen ādiṣu lok m pl usw. asaṅgaḥ nom m sg das Nichthaften utkrāntiḥ das Hinaufschreiten ins Jenseits

Die Ausdrucksweise der Lebenskraft wird in fünf Funktionen unterteilt:

  1. Prāṇa: das Atmen (pra=voran + āna=Hauch)
  2. Apāna: Ausscheidung nach unten (apa=abwärts)
  3. Samāna: Assimilierung der Nahrung (sama=gleich)
  4. Udāna: Ausscheidung nach oben, wie Niesen, Husten, Gähnen, Schluckauf, Erbrechen, Rülpsen sowie Verlassen des grobstofflichen Körpers beim Sterben (ud=aufwärts)
  5. Vyāna: Verteilung der Energie durch den ganzen Körper (vi=verteilt).

samāna-jayāj jvalanam || 3.41 ||

Leuchten [des Körpers entsteht] durch Meisterschaft über den Samāna.

samāna- die Samāna-Lebenskraft jayāt abl m sg durch Meisterschaft jvalanam nom n sg Leuchten

śrotrākāśayoḥ saṃbandha-saṃyamād divyaṃ śrotram || 3.42 ||

Himmlisches Gehör [entsteht] durch Saṃyama über die Verbindung von Gehör und Luftraum.

śrotra- Gehör ākāśayoḥ gen dual m und Luftraum saṃbandha- Verbindung saṃyamāt abl m sg durch Saṃyama, Sammlung divyam- nom n sg himmlisch śrotram nom n sg Gehör

Das Wort ākāśa habe ich mit Luftraum übersetzt.

Ende des 19. Jhds wurde ākāśa meist mit Äther übersetzt, einer hypothetischen Substanz, die die damalige Physik für die Ausbreitung von Lichtwellen annahm. Ākāśa wurde in esotherischen Kreisen auch als Grundlage für eine Art Weltgedächtnis auf feinstofflicher Ebene angesehen, wie 1899 vom Theosophen Charles W. Leadbeater als Ākāśa-Chronik beschrieben. Inzwischen geht die Physik aber davon aus, dass es diesen Äther überhaupt nicht gibt, und die Idee der Ākāśa-Chronik scheint vor allem europäische Wurzeln zu haben.

In Böhtlingks Sanskrit-Wörterbüchern (1855 und 1889) findet man deutlich prosaischere Bedeutungen für ākāśa:

  • freier Raum
  • Luftraum
  • die unbewegte Luft als das feinste Element
  • nach indischer Anschauung das fünfte Element und der Vermittler des Schalls

kāyākāśayoḥ saṃbandha-saṃyamāl laghu-tūla-samāpatteś cākāśa-gamanam || 3.43 ||

Das durch-die-Luft-fliegen [entsteht] durch Einswerdung mit einer leichten Baumwollflocke und Saṃyama über die Verbindung von Körper und Luftraum.

kāya- Körper ākāśayoḥ gen dual m und Luftraum saṃbandha- Verbindung saṃyamāt abl sg m durch Saṃyama laghu- leicht tūla- Baumwollrispe samāpatteḥ abl f sg durch Einswerdung ca und ākāśa- Luftraum gamanam nom n sg das sich Bewegen

bahir akalpitā vṛttir mahā-videhā tataḥ prakāśāvaraṇa-kṣayaḥ || 3.44 ||

Die „große Außerkörperlichkeit“ ist Aktivität außerhalb [des Körpers], die nicht nur vorgestellt ist. Dann nimmt die Verschleierung des Lichts ab.

bahiḥ außerhalb akalpitā nom f sg nicht nur vorgestellte vṛttiḥ nom f sg Aktivität mahā- große videhā nom f sg Außerkörperlichkeit tataḥ dann prakāśa- Licht āvaraṇa- Verschleierung kṣayaḥ nom m sg Verminderung

sthūla-svarūpa-sūkṣmānvayārthavattva-saṃyamād bhūta-jayaḥ || 3.45 ||

Meisterschaft über Gewordenes [entsteht] durch Saṃyama über

  1. dessen grobstoffliche Form (sthūla)
  2. eigentliche Natur (svarūpa)
  3. feinstoffliche Beschaffenheit (sūkṣma)
  4. den Kontext (anvaya)
  5. und Nutzen (arthavattvam)

sthūla- grobstofflich svarūpa- Eigennatur sūkṣma- feinstofflich anvaya- Kontext arthavattva- Zweckmäßigkeit saṃyamāt abl m sg durch Saṃyama bhūta- Gewordenes jayaḥ nom m sg Meisterschaft

tato 'ṇimādi-prādurbhāvaḥ kāya-saṃpat tad-dharmānabhighātaś ca || 3.46 ||

Dann kommen Aṇimā, [die Fähigkeit sich winzig zu machen] und die anderen [Wunderkräfte] zum Vorschein sowie die glückliche Beschaffenheit des Körpers, dessen natürliche Eigenschaften nicht mehr gehemmt werden.

tataḥ dann aṇima- Fähigkeit, sich winzig zu machen ādi- usw. prādurbhāvaḥ nom m sg das zum Vorschein Kommen kāya- Körper saṃpat nom f sg glückliche Beschaffenheit tat- dessen dharma- Eigenschaften an-abhi-ghātaḥ nom m sg Nichthemmung ca und

rūpa-lāvaṇya-bala-vajra-saṃhananatvāni kāya-saṃpat || 3.47 ||

Glückliche Beschaffenheit des Körpers [sind] anmutige Gestalt, Stärke und Standhaftigkeit wie ein Donnerkeil.

rūpa- Gestalt lāvaṇya- Anmut bala- Stärke vajra- Donnerkeil saṃhananatvāni nom n pl Standhaftigkeit kāya- Körper saṃpat nom f sg glückliche Beschaffenheit

grahaṇa-svarūpāsmitānvayārthavattva-saṃyamād indriya-jayaḥ || 3.48 ||

Meisterschaft über die Sinne [erlangt man] durch Saṃyama über

  1. den Wahrnehmungsablauf (grahaṇa)
  2. die eigentliche Natur [der Sinne] (svarūpa)
  3. den Ego-Bezug (asmitā)
  4. den Kontext (anvaya)
  5. den Nutzen [für das Individuum] (arthavattvam)

grahaṇa- Wahrnehmungsablauf svarūpa- Eigennatur asmitā- Ichhaftigkeit anvaya- Kontext arthavattva- Zweckmäßigkeit saṃyamāt abl m sg durch Saṃyama indriya- Sinne jayaḥ nom m sg Sieg

tato mano-javitvaṃ vikaraṇa-bhāvaḥ pradhāna-jayaś ca || 3.49 ||

Dann [entstehen] gedankenschnelle Geschwindigkeit, Wirken ohne Handlungsorgane, und Meisterschaft über das noch nicht Manifestierte.

tataḥ dann manaḥ- Denken javitvam nom n sg Schnelligkeit vikaraṇa- organlos bhāvaḥ nom m sg Wirkung pradhāna- das noch nicht Manifestierte jayaḥ nom m sg Meisterschaft ca und

Der Weg zu Kaivalya

sattva-puruṣānyatā-khyāti-mātrasya sarva-bhāvādhiṣṭhātṛtvaṃ sarva-jñātṛtvaṃ ca || 3.50 ||

Vorsteherschaft über alle Daseinszustände und die Fähigkeit alles zu verstehen, [entstehen] aber nur für den, der die Andersartigkeit von Sattva und Purusha erkennt.

sattva- Sattvam puruṣa- Purusha anyatā- Andersartigkeit khyāti- Erkenntnis mātrasya- gen m sg nur für den der sarva- alle bhāva- Daseinszustand adhi-ṣṭhātṛ-tvam nom n sg Vorsteherschaft sarva- alles jñātṛtvam nom n sg Fähigkeit zu verstehen ca und

tad-vairāgyād api doṣa-bīja-kṣaye kaivalyam || 3.51 ||

Durch Gleichgültigkeit sogar diesen [Kräften] gegenüber und beim Versiegen der Keime ungünstiger Eigenschaften [kommt es] zu Kaivalya (Befreiung).

tat- dem gegenüber vairāgyāt abl n sg durch Gleichgültigkeit api sogar doṣa- ungünstige Eigenschaft bīja- Keim kṣaye lok m sg beim Versiegen kaivalyam Befreiung

sthāny-upanimantraṇe saṅga-smayākaraṇaṃ punar-aniṣṭa-prasaṅgāt || 3.52 ||

Bei Einladung durch Hochgestellte [achte man auf] Unterlassung von Anhänglichkeit an Hochmut wegen erneuter Neigung zu Unerwünschtem.

sthāni- eine hohe Stellung einnehmend upa-ni-mantraṇe lok n sg bei Einladung saṅga- Anhänglichkeit smaya- Hochmut akaraṇam nom n sg Unterlassen punar- erneut an-iṣṭa- unerwünscht pra-saṅgāt abl m sg durch Neigung

kṣaṇa-tat-kramayoḥ saṃyamād vivekajaṃ jñānam || 3.53 ||

Durch Saṃyama auf den Moment und den ihm folgenden, [entsteht] aus Unterscheidung geborene Erkenntnis.

kṣaṇa- Moment tat- den kramayoḥ lok dual m beim folgenden saṃyamāt durch Saṃyama viveka- Unterscheidung -jam nom n sg geboren aus jñānam nom n sg Erkenntnis

jāti-lakṣaṇa-deśair anyatānavacchedāt tulyayos tataḥ pratipattiḥ || 3.54 ||

Dann erlangt man Einsicht in zwei gleichartige [Sachen], wenn sie durch Herkunft, Merkmal und Ort zwar verschieden, aber nicht zu unterscheiden sind.

jāti- Herkunft lakṣaṇa Merkmal deśaiḥ inst m pl Ort anyatā- Verschiedenheit anavacchedāt abl m sg weil nicht zu unterscheiden tulyayoḥ lok dual m auf zwei gleichartige tataḥ dann pratipattiḥ nom f sg Einsichtserlangung

tārakaṃ sarva-viṣayaṃ sarvathā-viṣayam akramaṃ ceti vivekajaṃ jñānam || 3.55 ||

Die aus Unterscheidung geborene Erkenntnis erlöst mit einem Mal auf allen Ebenen und in jeglicher Hinsicht.

tārakam nom n sg erlösend sarva-viṣayam adv auf jedem Gebiet sarvathā-viṣayam adv auf jegliche Weise akramam nom n sg nicht schrittweise, mit einem Mal ca und iti also viveka- Unterscheidung jam nom n sg geboren aus jñānam nom n sg Erkenntnis

sattva-puruṣayoḥ śuddhi-sāmye kaivalyam iti || 3.56 ||

Wenn die Reinheit des Sattva der Reinheit des Purusha gleicht, [kommt es zu] Kaivalya. Also [ist es].

sattva- Sattva puruṣayoḥ lok dual m und beim Purusha śuddhi- Reinheits sāmye lok m sg Gleichheit kaivalyam nom n sg Erlösung iti also das Gesagte, also das Ende der Argumente

iti patañjali-viracite yoga-sūtre tṛtīyo vibhūti-pādaḥ

So [lautet] im von Patañjali verfassten Yogaleitfaden das dritte, Machtenfaltung [genannte,] Kapitel

Das Wort iti am Ende des letzten Sūtras zeigt das Ende des Lehrtextes an.

चतुर्थः कैवल्यपादः

caturthaḥ kaivalya-pādaḥ

4. Befreiung

Dieses Kapitel beschreibt die Sichtweise der Sānkhya-Philosophie als Grundlage des Yoga, und zwawr unausgesprochen als Gegenentwurf zur Yogācāra-Philosophie.

Yogācāra, "Yoga-Praxis", war eine bedeutende buddhistische Schule im 4. Jhd n.Chr. Dort wurde ein umfangreicher Text erstellt namens Yogācāra-bhūmī-śāstra, "Lehrbuch der Stufen der Yogapraxis". Viele Begriffe benutzt, die für diese Schule typisch sind, kommen auch in den Yoga-Sūtras vor, z.B. kleśa, samāpatti, dharmamegha.

Der wichtigste Yogācāra-Philosoph war ein gewisser Vasubandhu (ca. 320-400 n. Chr.), der in öffentichen Diskussionen gegen die Sāṅkhya-Philosophie Anerkennung und Geld gewann. Wahrscheinlich wurde das vorliegende Kapitel verfasst wurde, um einen Gegenentwurf zur Yogācāra-Auffassung zu präsentieren.


Die Auffassungen des Yogācāra sind:

  • Die äußere Welt ist citta-mātram, bloßer denkender Geist. Wahrgenommene Objekte seien vijñapti-mātram, nur gedankliche Konzepte. Äußere Objekte gäbe es gar nicht.
  • Einen Schöpfer-Gott (Īśvara), Purusha, Ātman oder Urgrund (Pradhāna) des Universums gäbe es ebenfalls nicht. Alles könne erklärt werden durch die Kausalkette der fünf Skandhas (wörtl. Schultern):
    1. rūpam Wahrnehmung äußerer Formen durch Sinneseindrücke
    2. vedanā Empfindungen
    3. saṃjñā Wahrnehmung geistiger Vorgänge
    4. saṃskāra Neigungen
    5. vijñānam Erkenntnisfähigkeit
  • Die Speicherfunktion, ālaya-vijñānam, sei der Teil des Geistes, in dem sich Eindrücke, Karma, Wünsche und Verhaftungen sammeln. Von da fließe Erkenntnisfähigkeit auf denkenden Geist (citta) und Sinne. Eine höhere dauerhafte Instanz als Quelle des Bewusstseins existiere nicht.
  • Alles sei ein Strom von Augenblicken (kṣaṇika-vāda). Der gegenwärtige Augenblick sei weder mit vergangenen noch zukünftigen Augenblicken verbunden. Die erlebte Verbindung würde durch karmische Samen (bīja) in der Speicherfunktion (ālaya-vijñānam) hergestellt.

Gegen diese Auffassungen wendet sich unser Text.

janmauṣadhi-mantra-tapaḥ-samādhijāḥ siddhayaḥ || 4.1 ||

Paranormale Kräfte (Siddhis) entstehen durch Geburt, Heilkräuter, Mantras, glühende Askese und Samādhi.

janma- Geburt oṣadhi- Heilkräuter mantra- Mantras tapaḥ- glühende Askese samādhi- Samadhi jāḥ nom f pl entstanden aus siddhayaḥ nom f pl paranormale Kräfte

Dieselbe Liste findet sich auch bei Vasubandhu.

Die Kraft hinter der Evolution

jāty-antara-pariṇāmaḥ prakṛtyāpūrāt || 4.2 ||

Die Flut der schöpferischen Urkraft (Prakṛti) bewirkt die Entwicklung von einer Daseinsform zu einer anderen.

jāti- Daseinsform antara- andere pariṇāmaḥ nom m sg Entwicklung prakṛti- schöpferische Urkraft āpūrāt abl m sg aus der Flut

nimittam aprayojakaṃ prakṛtīnāṃ varaṇa-bhedas tu tataḥ kṣetrikavat || 4.3 ||

Der Auslöser [für diese Entwicklung] ist nicht der Urheber der schöpferischen Urkräfte, [es ist] nämlich das Durchstechen eines Damms, wie bei einem Bauern, [der den Damm eines Wasserreservoirs durchsticht um sein Feld zu bewässern].

nimittam nom n sg Auslöser a-prayojakam nom n sg nicht der Urheber prakṛtīnām gen f pl der schiöpferischen Urkräfte varaṇa- Damm bhedaḥ nom m sg Durchstechen tu nämlich tataḥ dann kṣetrika- Bauer -vat adv in der Art und Weise von

Generieren von Clonen

nirmāṇa-cittāny asmitā-mātrāt || 4.4 ||

Das Manifestieren von Persönlichkeiten [geschieht] durch bloße Ichhaftigkeit.

nirmāṇa- das Manifestieren cittāni nom n pl Persönlichkeiten asmitā- Ichheit mātrāt abl n sg durch bloße

Die klassischen Kommentatoren gehen davon aus, dass es hier um die Fähigkeit des Yogis geht, an mehreren Orten gleichzeitig zu erscheinen.

pravṛtti-bhede prayojakaṃ cittam ekam anekeṣām || 4.5 ||

Bei verschiedenen [gleichzeitigen] Manifestationen [ist] die veranlassende eine Persönlichkeit in den anderen.

pravṛtti- Manifestation bhede lok m sg bei Verschiedenheit prayojakam nom n sg Veranlasser cittam nom n sg Persönlichkeit ekam nom n sg einer anekeṣām lok n pl in den Mehreren

tatra dhyānajam anāśayam || 4.6 ||

In dem Fall ist aus Meditation Entstandenes ohne Karma-Ansammlung

tatra in dem Fall dhyāna Meditation -jam nom n sg geboren aus an-āśayam nom n sg frei von āśaya

Das Wort āśaya bezeichnet den feinstofflichen "Lagerplatz" von Gewohnheiten, Wünschen und Karma, der einen von Geburt zu Geburt begleitet.

Betrachtungen zu Gewohnheiten

karmāśuklākṛṣṇaṃ yoginas trividham itareṣām || 4.7 ||

Handlungen von Yogis sind weder dunkel noch hell, bei anderen sind sie von dreierlei Art.

karma- Karma a-śukla nicht hell a-kṛṣṇam nom n sg nicht dunkel yoginaḥ gen m sg des Yogīs trividham nom n sg von dreierlei Art itareṣām lok m pl bei anderen

Folgende Arten von Handlungen sind gemeint.

  1. Handlungen die gutes Karma erzeugen
  2. die schlechtes Karma erzeugen
  3. die gemischtes Karma erzeugen
  4. Handlungen eines Yogis, der allen Selbstbezug aufgegeben hat.

tatas tad-vipākānuguṇānām evābhivyaktir vāsanānām || 4.8 ||

Wenn dann dieses [Karma] reif geworden ist, werden vom Geist empfangene und darin verbliebene Eindrücke (Vāsanās) aktiv, je nach den Eigenschaften [dieses Karmas].

tataḥ dann tat- dessen vipāka- das Heranreifen der Frucht der Werke anuguṇānām gen f pl je nach den Eigenschaften eva in der Tat abhi-vyaktiḥ nom f sg das Deutlichwerden vāsanānām gen f pl vom Geist empfangene und darin verbliebene Eindrücke

jāti-deśa-kāla-vyavahitānām apy ānantaryaṃ smṛti-saṃskārayor eka-rūpatvāt || 4.9 ||

Auch wenn von Ursprung, Ort und Zeitpunkt getrennt, folgen Erinnerung und Gewohnheit unmittelbar aufeinander, weil sie dieselbe Wesensart haben.

jāti- Herkunft deśa- Ort kāla- Zeitpunkt vyavahitānām gen pl für die getrennten api obwohl ānantaryam nom n sg unmittelbares Aufeinanderfolgen smṛti- Erinnerung saṃskārayoḥ gen dual m und für Gewohnheit ekarūpatvāt abl n sg weil von ein und derselben Gestalt

Erinnerungen (smṛti) und Gewohnheiten (saṃskāra) gehören zu den Vāsanā-s .

tāsām anāditvaṃ cāśiṣo nityatvāt || 4.10 ||

Und die [Vāsanās] haben keinen Anfang, weil der Wunsch [zu Leben] ewig ist.

tāsām gen f pl von ihnen an-ādi-tvam nom n sg Anfanglosigkeit ca und āśiṣaḥ gen f sg des Wunsches nitya-tvāt abl n sg wegen Ewigkeit

hetu-phalāśrayālambanaiḥ saṃgṛhītatvād eṣām abhāve tad-abhāvaḥ || 4.11 ||

[Gewohnheiten hängen ab von] der Zusammenwirkung von

  • Ursache (hetu) und Ergebnis (phalam) sowie
  • ihrer Verankerung im Denken (āśraya) und
  • auslösenden Sinneseindrücken (ālambanam).

Bei Abwesenheit von diesen ist die [Gewohnheit] abwesend.

hetu- Grundursache phala- Frucht āśraya- das Sichanheften ālambanaiḥ inst n pl vom eigentlichen Grund der Gefühlserregung saṃgṛhītatvāt abl n sg durch Zusammenwirkung eṣām gen m pl von denen abhāve lok m sg bei Abwesenheit tat- das abhāvaḥ nom m sg abwesend

Zeit und Realität der Außenwelt

atītānāgataṃ sva-rūpato 'sty adhva-bhedād dharmāṇām || 4.12 ||

Vergangenes und Zukünftiges existieren in ihrer eigenen Wesenart. Ihr Ausdruck unterscheidet sich im Zeitverlauf.

atīta- Vergangenes anāgatam nom n sg Zukünftiges sva-rūpataḥ adv eigene Wesensart asti 3 sg präs existiert adhva- Zeitverlauf bhedāt abl m sg durch den Unterschied dharmāṇām gen m pl des Eigenschaftsausdruck

Die Idee ist, dass Vergangenes und Zukünftiges auch in der Gegenwart auf subtile Art bestehen.

Aus dieser Sicht kann man den Ablauf der Zeit vergleichen mit einem Buch, dessen Text in seiner Gesamtheit besteht. Aber beim Lesen tut sich der gerade gelesene Satz im Bewusstsein des Lesers besonders hervor.

Aus der Sicht des Yogācāra hingegen ist es eher so wie beim Erzählen einer Geschichte. Der Erzähler spricht Worte aus, die sofort wieder verschwinden, und die kommenden Worte sind ungewiss.

te vyakta-sūkṣmā guṇātmānaḥ || 4.13 ||

Dieser [Ausdruck ist] sichtbar manifestiert [in der Gegenwart] oder subtil [bei Vergangenem und Zukünftigem]. Die Guṇas sind seine Bestandteile.

te nom m pl diese (bezieht sich auf dharmāṇām) vyakta- sichtbar entfaltet sūkṣmāḥ nom m pl subtil guṇa- Guṇa ātmānaḥ nom m pl als Wesensnatur habend

Laut Sāṅkhya besteht die Welt aus den drei Guṇas als kleinsten Bestandteilen. Veränderungen sind Folge von Bewegungen der Guṇas. Die Guṇas selbst bleiben ewig bestehen.

Nach Yogācāra ist nichts ewig, es gibt nur den gegenwärtige Moment, der sofort vergeht und dem nächsten Platz macht. Die Welt ist nur ein Gedanke ohne Substanz.

pariṇāmaikatvād vastu-tattvam || 4.14 ||

Die Realität von Gegenständen [besteht] aufgrund der Einheit hinter den Umwandlungen [der Guṇas].

pariṇāma- Umwandlung ekatvāt abl n sg durch Einheit vastu- Gegenstand tattvam nom n sg Realität

Es ist so zu verstehen, wie wenn man aus Gold ein Schmuckstück schmiedet, danach das Gold wieder einschmiltzt und anschließend ein anderes Schmuckstück daraus macht. Dann ist es das Gold, das bestehen bleibt und den jeweiligen Schmuckstücken die Existenz gegeben hat.

Nach Yogācāra gibt es dieses Gold gar nicht.

vastu-sāmye citta-bhedāt tayor vibhaktaḥ panthāḥ || 4.15 ||

Beim gleichen Gegenstand, [der] durch verschiedene Personen [wahrgenommen wird, liegen] bei beiden [d.h. Gegenstand und Personen] getrennte Vorgänge [vor].

vastu- Gegenstand sāmye lok n sg bei Gleichheit citta- denkender Geist bhedāt abl m sg durch den Unterschied tayor gen m dual für beide vibhaktaḥ getrennt, verteilt, Trennung, Absonderung panthāḥ nom m sg Vorgang

Sāṅkhya geht davon aus, dass die Welt real existiert. Das heißt, Personen als Wahrnehmende sind etwas ganz anderes als die wahrgenommenen Gegenstände, die unabhängig von den Personen existieren.

Yogācāra geht davon aus, dass die Welt nicht real existiert. Gegenstände existieren demnach nicht unabhängig von den Gedanken der wahrnehmenden Personen. Wenn mehrere Personen den selben Gegenstand sehen, hätten sie lediglich ein ähnliches Komzept dieses Gegenstandes im Geist.

na caika-citta-tantraṃ vastu tad-apramāṇakaṃ tadā kiṃ syāt || 4.16 ||

Ein Gegenstand ist auch nicht von denkenden Geist eines einzelnen [Menschen] abhängig, was wäre sonst bei Nichtwahrnehmung dieses [Gegenstands]?

na nicht ca und, auch eka- ein einzelner citta- denkender Geist tantram nom n sg das wovon etwas anderes abhängt vastu nom n sg Gegenstand tat- diesen a-pramāṇa-kam nom n sg Nichterfassung tadā dann kim was syāt 3 sg opt wäre

Ablauf von Wahrnehmung

tad-uparāgāpekṣatvāt cittasya vastu jñātājñātam || 4.17 ||

Wenn durch Betrachtung eines Gegenstands eine Reaktion im denkenden Geist [entsteht,] wird der Gegenstand bemerkt, [sonst wird er] nicht bemerkt.

tat- den (Gegenstand) upa-rāga- Reaktion apa-īkṣatvāt abl sg durch Betrachtung cittasya gen n sg des denkenden Geistes vastu nom n sg Gegenstand jñāta- wahrgenommen ajñātam nom n sg nicht wahrgenommen

sadā jñātāś citta-vṛttayas tat-prabhoḥ puruṣasyāpariṇāmitvāt || 4.18 ||

Weil der Purusha ohne Veränderung ist, bemerkt er immer die Bewegungen im denkenden Geist, dessen Herr er ist.

sadā immer jñātāḥ nom f pl erkannt citta- denkender Geist vṛttayaḥ nom f pl Veränderungen tat- von dessen prabhoḥ gen m sg Herrn puruṣasya gen m sg des Purusha a-pari-ṇāmitvāt abl n sg durch Veränderungslosigkeit

na tat svābhāsaṃ dṛśyatvāt || 4.19 ||

Der [denkende Geist] ist nicht aus sich selbst heraus bewusst, da er ein Objekt der Wahrnehmung [des Purushas] ist.

na nicht tat nom n sg er sva- selbst ābhāsam nom sg n bewusst dṛśyatvāt abl n sg wegen Objekt-der-Wahrnehmung-sein

eka-samaye cobhayānavadhāraṇam || 4.20 ||

Und beim einvernehmlichen Zusammenkommen [gibt es] von den beiden keine klare Bestimmung.

eka- einvernehmlich samaye lok m sg beim Zusammenkommen ca und ubhaya- beide an-ava-dhāraṇam nom n sg keine klare Bestimmung

Bewusstsein und denkender Geist

cittāntara-dṛśye buddhi-buddher atiprasaṅgaḥ smṛti-saṃkaraś ca || 4.21 ||

Wenn Wahrnehmung des denkenden Geistes durch einen im Innern [befindlichen weiteren denkenden Geist geschehen würde, also] Einsicht durch Einsicht, [gibt es] kein Ende solcher Annahmen und Verständnis-Verwirrung.

citta- denkender Geist antara- anderer dṛśye lok sg n wenn Wahrnehmbarkeit buddhi- Einsicht buddheḥ abl f sg durch Einsicht atiprasaṅgaḥ nom m sg übermäßige Annahme smṛti- Verständnis saṃkaraḥ nom m sg Verwirrung ca und

Yogācāra geht davon aus, dass Bewusstsein (vijñāna) vom einem sich ständig ändernden Speicherbewusstsein (ālaya-vijñānam) im Innern zum alltäglichen denkenden Geist (citta) fließt.

Damit wird letztlich nur behauptet, dass bewusste Einsicht durch bewusste Einsicht entsteht, ohne zu erklären woher Bewusstsein eigentlich kommt.

citer aprati-saṃkramāyās tad-ākārāpattau sva-buddhi-saṃvedanam || 4.22 ||

Die Erfahrung des eigenen Erlebens in den Ereignisbildern des denkenden Geistes [ist die Wirkung] des reinen nicht reagierenden Bewusstseins.

citeḥ gen f sg des reinen Bewusstseins a-prati-saṃkramāyāḥ gen f sg des nicht reagierenden tat- in dessen (gemeint ist der denkende Geist) ākāra- Aussehen āpattau lok f sg Umwandlung sva- eigen buddhi- Erleben saṃvedanam nom n sg Erfahrung

draṣṭṛ-dṛśyoparaktaṃ cittaṃ sarvārtham || 4.23 ||

Gefärbt vom Wahrnehmer (d.h. dem Purusha) und dem Wahrgenommenen ist der denkende Geist zu allem anwendbar.

draṣṭṛ- Wahrnehmer dṛśya- das Wahrzunehmende uparaktam nom n sg gefärbt cittam nom n sg denkender Geist sarvārtham nom n sg für alles anwendbar

Der denkende Geist ist die Schnittstelle zwischen der geschaffenen Welt und dem unveränderlichen Purusha, dem innersten Bewusstsein. Erst durch die Vermittlung des denkenden Geistes kann das Bewusstsein die Welt erfahren.

tad-asaṃkhyeya-vāsanā-citram api parārthaṃ saṃhatya-kāritvāt || 4.24 ||

Obwohl wunderbar und unzählbare Eindrücke in sich tragend, [existiert der denkende Geist] zum Nutzen eines Höheren durch sein Zusammenwirken [damit].

tat- dessen (bezieht sich auf denkenden Geist) a-saṃ-khyeya- unzählbar vāsanā- im Geist getragene Eindrücke citram nom n sg eine wunderbare Sache api obwohl para- eines Vorzüglicheren artham nom n sg Nutzen saṃ-hatya-kāritvāt abl sg n durch das Zusammenwirken

Unterscheidung

viśeṣa-darśina ātma-bhāva-bhāvanā-vinivṛttiḥ || 4.25 ||

Bei dem, der den Unterschied erkennt, hört das stetige Denken an die eigenen Geschichte auf.

viśeṣa- Unterschied darśinaḥ gen sg m für Erkennenden ātma-bhāva- die eigene Geschichte bhāvanā- stetiges Denken an vinivṛttiḥ nom f sg das Aufhören

tadā viveka-nimnaṃ kaivalya-prāgbhāraṃ cittam || 4.26 ||

Dann ist der denkende Geist von Unterscheidung markiert und wird zu Kaivalya hingezogen.

tadā dann viveka- Unterscheidungsfähigkeit nimnam Vertiefung kaivalya- Kaivalya prāg-bhāram nom n sg Bergabhang, Neigung cittam nom n sg denkender Geist

tac-chidreṣu pratyayāntarāṇi saṃskārebhyaḥ || 4.27 ||

Bei dessen Unterbrechungen durch Gewohnheiten [entstehen] andere Überzeugungen.

tat- das, dessen chidreṣu lok n pl bei Unterbrechungen pratyaya- Überzeugungen antarāni nom n pl andere saṃskārebhyaḥ abl m pl durch Gewohnheiten

hānam eṣāṃ kleśavad uktam || 4.28 ||

Sie loszulassen [ist zu handhaben] wie bei den Kleśas besprochen (2:10, 2:11).

hānam nom n sg das Loslassen eṣām gen m pl von diesen kleśa- Plagen -vat adv wie uktam ppp nom n sg besprochen

prasaṃkhyāne 'py akusīdasya sarvathā viveka-khyāter dharma-meghaḥ samādhiḥ || 4.29 ||

Der Samādhi, welche die erfrischende Wolke des Dharma ist, [entsteht] für den in Unterscheidung gefestigten, der auch beim Zusammenzählen nirgends nach Zinsen fragt.

pra-saṃkhyāne lok n sg beim Zusammenzählen api sogar a-kusīdasya gen m sg für den der keine Zinsen nimmt sarvathā überall viveka- für den in Unterscheidungs- khyāteḥ gen m sg Einsicht dharma- Dharma meghaḥ nom m sg Wolke samādhiḥ nom m sg Samādhi

"Dharma-megha" bezeichnet im Yogācāra die höchste Entwicklungsstufe eines Bodhisattvas. Die Yoga-sūtras nehmen also hier das Ziel des Yogācāra für sich in Anspruch.

Dharma-megha, "Dharma-Regenwolke", bedeutet, dass ein solcher Mensch – wie eine Regenwolke in einem tropisch heißen Land – allen ohne Unterschied Erfrischung und Labung bringt und das Leben aller Wesen fördert.

tataḥ kleśa-karma-nivṛttiḥ || 4.30 ||

Danach hören Kleśas und Karma auf, wirksam zu sein.

tataḥ danach kleśa- Plagen karma- Karma nivṛttiḥ nom f sg Aufhören wirksam zu sein

tadā sarvāvaraṇa-malāpetasya jñānasyānantyāj jñeyam alpam || 4.31 ||

Durch die Unendlichkeit der Erkenntnis, von der jeder verhüllende Makel gewichen ist, ist dann das, was noch erkannt werden muss, gering.

tadā dann sarva- alles, jedes āvaraṇa- verhüllend mala- Makel apa-itasya ppp gen m sg dessen, von dem weggegangen, gewichen ist jñānasya gen n sg von der Erkenntnis ānantyāt abl sg n wegen, durch Unendlichkeit jñeyam nom n sg was erkannt werden muss alpam nom n sg klein, gering

tataḥ kṛtārthānāṃ pariṇāma-krama-parisamāptir guṇānām || 4.32 ||

Dann sind die Entwicklungsschritte der Guṇas abgeschlossenn und sie haben ihren Zweck erfüllt.

tataḥ dann kṛtārthānām gen n pl für die, die ihren Zweck erfüllt haben pariṇāma- Entwicklung krama- Schritte pari-sam-āptiḥ nom h sg Abschluss guṇānām gen n pl der Gunas

Die geschaffene Welt besteht nach Sāṅkhya-Auffassung letztlich aus drei Ur-Energien, den Guṇas, die sich ständig miteinander neu kombinieren. Aus ihren Verbindungen besteht alles Geschaffene, Bewusstsein hingegen ist ungeschaffen, Bewusstsein ist der ewige unveränderliche Purusha.

Mit Hilfe des denkenden Geistes, der auch aus den Guṇas besteht, begibt sich der Purusha in die materielle Welt, identifiziert sich mit den Aktivitäten des Geistes und glaubt über viele Leben hinweg ein Mensch zu sein – mit allen Schwierigkeiten und Schmerzen.

Nachdem der Purusha genug erlebt hat, entwickelt sich der denkende Geist spirituell, d.h. in der Guṇa-Mischung, aus der der denkende Geist besteht, dominiert mehr und mehr Sattva. Sattva löst die falschen Identifikationen auf. Der Purusha wird sich seines eigenen Wesens wieder bewusst und seine Reise durch die feinstoffliche und grobstoffliche materielle Welt geht zu Ende. Die Guṇas im denkenden Geist haben ihre Aufgebe erfüllt.

kṣaṇa-pratiyogī pariṇāmāparānta-nirgrāhyaḥ kramaḥ || 4.33 ||

Die zueinander in Beziehung stehenden Momente sind ein Ablauf, der beim Abschluss der Entwicklung begreiflich wird.

kṣaṇa- Moment prati-yogī nom m sg in Beziehung stehend pariṇāma- Entwicklung apara-anta Abschluss nirgrāhyaḥ nom m sg begreiflich kramaḥ nom m sg Ablauf

puruṣārtha-śūnyānāṃ guṇānāṃ pratiprasavaḥ kaivalyaṃ sva-rūpa-pratiṣṭhā vā citi-śaktir iti || 4.34 ||

Kaivalyam ist das Zurückkehren der Guṇas, die [jetzt] für den Purusha nutzlos sind, in den unmanifestierten Urzustand.

Oder in anderen Worten, es ist die Kraft des reinen Bewusstseins, die in ihrem eigenen Wesen fest gegründet ist.

puruṣa- das eigentliche Wesen artha- Nutzen śūnyānām gen n pl leer guṇānām gen n pl für die Gunas pratiprasavaḥ nom m sg Rückkehr in den Urzustand kaivalyam nom n sg Erlösung svarūpa- die eigene Beschaffenheit pratiṣṭhā nom f sg das Feststehen oder citi- reines Bewusstsein śaktiḥ nom f sg Kraft iti also

iti patañjali-viracite yoga-sūtre caturthaḥ kaivalya-pādaḥ

So [lautet] im von Patañjali verfassten Yoga-Leitfaden das vierte, Kaivalya [genannte,] Kapitel.

iti śrī-pātañjala-yoga-sūtrāṇi

Also [enden] die Yoga-Leitfäden nach Patañjali

Purusha steht für das zeitlose Element im Menschen, das innerste Bewusstsein. Es verändert sich nicht, da es nicht der Zeit unterworfen ist. Am Ende der Reise durch die Welt als verkörpertes Wesen steht es genauso da wie am Anfang.

Während der Reise entsteht durch den denkenden Geist für den Purusha der Effekt, als wäre er ein verkörpertes Wesen. Am Ende der Reise beendet der denkende Geist diesen Effekt und der Purusha ruht wieder in seiner eigenen Kraft.

Referenzen

Vokabeln:

583 Vokabeln im Text erfasst sowie
296 zusätzliche Vokabeln zu Verdeutlichung ihrer Ableitung

Wortbedeutungen und Beispiele generell aus Böhtlingk "Sanskrit-Wörterbuch in kürzerer Fassung", "Großes Petersburger Wörterbuch", "Indische Sprüche"

Unterstrichene Worte sind Links innerhalb des Wörterbuchs oder zu einzelnen Sūtras

Grammatische Begriffe sind abgekürzt, z.B. ppp = Partizip passiv der Vergangenheit, iic = in initio compositi, am Anfang eines Kompositums, ifc = in fine compositi am Ende eines Kompositums etc.


(1.8, 1.24)

präp, vor Vokalen: an° nicht, ohne, un

akaraṇa [+karaṇa] (3.52)

n das Nichttun, Unterlassen

adj nicht künstlich erzeugt, natürlich | untätig

śiṣṭākaraṇa n = das Unterlassen des Vorgeschriebenen

a-tathā-karaṇa n = das nicht so Verfahren

akalpita [+kalpita] (3.44)

ppp nicht nur vorgestellt, nicht eingebildet

kalpita-tva n = das bloße Angenommensein, das Bestehen nur für die Einbildungskraft

a-saṃ-kalpita adj = nicht beabsichtigt, nicht gewollt

saṃ-kalpita adj = eingebildet

yathā-saṃ-kalpita adj = den Wünschen entsprechend

akusīda [+kusīda] (4.29)

adj keine Zinsen nehmend/fordernd, nicht nach Vorteil verlangend, ohne Gewinn

akṛṣṇa [+kṛṣṇa] (4.7)

adj nicht schwarz, nicht dunkel, unschuldig

a-kṛṣṇa-karman adj = der keine schwarze Tat vollbracht hat, unschuldig

a-kṛṣṇa-tejas m = der Mond

akrama [+krama] (3.55)

adj nicht allmählich erfolgend, mit einem Mal erfolgend

adv akramam gleichzeitig

m Nichtallmählichkeit, Plötzlichkeit

krama m = Schritt | Gang, Verlauf | Weg | die zu einem Sprung oder Angriff eingenommene Stellung | regelmäßiger Gang, Reihenfolge | Brauch | durch Wiederholungen von Wortpaaren gekennzeichnete Rezitationsweise des Veda, "kramapāṭha"

kramākrama m. dual = Allmählichkeit und Plötzlichkeit

yathā-kramam adv = der Reihe nach, sukzessive, respektive

an-ā-kramya adj = nicht zu besteigen

ā-krama m = Anschritt, Aufstieg, Angriff

akṣa

m Würfel | Wagenachse | Sinnesorgan | ifc: Auge

akṣa-kāma adj = Würfel liebend

akṣa-bhaṅga m = Achsenbruch

akṣa-bhūmi f = ein Platz zum Würfelspiel

akṣa-mālā f = ein Rosenkranz aus Rudrāksha-Samenkörnern

rudrākṣa n = die zu Rosenkränzen verwendete Beere

rudrākṣa-mālā f = Rosenkranz

akṣa-sūkta n = das Würfellied, Bez. der Hymne Ṛv. 10,34

akṣa-hṛta adj = im Würfelspiel verloren

agra

n Spitze, äußerstes Ende, Gipfel | das Oberste | Anfang, Anbruch | das Vorzüglichste, Beste

agra-tas adj = vorn, voran, vor sich hin | am Anfang, zuerst

agra-nāsikā f = Nasenspitze | Schnabelspitze

agra-pāda m = Fußspitze

agra-bhūmi f = oberstes Stockwerk

agra-mahiṣī f = die erste, vornehmste Gemahlin eines Fürsten

agra-vīra m = Hauptheld

agra-śas adv = von Anfang an

iṣv-agra n = Pfeilspitze

ud-agra adj = in die Höhe gehoben, hoch, lang, groß | erhoben (in übertr. Bed.), überlegen, mächtig

aṅga (2.28, 2.29, 3.7, 3.8)

n Glied des Körpers, Körperteil | Körper | Teil eines Ganzen, Bestandteil | Anhang | Hilfsmittel

partikel gerade, nur, ein vorangehendes Wort hervorhebend

aṅga-glāni f = Erschlaffung des Körpers

aṅga-bhāga m = Körperteil

aṅga-yaṣṭi f = ein schlanker Körper

aṅga-rakṣā f = Leibwache

aṅga-rāga m = Puder, Salbe, Schminke

aṅga-vikāra m = Gebrechen des Körpers

aṅga-vyathā f = körperlicher Schmerz

aṅganā f = Frau | Weibchen eines Tieres | Jungfrau im Tierkreis

varāṅganā f = ein schönes Weib

anaṅga adj = gliedlos, körperlos | m: der Liebesgott

rājye sāraṃ vasudhā vasudhāyām api puraṃ pure saudham |
saudhe talpaṃ talpe varāṅganānaṅga-sarva-svam ||
=
Beim Königtum ist das Reich (vasu-dhā) das Beste, im Reich die Stadt, in der Stadt der Palast (saudha n), im Palast das Lager (talpa m), auf dem Lager die ganze (sarva-sva n) Liebe (anaṅga m) eines schönen Weibes (varāṅganā).

aṅgamejayatva [aṅga+ejaya+°tva] (1.31)

n Zittern des Leibes

viśvam-ejaya adj = allaufregend

sattvam-ejaya adj = die Tiere erzittern machend

√ac

acati/e, añcati/e biegen | in Ehren halten

ppp añcita gebogen | kraus, lockig | ausgezeichnet, außerordentlich

añcitam adv = behutsam, aufmerksam

avāñcita ppp (ava-a°) = gesenkt

ud-añcita ppp = emporgehoben

ud-añc adj f:udīcī = aufwärts gerichtet, nach oben gehend | nach Norden gerichtet, nördlich

uru-vy-añc adj f:urūcī = weitumfassend, weit ausgedehnt

praty-añcita ppp = geehrt

romāñcita adj = emporgerichtete Härchen habend, ein Rieseln der Haut empfindend

ajñāta [+jñāta] (4.17)

ppp nicht erkannt, nicht bemerkt

ajñāta-keta adj = unbekannte Absichten habend

ajñāta-yakṣma m = verborgene Krankheit

ajñāti m = kein Blutsverwandter

ajñāna n = das Nichtwissen | Unwissenheit, Unverstand

ajñāna-pūrvam adv = ohne Wissen

ajñāna [+jñāna] (2.34)

n das Nichtwissen | Unwissenheit, Unverstand, Unwissen

adj unklug, unerfahren

a-jñānāt kṣetrikasya = ohne Wissen des Feldbesitzers

a-jñānāt = ohne es zu wissen

a-jñāna-pūrvam adv = ohne Wissen

a-jñāna-vat adj = unwissend

ava-jñā f = Verachtung, Geringachtung

ava-jñāna n = Verachtung, Geringachtung

mogha-jñāna adj = dessen Wissen fruchtlos ist

°añc [√ac]

ifc gebogen, gerichtet nach / zu

anv-añc adj f:anūcī = hinterher folgend

anv-ak adv = hinterher, hinter … her

ud-añc adj f:udīcī = aufwärts gerichtet, nach oben gehend | nach Norden gerichtet, nördlich

ud-ak adv = nördlich, gegen Norden

ṛjv-añc adj = geradeaus gehend

tiry-añc adj, nom m:tiryaṅ, n:tiryak, f:tiraścī = in die Quere ~, in die Breite gerichtet, waagerecht, quer im Wege stehend, quer durchfahrend, durchkreuzend | in der Mitte gehalten (Ton) | mn: das in wagerechter Stellung gehende Tier

√añj

anakti, aṅkte salben, bestreichen, beschmieren | schmücken | verherrlichen, ehren | an den Tag legen

ppp akta

a-kiṃ-cana-tvaṃ vy-anakti = er legt seine Besitzlosigkeit an den Tag

vy-aktam adv = offenbar, deutlich, gewiss | sicher

abhi-vy-akti f = Offenbarwerdung, Erscheinung

ati-vy-aktam adv = zu deutlich

an-akta adj = ungesalbt

a-vy-akta adj = nicht zur Erscheinung gebracht, sinnlich nicht wahrnehmbar | unbenannt | undeutlich, undeutlich redend

a-vy-akta-rūpa-garbha m = eine Leibesfrucht von unbestimmtem Geschlecht

a-vy-akta-lakṣaṇa adj = mit unerkennbaren Merkmalen

avyakta-vyakta adj = nicht sinnlich wahrnehmbar und zugleich sinnlich wahrnehmbar, Attrib. des Śiva

añjana [√añj+°ana]

n das Salben, Beschmieren | das Offenbaren, Klarmachen der Bedeutung | Salbe, schwarze Augensalbe

añjana-keśa adj f:ī = eine Mähne so schwarz wie Augensalbe habend

praty-añjana n = das Besalben

vy-añjana adj = offenbar machend | m: Konsonant | n: Schmuck, Kennzeichen, Abzeichen, die Insignien eines Fürsten, Symptom (einer Krankheit), Geschlechtszeichen

nirañjana adj (nis+añj°) = ohne Schminke, ohne Falsch, lauter

aṇiman [aṇu+°man] (3.46)

m Dünne, Feinheit | Magerkeit | die feinsten Bestandteile von Etwas | Zauberkraft sich unendlich klein zu machen, eine der 8 Wunderkräfte (aṣṭasiddhi f), als die anderen werden verschiedene angegeben, z.B.:

mahiman m = sich sehr groß machen

laghiman m = sich sehr leicht machen

gariman m = sich sehr schwer machen

prākāmya n = Freiheit nach eigenem Gutdünken zu leben

vaśitva n = Selbstbemeisterung

prāpti f = Fähigkeit alle Orte zu erreichen

īśitva n = Allmacht

aṇu

adj f: aṇvī fein, dünn, schmal, sehr klein, sehr gering

aṇu-ka adj = überaus klein, überaus wenig

aṇu-tva n = Kleinheit, Feinheit | atomistische Natur

aṇu-mukha adj f:ī = kleinmäulig

ati

präp über, über … hinaus

adv überaus, sehr, vorzüglich, über das gewöhnliche Maß

ati-kaṭhora adj = sehr rauh (Wind)

ati-karśana n = zu große Abmagerung

ati-ghora adj = überaus furchtbar

ati-cāra m = Übertretung

ati-cāru adj = überaus lieblich

ati-jāgara m = zu langes Wachen

ehy āgaccha, sam-ā-śrayāsanam idaṃ, kasmāc cirād dṛśyase,
kā vārttā, ati-dur-balo 'si, kuśalaṃ, prīto 'smi te darśanāt |
evaṃ nīca-jane 'pi yujyati gṛhaṃ prâpte satāṃ sarvadā
dharmo 'yaṃ gṛha-medhinām ni-gaditaḥ smārtair laghuḥ svargadaḥ ||
=
«Komm!(ā-ihi 2sg impera) Tritt heran! Nimm Platz (sam-ā-śraya 2sg impera) auf diesem Sitze! Warum hat man dich so lange (cirāt) nicht gesehen? Welche Neuigkeit? Du siehst sehr elend aus! Ich wünsche dir alles Gute! Ich bin (asmi) erfreut (prītaḥ) dich (te) zu sehen (darśanāt)!» Solche Ansprache kommt stets auch einem Niedern (nīca-jana) zu, wenn er in's Haus braver Leute tritt. Dieses haben Kenner der heiligen Ueberlieferung (smārta adj) für eine Pflicht der Hausväter (gṛha-medhin) erklärt (ni-gadita): sie ist leicht und verleiht doch den Himmel.

atiprasaṅga [ati+pra+√sañj] (4.21)

m übermäßige Anhänglichkeit, Missbrauch einer Regel

strīṇām atiprasaṅgena = durch eine zu große Neigung zu den Weibern

atiprasaṅga-bhaṅgāt = aus Scheu zu weit gehen

atiprasaṅgin adj = zu sehr den Lüsten fröhnend

atīta [ati+√i] (3.16, 4.12)

ppp vergangen, verflossen, verstrichen, geschwunden, vorübergegangen | hinausgegangen über, überwunden | versäumt | verstorben

n Vergangenes, Vergangenheit

atīta-tva n = das Vorübersein

an-atīta adj = nicht verstrichen

yo hi kāla-vy-atīteṣu mitra-kāryeṣu vartate |
sa kṛtvā mahato 'py arthān na mitrārthena yujyate ||
=
Wer sich mit eines Freundes Angelegenheiten, für die die Zeit verpasst worden ist, abgibt, der kommt mit seines Freundes Sache nicht zu Stande, auch wenn er große Dinge vollbrächte.

atyanta [ati+anta] (3.36)

adj bis zu Ende während, fortwährend, ununterbrochen | vollständig | übermäßig

aty-anta-gata = für immer fortgegangen

aty-anta-śas adv = in übertriebener Weise

aty-antābheda m = absolute Identität

atha (1.1)

adv dann, sodann, da, darauf, dafür | ferner | (am Anfang eines Werkes/ Abschnittes/ Artikels) von hier an, jetzt

atha vā = oder

atho (atha-u) = atha

atho vā = oder auch

atha kim = wie denn anders? so ist es, allerdings

vāpi … atha vā … vāpi = entweder … oder … oder auch

atha khalu = nun aber

atha ced = wenn aber

adṛṣṭa [+√dṛś] (2.12)

ppp bis dahin nicht gesehen, unbekannt, unsichtbar | unvorhergesehen | erst nach dem Tod sich zeigend

adṛṣṭa-kārita adj = durch eine unsichtbare höhere Macht bewirkt

adṛṣṭa-darśana n = Schauen von Nichtgesehenem

adṛṣṭa-rūpa adj = von unbekanntem Äußeren

adṛṣṭa-vat adv = unerwartet, in Folge guter oder böser Handlungen

dṛṣṭādṛṣṭa adj = sichtbar und unsichtbar, dieses und jenes Leben betreffend

adhi

präp über, oberhalb, auf … hin, hin zu …, an … heran, von … her, aus … hervor, um … willen, in Bezug auf

adv in der Höhe, in die Höhe, in hohem Grade, außerdem, überdies

adhika adj = überschüssig | das gewöhnliche Maß überschreitend | der höchste, beste | überlegen | entfernter

aṣṭādhika-śatam n = 108

adhi-kaṣṭa n = großes Elend, großer Jammer

adhi-gama m = Erlangung | Gewinn | Erfahrung | Erkenntnis | Studium

adhi-guṇa adj = mit hohen Eigenschaften begabt

adhi-nātha m = Oberherr

adhi-puruṣa m = der höchste Geist

adhiyajña m = das höchste Opfer | adj: auf das Opfer bezüglich

adhigama [adhi+√gam] (1.29)

m Auffindung, Erlangung, das Antreffen | Gewinn | Erfahrung, Erleidung | Bewinnung einer Überzeugung, Erkenntnis | Studium, das Lernen

dur-adhigama adj = schwer zu erlangen, ~ erreichen | schwer zu erforschen

sam-adhigama m = das Verstehen, Begreifen

adhimātra [adhi+√mā+°tra] (1.22, 2.34)

adj übermäßig

ati-mātra adj = übermäßig | keine Grenzen kennend

ati-mātram adv = über die Maßen, überaus, sehr

a-mātra adj = maßlos, unermesslich

adhiṣṭhātṛtva [adhi+√sthā+°tṛ+°tva] (3.50)

n Vorsteherschaft, Regierungsamt, Leitung, Schutzgottheit

adhiṣṭhātṛ = Vorsteher, der über jmd oder etw gesetzt ist

adhiṣṭhāyaka adj = über etw stehend, beaufsichtigend

sv-adhiṣṭhāna adj = mit einem guten Standplatz (für den Krieger auf dem Streitwagen)

svādhiṣṭāna n = der eigene Sitz, die eigene Stätte | Bez. eines Cakra-s in der Geschlechtsgegend

adhiṣṭhāna n = Standort, Grundlage, Sitz, Platz | Standplatz des Kriegers auf dem Streitwagen | Residenz | Anwesenheit | Herrschaft, hohe Stellung, Macht

adhyātma [adhi+ātman] (1.47)

n höchstes Selbst

adj der Person angehörig, persönlich, eigen

adhyātmam adv = in Bezug auf die Person, ~ das Selbst, ~ die Allseele | zu sich him, an sich, am Leibe

an-adhyātma-vid adj = den höchsten Geist nicht kennend

ādhyātmika adj f:ī/ā = auf das Selbst oder die Allseele bezüglich

adhyāya [adhi+√i]

m Studium, das Lesen der heiligen Schriften | die für das Studium der heiligen Schriften angemessene Zeit | großerer Abschnitt in einem Werk, lectio

adhyāyin adj = studierend, lesend

anv-adhyāyam adv = dem heiligen Text gemäß

an-adhyāyin adj = nicht studierend | die Zeit, in der nicht zu lesen ist

an-adhyāya = Unterlassung ~, Einstellung des Studiums

aṣṭādhyāyī f = "die aus 8 Lektionen bestehende", Titel von Pāṇini's Grammatik

adhy-ayana n = das Lesen, Studium, insbes. der heiligen Schriften (als das dem Brahman darzubringende Opfer)

vipro 'nadhyayanāt vinaśyati = Dadurch dass ein Brahmane die heiligen Schriften nicht studiert, geht er zu Grunde.

adhyāsa [adhi+√as 2] (3.17)

m falsche Übertragung, Superimposition, Überlagerung | Anhang, Zusatz

an-adhyāsa adj = ohne Anhang, ~ Zusatz

adhyāsana n = Sitz, Aufenthaltsort.

adhy-asta ppp = fälschlich übertragen, missverstanden

āha ko 'yam adhyāso nāmeti |
ucyate smṛti-rūpaḥ paratra pūrva-dṛṣṭāvabhāsaḥ |
=
Wenn man fragt, was ist das, was "adhyāsa" heißt, ist die Antwort: das Erscheinen von früher Erlebtem an einer fremden Stelle, in Gestalt einer Erinnerung

adhvan (4.12)

m Weg | Reise, das Reisen, Wandern | Entfernung, Längenmaß, Länge | Reise ins Jenseits | Zeit

para-lokādhva-ga adj = auf dem Weg zur andern Welt

adhva-ga m = Reisender, Wanderer, Spaziergänger

adhva-pa m= Wegemeister, ein mit der öffentlichen Sicherheit betrauter Beamter

vy-adhvan adj = in der Mitte des Weges befindlich | vom Wege abschweifend

sam-adhva adj = den gleichen Weg habend

√an

anati, aniti atmen | nach Luft schnappen, lechzen

ppp anita

kaus ānayati

kaus ppp ānita

prāṇati = er atmet ein | lebt

prāṇita (pra+ānita, kaus) = beseelt, von Verlangen erfüllt etw zu tun

°ana

Suffix bildet sächliche Abstrakta zu einer Handlung | bildet nomina agentis

karaṇa n = das Machen, Bewirken, Werkzeug

manana n = das Nachdenken

śravaṇa n = das Hören

jñāna n = das Erkennen

calana n = das Schwanken, Zittern, die Bewegung

calana adj = sich bewegend

aśva-calana-śālā f = Reithaus

kṣiti-calana n = Erdbeben

vardhana n = das Wachstum

vardhana adj f:ī = wachsend

ukta-vardhana adj = an Lobpreis sich ergötzend

kula-vardhana m = Stammhalter

ananta [+anta] (2.34, 2.47)

adj endlos, unendlich

ananta-tā f = Unendlichkeit.

an-ādy-ananta adj = ohne Anfang und Ende

ananta-pāra adj = womit man nie zu Ende kommt

ananta-pāraṃ kila śabda-śāstraṃ
svalpaṃ tathāyur bahavaś ca vighnāḥ |
sāraṃ tato grāhyam apāsya phalgu
haṃsair yathā kṣīram ivāmbu-madhyāt ||
=
Die Sprachlehre ist, wie bekannt (kila), von unendlicher Ausdehnung / dabei ist das Leben (āyus n) kurz und die Hindernisse (vighnāḥ) zahlreich (bahu adj): darum lasse man das Unbedeutende (phalgu adj) weg (apa√as) und nehme (grāhya adj) nur das Beste daraus, wie Schwäne die Milch aus dem Wasser scheiden.

anabhighāta [+abhighāta] (2.48, 3.46)

m keine schädliche Einwirkung, Nichthemmung

abhi-ghāta m = Schlag, Anprall | unangenehme, schädliche Einwirkung | krankhafte Veränderung | Entgegenwirkung, Niederdrückung | eine best. Aussprache | n: unerlaubte Konsonantenverbindung | adj: beschädigt

abhi-ghāta-ka adj = entgegenwirkend, entfernend

abhi-ghātin adj = schlagend, angreifend, verletzend | m: Feind

a-ghāta m = Nichtverletzung

āghāta m = Anschlag, Schlag mit/auf | Tötung | Richtplatz, Schlachthaus

abhy-ā-ghāta m = Überfall | Anstoß, Unterbrechung

an-upa-ghāta m = kein Ungemach

apa-ghāta m. Abwehr, Verscheuchung

a-prati-ghāta adj = unbehindert, unwiderstehlich

anavaccheda [+ava°+√chid] (1.26, 3.54)

m ohne Trennung, ohne Absonderung, ohne genaue Bestimmung, Unbestimmtheit

ava-ccheda m = Abschnitt (Kleidungsstück, Rezitation usw.) | Trennung, Absonderung | genaue Bestimmung

ava-cchedya adj = was getrennt wird, was gesondert wird

ava-ccheda-ka adj = genau bestimmend

a-vy-ava-ccheda m = Ununterbrochenheit

bhava-ccheda m = Vernichtung des weltlichen Daseins, Befreiung von allen ferneren Wiedergeburten

vy-ava-ccheda m = das Sichlosmachen, Sichbefreien von | Trennung, das Auseinandergehen, Unterbrochenheit | Ausschließung | Unterscheidung | das Abschnellen eines Pfeiles

anavadhāraṇa [+ava°+√dhṛ+°ana] (4.20)

n ohne genaue Bestimmung, ohne Bestätigung, ohne Bejahung

ava-dhāraṇa n = Bestätigung, Bejahung | genaues Bestimmen, das Beschränken auf etwas Bestimmtes mit Ausschliessung alles anderen

ava-dhāraṇīya adj = für ausgemacht anzusehen | zu beschränken auf

ava-dhāraka adj = begreifend, verstehend | beschränkend

ava-dhārya adj = womit man sich vertraut zu machen hat | zu begreifen, zu verstehen

guṇavad aguṇavad vā kurvatā kārya-jātaṃ
pari-ṇatir avadhāryā yatnataḥ paṇḍitena |
atirabhasa-kṛtānāṃ karmaṇām ā vipatter
bhavati hṛdaya-dāhī śalya-tulyo vipākaḥ ||
=
Ein kluger Mann soll, wenn er an irgend ein Werk (kārya n Vorhaben + jāta ppp sich zeigend, entstanden) geht (kurvatā inst sg m ppr von dem machenden), es sei ein gutes oder ein böses, sorgfältig (yatnatas adv) an die Folgen (pariṇati f) denken (avadhārya womit man sich vertraut zu machen hat): die Folgen (vipāka m) von Taten, die in der Übereilung (ati-rabhasa adj) vollbracht (kṛtānām) wurden, schmerzen (dāhin) wie ein Pfeil (śalya mn) im Herzen bis an den Tod (ā vipatter abl sg f).

anavasthitatva [+avasthita+°tva] (1.30)

n Unbeständigkeit

ava-sthita adj = dastehend, befindlich | verbleibend, verharrend | befolgend, begriffen in | bereit zu | feststehend, beständig, standhaft, zuverlässig

tathāvasthātum arhasi = darauf musst du bestehen

an-ava-sthita-citta adj = unbeständigen Sinnes

an-ava-sthiti f = kein Stillstand, keine Ruhe | Unstätigkeit

ava-sthiti f = Aufenthalt | das Verbleiben, Verharren

su-vy-ava-sthita adj = ganz fest stehend

anaṣṭa [+√naś] (2.22)

ppp nicht untergegangen, nicht verschwunden

a-naṣṭa-paśu adj = von dessen Herde nichts verloren geht

a-pra-naṣṭa adj = nicht verschwunden

dṛṣṭa-naṣṭa adj = gesehen (erschienen) und auch gleich wieder verschwunden

anāgata [+ā+√gam] (2.16, 3.16, 4.12)

ppp noch nicht angekommen | bevorstehend, zukünftiges

anāgata-vat adj = die Zukunft betreffend

anāgata-vidhāna n = das Treffen von Vorkehrungen für die Zukunft

anāgatavatīṃ cintāṃ kṛtvā yas tu prahṛṣyati |
sa tiras-kāram āpnoti bhagna-bhāṇḍo dvijo yathā ||
=
Wer aber Pläne (cintā) für die Zukunft (anāgatavat adj) macht und sich der Freude hingibt (pra√hṛṣ prahṛṣyati), der wird verlacht (tiraskāra m Schmähen / āpnoti √āp erreichen) wie der Brahmane, der seine Töpfe (bhāṇḍa n) zerschlug (bhagna).

anātman [+ātman] (2.5)

m Nicht-Selbst

an-ātma-vat adj = seiner nicht mächtig, sich nicht zügelnd

an-ātmīya adj = was Einem nicht angehört

anātmya adj = unpersönlich | n: Torheit

anāditva [+ādi+°tva] (4.10)

n Anfangslosigkeit

an-ādi adj = ohne Anfang

anāśaya [+ā+√śī] (4.6)

adj frei von Gesinnungs- und Denkweisen, ohne Absichten | ohne die Anlage von Wünschen, Tendenzen und Karma, mit der ein Mensch zur Welt kommt

ā-śaya m = Lagerstätte | die Anlage, mit der ein Mensch zur Welt kommt, und die eine Folge der Werke in einer vorangehenden Existenz ist

udāśaya m (uda-āśaya) = Wasserbehälter, Teich

karmāśaya m = die Ansammlung von (guten und bösen) Werken

kāmāśaya m = der Sitz des Begehrens

śuddhāśaya adj = reines Herzens, von reiner Gesinnung, ein gutes Gewissen habend

śūnyāśaya adj = an Nichts denkend, abwesend, zerstreut

sarva-bhūta-guhāśaya adj = im Herzen aller Wesen wohnend

an-īdṛg-āśaya adj = nicht von solcher Gesinnungsweise

anitya [+nitya] (2.5)

adj vergänglich | vorübergehend | unbeständig

adv anityam nicht beständig, nur dann und wann

a-nitya-tā f = Vergänglichkeit, Unbeständigkeit

a-nitya-sama m = (auf die Weise wie das Ungewöhnliche) Sophismus, Argument das das ungewöhnliche generalisiert

ātma-nitya adj = anʼs Herz gewachsen

dharma-nitya adj = beständig die Pflicht vor Augen habend

dharma-nityaḥ praśāntātmā kārya-yoga-vahaḥ sadā |
nādharme kurute buddhiṃ na ca pāpe pravartate ||
=
Wer beständig die Pflicht vor Augen hat, ruhigen Gemütes ist und stets auf die Förderung (vaha adj fahrend, mit sich führend) seiner Obliegenheiten bedacht ist, der richtet den Sinn nicht auf Unrecht und gibt sich nicht Bösem hin.

aniṣṭa [+√iṣ] (3.52)

ppp unerwünscht, unlieb, unangenehm | unheilvoll, schädlich | verboten, verrufen

n Unerwünschtes | Unheil

iṣṭa adj = gesucht | erwünscht, gewünscht, gern gesehen, beliebt, genehm, lieb | gütig | für gut erachtet, angenommen, Geltung habend, erachtet für

iṣṭa n = Wunsch, Verlangen

iṣṭa-kāma-duh f nom:°dhuk = die alle Wünsche melkende (gewährende) Wunderkuh

iṣṭa-gandha adj = wohlriechend

iṣṭa-jana m = geliebte Person, Geliebter, Geliebte

iṣṭa-devatā f = die besonders verehrte Gottheit einer Person oder Sekte, Schutzgottheit

iṣṭa-vrata adj = dem Wunsche gehorchend

iṣṭa-saṃ-pādin adj = Gewünschtes verschaffend

anu

präp entlang, hin, längs, an | durch … hin, zu … hin, nach … hin, hinter … her, | unmittelbar nach, nach | gemäß, entsprechend, in Bezug auf, in Folge, wegen

adv hinterher, später, darauf

anu-ka adj = abhängig

anu-kathana n = Berichterstattung

anu-kampā f = Mitleid, Mitgefühl mit

anu-kara m = Handlanger, Gehilfe

anu-karaṇa n = Nachahmung

anu-kāmam adv = nach Wunsch

anu-kālam adv = immer zu seiner Zeit

anu-gantavya adj = dem man nachgehen soll, zu begleiten | wonach man sich zu richten hat

anu-guṇa adj = von entsprechenden Eigenschaften

anu-cintana n = das Sichbeschäftigen der Gedanken mit etw, das Nachsinnen über

anu-darśana n = das in Betrachtziehen, Erwägung

anu-deham adv = im Rücken, von hinten

anu-niśam adv = jede Nacht

anukāra [anu+kāra] (2.54)

adj gleichend | nachzuahmen verstehend

m Nachahmung

anukāra-ka adj = gleichend

anukārin adj = nachahmend, gleichend, ähnlich | sich richtend nach | (einen Weg) einschlagend

anukārya adj = darzustellen | n: ein später zu vollbringendes Werk

anugama [anu+gama] (1.17)

m das Nachfolgen, sich Hingeben, das Eindringen in etwas, die Erfassung

anu-gamana n = das Nachgehen, Folgen (auch übertr.) | das dem Manne im Tode folgen | das Erlöschen

an-anugama m = das Nichtbegleiten, Nichtverbundensein mit etw

anu-gamya adj = dem man nachgehen ~, folgen soll

anuguṇa [anu+guṇa] (4.8)

adj von entsprechenden Eigenschaften, entsprechend, gleichartig, je nach Verdiensten

anu-guṇita adj = angepasst, entsprechend

anuttama [+ud+°tama] (2.42)

adj nichts Höheres über sich habend, der höchste, vorzüglichste, stärkste, heftigste

uttama adj = der höchste, oberste | die höchste Stelle einnehmend, der vorzüglichste, trefflichste, beste |ausgezeichnet, vortrefflich

anupaśya [anu+paśya] (2.20)

adj betrachtend, erschauend

anupātin [anu+pātin] (1.9, 3.14)

adj folgend, der (einer Sache) Nachgehende, Folgende, der etwas hinterher läuft, der einem Ablauf folgt

anupāta m = das Nachgehen, Folgen

yaṃ ca panthānam ākramya prayāti manujeśvaraḥ |
teneśvarānupātena pathā yāti mahājanaḥ ||
=
Welchen Weg ein Fürst betritt und geht, auf dem Wege geht auch der große Haufen, indem er dem Fürsten auf dem Fuß folgt.

anubhūta [anu+√bhū] (1.11)

ppp empfunden, erlebt, an sich erfahren, sich erfreut an, erlitten, innegeworden

yathānubhūtam (yathā + anubhūta) adv = wie man es erlebt hat

anu-bhūtākhyā f = Erzählung des Erlebten

anu-bhū adj = wahrnehmend

anu-bhūti f = Wahrnehmung, Auffassung

an-ānubhūti f (ā ist Anlautdehnung) = Unaufmerksamkeit, Hintansetzung | gleichgültige Haltung

anumāna [anu+√mā+°ana] (1.7, 1.49)

n Schlussfolgerung, Beweismittel einer Schlussfolgerung, Geschlussfolgertes

praty-anumāna n = Gegenschluss, eine entgegengesetzte Folgerung

anumānana n = das Bereden, der Versuch jmd zu gewinnen

nir-anumāna adj = nicht an Folgerungen sich bindend

anumānād varaḥ sākṣī sākṣibhyo likhitaṃ guru = ein Zeuge ist besser (varaḥ) als eine Indizien-Schlussfolgerung, ein geschriebenes Document gewichtiger als Zeugen

anumodita [anu+√mud] (2.34)

ppp kaus erfreut, jmds Zustimmung habend, jmds Einwilligung habend, mit Beifall aufgenommen, mit Freuden begrüßt, gutgeheißen, ermutigt

anu-modin adj = jmds Wohlgefallen erregend

anu-modana n = das Sichfreuen über

abhy-anu-modana n = das Gutheißen

anuśayin [anu+śayin] (2.7, 2.8)

adj treu anhängend, mit der Vorstellung von etw behaftet

anu-śaya m = Reue | Rückgängigmachung (eines Kaufes) | unüberwindlicher Hass | der im Leben nicht verbrauchte Rest der Folgen der Werke, der die Seele wieder zur Erde führt

anu-śayavat adj = Reue empfindend

anu-śayānā f = eine nach dem Verlust des Geliebten der Reue sich hingebende Heroine

ito gatasyānuśayo mā bhūd iti (bhūt 3 sg injkt) = damit es mich nicht gereue, dass ich hierher gekommen

anuśāsana [anu+śāsa+°ana] (1.1)

n Unterweisung, Lehre, Unterricht

etad vai bhadram anuśāsanasyota = das ist der Segen der Belehrung (uta indekl und auch, oder)

anu-śāsanīya adj = zu unterweisen | zu bestrafen

anu-śāsitṛ = Lenker, Regierer | Unterweiser, Lehrer

anu-śāsti f = Unterweisung

anu-śāsin adj = züchtigend, strafend

anuśrava [anu+√śru]

adj gehört, vernommen, worüber man durchs Ohr eine Kunde hat

m Überlieferung

anu-śrotavya adj = zu hören, zu vernehmen

śrava adj = tönend

śrava m = Ohr | das Hören

su-duḥ-śrava adj = überaus unangenehm zu hören

anuṣṭhāna [anu+sthāna] (2.28)

n das Ausführen, Verrichten | das jmd zu Diensten Stehen

anuṣṭhānī f = Ausführung, Handlung

anuṣṭhātṛ = Ausführer, Vollführer

an-anuṣṭhāna n = Vernachlässigung | das Nichtstun

svayam-anuṣṭhāna n = eigenes Vollbringen

aneka [+eka] (4.5)

adj mehr als einer, vielfach, zahlreiche, verschiedene, viele

an-eka-tva n = Vielheit

an-eka-śas adv = vielfach, in großer Anzahl oder Menge, von verschiedener Art, zu wiederholten Malen

an-eka-dhā adv = in viele Teile, auf vielfache Weise

an-eka-kāma adj = Mannigfaches wünschend

an-eka-vijayin adj = der öfters gesiegt hat

an-ekātma-vādin adj = eine Pluralität von Seelen annehmend

anta (1.40)

m Rand, Grenze, Endpunkt, Ende | Ausgang, Schluss | Lebensende, Tod | Saum, Leiste | Höhepunkt, non plus ultra | Lösung

ifc adv °antam bis zu

ifc adj schließend mit

adv ante schließlich

diśo 'py antāt = sogar vom Ende der Welt

grahaṇāntam = bis zur Erlernung

agny-anta m = Rand des Feueraltars

aty-antam adv = bis zu Ende, das ganze Leben hindurch | vollständig | in hohem Grade, überaus

aty-anta-gata adj = für immer fortgegangen

an-anta adj = endlos, unendlich

anta-kāla m = Todesstunde | Ende der Welt

antatas adv = vom Ende (von den Enden) aus | am Ende, ~ Umkreis | aus der Nähe von | am Schluss von,schließlich | in der letzten, schlechtesten Weise | wenigstens

antama adj = der nächste | sehr nahe stehend, befreundet | überaus lieb

ity-anta adj = so endend

antar (3.7)

adv innen, innerhalb, zwischendurch, hinein (Gegens. bahis), häufig iic

präp innerhalb, in, zwischen, inmitten

antar-vāṣpa m, adj = zurückgehaltene Tränen, im Innern Tränen bergend (vāṣpa/bāṣpa m Tränen)

antaḥ-śuddha adj = innerlich rein

antar-madāvastha adj = im Innern im Zustand der Wut, dessen Brunst noch nicht äusserlich hervorgetreten ist (mada m Aufgeregheit + ava-stha m Zustand)

antaḥ-karaṇa n = das innere Organ, Herz

antaḥ-kopa m = innerer Groll

antaḥ-smita n = verhaltenes Lachen

antar-agni m = das Feuer der Verdauung

antar-aṅga adj = das Innere ~, das Wesen einer Sache betreffend, wesentlich, vor allem Andern in Betracht kommend | jmd nahe stehend, mit jmd vertraut, wohlbekannt

antar-jyotis n = inneres Licht

antar-yāmin m = der innere Lenker

antar-malina-cetas adj = eine schwarze Seele habend (malina adj schmutzig)

antar-bhūmi-gata adj = in die Erde gegangen

antar-bhauma adj = unterirdisch

ambho'ntaḥ = im Wasser

an-antar-āyam adv = in ununterbrochener Folge, nach einander

antara (4.2, 4.21, 4.27)

adj nahe | nahe stehend | ein anderer, verschiedener

n das Innere | Zwischenraum | Entfernung, Abstand | Loch, Öffnung | Eingang | Zwischenglied | Zwischenzeit | Gelegenheit | Unterschied | Besonderheit

antara-tas adv = im Innern

tṛṇam antarataḥ kṛtvā rāvaṇaṃ vākyam abravīt = im Herzen einem Grashalm (tṛṇa n) gleich achtend (verachtend) sagte er zu Rāvana den Ausspruch

avidyāyām antare = in tiefster Unwissenheit

munim antaram āviśat = drang in den Muni

antaram antaram = Platz gemacht!

etasminn antare = inzwischen, mittlerweise

kiṃ cit kṣaṇāntaram = eine kleine Weile

kālāntareṇa = nach Verlauf einiger Zeit

kathāntare = während der Erzählung

aṅguly-antara n = Zwischenraum zwischen den Fingern

an-antaram adv = unmittelbar daneben | unmittelbar darauf, unmittelbar nach

antara-pūruṣa m = Seele

antarāya [antar+ā+√i] (1.29, 1.30)

adj zwischen etw tretend

m Hindernis, was dazwischen kommt | Zwischenzeit

an-antar-āyam adv = in ununterbrochener Folge, nach einander

vairī na ced bhavati vepathur antarāyaḥ = Wenn es kein Feind ist, ist das Zittern das Hindernis

antardhāna [antar+√dhā+°ana] (3.21, 3.22)

n das Bedecken, Verschwinden, Unsichtbarwerden, ein versteckter abgelegener Raum

antardhāna-gata adj = verschwunden

antardhāna-cara adj = unsichtbar gehend

anya (1.18, 1.49, 1.50, 2.22)

adj ein anderer, der andere, ein anderer als, verschieden von

anya-kāmā adj f = Liebe zu einem anderen hegend

bhavad-anyaḥ = ein anderer als du

anyaḥ kaścit = irgend ein anderer

anyatā [anya+°tā] (3.50, 3.54)

f Andersartigkeit, Verschiedenheit

an-anyatā f = Identität

anyatva [anya+°tva] (3.15, 3.15)

n das Anderssein, Verschiedenheit

anvaya [anu+aya] (3.9, 3.45, 3.48)

m Nachkommenschaft, Familie, Geschlecht, Verbindung, logischer Zusammenhang, Anziehungsmittel

anv-aya-vat adv = in Gegenwart eines dabei Beteiligten

sānv-aya adj = mit der Nachkommenschaft | von der gleichen Familie | der mit einem anderen in irgendeiner Verbindung steht

nir-anv-aya adj = keine Nachkommenschaft habend | in keinem verwandtschaftlichen Verhältniss stehend

dur-anv-aya adj = schwer zugänglich | schwer auszuführen | wenig ~, nicht entsprechend | schwer zu ergründen

sam-anv-aya m = unmittelbarer Zusammenhang | Zusammentreffen, ~wirken

lakṣmīr evānvayo loke na lakṣmyāḥ parato 'nvayaḥ = Reichtum bildet das Band im Leben, kein stärkeres Band gibt es als den Reichtum

apa

adv, präp ab, fort, weg (Gegensatz: upa)

apa-karṣa m = Abnahme (Gegens. Zunahme), Verminderung, Verschlechterung | Ungültigmachung

apa-kāma m = Unlust, Verdruss

apa-kāra m = Schadenzufügung, Beleidigung

apa-kīrti f = Schande, Schmach

apa-khyāti f = Unehre, Schande

apa-grāma adj = aus der Gemeinde gestoßen

apa-doṣa adj = fehlerlos

apa-dvāra n = Seitentür, Hintertür

apa-bhī adj = furchtlos

apa-bhraṃśa m = Herabfall | falsche sprachliche Form | gering geachteter Dialekt

apa-bhraṣṭa adj = verdorben (Sprache), provinziel

apa-mala adj = rein

apara

adj der hintere | westlich | der spätere, folgende, andere

aparā saṃdhyā = Abendröte

pūrvā saṃdhyā = Morgenröte

pūrvaṃ kūlam = das diesseitige Ufer

aparaṃ kūlam = das jenseitige Ufer

apara-pakṣa = die zweite Hälfte des Monats (Gegens. pūrva-pakṣa)

apare 'hni = am folgenden Tage

apara-puruṣāḥ = andere, fremde Leute

kim aparam = was sonst? was tut dieses zur Sache?

vidvān saṃsadi pākṣikaḥ – pariṇato mānī – daridro gṛhī –
vittāḍhyaḥ kṛpaṇaḥ – sukhī para-vaśo – vṛddho na tīrthāśritaḥ |
rājā duḥ-saciva-priyaḥ – kula-bhavo murkhaḥ – pumān strījīto –
vedāntī hata-satkriyaḥ – kim aparaṃ hāsyāspadaṃ bhūtale ||
=
Ein Gelehrter und in der Gesellschaft (saṃsad f) parteiisch (pākṣika adj),
– ein Mann in reiferen Jahren (pariṇata ppp) und stolz,
– arm und einem eigenen Hauswesen vorstehend,
– reich (vitta-āḍhya adj) und geizig,
– von anderen abhängig (para-vaśa) und glücklich,
– bejahrt und keine Wallfahrtsorte besuchend,
– ein Fürst und an schlechten Räten (saciva m) seine Freude habend,
– vornehm und dumm,
– ein Ehemann und unter dem Pantoffel der Frau stehend (strī-jita adj),
– ein Gottesgelehrter und nicht Gutes übend:
– gibt es noch etwas anderes auf Erden, was Gegenstand des Gespöttes wäre?

aparānta [apara+anta] (3.23, 4.33)

m das Land im äußersten Westen | Ende, Schluss, Tod, letzte Grenze

aparānta-samudra m = das im Westen gelegene Meer

aparāntaka f:aparāntikā adj = die Bewohner des äußersten Westens

aparigraha [+pari+graha] (2.30, 2.39)

m Nichtumfassen, Nichtergreifung, Besitzlosigkeit | Nichtannahme, Zurückweisung

adj besitzlos | unbeweibt | niemand gehörend, von niemand abhängig

pari-graha m = das Umfassen, Einschliessen in übertr. Bed. | Anlegen, Annehmen (einer Gestalt) | das Zusammenfassen, Zusammenhalten | das Ergreifen, Anfassen | in Empfang Nehmen, Entgegennahme von Gaben | das Entnehmen aus, in Besitz Gelangen, Besitzergreifung | freundliche Aufnahme | das Heimführen (eines Weibes), Heirat | das Erwählen, Aussuchen | das Auffassen | Sichhingeben, Sichbeschäftigen mit | Ehrenbezeugung | Herrschaft, ifc: stehend unter der Herrschaft von, abhängig von | Besitz, ifc: im Besitz seiend von, versehen mit | Weib, Gattin | die Angehörigen, Hausgenossen, Familie, Dienerschaft, insbes. die Kebsweiber eines Fürsten | Behausung | Wurzel, Grundlage, das worauf etw beruht

pari-graha-tva n = das Heiraten eines Weibes

pari-graha-maya adj = aus der Familie bestehend

pari-graha-vat adj = im Besitz weltlicher Dinge seiend, an ihnen hängend

artha-parigraha adj = von Geld abhängig

para-parigraha m = die Habe eines Andern | das Weib eines Andern

pūrva-parigraha m = die ersten Ansprüche, Vorrecht

prāṇa-parigraha m = der Besitz der Lebensgeister, das Leben

ā-jñā-pari-graha m = das Empfangen eines Befehls

dāra-pari-graha m = das Nehmen eines Weibes, Heirat

duṣ-pari-graha adj = schwer im Besitz zu behalten

niṣ-pari-graha adj = ohne Hab und Gut | der sich von allem losgesagt hat, erlöst

kuṭumba-pari-graha m = Hausgesinde, Familie

a-saṃ-pari-graha adj = nicht angenommen, zurückgewiesen

apariṇāmitva [+pariṇāmin+°tva] (4.18)

n Veränderungslosigkeit, keiner Umwandlung unterworfen, sich nicht entwickelnd

apavarga [apa+varga] (2.18)

m Abschluss, Ende, Loslösung, letzte Befreiung der Seele

an-apa-varga m = Nichtabschluss

vy-apa-varga m = Trennung in Zwei, Abschnitt | Verschiedenheit | Beendigung

api (1.22, 1.26, 1.29, 1.51, 2.9, 2.20, 2.22, 3.8, 3.51, 4.9, 4.24, 4.29)

adv dazu, auch, ferner, desgleichen, sogar, aber, nur, wenigstens, doch

vāpi = oder auch

alpo 'py evaṃ mahān vāpi = sei es groß oder klein

na kevalam — api = nicht nur — sondern auch

api ca — na cāpi = sogar — nicht aber

pare 'pi = die übrigen

api nāma (am Satzanfang) = ob wohl, vielleicht

na ca — api tu = nicht — sondern

yadi vā — yadi vāpi — yadi vāpi = sei es, dass — oder dass — oder auch dass

tathāpi = dennoch

apuṇya [+puṇya] (1.33, 2.14)

adj ungünstig, ungut, unrichtig, unheilig, schlechtes Karma bewirkend

a-puṇya-bhāj adj = unglückselig

a-puṇya-śīla adj = unglückselig

a-puṇya-kṛt adj = nicht rechtschaffen, ~ tugendhaft

alpa-puṇya adj = der wenig Gutes getan hat, der Manches auf seinem Gewissen hat

apekṣatva [apa+īkṣa+°tva] (4.17)

n Beachtung, Berücksichtigung, Rücksicht | Erwartung, Erfordernis

apekṣā f = das sich Umsehen, Lauern auf etw | Beachtung, Berücksichtigung, Betracht, Rücksicht | Erwartung, das Verlangen, Erfordernis

apekṣaṇa adj = hinschauend auf

apekṣitatva n = das Erwartetwerden, das Erforderlichsein

apekṣitā f = Erwartung

an-apekṣa adj = keine Rücksicht nehmend, auf Nichts achtend | unabhängig

an-apekṣa-tva n = Unabhängigkeit

an-apekṣam adv = ohne sich umzusehen

apekṣaṇīya adj = zu berücksichtigen

ātmān-apekṣa adj (ātma-an-…)= auf sich keine Rücksicht nehmend, uneigennützig

nir-apekṣa-tva n = Gleichgültigkeit | Unabhängigkeit, Beziehungslosigkeit

nir-apekṣā f = Gleichgültigkeit gegen

nir-apekṣya adj = worum man sich nicht zu kümmern braucht

apeta [apa+√i] (4.31)

ppp apa√i weggegangen, gewichen

apeta-prajanana adj = nicht mehr zeugungsfähig

apeta-prāṇa adj = verstorben

a-vy-apeta adj = nicht getrennt, unmittelbar auf einander folgend

vāg-apeta adj = um die Rede gekommen, stumm

apratisaṃkrama [+prati+saṃkrama] (4.22)

adj unbeeindruckt, worauf sich nichts abspiegelt

prati-saṃ-krama m = Reabsorption, das Wiedereingehen, Auflösung | Eindruck

upa-saṃ-kramaṇa n = das Hinschreiten zu

svara-saṃ-krama m = das Steigen und Fallen der Stimme, Modulation

apramāṇaka [+pramāṇa+°ka] (4.16)

m nicht von Autorität oder Wichtigkeit gestützt, etw Nichtssagendes | Nichterfassung

a-pra-māṇa n = keine Autorität | etwas Nichtssagendes

a-pra-māṇa-vid adj = die Bedeutung einer Sache nicht kennend

sa-pra-māṇa adj = das Recht auf seiner Seite habend, etw zu tun berechtigt

eka-pra-māṇa adj dual = von gleicher Autorität

aprayojaka [+prayojaka] (4.3)

adj etw nicht veranlassend, etw nicht bewirkend, keinen Auftrag erteilend | unmotiviert, zwecklos

a-vivāha-prayojaka adj = keine Ehe veranlassend

prayojaka adj (f:°jikā) = veranlassend, einen Auftrag ertheilend, bewirkend, zu etw führend, Urheber | wesentlich, unumgänglich | Verfasser | Verleiher, Gläubiger

abhāva [+bhāva] (1.10, 1.29, 2.25, 2.25, 4.11, 4.11)

m das Nichtdasein, Fehlen, Unterbleiben, Abwesenheit | das Nichtsein | Vernichtung, Tod

aty-antābhāva m = vollkommenes Nichtsein, ~ Negation

arthābhāva m = Zwecklosigkeit

sarvābhāva m = das Fehlen Jedermanns, das Nichtdasein irgendjemands

a-bhāva-ka adj = jmds Wohl nicht fördernd, jmd schadend | sich etw nicht vorstellend

a-bhāva-vikalpa m = eine Alternative für den Fall, dass etw nicht da ist

tad-abhāve = sobald er stirbt

abhi

präp zu x her, zu x hin, gegen | um, für, zur Gewinnung von | um x willen | in Bezug auf

adv herbei, darüber hinaus

abhi-ka adj = begierig, lüstern | verliebt

abhi-kara m = der Ausführende

abhi-kāṅkṣā f = Verlangen, Begehren nach

abhi-kāma m = Liebe, Zuneigung

abhi-krama m = das Herantreten | Unternehmung | Bewältigung

abhi-gama m = Herbeikunft | Besuch | Beschlafung

abhi-gupti f = Bewahrung, Behütung

abhi-graha m = das Anfassen | Gelübde

abhi-ghāta m = Schlag, Anprall | unangenehme, schädliche Einwirkung

abhi-janana n = das Geborenwerden

abhi-jana-vant adj = von edler Herkunft

abhi-jaya m = Besiegung

abhi-jñāna n = das Erkennen, Wiedererkennen jmdes | Kenntnis | Erkennungszeichen, Erkennungsmahl | Zeichen, Beweis für | Erinnerungen

abhi-jñāpaka adj = zur Erkenntnis bringend

abhi-tāpana adj = Hitze oder Schmerz bereitend

abhi-dakṣiṇam adv = rechtshin

abhi-darśana n = das Erblicken oder das sich dem Auge Darbieten

abhi-droha m = Beleidigung, Kränkung

abhi-dharma m = die Metaphysik der Buddhisten

abhi-dhyāna n = das Richten der Gedanken auf | Begehren, Verlangen nach

abhi-naya m = das Führen des Publikums zur Erfahrung (bhāva) eines Gefühls (rasa) | Pantomime | theatralische Darstellung

abhighāta [abhi+ghāta]

m Schlag, Anprall | unangenehme, schädliche Einwirkung | Niederdrückung

ghāta m = Schlag | Tötung | Beschädigung, Zugrunderichtung, Vernichtung

apa-ghātaka adj = abwehrend

brahma-ghāta-ka m = Brahmanenmörder

bhujāghāta m (bhuja-āghata) = ein Schlag mit dem Arm

matsya-ghāta m = Tötung von Fischen, Fischerhandwerk

ā-ghāta m = Anschlag, Schlag | Tötung | Verhaltung (von Harn) | Richtplatz, Schlachthaus | ifc: Schläger

abhijāta [abhi+jāta] (1.41)

ppp von Geburt an bestimmt zu, von Geburt an Ansprüche habend auf | geboren gemäß | wiedergeboren, von neuem entstanden | von edler Herkunft | reizend, lieblich | ifc: ausgezeichnet durch

n edle Abstammung

an-abhi-jāta adj = unedel, gemein | unhöflich, unmanierlich

abhi-jāta-tā f = Adel der Geburt

abhi-jātī f = Herkunft, Geburt | Adel

nābhi-jāta adj = nicht von edler Geburt

śuklābhijātīya adj = von reiner Herkunft

mā śucaḥ saṃpadaṃ daivīm abhijāto ’si pāṇḍava = Doch klage nicht, du bist zu spirituellem Gedeihen geboren, Arjuna (BG 16:5)

abhiniveśa [abhi+niveśa] (2.3, 2.9)

m Hang zu, Drang zu | das Festhalten an etw, Bestehen auf, Hartnäckigkeit | Lebenslust, Lebensdrang | Betriebsamkeit

abhi-niveśana n = Hang zu Etwas

abhi-niveśin adj = einen Hang zu etw habend | hartnäckig auf etw bestehend

mandābhi-niveśa adj = wenig Hang habend zu

sam-upa-jātābhi-niveśam adv = hartnäckig, mit großer Entschiedenheit

sābhi-niveśa adj = mit einem Drang zu ~, mit einer großen Vorliebe für etw verbunden

kalyāṇābhi-niveśin adj = das Gute wollend, Gönner

vitathābhiniveśavat adj = Hang zur Unwahrheit habend (vitatha adj unwahr | unnütz)

tanv-anubandho 'bhiniveśaḥ = Anhänglichkeit am Körper, Lebensdrang, Lebenslust

abhibhava [abhi+bhava] (3.9)

adj übermächtig

m Übermacht | das Überwältigtwerden, das Unterdrücktwerden, Unterliegen durch | Erniedrigung, Geringachtung

abhi-bhavana n = das Überwältigen | das Überwältigtwerden

dur-abhi-bhava adj = schwer zu überwältigen, ~ übertreffen

nir-abhi-bhava adj = mit keiner Erniedrigung verbunden

an-abhi-bhava m = das Nichtunterliegen

an-abhi-bhava-gandha adj = keine Spur von Geringachtung verratend

a-dharmābhi-bhavāt kṛṣṇa pra-duṣyanti kula-striyaḥ = Durch die Übermacht des Unrechts, Krishna, werden die Familienfrauen untreu (BG 1:41)

abhi-bhu adj = überlegen, übermächtig

abhimata [abhi+mata]

ppp abhi√man gewünscht, erwünscht, gern gesehen, lieb, genehm | beabsichtigt, vorausgesetzt, angenommen | zugegeben

abhimati f = das in Beziehungbringen der Objekte zum Ich

an-abhi-mata adj = unerwünscht

yathābhi-matam adv = nach eigenem Gefallen, wohin Einen das Verlangen zieht, nach Lust.

diśo vāsaḥ pātraṃ kara-kuharam eṇāḥ praṇayinaḥ
samādhānaṃ nidrā śayanam avanī mūlam aśanam |
kadaitat saṃpūrṇaṃ mama hṛdaya-vṛtter abhimataṃ
bhaviṣyaty aty-ugraṃ parama-paritoṣopacitaye ||
=
«Die Weltgegenden als Kleid,
– die Höhlung (kuharam Höhlung) der Hand als Trinkschale,
– Gazellen (eṇa m Antilopenart) als liebe Freunde (praṇayin ein lieber Freund),
– andächtige Vertiefung als Schlaf,
– der Erdboden (avani f Erdboden) als Lager,
– Wurzeln als Speise (aśanam Speise)».
– Wann wird dieses gar heftige (aty-ugra adj überaus gewaltig) Verlangen meiner Herzensstimmung erfüllt werden, auf dass das Maß der höchsten Befriedigung (pari-toṣa m Befreidigung) voll werde (upa-citi f Zunahme)?

abhivyakti [abhi+vyakti] (4.8)

f Offenbarwerdung, Erscheinung

an-abhi-vyakta adj = matt leuchtend

abhivyaktiṃ sa yāti cet = wenn er sich offenbart

abhyantara [abhi+antara] (2.50, 2.51)

adj der innere, innerlich, im Innern sich befindend, enthalten in

n das Innere | Zeitraum, innerhalb von

abhy-antara-tas adv = im Innern, einwärts

abhy-antara-doṣa-kṛt adj = im Lande Aufruhr stiftend, Staatsverbrecher

abhy-antarī-karaṇa n = das Einweihen in

abhy-antarī-karaṇīya adj = einzuweihen in

ābhy-antarika adj = im Innern befindlich, innerlich, der innere

gaṇābhy-antara m = Mitglied einer Körperschaft

sarvābhy-antara adj = der Allerinnerste

abhyāsa [abhi+√as 2] (1.12, 1.13, 1.18, 1.32)

m Hinzufügung, Wiederholung, Übung, anhaltende Beschäftigung mit etwas, wiederholte Anwendung, wiederholtes Rezitieren, Studium

abhyāsena tu Kaunteya vairāgyeṇa ca gṛhyate = Aber durch Übung, Arjuna, und durch Gelassenheit wird es ergriffen (BhG 6:35)

praty-abhyāsam adv = bei jeder Wiederholung

abhyāsavat adj = Bez. eines Yogin auf der ersten Stufe

an-abhyāsa m = Nichtbeschäftigung mit | adj: ohne Wiederholung

abhyāsaṅgya adj = mit einem Vorangehenden zu verketten

abhyāsin adj = ifc: obliegend, nachgehend

karmābhyāsa m = das Obliegen einer heiligen Handlung

pūrvābhyāsa m = Wiederholung des Früheren

brahmābhyāsa m = das Studium der heiligen Schrift

vedābhyāsa m = Veda-Studium

aya [√i]

m Lauf, Umlauf, gutes Geschick

ayānvita = vom guten Geschick begleitet

ud-aya m = das Emporsteigen, Sichheben, Anschwellen | Aufgang (von Gestirnen)

ariṣṭa [+√riṣ] (3.23)

adj unversehrt | (euphemistisch) Unglück verheißend

mn Unheil, Unglück

n ungünstiges Symptom, Anzeichen des Todes

riṣṭa n = Unheil, Unglück | ungünstiges Vorzeichen

sāriṣṭa adj = Anzeichen des Todes habend

riṣṭi f = Schaden | das Misslingen, Fehlschlagen

ariṣṭi f = Unversehrtheit

ariṣṭa-grāma adj = dessen Schaar unversehrt ist

ariṣṭa-nemi adj = dessen Radfelge unversehrt bleibt

ariṣṭa-ratha adj = dessen Wagen unversehrt ist

ariṣṭa-vīra adj = dessen Mannen unversehrt sind

duriṣṭa n = Verwünschung, zum Schaden Anderer geübte Zauberei

dṛṣṭāriṣṭa adj = bei dem sich Todeszeichen gezeigt haben

artha [√ṛ+°tha] (1.32, 1.43, 2.2, 2.2, 2.18, 2.21, 3.3, 3.17, 4.24, 4.34)

m Geschäft, Arbeit | Ziel, Zweck | Grund, Veranlassung | Vorteil, Nutzen, das Nützliche | Lohn | Gut, Besitz, Reichtum, Vermögen, Geld | Sache, Gegenstand, Ding, Objekt

artha-kara adj f:ī = nützlich

artha-kṛt adj = Nutzen bringend

artha-kāma adj = andern nützen wollend | nach Reichtümern verlangend

artha-kṛtya n = Ausführung einer Angelegenheit, ~ eines Geschäftes

artha-kośa m = Schatzkammer

artha-kriyā f = eine Handlung mit einem best. Zweck | Dienstfertigkeit, Behilflichkeit

artha-citra n = Wortspiel

artha-jña adj = die Sache verstehend | den Sinn verstehend

artha-tṛṣṇā f = Geldgier

artha-darśana n = das Beurteilen einer Sache

arthanā f = Bitte, das Bitten

tad-asmad arthanām etāṃ kurudhvam = erfüllet diese unsere Bitte

√arthay arthayate = sich etw vornehmen, streben nach | jmd um etw angehen, sich etw erbitten von | einen Sinn geben, erklären

artha-nibandhana adj = durch Gewinn bedingt

arthanīya adj = zu erlangen, zu fordern von

artha-parigraha adj = von Geld abhängig | Besitz von Geld

artha-punar-ukta n = Widerholung derselben Sache mit andern Worten

artha-bandha m = bedeutungsvolle Worte

a-kṛtārtha adj = unbefriedigt

a-jahatsvārtha adj = seine ursprüngliche Bedeutung nicht aufgebend

a-tad-artha adj = nicht dazu dienend

ati-kṛtārtha adj = überaus geschickt

aty-artham adv = über die Maßen, in hohem Maß, heftig, überaus

aty-arthānurāga adj = sehr geliebt

adbhutārtha adj = wunderbare Dinge enthaltend

adhikārtha-vacana n = Übertreibung (adhika adj überschüssig)

ananyārtha adj = nicht eines Andern wegen daseiend

an-artha m = Unnützes, Unsinn | Nachtheil, Schaden, Übel

an-artha-ka adj = unnütz, wertlos | unglücklich | bedeutungslos

an-artha-jña adj = den Sinn nicht kennend

an-artha-buddhi adj = auf Unheil sinnend | dem der Verstand nichts nützt, einfältig

an-artha-lupta adj = von allem Unnützen befreit

an-arthitva n = das Nichtbegehren, Nichtverlangen

an-arthya adj = zu nichts gut, unnütz

an-ekārtha adj = mehr als eine Bedeutung habend

apārtham adv = ohne eigennützige Motive

arthatā [artha+°tā] (3.11)

f Zweckheit, das Dienen zu

nir-artha-tā f = Sinnlosigkeit

mahārthatā f = Inhaltsschwere (einer Rede)

sam-artha-tā f = Fähigkeit / Vermögen etwas zu bewirken

samānārthatā f = Gleichwertigkeit, Ebenbürtigkeit

arthatva [artha+°tva] (1.49)

n Zweckheit, das Dienen zu

an-anv-itārthatva n = das Nichtgemeintsein der Bedeutung

vy-arthatva n = Sinnlosigkeit, das im Widerspruch Stehen

ekārthatva n = den gleichen Zweck / das gleiche Ziel habend | dieselbe Bedeutung habend

arthavattva [artha+vat+°tva] (3.45, 3.48)

n Bedeutsamkeit, Zweckmäßigkeit

alabdha [+√labh] (1.30)

ppp nicht erlangt, nicht erreicht

a-labdha-nidra adj = nicht zum Schlafen kommend

a-labdha-vat adj = nicht erlangt habend

a-labdha-pada adj = keinen Eindruck gemacht habend auf

a-labdha-vya adj = nicht zu erlangen, dessen man nicht teilhaftig werden soll, kann oder darf

yathā-labdha adj = was man gerade findet, gerade zur Hand seiend

labdha-nāman adj = einen Namen erlangt habend, in gutem Rufe stehend, berühmt

labdha-nāśa m = Verlust des Gewonnenen

labdha-pratyaya adj = fest an etw glaubend

aliṅga [+liṅga] (1.45, 2.19)

adj merkmallos, ohne Kennzeichen | geschlechtslos (gramm) | ohne feinen Körper

n kein entscheidendes Merkmal

a-liṅga-grahaṇa n = keine spezielle Angabe

deva-liṅga n = Götterbild, Götterstatue

dvi-ja-liṅgin adj = die äussern Zeichen eines Brahmanen tragend

nir-liṅga adj = keine Kennzeichen habend, unbestimmbar

yathā-liṅgam adv = je nach dem charakteristischen Wort, dem Kennzeichen ~, dem Stichwort gemäß

alpa (4.31)

adj klein, gering, schwach, wenig

alpam adv ein wenig, in geringem Grad

alpena inst für ein Weniges, billig | leicht, schnell

alpa-kaṇṭha Adj. eine schwache Stimme habend

aty-alpa aj = sehr klein, ~ wenig | zu klein, ~ wenig

an-alpa adj = nicht wenig, viel

abhy-alpa adj = recht klein

alpakāt = bald darauf

abhra-cchāyā khala-prītiḥ samudrānte ca medinī |
alpenaiva vinaśyanti yauvanāni dhanāni ca ||
=
Einer Wolke (abhram) Schatten, eines Bösewichts (khalaḥ) Freundschaft und Land (medinī f Erde,Land) am Meeresufer gehen gar leicht dahin, ebenso Jugend (yauvanam) und Reichtümer (dhanam).

ava°

präp herab, hinab, weg, ab-, von … herab

ava-kara m = Kehricht

ava-kṣāma adj = abgemagert, mager

ava-gamya adj = erkennbar

ava-guṇa adj = der Vorzüge ermangelnd

ava-gūhana n = das Verstecken | das Umfangen, Umfassen

ava-ghoṣa m = Verkündigung

ava-candramasa n = das Verschwinden des Mondes

ava-jñā f = Verachtung, Geringachtung

ava-tāra m = das Herabsteigen, Herabkunft, insbes. das Herabkommen überirdischer Wesen auf die Erde in veränderter Gestalt

ava-dhūta n = das von sich Stoßen

avacchinna [ava°+√chid] (2.31)

ppp ava√chid getrennt, unterbrochen

ava-cchinna-tva n = das Bestimmtsein

a-vy-ava-cchinna adj = ununterbrochen

an-ava-cchinna adj = ununterschieden | nicht bestimmt, nicht definiert, nicht begrifflich begrenzt

avasāna [ava°+√sā+°ana]

n Ort der Einkehr, Ruheort | das zu Ende Gehen, Schluss, Ende | Lebensende, Tod | Ende eines Wortes/ Kompositums/ Satzes/ Verszeile

ava-sā f = Lösung, Befreiung

ava-sita ppp = der abgespannt hat | Halt gemacht habend, sich niedergelassen habend, gelagert, an einem Orte verweilend, wohnhaft | abgesetzt, geschlossen, abgeschlossen, beendigt | aufgegangen in | von etw abgelassen habend, etw aufgegeben habend | festgesetzt, bestimmt | woüber man Gewissheit erlangt hat | entschlossen zu etw

adhy-ava-sāna n = das Gewinnen einer festen Ansicht

sv-adhy-ava-sāna adj = wo man sich gern einen Platz wählt

avasāna-bhūmi f = Höhepunkt, das Non plus ultra

ava-sāna-pati m = Herr des Ruheortes

anavasānam adv = ohne Pause

cid-ava-sāna adj = mit der Erkenntnis des Geistes endend

avasthā [ava°+√sthā] (3.13)

f das Erscheinen vor Gericht | Bestand | Lage, Lebenslage, Zustand, Verhältnis | Grad, Stufe, Altersstufe | in der Dramatik ein einzelner Erfolg, der alle übrigen nach sich zieht

an-ava-sthā f = das kein Ende Nehmen, regressus in infinitum

ava-sthāpana n = das Ausstellen (von Waren)

ava-sthāyin adj = einen Platz einnehmend, sich aufhaltend in | aufgestellt | in einem best. Zustand verharrend

ava-sthāvan adj = Stand haltend

dur-ava-sthā f = eine schlimme Lage

prāg-ava-sthā f = ein früherer Zustand, eine frühere Lebenslage

vy-ava-sthā f = das je anders Sein, Besonderheit, eine abgegrenzte Sonderstellung | das Verharren an einem Ort | eine feste Grenze | das Feststehen, eine bestimmte Regel in Bezug auf | eine feste Überzeugung | Verhältnis

avasthāna [ava°+sthāna] (1.3)

n das Auftreten | Stellung, Lage | das Werden, Verweilen, Verharren | das Standhalten, Bestand

praty-ava-sthāna n = Einwendung

vy-ava-sthāna n = das Verbleiben, Verharren | Standhaftigkeit | Zustand, Umstände, Lage der Dinge

sam-ava-sthāna n = das Sichbefinden (an einem Ort), das Bestehen, Vorkommen | Lage, Zustand

an-ava-sthāna n = Unbeständigkeit

avasthita [ava°+sthita]

ppp ava√sthā dastehend, seinen Stand habend, befindlich, enthalten in | verbleibend, verharrend | begriffen in, bedacht auf | bereit zu | feststehend, beständig | fest beschlossen | standhaft, zuverlässig

ava-sthiti f = Aufenthalt | das Verbleiben, Beharren

dur-ava-sthita adj = nicht fest stehend

su-vy-ava-sthita adj = fest stehend

jñānayoga-vyavasthitiḥ f = Standhaftigkeit im Yoga der Erkenntnis

avidyā [+vidyā] (2.3, 2.4, 2.5, 2.24)

f Unwissenheit, das Nichtwissen, irrige Ansicht

a-vidya adj = der keine Studien gemacht hat

a-vidyā-maya adj f:ī = von der Unwissenheit oder der Täuschung herrührend

a-vidyāyām antare = mitten in der Unwissenheit

aviplava [+vi°+plava] (2.26)

adj ununterbrochen

viplava = das zu Schanden werden | Verlust bei einem Geschäft | Not, Elend | Unruhe, Aufstand | Schändung

śīla-viplava m = das zu Schanden Werden des Benehmens

citta-viplava m = Geistesstörung, Wahnsinn

avirati [+vi°+√ram] (1.30)

f das Hängen an den Sinnesobjekten, Nichtenthaltsamkeit

a-vi-rata ppp a-vi√ram = nicht ablassend von | der nicht allem entsagt hat

a-vi-ratam adv = ununterbrochen

vi-rata-tva n = das Aufgehörthaben, Vorbeisein

virati f = das Aufhören | Schluss, Ende | Cäsur innerhalb eines Pāda | das Ablassen von, Sichenthalten, Entsagung

viratiḥ sarvapāpinām = weil er die Bösewichter dazu bringt, dem Bösen zu entsagen

a-prati-vi-rata adj = sich nicht (böser Handlungen) enthaltend

aviśeṣa [+vi°+√śiṣ] (2.19, 3.36)

adj ununterschieden

m keine genauere Angabe, Ununterschiedenheit, keine Verschiedenheit

n Atome, Urstoffe, Tanmātras

a-vi-śeṣeṇa = ohne genauere Angabe, ohne Unterschied | unter allen Umständen

a-vi-śeṣavat adj = keinen Unterschied machend zwischen

a-vi-śeṣita ppp = nicht genauer angegeben, nicht spezifiziert

nir-antara-vi-śeṣa adj = bei denen kein Unterschied gemacht wird in Beziehung auf ..., in Bezug auf etw gleich behandelt werdend

sa-vi-śeṣa adj = Besonderheiten ~, spezifische Eigenschaften besitzend | außerordentlich, absonderlich, ungewöhnlich | Unterschiede machend, die Leute nach Verdienst schätzend

sa-vi-śeṣam adv = mit allen Einzelnheiten, ganz genau | in ganz besonderer Weise, über die Maßen, in hohem Grande, vorzüglich

sa-vi-śeṣaka adj = nebst der Besonderheit

sa-vi-śeṣaṇa adj = mit näheren Bestimmungen, ~ Attributen

a-rūpa-viśeṣa adj = wo keine besonderen Formen bestehen

aviṣaya [+viṣaya]

m kein Bereich | nicht jmds Sache oder Fach, etwas Unausführbares oder Unerlaubtes

anya-viṣaya adj = ein anderes Object habend, auf etwas Anderes gerichtet, ~ sich beziehend, anderes betreffend

a-viṣaya-manas adj = dessen Geist nicht auf die Sinnenwelt gerichtet ist

a-viṣayī-karaṇa n = das etw nicht zum Objekt Machen

a-sarva-viṣaya adj = sich nicht auf alles beziehend, nicht allgemein

indriya-viṣaya m = ein Objekt der Sinne

karṇa-viṣayī √kṛ = zu Ohren bringen

jīva-viṣaya m = Lebensdauer

nayana-viṣaya m = Bereich des Gesichts, Gesichtskreis

darśana-viṣaya adj = in jmds Gesichtskreis liegen, was einer sehen oder gesehen haben könnte

śravaṇa-viṣaya m = Bereich des Gehörs, Gehörweite

aviṣayībhūtatva [aviṣaya+bhūtatva] (3.20)

n nicht der passende Bereich seiend

viṣayī √bhū = zu jmds Bereich ~, zu jmds Gebiet werden | zum Objekt werden

viṣayī-karaṇa n = das zum Objekt Machen

avyapadeśa [+vi°+apa+√diś]

m keine Bezeichnung, kein Gemeintsein

vy-apa-deśa = Aufgebot (eines Heeres) | Bezeichnung, Benennung, Angabe | das Sichberufen auf | Geschlechtsname | Geschwätz | Vorwand, Ausflucht.

apa-deśa m = Anweisung, nähere Bezeichnung | Bezeichnung, Benennung | Vorwand | Schein | Verleugnung | Argument, Grund, das zweite Glied in einem Syllogismus

vy-apa-deśena kena cit = unter einem bestimmten Vorwand

alaṃ vy-apa-deśena = genug des Redens

tan-nāśe ātmā naṣṭa iti vyapadeśa-mātram = bei deren Vernichtung ist man selbst vernichtet, das ist bloß eine Bezeichnungsweise

a-vy-apa-deśa-rūpin adj = für dessen Erscheinungsform es keine Bezeichnung giebt

sad-apa-deśa adj = nur scheinbar eine Realität besitzend

hetv-apa-deśa m = Angabe des Grundes

avyapadeśya [avyapadeśa+°ya] [deśya adj = worauf man hinweisen kann, woran nichts auszusetzen ist, mustergültig | am Orte befindlich, der bei etw dabei gewesen ist | zum Lande gehörig, landesüblich, provinziell] (3.14)

adj nicht zu bezeichnen, undefinierbar | wogegen man nichts vorzuschützen vermag

a-vy-apa-deśyā = Beiname der Kālī (die Undefinierbare)

apa-deśya adj = anzugeben, anzuzeigen

sapta-varṣa-deśya adj = ungefähr sieben Jahre alt

śiśu-deśya adj = beinahe noch ein Kind

an-apa-deśya adj = nicht zu bezeichnen, von zweifelhaftem Geschlecht

vy-apa-deśya adj = zu bezeichnen, zu nennen, anzugeben | als tadelnswert zu bezeichnen, zu tadeln

aśukla [+śukla] (4.7)

adj nicht weiß, nicht weißlich

sarva-śukla adj = ganz licht, ganz weiß

aśuci [+śuci] (2.5)

adj unrein (auch im rituellen Sinn), unlauter

a-śuci-kara adj = verunreinigend

a-śuci-bhāva m = Unreinheit

a-śuci-lipta adj = verunreinigt

a-śuci-varṇa adj = von unreiner Farbe

aśuddhi [+śuddhi] (2.28, 2.43)

f Unreinheit

aśuddha adj = unrein | fehlerhaft | unbekannt, verdächtig

tattva-śuddhi f = genaue Kenntnis der Wahrheit

danta-śuddhi f = das Reinigen der Zähne

dravya-śuddhi f = Reinigung verunreinigter Gegenstände

preta-śuddhi f = die Reinigung nach einem Todesfall

a-śuddha-prakṛti adj = unredliche Minister habend

aṣṭan (2.29)

num acht

aṣṭaka adj f: aṣṭikā = achtteilig

aṣṭa-kṛtvas adj = achtmal

aṣṭa-koṇa adj = achteckig

aṣṭaguṇa adj = mit acht Eigenschaften | achtfach

aṣṭa-catvāriṃśat f = achtundvierzig

aṣṭataya n = Oktade

aṣṭa-dhā adv = achtfach, in acht Teilen

aṣṭa-pattra n = achtblätterige Lotusblüte

aṣṭapad m nom:°pāt = Spinne

√as

asita sein, da sein, vorhanden sein, existieren | stattfinden, geschehen, sich ereignen | sich aufhalten, sich irgendwo befinden | jmd gehören

ayam asmi = da bin ich

nāsti = ich habe nichts (Abweisung eines Bittenden)

asti nāsti = vielleicht, vielleicht auch nicht

kasyāsi = wessem Gattin/Tochter bist du?

evam astu = so sei es, einverstanden

asīc ca me manasi = und es tauchte in mir der Gedanke auf

syād evam api = es könnte auch sein, dass

asīt = es war einmal (Geschichtenanfang)

√as 2

asyati schleudern, werfen, schießen auf | vertreiben, verscheuchen | von sich werfen, fahren lassen

saṃni√as = zusammen niederlegen, ablegen, fahren lassen

asaṃkīrṇa [+sam+√kṝ] (3.36)

adj nicht verunreinigt, rein, unvermischt

asaṃkhyeya [+sam+√khyā+°ya] (4.24)

adj unzählbar, zahllos

n unzählbare Menge

asaṃpramoṣa [+sam+pra+√muṣ] (1.11)

m das Nichtvergessen, Nichtverschwinden, Nichtentzug, Nichtverlust

saṃpramoṣa m = Schwund

asaṃprayoga [+sam+pra+√yuj] (2.54, 3.21)

m Trennung der Verbindung

saṃprayoga m = Befestigung | Verbindung, Vereinigung, Berührung, Kontakt mit | eheliche Verbindung, Koitus | Anwendung, Praxis

nepathya-saṃprayoga m = Kunst sich zurechtzumachen der Schauspieler (eine der 64 Künste)

asaṃsarga [+sam+√sṛj] (2.40)

m Nichtberührung, kein Verkehr mit

a-saṃsargin adj = frei von

hṛdaya-saṃsarga m = Vereinigung der Herzen

varṇa-saṃsarga m = Vermischung der Kasten durch unebenbürtige Ehen

asaṅga [+√sañj] (3.40)

m das Nichthängenbleiben, Nichthängen an den Dingen, das Nichthaften

adj sich frei bewegend, ungebunden, an den Dingen nicht hängend

saṅga m = das Hängenbleiben, Haften an | Berührung | das Zusammentreffen mit jmd, Umgang, Verkehr | Hang des Herzens, Anhänglichkeit, Lust, Gelüste

sat-saṅga m = Verkehr mit Guten

a-saṅgin adj = nicht an den Dingen hängend | frei von allen Gelüsten

sa-saṅga adj = anhaftend, anhängend

ati-pra-saṅgin adj = zu sehr den Lüsten fröhnend

a-pra-saṅga m = keine Anwendbarkeit auf etw

indriya-pra-saṅga m = das den Sinnen Fröhnen

prasaṅga m = das Hängen an, Hingegebensein, naher Verkehr mit | Neigung, Hang, Gelüste | Zusammenhang | Anwendbarkeit | das Eintreten eines Falles, eine sich darbietenden Gelegenheit.

prasaṅge kutrāpi = bei einer gewissen Gelegenheit

etat-prasaṅge = bei dieser Gelegenheit

mṛga-prasaṅgena bei Gelegenheit einer Gazelle, d.h. beim Verfolgen einer Gazelle

pra-saṅgena = bei dargebotener Gelegenheit.

asti [√as] (4.12)

3 sg präs es ist, existiert

asteya [+steya] (2.30, 2.37)

n das Nichtstehlen

brahmasteya n = Diebstahl am Heiligen, das auf unrechtmässige Weise in Besitz Gelangen des Veda

asmitā [√as+°tā] (1.17, 2.3, 2.6, 3.48, 4.4)

f Ich-bin-heit, Ichhaftigkeit, Ichheit, Egoismus

asya [idam] (1.40)

gen sg m seine

ahiṃsā [+√hiṃs] (2.30, 2.35)

f das Niemand etwas zu Leide Tun, Nichtschädigen

ā (2.28)

präp bis zu, zu, hin

adv herbei | dazu, ferner, auch | gerade, recht, zumal

ākāra [ā+√kṛ] [nirākāra adj = gestaltlos, körperlos] (4.22)

m Form, Gestalt, äußere Erscheinung, Aussehen

ākāram udvahasi = du machst eine wichtige Miene

ghorākāra adj = grausig aussehend

vismitākāra adj = mit erstauntem Gesicht

vajrākāra adj = die Gestalt eines Donnerkeils habend

ākāśa [ā+√kāś] (3.42, 3.43, 3.43)

m freier Raum, Luftraum, Raum als das feinste Element

ākāsa-ga m = Vogel

ākāśa-śayana n = das Schlafen unter freiem Himmel

ā√kṣip [ā+√kṣip]

ākṣipati/e schleudern auf, werfen auf | mit einem Geschoß treffen | an sich ziehen, mit sich fortreißen | wegnehmen, entziehen | auseinanderwerfen, zerstreuen | hinweisen auf, andeuten | etw zurückweisen, einen Einwandt erheben | entlassen | jmd verhöhen, verspotten | jmd herausfordern

ākṣepa [ā√kṣip]

m das Aufreißen (der Erde durch den Pflug) | Ansichziehung, Zuckung | das Ablegen, Entfernen | das Hinreißen, Entzücken | die Hinweisung, Andeutung | Schmähung, Beleidigung | Einwendung | Herausforderung (zum Streit)

ākṣepaṇa adj f:ī = hinreissend, entzückend | n: das Stoßen, Anstoßen | das Einwenden | Schmähung

ākṣepa-sūtra n = Faden zum Aufreihen von Perlen

ākṣepopamā f = Gleichnis, bei dem das womit etw verglichen wird, nur angedeutet wird

ākṣepya adj = wogegen man einen Einwurf zu erheben hat | herauszufordern

pṛṣṭhākṣepa m = Reißen im Rücken

ākṣepa-purva-pakṣa m = die erste Einwendung gegen eine aufgestellte Behauptung

mukhyārthasyetarākṣepaḥ = die Hauptbedeutung weist auf etwas anderes hin

sākṣepa ajd = eine Einwendung/Einschränkung enthaltend | schmähend, beleidigend, verhöhnend

kāraṇākṣepa m = eine Erklärung, dass man etw nicht als Grund einer Erscheinung gelten lasse

mukhākṣepa m = das Aufwerfen der Erde mit der Pflugschar und zugleich eine aus dem Munde kommende Schmähung

mano-vyākṣepārtham adv = um den Geist zu zerstreuen

a-vy-ākṣepa m = Nichtzerstreutheit, Geistesgegenwart

ava-kṣepaṇa m = das Hinabwerfen, Niederdrängen | das Verspotten, Verhöhnen

ākṣepin [ākṣepa] (2.51)

adj vor Augen habend, es zu tun habend mit | hindeutend, anspielend auf | zurückweisend, verwerfend, herausfordernd

ākṣepiṇi siddhiḥ = die magische Kraft der Anziehung

para-vy-ā-kṣepin adj = Feinde zerstreuend

āgama [ā+√gam] (1.7)

m Ankunft, Herkunft | das Lernen, Erlernen | erlangte Kenntnis, Wissen, Kunde, überlieferte Lehre, Gesetzsammlung

aharāgama m = Tagesanbruch

puṣpāgama m = Frühling

nirāgama adj = auf keiner überlieferten Lehre beruhend

ātmaka [ātman+°ka] (2.18)

adj zum Wesen/ zur Natur eines Dinges gehörig | das Wesen/ die Natur / die Eigentümlichkeit von etw habend, bestehend aus

kālātmaka adj = von der Zeit / vom Schicksal abhängig

kriyātmaka adj = dessen Wesen Tätigkeit ist

duḥkhātmaka adj = dessen Wesen Leid ist

ātmatā [ātman+°tā] (2.6)

f Wesenheit

ātman (2.5, 2.21, 2.41, 4.13)

m das Selbst, die eigene Person | Wesen, Natur, Eigentümlichkeit

ātmabhāva [ātman+√bhū] (4.25)

m das Dasein des Selbstes, das eigene Sein, die eigene Persönlichkeit, das eigene Werden, die eigene Geschichte

ādarśa [ā+√dṛś] (3.37)

m Spiegel | Abbild, Spiegelbild | Abschrift

ādi (2.34, 3.22, 3.24, 3.25, 3.40, 3.46)

m Anfang, Beginn, mit … beginnend, usw., als Anfang habend, mit x als Anfang und weitere, usw, und dergleichen

indrādayo devāḥ = die Götter Indra und andere

āna [√an]

m das Einatmen | Ausatmen durch die Nase | Atmen, Blasen | Gesicht

ānana n = Mund, Gesicht

gajānana m = Elefantengesicht, Beinahme des Geneśa

ānantarya [+antara] (4.9)

m unmittelbares Darauf, unmittelbares Nachher

ānantya [ananta] (4.31)

n Endlosigkeit, Ewigkeit, Unendlichkeit

ānanda [ā+√nand] (1.17)

m Lust, Wonne, Glückseligkeit

ānuśravika [anuśrava] (1.15)

adj auf der Überlieferung beruhend

√āp

āpnoti, āpnute erreichen, antreffen, erfahren, erleiden, finden, erlangen

ppp āpta

āpatti [ā+√pat] (4.22)

f Eintritt eines Falles, Übergang in, das Geraten in, Umwandlung in | Unfall, Ungemach, Not

āpūra [ā+√pṝ] (4.2)

m Flut, Überfluss, Übermaß

āpti [√āp]

f Erreichung, Gewinnung

ābhāsa [ā+√bhās] (4.19)

m Glanz, Licht, Farbe, Aussehen | bloßer Schein

āyāma [ā+√yam]

m Spannung, Dehnung | Hemmung | Lange (räumlich und zeitlich)

ardhāyāma m = halbe Länge

vyāyāma m = körperliche Anstrengung

vyāyāmabhūmi f = Exerzierplatz

āyus (2.13)

n Leben, Lebenskraft, Lebensdauer, langes Leben, lebendige Kraft

ārūḍha [ā+√ruh] (2.9)

ppp bestiegen, woran man sich gemacht hat, wozu man gelangt ist | emporgestiegen, erstiegen habend, sich erhoben habend zu, emporgestiegen | entwickelt, entstanden | geraten in , erlangt habend, erreicht habend

ālambana [ā+√lamb+°ana] (1.10, 1.38, 3.20, 4.11)

n das sich Stützen auf etwas, Stütze | Grundlage, Fundament | der eigentliche Grund einer Gefühlserregung

anālambanam adv = ohne Haltpunkt, phantomartig

nirālambana n = keine Stütze habend, in der Luft schwebend, alleinstehend

ālasya [+√las] (1.30)

n Trägheit, Schlaffheit, Mangel an Energie

anālasya n = Unverdrossenheit

nidrālasya n = Schläfrigkeit

āloka [ā+√lok] (3.5, 3.26)

m das Sehen, Hinsehen, Erblicken, Anblick | Licht, heller Schein, Schimmer | Gewahrwerdung | Untersuchung, Prüfung

dūrāloka m = Ein Anblick aus der Ferne

durāloka adj = schwer wahrzunehmen

āvaraṇa [ā+√vṛ+°ana] (2.52, 3.44, 4.31)

n das Verdecken, Verhüllen, das Verschließen, Hemmen, Unterbrechen, Hülle, Decke, Gewand, Schirm Schutz, Schild

āveśa [ā+√viś] (3.39)

m das Hereintreten in, das Miteingeschlossensein, das Ergriffensein, Wut, Zorn, das Besesensein

āśaya [ā+√śī] (1.24, 2.12)

m Lagerstätte | Sitz der Gefühle und Gedanken | Denkweise | die Charakteranlage mit der ein Mensch zur Welt kommt und die eine Folge der Werke in einer vorangehenden Existenz ist, Karmakonto

āśis [ā+√śās] (4.10)

f Bitte, Bittgebet | der zum Wohl eines Andern ausgesprochene Wunsch, Segenswunsch

āśraya [ā+√śri] (4.11)

m das Sichanlehen, Sichanheften, Anschluss, Abhängigkeit, Bezug auf, Stütze, Halt, Unterlage, Subjekt

āśrayatva [āśraya+°tva] (2.36)

n Zustand des sich Anlehnens, Zustand der Abhängigkeit

√ās

āste sitzen, sich setzen, sich setzen auf | seinen Sitz haben, wohnen, weilen, seinen Wohnsitz aufschlagen, sich niederlassen | auf dem Tron sitzen, Audienz erteilen | ruhen, liegen | festsitzen, stillsitzen, verweilen, verharren

āsana [√ās+°ana] (2.29, 2.46)

n das Sitzen, das sich Setzen, die Art und Weise des Sitzens | das Haltmachen, das Sichaufhalten | Wohnen | Sitz, Platz

āsanna [ā+√sad] (1.21)

ppp ā√sad hingesetzt | nahe gekommen, nahe stehend, in der Nähe befindlich, benachbart | nahe bevorstehend | der nächste (in der Reihenfolge) , am nächsten verwandt, kmd nahe stehend | wohin man sich begeben hat | was man erlangt hat, in dessen Besitz man ist

n Nähe

pārśvāsanna adj = zur Seite stehend, daneben stehend , anwesend

pratyāsannatā f = Nähe

āsevita [ā+√sev] (1.14)

ppp besucht, bewohnt, eingenommen | bei jmd Dienst geleistet habend, jmd aufgewartet habend, jmd seine Achtung/ seine Untertänigkeit gezeigt habend, jmd gepflegt habend | mit jmd die Liebe gepflegt habend | sich einer Sache hingegeben, genossen, gebraucht

āsvāda [ā+√svad] (3.37)

m das Schmecken, Kosten, der Genuss | der an etw haftende Geschmack

nirāsvāda adj = geschmacklos

madhurāsvāda adj = süß schmeckend

mahāsvāda adj = schmackhaft

mukhāsvāda m = das Küssen auf den Mund

rasāsvāda m = Lustempfindung

√i

eti/°ite, ayati/e, iyati pass: iyate gehen, wandern, fahren, fließen, sich fortbewegen

ppp ita gelangt zu

itara (1.20, 4.7)

adj ein anderer (als), der andere, verschieden von, unter Zweien der andere

itara-jātīya adj = von gemeiner Art

itaratas adv = anderswohin

itaratra adv = anderswo | im entgegengesetzen Fall, sonst

itarathā adv = anders, auf andere Weise | sonst

itarapāṇi m = die linke Hand

itaratra [itara+°tra] (1.4)

adv sonst, anderswo, im entgegengesetzen Fall

itaretara [itara+itara] (3.17)

adv gegenseitig, im Verhältnis zu einander, einer den anderen

iti (2.34, 3.55, 3.56, 4.34)

adv (steht am Ende einer Rede oder eines Gedankengangs) also, in solchem Fall

iti kṛtvā = in Betracht dessen

ity uktvā = das gesagt habend

kim iti = aus welchem Grund?

vaideśiko 'smīti pṛcchāmi = ich frage, weil ich Ausländer bin

idam

pron dieses, es

adv hier, hiermit, jetzt, eben, so

n diese Welt

idam asmadīyaṃ gṛham = dies ist unser Haus

kim idam kuruṣe = was tust du da?

tad idam = da ist es

°in

Tadvat-taddhita-Suffix etwas in besonderer Weise habend

indra

m Name des Anführers der arischen Götterwelt, der mit einem Donnerkeil die dämonischen Gewalten bekämpft

ifc der Erste in seiner Art, Fürst, Oberster

indra-jāla n = (Indras Netz) Zauber, Blendwerk

indra-tejas n = Indras Donnerkeil

indradhanus n = Regenbogen

indranīla m = Sapphir oder Smaragd

indriya [indra] (2.18, 2.41, 2.43, 2.54, 2.55, 3.13, 3.48)

n ein außerordenliches Vermögen wie das des Indra, Übergewalt, Krafttat, gewaltige Erscheinug | Sinnesvermögen, sinnliche Kraft, Sinn, Organ

indriya-grāma m = die Gesamtheit der Sinne

indriya-viṣaya m = Sinnesobjekt

indriya-vṛtti f = Sinnestätigkeit

iva (1.41, 1.43, 2.6, 2.54, 3.3)

adv gleichwie, wie | gleichsam, gewissermaßen, sozusagen | beinahe, fast, ungefähr, etwa | ein wenig, etwas

kiṃ cid iva = nur ein bisschen

kim iva = wozu?

katham iva = wie so? woher wohl?

uṣṇam iva bhasma = möglichst heiße Asche

√iṣ

icchati/e suchen, aufsuchen | haben wollen, herbeiwünschen, wünschen | zu gewinnen suchen, sich zu verschaffen suchen, verlangen, belieben | Willens sein, im Sinn haben zu, geneigt sein, einverstanden sein

yadi māṃ ca jīvitum icchasi = wenn du wünschest, dass ich am Leben bleibe

yat sarveṇecchati jñātum = wovon er wünscht, dass es jedermann wisse

iṣṭa [√iṣ] (2.44)

ppp √iṣ erwünscht, gewünscht, gern gesehen beliebt, ganehm lieb | für gut erachtet, angenommen, Geltung haben

a-niṣṭa adj = unerwünscht, unlieb, unangenehm | unheilvoll, schädlich | verboten, verrufen

iṣṭa-kāmaduh f (nom °dhuk) = die alle Wünsche melkende (gewährende) Wunderkuh

iṣṭa-jana m = geliebte Person, Geliebter, Geliebte

iṣṭa-deva-tā f = die besonders verehrte Gottheit einer Person oder Secte, Schutzgottheit

iṣṭa-saṃpādin adj = Gewünschtes verschaffend

√īkṣ

īkṣate sehen, blicken, anblicken | mit dem geistigen Auge schauen, bei sich denken, auf einen Gedanken kommen | etw wahrnehmen | Rücksicht nehmen auf | etw erwarten

īkṣa [√īkṣ]

adj f:ī sehend, blickend

īkṣaṇa n = das Sehen, Hinsehen, Erblicken | das Sichkümmern um | Auge

anv-īkṣaṇa n = das Untersuchen, Nachforschen

a-pratīkṣam adv = ohne zurückzublicken

īkṣaṇa-patha n = Gesichtskreis

īkṣaṇīya adj = zu sehen, zu Gesicht kommend

vittena kiṃ vitaraṇaṃ yadi nāsti dīne, kiṃ sevayā yadi paropakṛtau na yatnaḥ | kiṃ saṃgamena tanayo nekṣaṇīyaḥ, kiṃ yauvanena viraho yadi vallabhāyāḥ || = Wozu das Geld (vittam), wenn es nicht an Arme (dīna adj) verabreicht (vitaraṇam) wird? Wozu der Dienst, wenn man sich nicht bemüht, anderen Gefälligkeiten (paropakṛti f) zu leisten? Wozu der Beischlaf (saṃgama m), wenn man keinen Sohn zu sehen bekommt? Wozu die Jugend, wenn die Geliebte (vallabha adj) fehlt (viraha m)?

√īś

īṣṭe zu eigen haben, besitzen | jmd gehören | verfügen können über, ein Recht haben auf | können, vermögen | gebieten über, herrschen über, Gewalt haben über | (als Gebieter) Erlaubnis erteilen

īśvara [√īś] (1.23, 1.24, 2.1, 2.32, 2.45)

m Besitzer, Eigentümer, Gebieter, Fürst, König | die Gottesperson, Gott als Gebieter des Universums

anīśvara adj = herrenlos, keinen Herrn über sich habend

īśvaratā f = Herrschaft, Oberherrschaft

matīśvara m = ein Meister an Verstand

ukta [√vac] (3.22, 4.28)

ppp gesagt, gesprochen, besprochen, erwähnt, angegeben, gelehrt | gemeint mit | zu dem gesagt worden ist, aufgefordert von

n Wort, Ausdruck für

an-ukta-siddhi f = ein feines und verstecktes Kompliment bei guter Gelegenheit

ukta-pūrva adj = ehemals ~, sonst gesprochen

ukta-praty-ukta n = Rede und Gegenrede, Unterhaltung

ukta-vākya adj = gesprochen habend

yāvad-ukta adj = so viel wie angegeben ist

vāg-dur-ukta n = harte, verletzende Worte

utkrānti [ud+krānti] (3.40)

f das Hinaufschreiten | Aufgang | das Hinausschreiten, Hinausgang | das Scheiden aus dieser Welt

apa-krānti f = Weggang

abhi-krānti f = Bewältigung

ava-krānti f = das Hinabsteigen

ā-krānti f = Betretung, Besteigung | das Aufsteigen, Emporkommen

upa-saṃ-krānti f = das Hinübergelangen, das Hinübergeschafftwerden

uttara [ud+°tara] (2.4)

adj der obere, höhere | folgend, der spätere, der letzte | überlegen, seigreich, mächtiger | besser, trefflicher

śatam-aṣṭottaram = 108

uttara-kāla m = Folgezeit

uttaratra adv = in der Folge, weiter unten (in einem Buche) | im anderen Falle

uttara-mārga m = der Weg nach Norden

praty-uttara n = Rückantwort, Antwort, Erwiederung

vāg-uttara n = das letzte Wort, das Ende einer Rede

utpanna [ud+√pad] (1.35)

ppp ud√pad hervorgegangen aus, geboren, erzeugt, zur Erscheinung gekommen, eingetroffen

an-utpanna adj = nicht entstanden

ut-panna-buddhi adj = verständig, klug

praty-utpanna-mati = Geistesgegenwart habend

ud

präp, adv hinauf, auf | hinaus, aus

udaya [ud+√i] (3.11)

m das Aufsteigen, Hervortreten, Sichtbarwerden, zur Erscheinung kommen, Entfaltung | Aufgang (von Gestirnen)

udāna [ud+āna] (3.40)

m die sich von unten nach oben bewegende Lebenskraft im Körper

udāra [ud+√ṛ] (2.4)

adj erregend, bewirkend | adel, ausgezeichnet | laut | beständig tätig, unablässig wirkend

udita [ud+√i] (3.12, 3.14)

ppp aufgestiegen, gehoben, gesteigert, üppig geworden, entstanden, zum Vorschein gekommen, offen zu Tage liegend, sich brüstend,

upa

adv hinzu, herbei | dazu, ferner

präp zu … hin, in der Nähe von, bei

upakrama [upa+krama] (3.23, 3.23)

m Herannahung, Anwendung, das Tun für etw, Befördern, Antritt, Anfang, Beginn, Anschlag, der erste Gedanken zu einem Werk

upanimantraṇa [upa+ni°+mantra+°ana] (3.52)

n das Einladen, die Einladung

uparakta [upa+√raj] (4.23)

ppp upa√raj gefärbt, geötet | verfinstert (Sonne oder Mond) | unter dem Einfluss stehend von | niedergedrückt, niedergebeugt

uparāga [upa+√raj] (4.17)

m Färbung, Einfluss

upalabdhi [upa+√labh] (2.23)

f Erlangung | Auffassung, Wahrnehmung, Gewahrwerden, Erfassen, Verständnis | Vernehmbarkeit

upasarga [upa+√sṛj] (3.38)

m Zusatz | Widerwärtigkeit, Ungemach, eine hinzukommende Krankheitserscheinung | Ablenkungen, Neben-Entlassung

upasthāna [upa+√sthā+°ana] (2.37)

n das zur Seite Stehen, Dasein, Gegenwart | das Hinzutreten, Nahen, Erscheinen | Aufwartung, Verehrung

upāya [upa+√i] (2.26)

m Mittel, Weg zu, fein angelegtes Mittel, Kunstgriff

upekṣā [upa+īkṣa] (1.33)

f Nichtbeachtung, das Nichtbeachten, Gleichgültigkeit, Vernachlässigung

ubhaya (4.20)

adj beides, beide, beiderseitig, von beiderlei Art

√uṣ

oṣati, uṣṇāti, pass: uṣyate brennen | züchtigen | verzehren, zu Grunde richten

√ūh

ohate, ūhati/e beachten, kermen | rechnen auf | warten auf, lauern auf | ahnen, vermuten, voraussetzen | begreifen, verstehen | bedenken, erschließen | bemerkt werden | für etw geachtet werden, gelten

√ṛ

iyarti, ṛṇoti, ṛṇvati bewegen, aufregen, aufwirbeln, erregen, (die Stimme) erheben

ṛta (1.48)

n heilige Ordnung, heiliger Brauch, göttliches Gesetz

eka (1.32, 2.6, 4.5, 4.16, 4.20)

adj eins, einer, ein, einzeln, einzig, einmalig, einzig in seiner Art

ekatānatā [eka+√tan+°tā] (3.2)

f die Gerichtetheit der Aufmerksamkeit auf nur Eines

ānandaikatānatā f = die nur auf die Glückseligkeit gerichtete Aufmerksamkeit

ekatra [eka+°tra] (3.4)

adv an einer Stelle, an ein und demselben Ort, zusammen, vereinigt

ekatra kare = an einer Hand

ekatva [eka+°tva] (4.14)

n Einheit, Vereinigung | Einzahl, Singular | das Allein-sein

ekarūpatva [eka+rūpa+°tva] (4.9)

n Gleichförmigkeit, Unveränderlichkeit, eine einzige Form habend, in nur einer Art und Weise seiend, von gleichem Aussehen/ gleicher Gestalt seiend

ekāgra [eka+agra]

adj auf einen Punkt gerichtet, seine Aufmerksamkeit auf einen Gegenstand richtend

ekāgradṛṣṭi adj = starr auf einen Punkt blickend

ekāgratā [eka+agra+°tā] (3.11, 3.12)

f Einsgerichtetheit, seine Aufmerksamkeit auf einen Gegenstand gerichtet habend

√ej

ejati sich rühren, sich bewegen, sich in Bewegung setzen, erbeben

kaus ejayati/e in Bewegung setzen

ejaya [√ej]

adj in Bewegung setzend, erzittern machend

viśvam-ejaya adj = allaufregend

etat (1.44, 3.13, 3.22, 4.11, 4.28)

pron dieser, diese, dieses (weist häufiger auf etwas Vorangehendes als auf etwas Folgendes hin)

etasmin = in diesem Fall

eva (1.44, 1.46, 2.15, 2.21, 3.3, 4.8)

adv enklitisch gerade so | allerdings, ja wohl, wirklcih | (das vorangehende Wort hervorhebend) eben, kaum, nur, noch, schon, in der Tat, wahrlich

caraiveti (cara eva iti) = wandere nur!

tān eva = dieselben

na cirād eva = in ganz kurzer Zeit

jīvann eva = noch zu Lebzeiten

aikāgrya [ekāgra] (2.41)

n die auf eine einzige Sache gerichtete Aufmerksamkeit

oṣa [√uṣ]

m das Brennen

oṣadhi [oṣa+°dhi] (4.1)

f Kraut, Planze, Heilkraut

°ka

Taddhita-Suffix diese Suffixe können auf alle Substantive und Adjektive angewandt werden. 1: bildet handelnde Maskulina (svasti Glück – svastika Glückszeichen) | 2: bildet Diminutiva (putra Sohn – putraka Söhnchen)

kaṇṭa

m Dorn

kaṇṭaka [kaṇṭa+°ka] (3.40)

m Dorn, Stachel, Spitze, Gräte

loka-kaṇṭaka m = ein Dorn für die Menschen, ein schädlicher Mensch

sa-kaṇṭaka adj = mit Dornen versehen, dornig | mit emporgerichteten Härchen versehen | samt den Gräten

a-kaṇṭaka adj = dornenlos | frei von Feinden | unbehindert, ungehemmt

kaṇṭha (3.31)

m Hals, Kehle | Stimme | unmittelbare Nähe

aśru-kaṇṭha = mit Tränen im Hals

alpa-kaṇṭha adj = eine schwache Stimme habend

ut-kaṇṭhā f = Sehnsucht, wehmütige Gedanken um einen geliebten Gegenstand, Verlangen nach

autkaṇṭhya n = Sehnsucht, Verlangen | hoher Grad

kaṇṭha-kūpa m = Kehlgrube

kaṇṭhagraha m = Umarmung

śrī-kaṇṭha-kaṇṭha m = Śivaʼs Hals

kathaṃtā [katham+°tā] (2.39)

f das Wie-Sein, das Wie einer Sache, die Art und Weise einer Sache

katham

adv wie? auf welche Weise? woher? wie kommt es dass? | wie könnte? wie sollte?

kathaṃ sthitāsi = wie erging es dir

katham idānīm = wie nun? was ist jetzt zu tun?

katham ava-gamyate (3 sg pass präs) = woher erschließt du dies? (Wie wird es erkannt?)

kathaṃ tenāmṛtā syām = würde ich dadurch unsterblich werden?

kara [√kṛ]

adj tuend, ausführend, bereitend, machend, bewirkend | helfend

m das Tun, Machen, Vollbringen | Hand | Rüssel

a-kiṃ-cit-kara adj = nichts zu Wege bringend, zu nichts nutze

a-tāpa-kara adj = keine Hitze/ keine Qual verursachend

anu-kara m = Handlanger, Gehilfe

an-ud-vega-kara adj = nicht aufregend, nicht in Angst versetzend

kara-ja m = Fingernagel

kara-prāpta adj = was man in der Hand hat

kīrti-kara adj f:ī = Ruhm verschaffend

puṣṭi-kara adj = Gedeihen/ Wachsthum verleihend, nahrhaft

karaṇa [√kṛ+°ana] (3.18)

n das Machen, Anfertigen, Hervorbringen, Bewirken, Tun, Vollziehen | Haltung | Werkzeug, Sinnesorgan, Zaubermittel

a-kārya-karaṇa n = das Tun dessen, was man nicht tun sollte

a-dṛśya-karaṇa n = das Unsichtbarmachen

antaḥ-karaṇa n = das innere Organ | Herz

abhi-mukhī-karaṇa n = das Sichzuwenden zu jmd

amṛtī-karaṇa n = das Verwandeln in Nektar

alaṃ-karaṇa n = das Zurüsten, Schmücken | Schmuck

guṇa-doṣī-karaṇa n = das aus einem Vorzuge einen Fehler Machen

guṇī-karaṇa n = das zu einem Vorzug Machen

cūḍā-karaṇa n = die Zeremonie des Haarabschneidens beim Kind

dīkṣā-karaṇa n = das Weihen

karuṇā (1.33)

f Mitleid

adj kläglich | mitleidig

karuṇātman adj = kläglich

karuṇālaya m = ein Meer der Barmherzigkeit

karman [√kṛ+°man] (1.24, 2.12, 3.23, 4.7, 4.30)

n Handlung, Tätigkeit, Arbeit, Tun | Opferhandlung, heiliges Werk, Ritus | ärztliche Behandlung | Schicksal als Folge der Handlungen in einem früheren Leben

gṛha-karma-kara m = Hausdiener

nānā-karman adj = der viele Opferhandlungen vollzogen hat

nāma-karman n = Namensgebungszeremonie

bhāgyaṃ karma śubhāśubham = Schicksal ist das gute und böse Werk (einer früheren Geburt)

kalpita [√kḷp]

kaus ppp √kḷp angeordnet, zurecht gemacht, in der Fantasie gebildet, zu sehen geglaubt, für etw erachtet

kalpitatva n = das bloße Angenommensein, das Bestehen nur für die Einbildungskraft

svapna-kalpita = im Schlafe gebildet, im Traume gedacht

a-saṃ-kalpita adj = nicht beabsichtigt, ~ gewollt

yathā-saṃ-kalpita adj = den Wünschen entsprechend

saṃ-kalpitavya adj = was gewollt wird, wozu man sich entscheidet

kāya (2.43, 3.21, 3.30, 3.43, 3.46, 3.47)

m Leib, Körper, Körper, Masse, Umfang, Menge, Gruppe, Kapital

akāya adj = körperlos

uttara-kāya m = Oberkörper

tejas-kāya adj = dessen Körper Licht ist

para-kāya-praveśana n = das Hineinfahren in eines anderen Leib (eine Zauberkraft)

ratha-kāya m = die Abteilung der Wagen (in einem Heer)

kāra [√kṛ]

ifc f:ī machend, vollbringend, ausführend, verursachend, anfertigend, bereitend, veranstaltend, vollführend, begehend | Verfertiger, Bewirker, Bildner, Verfasser | Tat, Handlung | Laut

a-kāra m = der Laut "a"

kāraṇa [kāra+°ana] (3.39)

n Veranlassung, Ursache, Grund, Mittel | Werkzeug | Sinnesorgan

a-gṛhya-māṇa-kāraṇa adj = bei dem keine eigennützigen Motive wahrgenommen werden

āyuṣ-kāraṇa n = die Ursache eines langen Lebens

kiṃ-kāraṇa adj = welche Ursache ~, welchen Grund habend?

nimitta-kāraṇa n = causa efficiens, Wirkursache (vs. causa materialis, Stoffursache)

vikāraṇa adj = grundlos

kārita [√kṛ] (2.34)

kaus ppp veranlasst durch, hervorgerufen durch, bewirkt

a-dṛṣṭa-kārita adj = durch eine unsichtbare höhere Macht bewirkt

andha-kārita adj = verfinstert, in Finsternis gehüllt

kārin [√kṛ+°in]

adj machend, tuend, bewirkend, hervorbringend, zu Werke gehend, handlend

kāla (1.14, 1.26, 2.31, 2.50, 4.9)

m ein bestimmter oder richtiger Zeitpunkt, die zu etw bestimmte oder geeignete Zeit, Zeit überhaupt, Gelegenheit, geeignete Zeit, passender Zeitpunkt, Zeitmaß, Weltordnung, Schicksal

anta-kāla m = Todesstunde | Ende der Welt

a-prāpta-kāla adj = dessen Zeit noch nicht gekommen ist (von Personen und Sachen)

a-lābha-kāla m = nicht die geeignete Zeit zur Erlangung von Etwas

nālābha-kāle labhate prayatne 'pi kṛte sati | lābha-kāle 'prayatnena labhate vipulaṃ dhanam || = Ist der Augenbick etwas zu erlangen nicht gekommen, so erlangt man nichts trotz aller Anstrengung / ist dagegen der Augenblick etwas zu erlangen da, so erlangt man große (vipula adj) Reichtümer auch ohne Anstrengung.

eka-kāla adj = gleichzeitig

eka-kālam adv = nur einmal am Tage

√kāś

kāśate sichtbar sein, erscheinen | glänzen, oleuchten, einen lieblichen Anblick gewähren

ppp kāśita glänzend, leuchtend

kim (4.16)

interr pron was

adv woher? warum? weshalb? wozu?

ku°

iic schlecht, gering

kusīda [ku°+√sad]

n Anleihe, das Ausleihen von Geld auf Zinsen, Wucher

kusīda-patha m = Wuchergeschäft

kusīda-vṛddhi f = der bei einem solchen Geschäft festgesetzte Zins

kusīdika mf = vom Wucher lebend, Wucherer

kūpa (3.31)

m Grube, Höhle | Brunnen

kūpa-kāra m = Brunnengräber

kūpa-dardura m = ein Frosch im Brunnen, ein unerfahrener Mensch

kūpa-yantra n = Schöpfrad

mahā-kūpa m = ein tiefer Brunnen

roma-kūpa mn = Haargrübchen, Pore der Haut

kūrma (3.32)

m Schildkröte

kūrma-pati m = der Fürst der Schildkröten, der die Erde trägt

kūrma-pṛṣṭha n = Rücken einer Schildkröte

kūrma-ramaṇī f = Schildkrötenweibchen

kūrmonnata = wie der Rücken einer Schildkröte gewölbt

√kṛ

karoti/kurute machen, vollbringen, bewirken | bearbeiten | etw aus etw machen, verfertigen | jmds Befehl/Wunsch ausführen

ppp kṛta

kuru kurviti karoti = man macht mittels „Mach! mach!“

yathecchaṃ (adv nach Wunsch, nach Belieben) kuru = mach wie es dir gefällt

kiṃ karavāṇi (1p sg imperativ) te = was kann ich für dich tun?

katha kṛtvā = aus welchem Grunde? weshalb?

evaṃ kṛtvā = aus diesem Grunde

adhi-kṛta ppp = betraut mit

striyaṃ nādhikuryāt = man lasse nicht ein Weib das Regiment führen

kṛta [√kṛ] (2.34)

ppp getan

ati-kṛta adj = zu weit getrieben, übertrieben | außerordentlich, überaus groß

ati-kṛtārtha adj = überaus geschickt, ~ gewandt

an-ahaṃ-kṛta adj = uneigennützig

kṛta-jña adj = das Rechte kennend | der Wohlthaten eingedenk, erkenntlich, dankbar

a-kṛta adj = ungetan, unvollbracht | unbearbeitet, unzubereitet | unausgebildet, unvollkommen, unreif | ungeschaffen, von Ewigkeit her bestehend | unaufgefordert

a-kṛta-pūrva adj = früher nicht getan

a-kṛta-prayatna adj = der sich nicht angestrengt hat

a-kṛta-buddhi adj = von unreifem Verstande

kṛtārtha [kṛta+artha] (2.22, 4.32)

adj der sein Ziel erreicht hat, seine Absicht erreicht hat

a-kṛtārtha adj = unbefriedigt

ati-kṛtārtha adj = überaus geschickt, überaus gewandt

su-kṛtārtha adj = der sein Ziel vollkommen erreicht hat

kṛtārthanīya adj = zufriedenzustellen

√kṛṣ

karṣati ziehen, schleppen, hin und her ziehen, zerren, zausen, mit sich fortziehen, (das Schwert) ziehen, einen Bogen) spannen | an sich ziehen, in seine Gewalt bekommen, überwältigen | erlangen, teilhaftig werden | Furchen ziehen, pflügen

ppp kṛṣṭa gezogen

kaus karṣayati ausziehen, ausreißen | hin und her zerren, hart mitnehmen, peinigen

grāmam ajāṃ karṣati = er zieht die Ziege in's Dorf

nakraḥ svasthānam āsādya (abs caus ā+√) gajendram api karṣati = ein Krokodil überwältigt in (āsādya) seiner eigenen Umgebung sogar einen großen Elefanten

mamaivāṃśo jīva-loke jīva-bhūtaḥ sanātanaḥ | manaḥ-ṣaṣṭhānīndriyāṇi prakṛti-sthāni karṣati = Ein Teil von mir ist in der Welt der Lebewesen zu einem ewigen Individuum geworden. Er zieht die in der Urnatur befindlichen Sinne und das Denken an sich.

kṛṣṇa

adj schwarz, dunkel, auch schwarz im moralischem Sinn

kṛṣṇa-sarpa m = (Schwarz-Schlange) hochgiftive Kobraart

a-kṛṣṇa-karman adj = der keine schwarze Tat vollbracht hat, unschuldig

ati-kṛṣṇa adj = allzu oder sehr dunkelfarbig

kṛṣṇa-pakṣa m = die dunkle Monatshälfte von Vollmond bis Neumond

kṛṣṇa-dvaipāyana m = Beiname des Vyāsa (der schwarze Inselgeborene)

kṛṣṇa-mṛga m = die schwarze Antilope

kṛṣṇa-sārathi m = Beiname des Arjuna (der Krishna als Wagenlenker hat)

√kṝ

kirati ausgießen, ausschütten, ausstreuen | beschütten, bestreuen, überschütten

ppp kīrṇa ausgeschüttet, ausgestreut, hierhin und dorthin geworfen, zerstreut, auseinandergeworfen | bestreut, überdeckt, erfüllt mit, verstopft (Ohren)

a-saṃ-kīrṇa adj = nicht verunreinigt, rein

pra-kīrṇa-keśa adj f:ī = mit aufgelöstem Haar

√kḷp

kalpate in richtiger Ordnung sein, sich richtig verhalten | in Einklag kommen | erscheinen als | sich eignen zu | sich fügen zu, dienen zu | teilhaftig werden | hervorbringen

ppp kḷpta in Ordnung gekommen, fertig, hergestellt | hervorgebracht, vollbracht, abgemacht | vorgeschrieben | feststehend (Überzeugung)

kaus kalpayati/e in Ordnung bringen, richtig stellen, anordnen | zubereiten, zurechtmachen

kaus ppp kalpita

kḷpta-nakha adj f:ī = dessen Fingernägel gepflegt sind

kḷpti f = das Zustandekomme, Gelingen | das in Übereinstimmung setzen

kṣudra-kḷpti f= eine kurze Darstellung

a-saṃ-kalpita adj = unbeabsichtigt

yathā-saṃkalpita adj = den Wünschen entsprechend

saṃ-kalpitavya adj = wozu man sich entscheidet

saṃ-kalpa m = die vom Herzen getroffene Entscheidung und der daraus hervorgegangene Wille, der den Gedanken des Menschen für den Augenblick eine festere Richtung gibt

kevala

adj jmd ausschließlich eigen | allein, einzig, alles andere ausschließend, pur, lauter | ganz, vollständig, gesamt, jeder

adv kevalam nur | ganz | allein

kevala-naiyāyika m = ein purer Logiker

na kevalam — api = nicht nur – sondern auch

kevala-karmin adj = bloß Werke verrichtend ohne Verständnis

kevalatas adv = nur

niṣ-kevala adj = jmd ausschliesslich zukommend

kaivalya [kevala] (2.25, 3.51, 3.56, 4.26, 4.34)

n vollkommene Erlösung, Alleinheit, absolute Einheit, Befreiung

videha-kaivalya-prāpti f = Erlangung der vollkommenen Erlösung erst nach dem Tode

kaivalya-darśin adj = das Selbst in seiner Reinheit erkennend

√kram

krāmati, kramate schreiten zu, zu jmd gehen um Hilfe zu finden | durchschreiten, überschreiten | ersteigen | überragen | in Besitz nehmen, erfüllen | Erfolg haben

kaus kramayati schreiten lassen | die Krama-Rezitationsweise nutzen

krama [√kram] (3.15, 3.53, 4.32, 4.33)

m Schritt, Gang, Art und Weise des Gehens, Weg, zum Angriff eingenommene Stellung, Verlauf, Ordnung, Reihenfolge, Rangordnung, Verfahrensweise, Brauch, Etiquette

kāla-kramāt = im Verlauf der Zeit

tāvat-kāla-kramāsaha adj = nicht vermögend sich so lange zu gedulden (a-saha adj nicht im Stand etw zu ertragen)

varṇa-krameṇa = nach der Ordnung der Kasten

ut-krānta-varṇa-krama-dhūsara = mit dem Schwinden der Farbe allmählich grau (dhūsara) geworden

krameṇa = der Reihe nach

iti-krameṇa = auf solche Weise

prastāva-krameṇa sa paṇḍito 'bravīt = um einzuleiten sagte der Pandit (prastāva m = das Beginnen, Prolog)

krama-vṛddhi f = allmähliches Wachsen, allmähliche Zunahme

kramākramau = Allmählichkeit und Plötzlichkeit

krānti [√kram]

f Schritt, Gang, Gang eines Planeten

abhi-krānti f = das Herbeikommen

ā-krānti f = das Aufsteigen, Emporkommen, Besteigung

prāṇot-krānti f = das Entweichen der Lebensgeister

niṣ-krānti f = das Hinaustreten

bhūta-krānti f = Besessenheit (bhūta mn = Gespenst)

saṃ-krānti f = das Hinübergehen in, Übergehen auf einen anderen | der Eintritt der Sonne in ein neues Sternbild

vacasāṃ chekokti-saṃkrāntayaḥ = in Anspielungen auslaufende Reden (cheka adj = verschmitzt)

kriyā [√kṛ] (2.1, 2.18, 2.36)

f Ausführung, Verrichtung, Beschäftigung mit etwas, Handlung, Tätigkeit, Anwendung von Mitteln, heilige Handlung

a-kriyā f = das Nichttun, Unterlassung

agni-pariṣkriyā f = Pflege des heiligen Feuers

atithi-kriyā f = die einem Gast zukommende Ehrenbezeigung, Bewirtung

adhaḥ-kriyā f = Erniedrigung, Geringschätzung

artha-kriyā f = Dienstfertigkeit, Behilflichkeit

alaṃ-kriyā f = das Schmücken, Schmücken der Rede

a-vikriyātmaka adj = keinem Wandel unterworfen

aśana-kriyā f = das Zusichnehmen von Speisen

uttara-kriyā f = Totenzeremonie

upacāra-kriyā f = Höflichkeitsbezeigung

kaṭa-kriyā f = das Flechten von Matten

kriyābhyupagama m = eine ausdrückliche Zusage, Versprechen

kriyā-siddhi f = das Gelingen einer Handlung

jala-kriyā f = die einem Verstorbenen dargebrachte Wasserspende

namaskriyā f = Verbeugung, Huldigung

√krudh

krudhyati/e in Zorn geraten, zürnen

ppp kruddha aufgebracht, in Wut versetzt, zornig, erzürnt auf

kaus krodhayati aufbringen, reizen

ati-saṃ-kruddha adj = sehr erzürnt

an-ati-kruddha adj = nicht gar zu sehr erzürnt auf

a-saṃ-kruddha adj = nicht erzürnt

su-kruddha adj = sehr aufgebracht

su-saṃ-kruddha adj = sehr erzürnt

krodha [√krudh] (2.34)

m Zorn, Wut

krodhana adj = zum Zorn geneigt, dem Zorn ergeben

a-krodha adj = dem Zorn sich nicht hingebend

krodha-cakṣus n = ein zornsprühendes Auge

krodha-mukha adj f:ī = mit zornigem Gesicht

krodha-hāsa m = Zorngelächter

a-śaṭha-krodha Adj. ohne Falschheit und Zorn

prati-krodha m = erwiederter Zorn

sa-krodha adj = erzürnt

vi-krodha adj = frei von Zorn

√kliś

kliśnāti plagen, quälen, belästigen

kliśyate geplagt werden, gequält werden, sich abmühen, leiden

ppp siehe kliṣṭa

kaus kleśayati plagen, quälen, belästigen

kliṣṭa [√kliś] (1.5, 1.5)

ppp geplagt, gequält, leidgeprüft, leidvoll | mitgenommen, verletzt, versehrt, in einen schlechten Zustand versetzt, abgenutzt, verbraucht, zu Schanden gemacht | verunreinigt (Bedeutung bei den Buddhisten)

a-kliṣṭa adj = nicht abgenutzt, frisch

a-kliṣṭa-karman adj = unermüdlich tätig

a-kliṣṭa-bhāva m = Lebhaftigkeit

kliṣṭa-vṛtti adj = ein kümmerliches Leben führend

ati-pari-kliṣṭa adj = sehr leidend

pari-kliṣṭam adv = mit einem Gefühl des Unbehagens, ungern

saṃ-kliṣṭa-karman adj = dem alles schwer von der Hand geht

vi-kliṣṭa n = ein bestimmter Fehler der Aussprache, Zerfahrenheit

a-kliṣṭa-kārin adj = der niemand ein Leid zufügt

kleśa [√kliś] (1.24, 2.2, 2.3, 2.12, 4.28, 4.30)

m Qual, Plage, Schmerz, Leiden, Plage | die Mahāyāna-Buddhisten setzen es in der Bedeutung "Unreinheit, Verdorbenheit" in Bezug zu anuśaya, dem im Leben nicht verbrauchten Rest der Folgen der Werke, der die Seele wieder zur Erde führt, und unterscheiden 6 kleśas: rāga (Verlangen), pratigha (Groll), māna (Stolz), avidyā (Unwissen), kudṛṣṭi (Irrlehre), vicikitsā (Zweifel)

a-kleśa m = keine Beschwerde

ati-kleśa m = große Beschwerde

a-pari-kleśa m = Wohlergehen

a-saṃ-kleśa m = Nichtbeeinträchtigung, Nichtschädigung

ut-kleśa m = Aufregung, Ungleichgewicht der 3 Doshas im Körper, Übelkeit

ut-kleśana adj = aufregend

kleśana n = Widerwille gegen …

garbha-kleśa m = Geburtswehen

dhṛta-kleśa adj = Beschwerden ertragend

pari-kleśa m = Beschwerden, Anstrengungen, Leiden, Qual

su-kleśa adj = mit großen Leiden verbunden

alpa-kleśa adj = mit geringen Leiden verbunden

hṛd-ut-kleśa m = Übelkeit

kṣaṇa (3.9, 3.53, 4.33)

m Augenblick, Zeitpunkt, eine ganz kurze Weile | ein geeigneter Augenblick, ein festlicher Augenblick | Moment, Phase

kṣaṇam ekam = für eine ganz kurze Weile

tataḥ kṣaṇāt = sogleich darauf

kṣaṇa-hīna = freudenlos

kṣaṇa-dṛṣṭa-naṣṭa adj = erschienen und sogleich wieder verschwunden

kṣaṇa-dā f = Nacht (die freie Momente schenkt)

kṣaṇa-deśa m = der Mond

kṣaṇa-vīrya n = eine glückliche Stunde

kṣaṇa-bhaṅga m = der beständig vor sich gehende Verfall der Dinge

kṣaya [√kṣī] (2.28, 2.43, 3.11, 3.44, 3.51)

m Abnahme, Verminderung, Schwund, Verlust, das zu Ende Gehen, Versiegen, Untergang, Ende, das zu Nichte Werden | Auszehrung | Untergang der Welt

a-kṣaya adj = unvergänglich

asura-kṣayaṇa adj = Dämonen vernichtend

karma-kṣaya m = das Aufhören aller Tätigkeit

kalpa-kṣaya m = Ende eines Kalpa, Vernichtung der Welt

kṣīra-kṣaya m = das Versiegen der Milch (im Euter)

garbha-kṣaya m = Fehlgeburt

jīvita-kṣaya m = Verlust des Lebens, Tod

niśā-kṣaya m = Ende der Nacht

śaśi-kṣaya m = Neumond

√kṣip

kṣipati/e schleudern, werfen | jmd mit einem Geschoß treffen | werfen in, streuen in , gießen in, tun in, stecken in, niedersetzen, absetzen| von sich werfen, abwerfen | jmd schmähen, verhöhen, in den Schatten stellen | Zeit verbringen

ppp kṣipta

a-saṃ-kṣipta adj = nicht zusammengedrängt, ausführlich

dinaṃ kṣiptvā = mit Überspringung eines Tages, über einen Tag

kṣipta = Zerstreutheit

kṣipta-citta adj = zerstreut

sākṣiptam adv (sa-ākṣiptam) = zerstreuten Geistes

ā-kṣiptatva n = das Angedeutetsein

saṃ-kṣipta ppp = zusammengerückt, verengert, verkürzt, gedrängt, kurz, eng, schmal

abhi-saṃ-kṣipta ppp = der sich zusammengezogen hat, sich klein gemacht hat

vi-kṣipta ppp = zerstreut, unaufmerksam

√kṣī (2.52)

kṣiṇāti, kṣiṇoti, kṣayati vernichten, zerstören, verderben, ein Ende machen, übel mitnehmen

kṣīyate abnehmen (Mond), ein Ende nehmen, aufhören, sich erschöpfen, zu Grunde gehen, umkommen

ppp kṣita erschöpft, ausgebeutet, heruntergekommen

ppp kṣīṇa siehe kṣīna

kṣīṇa [√kṣī] (1.41)

ppp √kṣī vermindert, erschöpft, hingeschwunden, zu Ende gegangen, geschwächt, heruntergekommen, in Not geraten, mager, dünn, schmächtig

a-vi-kṣīṇa adj = unvermindert

kṣīṇa-tva n = das Hingeschwundensein

prāṇa-pari-kṣīṇa adj = dessen Leben zur Neige geht

kṣudh [√kṣudh] (3.31)

f Hunger

a-kṣudh f = Nicht-Hunger, das Sattsein

kṣudhā f = Hunger

kṣudhārta adj (kṣudhā-ārta) = vom Hunger gequält

kṣudhā-kara adj = Hunger bewirkend

kṣudhā-māra m = Hungertod

√kṣudh

kṣudhyati Hunger empfinden

ppp kṣudhita hungrig

kṣetra (2.4)

n Grundbesitz, Grundstück, Grund und Boden, Feld, Ort, Gegend, Platz, Gebiet, Sitz, Ort der Wirksamkeit, Arbeitfeld | Wallfahrtort

a-kṣetra n = unbeackerter Boden

sat-kṣetra n = ein guter Acker

agni-kṣetra n = der für den Feueraltar bestimmte Platz

anya-kṣetra n = fremdes Gebiet

kṣetra-karṣaka m (√karṣ Furchen ziehen)= Pflüger, Landbauer

kṣetra-rakṣa m = Feldhüter

janma-kṣetra n = Geburtsstätte.

mukti-kṣetra n = ein Ort, an dem man zur Erlösung gelangt

kṣetrika [kṣetra+°ka] (4.3)

m Besitzer eines Feldes, Bauer, Landwirt, Ehemann

kha

n Öffnung, Loch, Ausgang | eine der 9 Körperöffnungen | Radnabe, Höhlung in der Nabe des Rads in der die Achse läuft | der leere Raum | Null

ā-kha m = Fanggrube

kha-ga = adj im Luftraum sich bewegend, fliegend | m Vogel

kha-citra n = ein Gemälde in der Luft, ein Unding

su-kha adj = mit gut geborten Naben, leicht laufend | angenehm, behaglich

duḥ-kha adj = unbehaglich, unangenehm, widerwärtig

√khyā

khyāti genannt werden, bekannt sein

ppp khyāta genannt, bekannt als, berühmt

kaus khyāpayati bekannt machen, verkünden aussagen | etw an den Tag legen, offenbaren, verraten | über jmd berichten | rühmen, preisen

a-prati-khyāta adj = nie gesehen

a-saṃ-khyāta adj = ungezählt, zahllos

ā-khyātṛ m = der etw mitteilt, berichtet, erzählt

ā-khyā-tavya adj = mitzuteilen, zu erzählen

viśva-vi-khyāta adj = in der ganzen Welt bekannt

ā-khyāpana n = Aufforderung zum Erzählen

khyāti [√khyā+°ti] (1.16, 2.5, 2.26, 2.28, 3.50, 4.29)

f Auffassung, Annahme, Behauptung | Erkenntnis, Einsicht | allgemeines Bekanntsein, Ruf, Berühmtheit

khyātimat adj = berühmt

viveka-khyāti f = richtige Einsicht

gati [√gam] (2.49, 3.29)

f Gang, Bewegung, Art zu gehen | das Weggehen | Fortgang, Verlauf, Weg, Bahn

agatika adj = keinen Ausweg habend, nicht wissend was zu tun

adho-gati adj = nach unten gehend, zur Hölle fahrend

ananya-gati-ka adj = keine andere Zuflucht habend

anna-gati m = Speiseröhre

āśu-gati adj = sich schnell bewegend

ud-gati f = das Hervorkommen

ūrdhva-gati adj = in die Höhe stehend | in den Himmel gelangend | nach oben strebend

gatāgati f = das Gehen und Kommen, das Sterben und Wiedergeborenwerden

tīvra-gati f = ein beschleunigter Gang | in schlimmer Lage sich befindend

daiva-gati f = Schicksalsfügung

druta-gati adj = schnellen Ganges, eilig

mano-gati f = Wunsch, Verlangen

loka-gati f = das Tun und Treiben der Menschen

√gam

gacchati kommen, hingehen zu, sich begeben nach, gelangen zu, zu Teil werden | in einen Zustand / eine Lage / ein Verhältnis geraten | aufbrechen, fortgehen | hingehen, sterben | verfließen, zu Ende gehen | sich bewegen, wandeln, einen Weg gehen

ppp gata gekommen, gegangen, gelangt zu, zu Teil geworden, geraten in | in einen Zustand geraten | hingegangen, verschwunden

akṣi-gata adj = vor Augen seiend | ein Dorn im Auge seiend

a-gata adj = noch nicht gegangen |n: das noch nie betretene Gebiet (des Todes)

an-adhi-gata adj = nicht erreicht

an-abhi-gata adj = nicht aufgefasst, nicht begriffen

evaṃ-gate = bei so bewandten Umständen

kara-tala-gata adj = was man auf/in der Hand hat

kāla-gata adj = verstorben

ku-saṃ-gata n = eine schlechte Verbindung

gata-roga adj = genesen

gata-śrī adj = auf der Höhe des Glückes stehend

pāra-gata adj = anʼs jenseitige Ufer gelangt, glücklich hinübergelangt über

gama [√gam]

adj gehend

m Gang, das Fortgehen, Entfernung, Wegstrecke

gamana [gama+°ana] (3.43)

n das Kommen, das Hingehen zu, das Sichbewegen zu, das Fortgehen, Abreise, Aufbruch | das sich Bewegen

anugamana n = das Nachgehen, Folgen (auch übertr.) | dem Manne im Tode folgen

āgamana n = das Ankommen, Ankunft | das Wiederkommen | das Eintreffen | Entstehung | Bestätigung

guru-talpābhigamana n = das Entweihen des Ehebettes des Lehrers

nir-gamana n = das Hinausgehen, Hinaustreten

punar-ā-gamana n = das Wiederkommen | Wiedergeburt

svarga-gamana n = das Eingehen in den Himmel, Sterben

guṇa (1.16, 2.15, 2.19, 4.13, 4.32, 4.34)

m der einzelne Faden einer Schnur, Schnur, Strick | Bogensehne | Saite | Eigenschaft, Eigentümlichkeit, Beschaffenheit | Grundeigenschaften der materiellen Natur, Grundeigenschaften allen materiellen Seins

a-guṇa m = schlechte Eigenschaft, Untugend | adj: ohne Qualitäten | adj: der Vorzüge ermangelnd, werthlos

a-guṇa-jña adj = Verdienste nicht schätzend

ati-guṇa adj = außerordentlich, ausgezeichnet

anu-guṇa adj = von entsprechenden Eigenschaften, entsprechend, gleichartig

anu-guṇam adv = je nach den Verdiensten

ātma-guṇa n = Seelentugend

guṇa-grāhin adj = ein Verständniss für Vorzüge habend, das Gute zu würdigen verstehend

tri-guṇa adj = die drei Guṇa-s enthaltend

nir-guṇa adj = ohne Sehne (Bogen) | ohne Attribut, Qualitätslos | keine Vorzüge besitzend, schlecht

rajo-guṇa-maya adj = die Qualität Rajas habend

sād-guṇya n = Vorzüglichkeit

√gup

ohne Präsensstamm bewahren, bewachen, schützen | gut verwahren, verheimlichen, geheim halten

ppp gupta gehütet, bewacht, geschützt

adv guptam im Geheimen, im Verborgenen, ungesehen, versteckt

desid jugupsate sich hüten vor | meiden, vermeiden, verabscheuen | sich abgestoßen fühlen, sich unangenehm berührt fühlen, sich beleidigt fühlen

desid ppp jugupsita vor dem/ wovor man einen Abscheu hat

jugupsita n eine Abscheu erregende Tat | Abscheulichkeit | Abscheu, Widerwille

guru (1.26)

adj schwer, schwer verdaulich, groß, schwer zu vollbringen, stark, groß, wichtig, gewichtig | eine große Bedeutung habend, viel geltend, ehrwürdig, in großem Ansehen stehend

m eine ehrwürdige, hoch angesehene Person, Vater, Mutter, ein älterer Verwandter, insbes. der Lehrer

a-mara-guru m = Bṛhaspati, der Planet Jupiter

kula-guru m = Familienhaupt, Familienpriester

guru-kārya n = eine wichtige Angelegenheit

guru-darśana n = Anblick des Lehrers

guru-patnī f = die Frau das Lehrers

guru-patnyāṃ niśādhīśo brahmaṇyāṃ pākaśāsanaḥ | gataḥ panceṣu-lakṣyatvaṃ kā kathānyasya dehinaḥ || =Zum Ziele (lakṣyatva n) des Liebesgottes (pañceṣu m) ward sogar der Gebieter der Nacht (der Mond), als er die Frau seines Lehrers (Bṛhaspati), und Indra (pāka-śāsana m der Pāka-Züchtiger), als er das Weib eines Brahmanen (Ahalyā) erblickte / brauche ich da wohl noch zu sagen (kā kathā), dass es anderen nicht besser ergeht?

√grabh

gṛbhṇāti, gṛhṇāti ergreifen, mit der Hand hfassen, packen, festhalten | aufhalten, nicht durchlassen | fangen, gefangennehmen, für sich gewinnen | ergreifen, sich jmds bemächtigen | rauben, sich aneignen | gewinnen, erlangen | empfangen, annehmen | entgegennehmen | mit den Sinnen fassen, gewahrwerden, erkennen | im Gedächtnis behalten

ppp gṛhīta mit ergriffenem …, … mit sich führend, bei sich habend, … haltend

graha [√grabh]

adj ergreifend, anfassend, haltend | gewinnend, erlangend, erhaltend | wahrnehmend, erkennen

m das Ergreifen, Packen | Zurückhaltung | Raub | Anstrengung | das Versessensein auf | Entgegennahme, Empfang | freundliche Aufnahme | Erwähnung | Wahrnehmung, Erkenntnis

grahaṇa [√grabh+°ana] (1.41, 3.48)

n Sinnesorgan, das Ergreifen, Packen, Festhalten, Fangen, einfangen, Ergreifen, Erfassen, Wahrnehmen, Begreifen

ekānta-grahaṇa n = einseitige Auffassung

a-prati-grahaṇa n = das Nichtannehmen, Zurückweisen

āśīr-grahaṇa n = das Empfangen eines Segenswunsches

ud-grahaṇa n = das Herausnehmen

upa-grahaṇa n = das Unterfangen, Unterstützen | Fördern, Befestigen

kara-grahaṇa n = das Erfassen der Hand, das Erfassen mit der Hand (insbes. der Braut bei der Hochzeit)

pāṇi-grahaṇa-mantra m = Hochzeitsspruch

pāda-grahaṇa n = das Anfassen/ Umfassen der Füße jmds (ein Zeichen der Ehrerbietung und Unterwürfigkeit)

garbha-grahaṇa n = Empfängnis

guṇa-grahaṇa n = das Anerkennen von Verzügen, Lobrede

grahaṇa-vat adj = in Wirklichkeit gemeint, nicht anders zu verstehen

dig-grahaṇa n = Beobachtung und Bestimmung der Himmelsgegenden

nāma-jāti-grahaṇa n = Nennung des Namens und des Standes

pakṣa-grahaṇa n = das Ergreifen der Partei von

pra-yoga-grahaṇa n = das Erlernen der Praxis

mukha-grahaṇa n = das Küssen des Mundes

vidyā-grahaṇa n = das Erlernen von Wissenschaften

vrata-grahaṇa n = Übernahme eines religiösen Gelübdes, das Mönchwerden

grahītṛ [√grabh+°tṛ] (1.41)

m Greifer, Empfänger, Käufer, Wahrnehmer

grāhya [√grabh+°ya] (1.41, 3.21)

adj zu ergreifen, zu halten, zu fassen | gefangen zu nehmen | mitzunehmen | zu gewinnen, zu emfangen, | wahrzunehmen, zu erkennen, zu erlernen, aufzufassen, zu verstehen, anzuerkennen

na pratyayaḥ srīṣu grāhyaḥ = man darf den Weibern kein Vertrauen schenken

ghāta [√han]

m Schlag, Tötung, Beschädigung, Vernichtung

a-ghāta m = Nichtverletzung

apa-ghāta m = Abwehr, Verscheuchung

a-prati-ghāta m = Unbehindertheit

ava-ghāta m = Schlag | das Entfernen der Hülsen durch Stampfen in einem Mörser

ratna-saṃ-ghāta m = eine Menge von Juwelen

saṃ-ghāta mn = Schlag, Verletzung | Schließen (der Tore) | Zusammenstoss, Kampf | Verdichtung, Verhärtung, Kompaktheit | eine feste Verbindung, Aggregat, Komplex, Klumpen, Menge | Reisegesellschaft, Karavane

tamaḥ-saṃ-ghāta mn = eine dichte Finsternis

ca (1.29, 1.44, 1.45, 2.2, 2.15, 2.41, 2.53, 3.20, 3.23, 3.39, 3.43, 3.46, 3.49, 3.50, 3.55, 4.10, 4.16, 4.20, 4.21)

konj und, und zwar, auch, sogar, selbst, dagegen, aber

aparaṃ ca = und ferner, und noch, und zudem

cakra (3.30)

n Rad, Scheibe, Wurfscheibe, Diskus | Kreis, Kreislauf, Zirkel | Schaar, Menge, Trupp | Bezirk, Bereich

ṛtu-cakra n = der Kreis der Jahreszeiten

√cakṣ

caṣte erscheinen | sehen, schauen nach, erblicken, gewahren | ankündigen, sagen | halten für

cakṣus [√cakṣ] (3.21)

adj sehend

n das Helle, das Licht | das Sehen | Anblick | Sehkraft | Blick | Auge

a-ghora-cakṣus adj = keinen bösen Blick habend

a-cakṣur-viṣaya m = dem Auge sich entziehender Bereich

cakṣur-indriya n = Gesichtssinn

cakṣur-dāna n = die Zeremonie der Weihung der Augen einer Statue während deren Einsegnung

jñāna-cakṣus n = das Auge der Erkenntnis, das innere Auge, der Geist

atra-cakṣur-manas adj = Augen und Gedanken auf diesen richtend

divya-cakṣus n = ein himmlisches, über Raum und Zeit hinwegsehendes Auge

catur

num vier

catus-triṃśat f = vierunddreißig

catur-aṃśa-vat adj = aus vier Teilen bestehend

catur-aṅga-bala n = "viergliedrige Gewalt", ein aus Fussvolk, Reiterei, Elephanten und Wagen bestehendes Heer, ein vollständiges Heer

caturtha [catur+°tha] (2.51)

num der vierte

candra (3.28)

m der Mondgott, der Mond | der Mond unter …, der Vorzüglichste unter

ardha-candra m = Halbmond

candrikā f = Mondschein | Frauenname | ifc: eine glänzende Erscheinung

candra-graha m und °ṇa n = Mondfinsternis

prajā-candra m = ein Mond für die Untertanen, ehrendes Beiw. eines Fürsten

bāla-candra m = der zunehmende Mond

hema-candra adj = mit einem goldenen Mond verziert (Wagen)

√car

carati/e sich bewegen, gehen fahren mit (inst), herumstreichen, wandern durch | durchforschen, auskundschaften | sich verhalten, verfahren mit etw, dauernd tun oder sein | betreiben | zu sich nehmen, verzehren, weiden

ppp carita und cīrṇa

carita n = das Gehen, Sichbewegen, Bewegung, Gang | das Verfahren, Benehmen, Treiben, Lebenswandel

ud-āra-carita adj = von edlem Benehmen, edel handelnd

carita-vrata adj = der das Gelübde erfüllt hat

duś-carita n = übles Benehmen, Torheit

bāla-carita n = die Jugendgeschichte eines Gottes usw.

bhikṣur vilāsī vidhanaś ca kāmī vṛddho viṭaḥ pravrajitaś ca mūrkhaḥ | veśyāṅganā rūpa-vilāsa-hīnā mahītale duś-caritāni pañca || = Ein genusssüchtiger (vilāsin) Bettler, ein armer (vidhana adj) Liebhaber, ein bejahrter Galan (viṭa m), ein Thor als Asket und eine Buhldirne (veśyā-aṅganā) ohne Schönheit (rūpa n) und gefallsüchtiges Gebahren (vilāsa m) sind die fünf Torheiten auf Erden (mahītala n).

carya [√car]

adj zu üben, zu vollziehen

ifc das Üben, Vollziehen, Obliegen, Besorgen, Beschäftigung mit

brahma-carya n = heiliges Studium, Lebensweise und Stand eines Brahmanenschülers | Enthaltsamkeit, Keuschheit

brahmacaryatva n = Enthaltsamkeit, Keuschheit

buddha-carya n = Buddhas Wandel

ratha-caryā f = das Fahren mit dem Wagen

vanacarya n und °caryā f = das Umherschweifen/ der Aufenthalt im Wald

cāra [√car]

m Gang, Bewegung | Verfahren, Benehmen | das Betreiben | Späher, Kundschafter

anu-cāraka m, °rikā f = Diener, Dienerin

ā-cāra m = Wandel, Benehmen, Betragen | guter Wandel | Brauch, Sitte | Diät | Richtschnur

ā-cāra-bheda m = Verletzung der hergebrachten Sitte

upa-cāra m = das Verfahren gegenüber jmd | Aufwartung, Bedienung, Hoflichkeitsbezeugung | Zeremonie | Verzierung | Redeweise, uneigentliche Benennung einer Sache

kāma-cāra-vāda-bhakṣa adj = nach Belieben handelnd, sprechend und essend

√cit

cetati, ciketti wahrnehmen, bemerken, Acht haben auf, beobachten | beabsichtigen | trachten nach | bedacht sein auf | beschließen, wollen | verstehen, begreifen, wissen

ppp citta wahrgenommen, bemerkt | begehrt

a-citta adj = ungesehen, unbemerkt | vernunftlos, unverständig, dumm

an-ava-sthita-citta adj = unbeständigen Sinnes

anya-citta adj = an einen anderen/eine andere denkend

artha-citta adj = auf Reichthümer bedacht

tad-eka-citta adj = nur an ihn denkend

kaṭhora-citta adj = hartherzig

kṣipta-citta adj = zerstreut

cala-citta n = Wankelmut

citta-jña adj = jmds Absichten kennend, Menschenkenntnis

citta-tāpa m = Kummer

citta-prasādana n = Gemütserheiterung

citi [√cit] (4.22, 4.34)

m reines Bewusstseins

citi-mat adj = Bewusstsein habend

citi-śakti f = Denkvermögen

citta [√cit] (1.2, 1.30, 1.33, 1.37, 2.54, 3.1, 3.9, 3.11, 3.12, 3.19, 3.35, 3.39, 4.4, 4.5, 4.15, 4.16, 4.17, 4.18, 4.21, 4.23, 4.26)

n das Bemerken | denkender Geist, Psyche | feinstoffliche Geistsubstanz deren Funktionen manas, ahaṃkāra und buddhi sind | das Denken, Vorstellen, Gedenken | Absicht, Vorsatz, Wille

a-nanya-citta adj = dessen Gedanken auf keinen andern Gegenstand als … gerichtet sind

an-ava-sthita-citta adj = unbeständigen Sinnes

artha-citta adj = auf Reichthümer bedacht

eka-citta adj = ein und denselben Gedanken habend, einmütig | nur auf einen Gegenstand seine Gedanken gerichtet habend

kṣipta-citta adj = zerstreut

cala-citta n = Wankelmut

citta-jña adj = jmds Absichten kennend, Menschenkenntnis besitzend

citta-jñaḥ śīla-saṃpanno vāgmī dakṣaḥ priyaṃ-vadaḥ | yathokta-vādī smṛti-mān dūtaḥ syāt saptabhir guṇaiḥ || = Ein Gesandter (dūta m) muss sieben Vorzüge besitzen: er muss Menschenkenner (citta-jña) sein, eine gute (saṃpanna) Gemütsart (śīla) haben, beredt, geschickt und liebenswürdig sein, treu berichten und ein gutes Gedächtniss haben.

an-ava-sthita-cittasya na jane na vane sukham | jane dahati saṃ-sargo vane saṅga-vi-varjanam || = Wer unbeständigen Sinnes ist, der fühlt sich weder unter Menschen, noch im Walde behaglich: unter Menschen versengt (√dah verbrennen, aufregen, gequält werden) ihn die Gesellschaft, im Walde der Mangel (vivarjana n) an Umgang.

citra (4.24)

adj ausgezeichnet | hell | verschiedenfarbig, mannigfaltig, allerlei | wunderbar

n eine helle, glänzende oder farbige Erscheinung, ein in die Augen fallender Gegenstand, ein funkelndes Geschmeide, Schmuck | Bild, Gemälde, Malerei | eine ungewöhnliche Erscheinung, Wunder

acitra n = das Dunkel

arthacitra n = Wortspiel

khacitra n = ein Gemälde in der Luft, d.h. ein Unding

citraka m = Maler | Tiger oder Panther

citrakavi m = ein Dichter, der sich auf Wort- und Lautspiele versteht

citragupta m = Sekretär, Schreiber | ein Aufzeichner menschlicher Taten in Yamas Reich

citragṛha n = ein bemaltes oder mit Bildern ausgeschmücktes Gemach

cetanā [√cit] (1.29)

f Bewusstsein, Besinnung

cetanā-vat adj = Bewusstsein habend, wissend, verstehend, vernünftig

a-cetana adj = vernunftlos, empfindungeslos, bewusstlos

a-vi-cetana adj = unverständlich

cetanatā f = der Zustand des wahrnehmenden, bewussten Wesens

pravi-cetana n = das Begreifen, Verstehen

su-cetana adj = bemerkenswert, ausgezeichnet

√chid

chinatti, chintte abschneiden, abhauen, abschlagen, abreißen, abnagen, abbeißen, zerschneiden | schneiden, trennen | ablösen, absondern | unterbrechen | vernichten, zerstören

ppp chinna abgeschnitten, aufgerissen, aufgeschnitten, eingeschnitten, mit Einschnürungen versehen | verschwunden, nicht mehr da seiend

kaus chedayati abscheiden lassen | abschneiden, abhauen

kiṃ naś chinnam = was büßen wir dabei ein? was machen wir uns daraus?

mūla-cchinna adj = mit der Wurzel abgeschnitten, ganz dahin seiend

vi-cchinna-madya adj = der sich eine Zeitlang des Genusses berauschender Getränke enthalten hat

a-cchinna adj = nicht abgeschnitten | unversehrt

chidra [√chid] (4.27)

adj zerrissen, druchlöchert, leck

n Loch, Öffnung | Zugang, Eintritt | Unterbrechung, Mangel | Gebrechen, Blöße, Schwäche

sarva-chidreṣu = in allen Nöten

chidra-varjita = ununterbrochen

chidraṃ dā = Eintritt gewähren

a-cchidra-tā f = Vollständigkeit

nāsikā-chidra n = Nasenloch

√chṛd

chaṇatti begießen | ausbrechen, ausspeien

ppp chṛṇṇa

kaus chardayati überlaufen lassen, ausbrechen, sich übergeben

kaus ppp chardita

pra-cchardita = ausgespieen

ja [√jan] (1.50, 3.53, 3.55, 4.1, 4.6)

adj ifc geboren von, erzeugt von, entstanden aus, hervorgegangen aus, verursacht durch | geboren in, wohnend bei, befindlich in | gemacht aus | Sohn

agra-ja adj = zuerst geboren | m: ein älterer Bruder

anu-ja adj = nachgeboren, jünger | m: jüngerer Bruder, f:ā jüngere Schwester

aṇḍa-ja adj = aus einem Ei geboren | m: Vogel

anya-mātṛ-ja m = der Sohn von einer anderen Mutter

ambu-ja adj = im Wasser lebend | m: Muschel | mn: eine sich am Tage öffnende Lotusblüte

kāma-ja adj = aus dem Begehren entstehend | in Folge sinnlicher Triebe erzeugt

paṅka-ja n = die abends sich schließende Blüte von Nelumbium speciosum

√jan (3.37)

janati/e, janayati/e, jāyate (trans) zeugen, gebären, erzeugen, hervorbringen, verursachen

janite, jāyate (intrans) erzeugt werden, geboren werden, hervorgebracht werden, wachsen, entstehen | geboren werden als, von Geburt/Natur sein, von Geburt an bestimmt sein zu | wiedergeboren werden | erfogen, stattfinden

ppp jāta geboren, erzeugt von, neugeboren, gewchsen, entstanden | geboren vor so und so langer Zeit | von Natur bestimmt zu | erfolgt, eingetreten, geschehen | da sein, vorhanden, gegenwärtig

aṅga-jāta m = Sohn | pl: Kinder

a-jāta-roma adj = noch unbehaart

an-abhi-jāta adj = unedel, gemein

janman [√jan+°man] (2.12, 2.39, 4.1)

n Geburt, Entstehung, Ursprung | Leben | Wiedergeburt | Heimat, Geburtsort | Geschöpf, Wesen | Angehörige, Sippschaft, Leute | Geschlecht | Natur

śūdra-janman = ein von einem Śūdra Erzeugter

dūta-janmanā = nach Botenart

√jap

japati/e halblaut/ flüsternd hersagen, (Gebete) hermurmeln

ppp japita, japta

a-japa adj = keine Gebete kennend | ohne Murmeln der Vyāhṛti

japanīya adj = flüsternd herzusagen

japtavya adj = flüsternd herzusagen

japin adj = leise Gebete hersagend

japatām varaḥ = der Beste unter den stillen Betern

japa [√jap] (1.28)

adj flüsternd, raunend

m das halblaute Aufsagen eines Gebets/ Liedes usw., ein auf diese Weise wiederholtes Gebet

japa-tā f = der Zustand dessen, der nur Gebete hermurmelt

japa-mālā f = Rosenkranz

tūṣṇīṃ-japa m = ein schweigend gesprochenes Gebet

saṃsthā-japa m = Schlussgebet

jaya [√ji] (2.41, 3.5, 3.40, 3.41, 3.45, 3.48, 3.49)

adj ersiegend, erbeutend, gewinnen, besiegend

m Gewinn, Sieg, Besiegung

akṣa-parā-jaya m = Niederlage im Würfelspiel

ajaya m = Niederlage | unbesiegt, ein Beiname Viṣṇus

parā-jaya m = Verlust | Niederlage, das Unterliegen | Besiegung, Sieg über

śiṣyād icchet parā-jayam = man sollte wünschen, von seinem Schüler überflügelt zu werden

jala (3.40)

n Wasser, Nass

antar-jala-cara adj = im Wasser lebend

ānanda-jala n = Freudentränen

kha-jala n = Nebel

jala-ja-kusuma-yoni m = Beiname Brahmās

jala-taraṃga m = Welle

javitva [√jū+°tva] (3.49)

n Schnelligkeit

javin adj = eilend, rasch laufend, schnell laufend

pra-javita adj = zur Eile angetrieben | angestachelt durch

jāta [√jan]

ppp geboren (von), erzeugt (von), neugeboren, entstanden aus

m Sohn | ein Geborener, ein lebendes Wesen

n Geschöpf | Geburt, Ursprung, Geschlecht, eine Gesamtheit zusammengehöriger Dinge

a-jāta adj = ungeboren, noch nicht geboren

a-jāta-śatru adj = dem kein Gegner gewachsen ist, keine Feinde habend

a-jāta-pakṣa adj = dem die Flügel noch nicht gewachsen sind

a-jāta-roma adj = noch unbehaart

jātaka ifc = erzeugt von, geboren unter (einem Stern) | m: ein neugeborenes Kind | n: Nativität, Nativitätslehre | bei den Buddhisten eine frühere Geburt Śākyamuniʼs und eine darüber handelnde Erzählung

brāhmaṇa-jāta n = das Brahmanengeschlecht

paśu-jāta n = Tierart

pāri-jāta m = ein mythischer Baum, der bei der Quirlung des Ozeans zum Vorschein kam

madhu-jāta adj = aus Honig entsprungen

jāti [√jan] (2.13, 2.31, 3.18, 3.54, 4.2, 4.9)

f Geburt, Ursprung | Wiedergeburt | durch Geburt bestimmte Daseinsform/ Stellung im Leben, Kaste, Rang | Familie, Geschlecht, Herkunft | Art, Gattung, Beschaffenheit

abhi-jāti f = Herkunft, Geburt

jāti-pari-vṛtti f = Aufeinanderfolge von Geburten

jāti-smaraṇa n = das Sicherinnern des frühern Daseins

pra-jāti-kāma adj = Fortpflanzung wünschend

pretya-jāti f = die Stellung im künftigen Leben

√ji

jayati/e etw gewinnen, ersiegen, erbeuten, erwerben, unterwerfen, erobern | überwinden, übertreffen, überflügeln | abwenden, Herr werden von | siegreich sein, den Sieg davontragen, gewinnen | oben auf sein, hoch leben

ppp jita

a-jita adj = unbesiegt

an-abhi-jita adj = noch nicht gewonnen

a-parā-jita adj = unbesiegt, unbesiegbar, unüberwindlich

pāpa-parā-jita adj = schmählich besiegt

puṇya-jita adj = durch gute Worte gewonnen, ~ erreicht

jita-manas adj = der sein Herz besiegt hat

jita-loka adj = der den Himmel gewonnen hat

jita-hasta adj = der eine sichere Hand hat

svār-jita adj = selbsterworben

jugupsā [√gup] (2.40)

f Abneigung, Widerwille, Unlust, Abscheu, Ekel

a-jugupsa adj = der vor nichts einen Abscheu hat

a-jugupsu adj = keinen Widerwillen gegen etw habend, nicht wählerisch

karma-jugupsita n = eine Abscheu erregende Tat

jugupiṣu adj = zu schützen beabsichtigend

jugupsita n = eine Abscheu erregende Tat | Abscheulichkeit | Abscheu, Widerwille

a-jugupsita adj = vor dem man keinen Abscheu hat, tadellos

jugupsya adj = widerlich, eklig

jugupsu adj = einen Abscheu ~, Widerwillen habend

√jū

javate, junāti vorwärts drängen, rasch sein, rege sein | antreiben | wegtreiben, scheuchen | anregen, drängen, fördern, begeistern

ppp jūta

jū adj = rasch, behend | m: Pferd

√jñā

jānati, jānīte kennen, wissen vertraut sein, Kenntnis habenvon, in Erfahrung bringen, forschen nach, merken, kennen lernen , erfahren | anerkennen, gutheißen, billigen | als das Seinige anerkennen | erkennen als, merken dass | etw annehmen, meinen

ppp jñāta bekannt, gekannt, wovon man weiß, bemerkt, kennen gelernt, erfahren

jāne = das weiß ich

ka evaṃ jānīte = wer weiß, ob nicht …

mayā jñātam = ich war der Meinung

upa-jñā f = eine Kenntnis, auf die man selbst gelangt ist, eigene Erfindung

ṛta-jñā adj = des heiligen Gesetzes usw. kundig

jñāta [√jñā] (4.17, 4.18)

ppp erkannt, in Erfahrung gebracht, bemerkt | siehe √jñā

a-jñāta adj = unbekannt | ungekannt als

a-jñāta-keta adj = unbekannte Absichten habend

abhy-anu-jñāta adj = ermächtigt, der eine Erlaubnis erhalten hat

jñātṛtva [√jñā+°tṛ+°tva] (3.50)

n Kennerschaft

jñāna [√jñā+°ana] (1.8, 1.9, 1.38, 1.42, 2.28, 3.16, 3.17, 3.18, 3.19, 3.23, 3.26, 3.27, 3.28, 3.29, 3.30, 3.53, 3.55, 4.31)

n das Erkennen, Kennenlernen, Kennen, Verstehenm Kunde, Kenntnis, Wissen, Wissenschaft, insbes die Erkanntnis der höheren Wahrheiten auf dem Gebiet der Religion und Philosophie | das Wissen um etw, das Bewusstsein mit dem man bei einer Tat zu Werke geht | das Annehmen

a-jñāna n = das Nichtwissen | Unwissenheit, Unverstand | adj: unklug, unerfahren

jñāna-gamya adj = der Erkenntnis zugänglich

jñāna-gūha adj = die Erkenntnis verhüllend

jñāna-ghana m = reine Erkenntnis, nichts als Erkenntnis

jñāna-cakṣus n = das Auge der Erkenntnis, das innere Auge

jñāna-pūrva adj = wohlüberlegt

ātma-jñāna n = Selbsterkenntnis | Kenntnis der Allseele

kāla-jñāna n = Kenntnis der Zeit, ~ der Zeitrechnung

tattva-jñāna n = Erkenntnis der Wahrheit, ~ der Realitäten, wahre Erkenntnis

tarkajñāna n = eine auf philosophischem Wege erlangte Kenntnis

divya-jñāna adj = eine göttliche, übermenschliche Einsicht besitzend

jñeya [√jñā] (4.31)

adj zu erkennen, kennen zu lernen, zu erforschen, in Erfahrung zu birngen, ausfindig zu machen, zu verstehen | anzunehmen

a-jñeya adj = nicht zu wissen, nicht erkennbar

an-abhi-jñeya adj = nicht wiederzuerkennen

su-dur-jñeya adj = sehr schwer zu erkennen, ~ kennen zu lernen

√jyut

jyotate leuchten

ppp jyutta

kaus jyotayati beleuchten

jyotiṣmat [jyotis+°mat] (1.36)

adj lichtvoll, der Lichtwelt angehörend, himmlisch | rein geistig

jyotis [√jyut] (3.33)

n Licht, Helle, Schein, Feuer | Mondschein | Augenlicht, Auge | das Licht der himmlischen Welt | Licht als himmlisches Lebensprinzip in den Geschöpfen

ekaṃ jyotiḥ = ein einzelner Blitzstrahl

dvau jyotir-indrau = die beiden Fürsten unter den Gestirnen, Sonne und Mond

paraṃ jyotiḥ = das höchste Licht, die höchste Intelligenz, der höchste Geist, die höchste Wahrheit

jyotiṣāṃ ravir aṃśumān aham = unter den Lichtern bin ich die strahlende Sonne

√jval

jvalati hell brennen, flammen, glühen | leuchten

ppp jvalita flammend, glühend | leuchtend

pra-jvalita = in Flammen stehend, brennend, leuchtend

tṛṇeṣu jvalitaṃ tvayā = im Gras hast du dein Feuer brennen lassen, du hast leichtes Spiel gehabt

jvalana [√jval+°ana] (3.41)

adj brennend. leuchtend

m Feuer

n das Flammen, das in Flammen stehen

pra-jvalana n = das Aufflammen, Auflodern

jvalana-kaṇa m = Funke

tat (1.12, 1.16, 1.28, 1.30, 1.32, 1.46, 1.50, 2.10, 2.11, 2.13, 2.14, 2.21, 2.22, 2.24, 2.25, 2.25, 2.27, 2.35, 2.49, 3.3, 3.5, 3.6, 3.8, 3.10, 3.17, 3.20, 3.20, 3.21, 3.23, 3.29, 3.38, 3.46, 3.51, 3.53, 4.8, 4.10, 4.11, 4.13, 4.15, 4.16, 4.17, 4.18, 4.19, 4.22, 4.24, 4.27)

pron das, dieses, dessen

adv da dort, dahin | da, damals, dann | auf diese Weise, damit, in Bezug darauf | darum, deshalb, demnach, also, so | so auch, desgleichen, ebenso, und

tatas (1.22, 1.29, 2.48, 2.52, 2.55, 3.12, 3.37, 3.44, 3.46, 3.49, 3.54, 4.3, 4.8, 4.30, 4.32)

adv von da her, von da aus | an der Stelle, dort | dahin | darauf, dann | daher, darum deshalb

tataḥ kim = was dann? erzähle weiter | was hätte man davon? | was kann daraus entstehen?

tataḥ kṣaṇāt = sogleich darauf

tataḥ param = außerdem, ferner, nachher

tatas tataḥ = hier und da, hierhin und dorthin, überallhin

tato 'param = später, nachher, ein anderes Mal

itas tataḥ = von hier und da, hierhin und dorthin, hin und her

yatas tataḥ = von wem es auch sei, vom ersten Besten | von wo es auch sei, wo auch immer

tattva [tat+°tva] (1.32, 4.14)

n die Das-heit, das Dassein, das wahre Wesen/Verhältnis, die wahre Natur, Wahrheit, Realität, Grundprinzip

tattvatas = dem wahren Verhältnis entsprechend

a-tattva n = Unwirklichkeit

a-tattvatas adv = nicht in Wirklichkeit, nur scheinbar

arthārtha-tattva-jña adj = sich gründlich auf Etwas verstehend

ātma-tattva n = das eigene Wesen, die eigene Natur | das wahre Wesen der Allseele

tattvadarśin adj = die Wahrheit schauend/kennend

tattva-niścaya m = richtige Erkenntnis

mantra-tattva-vid adj = das Wesen der Beratung kennend, sehr ratserfahren

tatra (1.13, 1.25, 1.42, 1.48, 3.2, 4.6)

adv dort, da | dahin dorthin | bei dem Anlass, bei der Gelegenheit, in dem Fall, dann

tatra māsaḥ = der Monat, von dem die Rede war

tatra tatra = hier und da | überallhin

yatra tatrāpi = wohin auch immer

tatsthatadañjanatā [tat+stha+tat+añjana+°tā] (1.41)

f das Annehmen der Färbung von dem, worauf etwas steht/ womit man sich beschäftigt/ wem man ergeben ist

tathā (2.9)

adv so, auf die Weise, auf diese Art, in dem Grad | ja gut, so ist es, so soll es geschehen | so wahr | so auch, desgleichen | ja nämlich

tathaiva = eben so, desgleichen

tathāpi = so auch | dessen ungeachtet, nichts destoweniger, dennoch

tadartha [tat+artha] (1.28)

m dessen/ seine Bedeutung/ Nutzen/ Zweck

adj dazu bestimmt

adv tadartham daher, in Folge dessen, zu dem Endzweck, dazu, deshalb

a-tad-artha adj = nicht dazu dienend

etad-artham adv = zu diesem Endzweck, deshalb

tadā (1.3, 4.16, 4.26, 4.31)

adv zu der Zeit, damails, alsdann, dann , in dem Fall

yadā tadā = zu jeder beliebigen Zeit, stets

tadā prabhṛti = von der Zeit an

tadrūpa [tat+rūpa] (1.8)

adj so gestaltet, so beschaffen, so aussehend, von derselben Beschaffenheit

√tan

tanoti, tanute sich dehnen, sich erstrecken, sich ausdehnen über, reichen bis | sich ausbreiten (von Licht), weithin scheinen, sich in die Länge ziehen, dauern, anhalten | dehnen, strecken, spannen, breiten, aufzeihen | ein Opfer oder Gebet zusammenfügen | ausbreiten, verbreiten, vermehren | ausarbeiten, verfassen

PPP tata ausgedehnt, ausgestreckt | ausgebreitet, weit

kaus tānayati

ā-tata adj = gerichtet auf, haftend an | verbreitet, ausgedehnt, gespannt (Bogensehne, lang (Weg)

an-ā-tata adj = nicht angespannt.

sv-ā-tata adj = wohl gespannt | wohl gezielt

vi-tata adj = ausgebreitet, verbreitet, ausgedehnt, weit, breit

saṃ-tata adj = überzogen mit, bedeckt mit | zusammengehalten durch, geschnürt | zusammenhängend, fortlaufend, ununterbrochen

anu-saṃ-tata adj = überzogen/ bedeckt/ erfüllt mit | nach allen Seiten verbreitet, ausgebreitet

tatāyudha n (tata-āyudha) = ein angezogener, mit der Sehne bezogener Bogen

tanu [√tan] (2.4)

adj f: tanu, tanū, tanvī dünn, flach, schmal, fein, schmächtig, schlank, klein, schwach, unbedeutend, spärlich, wenig

f tanu und tanū Leib, Körper, Person (ohne Einschränkung auf die äußere Erscheinung, auch von Göttern gebraucht) | die eigene Person, das Selbst (häufig die Stelle des Reflexivpron. vertretend) | Wesen, Daseins- oder Erscheinungsform

tanu—madhyama adj = mit schlanker Taille

a-tanu adj = bedeutend, reichlich, groß

tanu-tara adj = überaus dünn, ~ fein

tanu-tyāga m = das Aufgeben des eigenen Selbst, das mutige Einsetzen des Lebens

kamaṇḍalūpamo 'mātyas tanu-tyāgo bahu-grahaḥ = ein Minister (amātya m) gleicht (upamā) einem Wassertopf (kamaṇḍalu m): er gibt wenig und nimmt viel

tanu-ja m = Sohn

tanu-jā f = Tochter

tanūkaraṇa [tanu+karaṇa] (2.2)

n das Dünnmachen, Behauen | das Verringern, Schwächen

tantra [√tan+°tra] (4.16)

n Webstuhl | Aufzug eines Gewebes | das sich Hindurchziehende, Durchlaufende, immer wieder zur Geltung kommende, das sich Gleichbleibende, Maßgebende, Wesentliche, das Warum es sich bei etw handelt, das wovon etwas anderes abhängt | eine zusammenhängende Lehre, Doktrin, Lehrbuch | eine Klasse von Werken, in denen Magie und Mystik die Hauptrolle spielen

a-tantra n = Nebensache, das worum es sich nicht handelt, das worauf es nicht ankommt

ātma-tantra n = die Grundlage des Selbst | adj: von sich selbst abhängig, unabhängig, frei

kāla-tantra-kavi m = Astrologe

tantra-kāra m = Verfasser eines Lehrbuchs

bhūta-tantra n = die Lehre von den Gespenstern

√tap

tapati Wärme von sich geben, warm sein, heiß sein | erwärmen, erhitzen, glühend machen, bescheinen (Sonne) | durch Glut verzehren, verbrennen | SChmerz empfinden, leiden | sich kasteien | Schmerz verursachen, quälen, peinigen

tapyate, tapyati sich erhitzen, verbrennen, erhitzt werden | geglüht werden, geläutert werden | Schmerz empfinden, leiden, Schaden nehmen, Reue empfinden | sich kasteien

ppp tapta erwärmt, erhitzt, glühend gemacht, geglüht (Gold und anderes Metall), heiß, geschmolzen | der sich kasteit hat | gequält, gepeinigt, hart mitgenommen

agni-tapta adj = feuerglühend

ā-tapta adj = durch Glühen geläutert (Gold)

upa-tapta adj = unwohl sein

niṣ-ṭapta adj = versengt | ausgeglüht, geläutert (Gold)

vi-niṣ-ṭapta adj = gar gebraten, geröstet

tapta-tapta adj = wiederholt heiss gemacht

tapas [√tap] (2.1, 2.32, 2.43, 4.1)

n Wärme, Hitze, Glut | Weh, Plage | Askeseübung, Selbstpeinigung, Versenkung in das Übersinnliche, Beschaulichkeit

agni-tapas adj = wie Feuer glühend

ati-tapas-vin adj = überaus asketisch

ku-tapas-vin m = ein böser, schlechter Asket

tapas-tanu adj = durch Kasteiungen mager

tapo-vana n = ein Wald, in welchen Asketen sich kasteien

tapo-dhana adj = dessen Besitz in Askese besteht, asketisch, fromm

tapo-nitya adj = ununterbrochen der Askese, der Frömmigkeit sich befleißigend

tapo-mūrti f = die leibhaftige Frömmigkeit

tapo-mūla adj = in der Askese wurzelnd

tapo-rata adj = an der Askese seine Freude habend

tapasya adj = aus Hitze entstanden | f:ā, n: Askese

tapasvin adj = der Leiden zu tragen hat, gequält, geplagt, vom Schicksal heimgesucht, arm | asketisch, fromm | m: Asket

pañca-tapas iic = nach den vier Weltgegenden angezündete Feuer und die von oben brennende Sonne | adj sich den eben genannten Feuern aussetzend

tapaḥ-sthala n = Stätte der Askese

°tama

suffix bildet Superlativa

°tara

suffix bildet Komparativa

√tark

tarkayati vermuten, eine Vermutung aufstellen | sich in Vermutungen ergehen über, sich eine Vorstellung machen von | halten für | nachsinnen, im Sinn haben | ins Klare kommen

ppp tarkita

tarkita n = Vermutung

a-tarkita adj = an den oder woran man nicht gedacht hat, unerwartet

tarka [√tark]

m Vermutung | Erwägung, geistige Betrachtung, Spekulation | philosophisches System | Widerlegung

a-tarka adj = von spitzfindigen Erwägungen sich fernhaltend

kutarka m = Schlechte Dialektik, Sophisterei | ein schlechter Dialektiker

tarka-grantha m = Denklehre, Lehrbuch der Logik

tarka-jñāna n = eine auf philosophischem Wege erlangte Kenntnis

tarkaṇa n = das Vermuten, Ahnen

tarkaṇīya adj = verdächtig

tarka-yukta adj = in bloßem Verdacht stehend | verbunden mit den philophischen Systemen

tarka-vid m = Dialektiker, Philosoph

dur-vi-tarka adj = worüber schwer nachzudenken ist

°tas

adv ifc bildet Adverbia des Ortes, der Umstände oder der Art und Weise, etwa: nach, entsprechend

tasya (1.27, 1.51)

gen sg m von tat dessen, sein, darauf bezüglich

°tā

suffix bildet abstrakte weibliche Substantive des Zustands, der Qualität, der Sorte oder der Sammlung von etw

tāpa [√tap] (2.15)

m Hitze, Glut | Erwärmung, Erhitzung, das Glühen | Schmerz, Weh, Qual

anutāpa m = Reue | Leid, Weh

kac cit tātāpa-vighnaṃ te (tāta apa-vighnam) = geht es ohne Hindernisse bei dir her?

abhi-tāpa m = Hitze | Schmerz (des Körpers oder der Seele)

a-saṃ-tāpa adj = keinen Schmerz/ Kummer empfindend | keinen Schmerz/ Kummer verursachend

citta-tāpa m = Kummer

pari-tāpa m = Glut, Hitze | Seelenschmerz, Trauer, Betrübnis | Reue | Schmerzbereitung

upa-tāpa m = Hitze, Wärme, Erwärmung | Schmerz, Leid | Erkrankung, Krankheit, Beschädigung

atiśuddhām api vṛttiṁ samāśrito durjanaḥ parān vyathayet | pavanāśino 'pi bhujagāḥ paropatāpaṃ na muñcanti || = Der böse Mensch beunruhigt (kaus opt 3sg √vyath schwanken, Fehl treten) andere, auch wenn er einen ganz reinen Lebensunterhalt erwählt (samāśrita adj) hat: Schlangen hören nicht auf andere zu beschädigen, obgleich sie vom Winde (pavana m) leben (āśin adj).

tāraka [√tṛ+°ka] (3.55)

adj f: tārikā übersetzend, hinüberbringend, erlösend aus, rettend | den Sternen gehörig

ut-tāraka adj = rettend

tārā [√tṛ] (3.28)

f Sternbild, Fixstern | Augenstern

kṛṣṇa-tārā f = Augenstern, Iris

tārāpati m = Herr der Sterne, der Mond

tārā-ramaṇa m = der Mond

°ti

Kṛtikṛt-Suffix bildet von einer Wurzel (auch mit Vorsilbe) weibliche Abstrakta, meist nomina actionis

√mā messen -> miti f Maß, Erkenntnis

√bhaj zuteilen -> bhakti Hingabe

√śam ruhig werden -> śānti Seelenruhe

√tuṣ zufrieden sein -> tuṣṭi Zufriedenheit

√sidh zum Ziel kommen -> siddhi glücklicher Erfolg

ni√vṛt umkehren -> nivṛtti Rückkehr

tīvra (1.21)

adj streng, heftig, stark, scharf, stechend, intensiv, schlimm

tīvreṇa tapasā = durch strenge Askese

tīvra-gati f = ein beschleunigter Gang | adj: in schlimmer Lage sich befindend

tīvra-tā f = Strenge, Heftigkeit, Intensität

tīvrāti-tīvra adj = über alle Maßen streng, ~ heftig

tu (1.14, 4.3)

adv enclitisch (auffordernd) doch, nun | aber, jedoch

kiṃ tu = aber, jedoch, nichtsdestoweniger

paraṃ tu = nichtsdestoweniger

√tul

tolayati, tulayati/e aufheben | durch Aufheben eines Dinges sein Gewicht bestimmen, wägen, abwägen, mit etwas Anderem zusammenhalten und genau prüfen, mit prüfendem Misstrauen ansehen | im Gewicht gleich machen mit, gleichschätzen, gleichstellen, vergleichen | jmd die Waage halten, sich messen können mit, gleichen, im gleichen Maßen besitzen

ppp tolita

tulya [√tul] (3.12, 3.54)

adj gleich, gleichbedeutend, gleichartig, von gleichem Stand, entsprechend | geeignet zu | gerade

tulya-nindā-stuti adj = dem Lob und Tadel gleich viel gelten

tulya-kāla adj = gleichzeitig mit

tulya-kulya adj = von gleicher Familie

tulya-darśana adj = der auf Alles mit gleichem, gleichgültigem Auge sieht

śarīra-tulya adj = lieb wie die eigene Person

√tuṣ

tuṣyati sich beruhigen, sich zufreiden geben, sich zufreiden fühlen, seine Freude haben an jmd/etw | jmd zufrieden stellen, jmd zu Gefallen sein

ppp tuṣṭa zufriedengestellt, befriedigt, zufrieden

kaus ppp toṣita zufriedengestellt, befriedigt, erfreut von/durch

a-tuṣṭa adj = unzufrieden

a-tuṣṭi f = das Nichtbefriedigtsein

a-tuṣṭi-dāna n = das Nichtbefriedigen der Wünsche eines anderen

vi-tuṣṭa adj = ärgerlich, verstimmt

hṛṣṭa-tuṣṭa adj = froh und zufrieden

pari-tuṣṭa adj = vollkommen zufrieden

yadṛcchā-lābha-saṃtuṣṭaḥ = zufrieden mit zufällig Erhaltenem

tūla (3.43)

n Rispe, Wedel, Büschel am Grashalm/ am Schilf | Baumwolle

a-tūla-pūrṇa adj = nicht mit Baumwolle gefüllt

haṃsa-tūla n = Gänseflaum

°tṛ

suffix bildet Substantiva eines Handelnden aus Verben

√tṛ

tarati/e, tirati/e über ein Gewässer setzen, überschiffen, überschreiten, hinübergelangen, übersetzen | schwimmen, nicht untergehen | ans Ende gelangen, etw durchmachen, zurücklegen, durchleben, durchstudieren | vollführen, vollbringen, ausführen, erfüllen | Herr werden über, bemeistern, überwinden

ppp tīrṇa der übergesetzt ist, hinübergeschifft ist | worüber man geschifft ist, worüber man gelangt ist, überschritten

kaus tārayati jmd übersetzen, hinüberführen | weiter leiten, gelangen lassen zu | jmd glücklich hinüberführen, retten erlösen

√tṛṣ

tṛṣyati dürsten, lechzen

ppp tṛṣita durstig | nach einer Beute lechzend, Gierig, Gierig verlangend nach

atṛṣita adj = nicht gierig

pari-tṛṣita = heftig schmachtend nach

tṛṣṇā [√tṛṣ]

f Durst | Begierde, HAbsucht, heftiges Verlangen nach

bahu-tṛṣṇa adj = einen heftigen Durst habend

sa-tṛṣṇam adv = sehnsüchtig

°tya

suffix bildet Adjektive von Partikeln

√tyaj

tyajati jmd verlassen, im Stich lassen, seinem Schicksal überlassen seinen Weg gehen lassen, sich lossagen von verstoßen, aussetzen | sich fortbegeben | jmd meiden | jmd in Ruhe lassen, verschonen | loslassen, entsenden, abschießen | aufgeben, ablegen, verzichten auf, entsagen | sich befreien von | bei Seite liegen lassen, unbeachtet lassen, vernachlässigen

ppp tyakta, tyajita

dus-tyaja adj = schwer zu verlassen, ~ aufzugeben

tyaktavyo naivātmā = man darf nicht an sich selbst verzweifeln

tyaktavya adj = zu verlassen, im Stich zu lassen, seinem Schicksal zu überlassen | zu entfernen, fern zu halten von | hinzugeben, aufzuopfern

parityaktṛ = der jmd verlässt, im Stich lässt

svayaṃ-tyakta adj = selbstverlassen, selbstaufgegeben

tyāga [√tyaj] (2.35)

m das Verlassen, Verstoßen (einer Person) | das Meiden | das Entlassen, von sich Geben | das Aufgeben, Verzichten, Entsagung, Hingabe | Aufopferung | Freigebigkeit

a-pari-tyāga m = das Nichtaufgeben, das Nichtfahrenlassen

parityāga m = das im Stich Lassen, Verstossen einer Person | das Verlassen eines Ortes | das Aufgeben (einer Sache)

ātma-tyāga m = Selbstvergessenheit | Selbstmord

tyāga-śīla adj = freigebig

deha-tyāga m = Hingabe des Körpers, Tod

sthānatyāga m = das Verlassen eines Wohnortes | Verlust des Ranges, ~ der Stellung

°tra

suffix bildet Adverbia des Ortes sowie Substantiva, meist sächlich, des Instruments

traya [tri+°ya] (3.4, 3.7, 3.16)

adj dreifach, dreifach geteilt, dreierlei

n Dreizahl, Dreiheit

trayaḥpañcāśat f = dreiundfünfzig

tri

num drei

trika adj = zu drei zusammengehörig, dreifach, eine Dreiheit bildend, aus drei bestehend

tri-kāla n = die drei Zeiten: a〉 Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft | b〉 Morgen, Mittag und Abend

tri-kāla-jña adj = die drei Zeiten kennend, allwissend

triguṇa adj = aus drei Schnüren oder Fäden bestehend | dreifach, dreimal so gross/viel | die drei Guṇa-s enthaltend

trividha [tri+vidhā] (4.7)

adj von drei Arten, dreiartig, dreierlei, dreifach

°tva

suffix bildet Neutra des Zustands/ der Essenz/ der Funktion von etw

°tha

suffix bildet Substantiva und Ordnungsadjektiva

°thā

suffix bildet Adverbia der Art und Weise

darśana [√dṛś+°ana] (1.30, 2.6, 2.41, 3.33)

n das Sehen, Erblicken, Wahrnehmen, Anblick, Besuch | Sehkraft | das Besichtigen. in Augenschein nehmen | das Erfahren, Erleben, Teilhaftwerden | das Beschauen im Geist, Prüfen, Untersuchen | das Erkennen, Verstehen | Anschauungsweise, Lehre, Doktrin, philosophisches System

durlabhadarśanā f = die man schwer zu Gesicht bekommt

puṇyadarśanam = das Besuchen heiliger Orte

samājotsavadarśanam = das Besuchen von Gesellschaften und Festen

śāstradarśanāt = den heiligen Vorschriften gemäss

punar darśanāya = Auf Wiedersehen!

cārudarśanā f = eine gut aussehende Frau

dehi sundari darśanaṃ mama = oh du Schöne, zeige dich mir

mārīcas te darśanaṃ vitarati (vi√tṛ gewähren) = Mārīca gewährt dir seinen Anblick, ist bereit dich zu empfangen

darśin [√dṛś] (4.25)

adj sehend, gewahr werdend, ansehen, gesehen habend | mit dem Geist schauen, kennen, Einsicht haben in | erfahren habend | ein best. Aussehen habend | sehen lassend, zeigend | erfahren lassend

anu-darśin adj = in Betracht ziehend, erwägend

a-nṛtta-darśin adj = keinem Tanz zuschauend

a-samyag-darśin adj = keine richtige Einsicht habend

divya-darśin adj = ein himmlisches, über Raum und Zeit hinwegsehendes Auge habend

dīrgha-darśin adj = weitsichtig, einen weiten Blick habend

deva-darśin adj = die Götter sehend, mit ihnen verkehrend

dvāra-darśin m = Türsteher

sama-darśin adj = mit gleichen Augen auf alles schauend

div

m, nom: dyauḥ der Himmel

dyāvā-pṛthivī f = Himmel und Erde

dyāvā-pṛthivyau dual f = Himmel und Erde

dyāvā-bhūmī f = Himmel und Erde

dyu-niśam adv = bei Tag und bei Nacht

dyu-taru m = der Himmelsbaum, der Pārijāta

dyu-nivāsa m = ein Himmelsbewohner, ein Gott

dyu-maṇi m = Himmelsjuwel, Sonne

√div

dīvyāti/e schleuden, werfen | strahlen | Würfel werfen, würfeln | spielen, scherzen, tändeln | mit jmd spielen, jmd zum Besten habern | etw aufs Spiel setzen | freies Spiel haben, sich frei bewegen können

divya [div+°ya] (3.42)

adj himmlisch, göttlich | wunderbar, magisch | himmlisch schön, prachtvoll

divya-cakṣus adj = ein himmlisches, über Raum und Zeit hinwegsehendes Auge habend

divya-jñāna adj = eine göttliche, übermenschliche Einsicht besitzend

divyādivya adj = halb göttliche, halb menschliche Natur habend

√diś

dideṣṭi, diśati zeigen, vorweisen, sehen lassen | jmd etw zuweisen, gewähren | anordnen, befehlen

ppp diṣṭa auf den hingewiesen worden ist | angewiesen, zugeweisen, festgesetzt, bestimmt

kaus deśayati etw zeigen, anweisen | mitteilen, lehren

diṣṭa-para adj = der sich auf das Schicksal verlässt, Fatalist

diṣṭa-bhāva m = Vorherbestimmung, Tod

diṣṭānta m = das vorherbestimmte Ende, Tod

diṣṭyā inst = o die glückliche Fügung! dem Himmel sei Dank!

√dīp

dīpyate flammen, brennen, strahlen, glänzen, in vollem Glanz stehen, in Ehren stehen volle Geltung haben

ppp dīpta flammend, brennend, heiß, strahlend, glänzend, glanzvoll

kaus dīpayati in Flammen setzen, anzünden | erhellen, erleuchten, einen Glanz verbreiten über jmd | anfachen, erwecken, erregen, aufregen

dīpa m = Leuchte, Lampe

dīpa-ka adj = entflammend, anfachend | erleuchtend, erhellend | das Feuer der Verdauung anfachend

dīp-ana adj f:ī = in Flammen setzend, anfachend | das Feuer der Verdauung anfachend

agni-dīp-ana adj f:ī = die Verdauung fördernd

dīpāloka m (dīpa-ā-loka) = Lampenlicht, eine brennende Lampe

dīpti [√dīp] (2.28)

f das Flammen, heller Glanz | glänzende Anmut

gṛha-dīpti f = eine Zierde des Hauses

agni-dīpti f = Tätigkeit der Verdauung

ud-dīpti f = das Entflammen, Erregtwerden

dīrgha (1.14, 2.50)

adj lange, weitreichend | lange dauernd

dīrgha-sūtrin = jemand der langsam zu Werke geht, der sich lange bedenkt, der saumselig ist

dīrga-sūtrī vi-naśyati = der Aufschiebende ist zum Scheitern verurteilt

ā-dīrgha adj = länglich

dīrgha-kālam adv = lange Zeit

duḥkha [duṣ°+kha] (1.31, 1.33, 2.5, 2.8, 2.15, 2.15, 2.16, 2.34)

adj unbehaglich, unangenehm, widerwärtig, mit Ungemach verbunden

n Unbehagen, Schmerz, Leid, Beschwerde

iic, adv duḥkham mit Mühe, schwer, schwerlich, ungern

duḥkha-loka = das Leben mit allen seinen Leiden

duḥkha-śīla = eine schwierigen Charakter habend, schwer zufriedenzustellen, große Ansprüche stellend

duḥkha-jīvin = mit Mühe sein Leben fristend

duḥkhaṃ tatra na kartavyam = man lasse sich dieses nicht zu Herzen gehen

durmanas [duṣ°+manas]

adj entmutigt, betrübt, traurig

m Verkehrtheit des Gemüts, Verblendung

su-dur-manas adj = sehr kleinmütig, ~ betrübt

ati-dur-manas Adj. sehr betrübt

duṣ° [√duṣ]

prefix das Schlimme, Üble, Schwierige einer Sache bezeichnend (Gegensatz "su")

anāhuto viśed yas tu apṛṣṭo bahu bhāṣate | ātmānaṃ manyate prītaṃ bhūpālasya sa dur-matiḥ || = Wer ungerufen hereintritt (viśet 3 sg opt), ungefragt viel redet und meint, er sei des Königs Liebling, der ist ein Tor.

√duṣ

duṣyati verderben, schlecht werden, Schaden nehmen, zu Schanden werden | fehlerhaft sein, mangelhaft sein | verunreinigt werden | einen Fehltritt begehen, eine Sünde begehen, sich vergehen

ppp duṣṭa verdorben, mitgenommen, in einem schlechte Zustand befindlich | fehlerhaft, mangelhaft, falsch | böse, von wo Gefahr droht | der sich vergangen hat, schuldig | feindlich gesinnt, böse auf, grollend | schlecht, böse | schlimm

duṣṭa n = Vergehen, Schuld

aduṣṭa adj = untadelhaft | unschuldig

duṣṭa-cetas adj = übelgesinnt

duṣṭa-dur-jana m = Bösewicht, Schuft

dṛḍha [√dṛh] (1.14)

ppp fest, gefestig, nicht leicht zerbrechend, keinen Schwankungen unterworfen, Widerstand leistend, nicht nachgebend | dauerhaft | ganz (statt zerbrochen) | heftig, stark, intensiv, bedeutend

dṛḍha-kārin adj = beharrlich

dṛḍha-grāhin adj = fest anpackend, mit Energie etw verfolgend

dṛḍha-dhṛti adj = einen festen Willen habend, entschlossen

dṛḍha-bhakti adj = anhänglich, treu ergeben

dṛḍha-muṣṭi m = eine feste Faust

dṛḍha-vrata adj = fest am Gelübde haltend, vom einmal gefassten Vorsatze nicht abstehend, fest bestehend auf, treu jmd ergeben

dṛś [√dṛś] (2.6, 2.25)

adj sehend, schauend, anschauend, erschauen

f das Sehen, Schauen, Erkennen | Aussehen | Auge | Anschauungsweise, Theorie

kī-dṛg-varṇa adj = von welcher Farbe?

tā-dṛg-guṇa adj = von solchen Eigenschaften, derartig

upadṛś f = Anblick, Aussehen

√dṛś

Präsensformen werden von √paś gebildet sehen, erblicken, wahrnehmen, bemerken | jmd seinen Aufwartung machen | ansehen, betrachten | mit dem geistigen Auge schauen, sich vertraut machen mit | sich kümmern um, untersuchen, prüfen | übersinnliche Dinge erschauen

ppp dṛṣṭa gesehen, wahrgenommen, bemerkt | sichtbar, warhnehmbar | angeblickt, betrachtet | erkannt | sich offenbart habend | im Geist erschaut | offenbart | festgesetzt, anerkannt, geltend

dṛṣṭa n = Wahrnehmung

dṛṣṭa-doṣa adj = bei dem man einen Fehler/Schaden wahrgenommen hat | dessen Fehler offen zu Tage liegen | als sündhaft anerkannt

dṛṣṭa-draṣṭavya adj = der gesehen hat, was zu sehen war

dṛṣṭa-vīrya adj = von erprobter Kraft

dṛśi [√dṛś] (2.20)

f das Sehen, Schauen, das Schauvermögen | Auge

dṛśimat adj = sehend

dṛśya [√dṛś+°ya] (2.17, 2.18, 2.21, 4.21, 4.23)

adj sichtbar, sichtbar für | anzublicken, anzusehen, anzuschauen | angenehm anzusehen, sehenswert, schöner als | ein dem Auge zugänglicher Gegenstand

dṛśya-sthāpita = so hingestellt, dass man es sehen kann

a-dṛśya adj = unsichtbar, versteckt | unansehnlich, hässlich

dṛśyatva [dṛś+°ya+°tva] (4.19)

n Sichtbarkeit

dṛṣṭa [√dṛś] (1.15, 2.12)

ppp gesehen, vorliegend, siehe √dṛś

adṛṣṭa ppp = bis dahin nicht gesehen, unbekannt | unsichtbar | unerwartet, unverhofft |〉 nicht gutgeheissen, unerlaubt | erst später —, nach dem Tode sich zeigend | übernatürlich

adṛṣṭadarśana n = Schauen von Nichtgesehenem

dṛṣṭādṛṣṭa adj = sichtbar und unsichtbar | dieses und jenes Leben betreffend

dṛṣṭārtha adj = dessen Endzweck deutlich ist | als Muster dienend, maßgebend | der den Sachverhalt erkannt hat

√dṛh

dṛṃhati/e festmachen, befestigen, feststellen unbeweglich machen, dauerhaft machen

dṛṃhate fest stehen, fest sein

dṛhyati/e fest sein

ppp siehe dṛḍha

deva [√div]

m ein Himmlischer, ein Gott | Götterbild, Idol | ein Gott unter den Menschen, d.h. ein Priester oder Fürst

ifc ein Gott unter …, unter … am Höchsten angesehen | jmd zum Gott habend, jmd wie einen Gott verehrend

adj f:ī himmlisch, göttlich, auch als Ausdruck besonderer Vortrefflichkeit

viśve devāḥ = sämtliche Götter

kuru-deva-devī = die königliche Gemahlin des Königs der Kuru

nara-deva m = der Gott unter den Menschen, Fürst

devatā [deva+°tā] (2.44)

f Gottheit, Göttlichkeit, göttliche Würde, göttliche Macht | Götterbild

agni-devata adj = Agni zur Gottheit habend

adhi-devatā f = eine höchste Gottheit, Schutzgottheit

eka-devata adj = nur einer Gottheit geweiht, nur an eine Gottheit gerichtet

gotra-devatā f = Familiengottheit

grāmadevatā f = die Gottheit eines Dorfes

deśa [√diś] (2.31, 2.50, 3.1, 3.54, 4.9)

m Ort, Platz, Gegend (auch am Körper) | Land, Reich, jmds Heimat | Raum, Teil, angezeigte Sache

a-deśa-kāla adj = unrechter Ort und unrechte Zeit

adhodeśa m = der untere Teil des Leibes

aprādeśika adj = nicht nachzuweisen, ~ zu belegen.

deśya adj = worauf man hinweisen kann, woran nichts auszusetzen ist, mustergültig | am Orte befindlich, der bei Etwas dabei gewesen ist | m: Augenzeuge | zum Lande gehörig, im Lande befindlich, landesüblich, provinciell

deha

mn Körper | Masse | Person

ifc Erscheinungsform

alpa-deha adj = klein an Leib

deha-tyāga m = Hingabe des Körpers, Tod

deha-madhya n = Taille

pūrva-deha m = ein früherer Leib. in einem frühern Dasein

doṣa [√duṣ] (3.51)

m Fehler, Schaden, Mangel, Gebrechen, schädliche Eigenschaft, Überstand | Schlechtigkeit, Sündhaftigkiet | Verfehlung, Vergehen, Verbrechen, Schuld, Sünde | Nachteil, Schaden | üble Folge | Verdorbene Körpersäfte die Krankheit erzeugen | die drei flüssigen Grundstoffe (tridoṣa) des menschlichen Leibes: Luft=vāta, Galle/Zorn=pitta, Schleim/Phlegma=kapha

daurmanasya [durmanas] (1.31)

n Niedergeschlagenheit,Traurigkeit

draṣṭṛ [√dṛś+°tṛ] (1.3, 2.17, 2.20, 4.23)

m der da sieht, schaut | der ein geübtes Auge hat | der da untersucht, prüft, leitet, eine Erkenntnis macht, Richter

√drā 2

drāti, drāyati schlafen

dva [dvi]

adj f:ā zwei

dvaṃdva [dva+dva] (2.48)

n Paar, Mann und Frau, Männchen und Weibchen, unter vier Augen | Gegensatzpaar | Streit, Zank, Kampf | Zweikampf | Wettstreit

dvaṃdvena = paarweise

dvaṃdva-bhāva = Zwietracht

dvi

num zwei

√dviṣ

dveṣṭi, dviṣṭe abgeneigt sein, einen Widerwillen empfingen gegen jmd od etw, anfeinden, hassen, seinen Hass auslassen gegen | anfeinden, wetteifenrn, es aufnehmen können mit

ppp dviṣṭa verhasst, unangenehme | abgeneigt, feindlich

dveṣa [√dviṣ] (2.3, 2.8)

m Abneigung, Widerwille, Hass, Hass gegen

a-dveṣa-rāgin adj = frei von Ab- und Zuneigung

a-dveṣṭṛ-tva n = Wohlwollen

dveṣaṇa adj = eine Abneigung ~, einen Widerwillen an den Tag legend, hassend, anfeindend

strī-dveṣin adj = Weiberfeind

sparśa-dveṣa m = Empfindlichkeit gegen Berührung

vi-dveṣya adj = verhasst

ātma-dveṣa m = Hass gegen sich selbst

ātma-dveṣād bhaven mṛtyuḥ para-dveṣād dhanakṣayaḥ | rāja-dveṣād bhaven nāśo brahma-dveṣāt kula-kṣayaḥ || = Hass gegen sich selbst bringt den Tod, Hass gegen Andere -- Verlust des Vermögens, Hass gegen den Fürsten -- Untergang, Hass gegen die Brahmanen -- Verderben des Geschlechts.

dharma [√dhṛ] (3.13, 3.14, 3.46, 4.12, 4.29)

m Satzung, Ordnung, Gesetz, Brauch, Vorschrift, Regel, Bestimmung, Rechtssache, das Rechte, Gute, Pflicht, Tugend, moralisches Verdienst, gute Werke | die Natur eines Dinges, die Art und Weise eines Dinges, eine wesentliche/ charakteristische Eigenschart, ein solches Merkmal, Eigentümlichkeit, Attribut

dharmeṇa = nach dem Gesetz, auf gerechte Weise, der Pflicht gemäß

dharme sthitaḥ = pflichtgemäß sich benehmend

atithi-dharma m = die gerechten Ansprüche eines Gastes

a-dharmeṇa = auf eine ungerechte ~, ungesetzliche Weise

a-pṛthag-dharmin adj = keine besonderen Eigenschaften habend

a-sad-dharma m = schlechter Brauch

upa-dharma m = eine untergeordnete Verpflichtung | falscher Glaube

eka-dharma adj = gleichartig

kāma-dharma m = Liebesspiel

kiṃ-dharmaka adj = von welcher Eigenthümlichkeit?

kūṭa-dharma adj = wo Trug als Recht gilt

grāma-dharma m = Dorfsitte

grāmya-dharma m = des Dorfbewohners Pflicht | des Dorfbewohners Recht, Geschlechtsbefriedigung, Beischlaf

grāmya-dharmin adj = den Beischlaf verüben

tāddharmya n = Analogie

deya-dharma m = Mildtätigkeit

dyūta-dharma m = Vorschriften in Betreff der Glücksspiele

dharma-karman n = ein Werk der Gerechtigkeit, ein gutes Werk

dharma-patnī f = eine rechtmäßige Gattin

yati-dharma m = die Pflichten eines Asketen

mṛga-dharma adj = die Natur des Wildes habend

mṛgayā-dharma m = Jagdrecht

dharmin [dharma] (3.14)

adj das Gesetz kennend/ befolgend, seiner Pflichten sich bewusst | mit besonderen Eigenschaften versehen

ifc jmds Gesetze befolgend, jmds Rechte habend, jmds Pflichten erfüllend | die Art und Weise von jmd habend, die Eigentümlichkeit von jmd oder etw habend, etw als charakteristisches Merkmal habend

dharmi-tva n = Gerechtigkeit, Pflichtgefühl, Pflichtergebenheit

dharmi-ṣṭha adj = seine Pflichten vollkommen erfüllend, überaus gerecht/ gewissenhaft/ tugendhaft |

vināśa-dharmin adj = vergänglich

atithi-dharmin adj = Ansprüche auf den Namen eines Gastes habend

a-dharmi-ṣṭha adj = das Rechte nicht tuend | ungesetzlich

anyo 'nya-dharmin adj = Einer des anderen Eigentümlichkeiten habend

a-prasava-dharmin adj = nicht die Eigenschaft das Fortpflanzens besitzend

grāmya-dharmin adj = den Beischlaf verüben

martya-dharmin m = ein Sterblicher

maithuna-dharmin adj = der Begattung fröhnend, sich begattend

yoga-dharmin adj = der Meditation ~, dem Yoga huldigend

√dhā

dadhāti, dhatte, dadhati/e setzen, stellen, legen, einfügen, einbringen | hinbringen zu | jmd an einem Ort/ ineinen Zustand versetzen, verhelfen zu | richten auf/ nach /an | verleihen, zuteilen, verschaffen, geben, schenken | festsetzen, feststellen, anordnen | einsetzen als, bestimmen zu | machen, bewerkstelligen, unternehmen, bewirken | halten, fassen, tragen aufrechterhalten | empfangen erlangen | sich zu eigen machen, annehmen, besitzen

ppp dhita und hita

°dhā

suffix bildet mit Zahlwörtern Adverbien: x-fach | in x Teilen, x-geteilt

catur-dhā-vihita adj = vierfach geteilt

dvi-dhā adv = zweifach, in zwei Teile, ~ Teilen, auf zwei Arten

sahasra-dhā adv = tausendfach, in tausend Theile, tausendweise

su-bahu-dhā adv = vielfach, sehr oft, häufig

dhāraṇa [√dhṛ+°ana]

adj f:ī tragend, haltend, erhaltend

n das Halten, Tragen, Besitzen, Behalten (im Gedächtnis), Ertragen, Aushalten, Festhalten, Zurückhalten

kopa-dhāraṇa n = das Hegen von Groll

upad-hāraṇa n = das in Betrachtz-Ziehen, Erwägung

chattra-dhāraṇa n = das Tragen/Gebrauchen eines Sonnenschirms

deha-dhāraṇa n = das Tragen des Körpers, das Lebenbleiben, Leben

dhāraṇā [dhāraṇa] (2.29, 2.53, 3.1)

f das Tragen (eines Kleidungsstückes) | das Festhalten, Zurückhalten | das Erhalten Aufrechterhalten, Unterstützen, Helfen | das Bewahren im Gedächtnis | Gedächtnis | Sammlung des Gemüts, die unverwandte Richtung des Geistes auf einen bestimmten Gegenstand

kāla-dhāraṇā f = Pause

dhāraṇā-maya adj f:ī = in der Sammlung des Gemüts bestehend

°dhi [√dhā]

m Behälter von …

ab-dhi m = Meer

toya-dhi m = Meer, Ozean

garbha-dhi m = Nest

√dhṛ

dharati/e halten, tragen, stützen | Schmucksachen/ Kleider usw. tregan / gebrauchen, sich einer Sache bedienen | gest hinsetzen | hintragen an einen Ort, legen auf | festhalten, anhalten, zurückhalten, nicht gehen lassen | behalten, bewahren, verwahren, jmd in seiner Nähe halten | behaupten, nicht aufgeben, ein Gelöbnis halten | aufrechterhalten, am Leben halten, nicht aufgeben | ertragen, widerstehen, aushalten | zurückhalten, unterdrücken hemmen

ppp dhṛta gehalten, getragen, abgewogen | Kleider/ Schmuck / Haartracht / Bart getragen | festgehalten, zurückgehalten, nicht gehen gelassen | fest gerichtet auf | behauptet, bewahrt, geübt | aufrechterhalten, am Leben erhalten | ertragen, ausgehalten | fest entschlossen

√dhyā

dhyāyati sich vorstellen, im Sinn haben, denken an, nachdenken über, bei sich denken

ppp dhyāta

dhyātavya adj = woran man denken soll oder darf

pādānu-dhyāta adj = an den die Füsse dessen und dessen gedacht haben, d.h. der von dem und dem hohen Herrn designierte Nachfolger

dhyāna [√dhyā] (1.39, 2.11, 2.29, 3.2, 4.6)

n das Nachsinnen, Vertiefung, insbes. die religiöse Betrachtung, Beschauung

an-ā-dhyāna n = kein wehmütiges Zurückdenken

abhi-dhyāna n = das Richten der Gedanken auf | Begehren, Verlangen nach

ava-dhyāna n = Geringachtung

dhyāna-cakṣus n = das geistige Auge

dhyāna-tat-para adj = ganz in Gedanken vertieft

dhyāna-sthita adj = in Gedanken vertieft

dhruva (3.29)

adj am Ort verharrend, stille haltend, feststehend

adv dhruvam bleibend, für die Dauer | bestimmt, sicherlich, gewiss

m der Polarstern | Himmelspol

a-dhruva adj = nicht am Ort verharrend, beweglich | nicht beständig, schnell vergehend | nicht bestimmt, ungewiss | ablösbar

dhruva-gati f = ein fester Standpunkt | adj: dessen Gang fest, sicher ist

dhruva-yoni adj = eine feste Heimatsstätte habend

na (3.20, 4.16, 4.19)

konj nicht | damit nicht, auf dass nicht

°na

kṛtikṛt-suffix bildet abstrakte Maskulina aus Wurzel, meist nomina actionis

yajña m = Weihehandlung

yatna m = Willenstätigkeit

praśna m = Befragung

rakṣṇa m = Schutz

√nand

nandati befriedigt sein von, vergnügt sein, sich freuen über

ppp nandita

kaus nandayati erfreuen

ākrośena na dūyate na ca paṭuḥ proktaḥ sam-ā-nandyate, dur-gandhena na bādhyate na ca samaṃ modena saṃ-jīyate | strī-ratnena na rajyate na ca mṛta-snānena vi-dveṣyate, mādhyasthena vi-rājito vi-jayate ko 'py eṣa yogīśvaraḥ || = Es lebe hoch (vi-rājita ppp vi√rāj) dieser (eṣa), durch vollkommene Gleichgültigkeit (mādhyastha n) sich auszeichnende, uns unbekannte (ko 'api) Fürst unter den Yogin! Über eine Schmähung (ākrośa m) grämt (dūyate, √du) er sich nicht und freut (sam-ā-nandyate) sich nicht, wenn man ihn für geschickt (paṭu adj) erklärt

√nam

namati/e sich beugen, sich krümmen, sich senken sich verneigen (vor) | sich unterwerfen, sich hingeben | sich wegbeugen, ausweichen | zielen auf jmd mit | sich ducken, verstummen

ppp nata gebeugt, gekrümmt, gebogen, gesenkt, sich verneigend vor

an-ā-nata adj = ungebeugt

svayaṃ-nata adj = von selbst gebogen

√naś

naśati, naśyati verloren gehen, abhanden kommen, verschwinden, unsichtbar werden, entweichen, entwicschen, davon laufen, fliehen | vergehen, zu Grunde gehen, zu Nichte werden, vergeblich/ umsonst da sein

ppp naṣṭa verloren gegangen, abhanden gekommen, verschwunden, davon gelaufen, geflohen | zu Grunde gegangen, zu Nichte geworden, beschädigt, verdorben, zu Nichts nützend, es zu Nichts bringend

kṣaṇa-dṛṣṭa-naṣṭa adj = erschienen und sogleich wieder verschwunden

naṣṭa-kriya adj = undankbar

naṣṭa-cetana adj = besinnungslos geworden

naṣṭa-dṛṣṭi f = blind geworden

naṣṭa-dhī adj = der an etw nicht mehr denkt, der eine ihm widerfahrene Beleidigung vergessen hat

naṣṭa-vedana adj f:ī = verlorenes wiederfindend

su-vi-naṣṭa adj = ganz geschwunden | ganz heruntergekommen, ganz abgemagert

naṣṭa (2.22)

ppp siehe √naś

nāḍi (3.32)

f Ader, Energiekanal, hohles kanalförmiges Organ in menschlichen, tierischen und pflanzlichen Körpern

saṃ-cala-nāḍi f = Pulsader

nābhi (3.30)

m Nabel, nabelähnliche Vertiefung | Nabe des Rades | Mittelpunkt, die räumliche Mitte und das die Teile Zusammenhaltende | enge Verbindung zwischen Verwandten, ein Engverbundener

cakra-nābhi f = Nabe eines Rades

ni°

präp niederwärts, hinunter, hinein, rückwärts

nitya [ni°+°tya] (2.5)

adj eingeboren, innewohnend | eigen | steitg, immerwährend, ununterbrochen, durchgängig, ewig | ständig, regelmüīg sich wiederholend, gewöhnlich, notwendig, wesentlich, unumgänglich

adv nityam stets beständig, unter allen Umständen

ifc ununterbrochen sich an einem Ort aufhaltend/ in etwas verharrend, beständig einer Sache sich hingebend

a-nitya adj = nicht ewig dauernd, vergänglich | nicht beständig, vorübergehend, zufällig oder gelegentlich zur Erscheinung kommend | ungewöhnlich, extraordinär | unbeständig, wankelmütig | dessen Ausgang sich nicht bestimmen lässt

ātma-nitya adj = anʼs Herz gewachsen

nitya-kālam adv = immer, unter allen Umständen

nitya-bhāva m = Ewigkeit

nityatva [nitya+°tva] (4.10)

n Beständigkeit, das sich gleich Bleiben, stetes Verharren, ewige Dauer | Notwendigkeit, Unumgänglichkeit

a-nityatva n = Zufälligkeit, Ungewissheit | Unbeständigkeit, Wankelmut

nidrā [ni°+√drā 2] (1.6, 1.10, 1.38)

f Schlaf | Schläfrigkeit | Schlaf der Blumen ist der Knospenzustand

divā-nidrā f = das Schlafen am Tage

dīrgha-nidrā f = ein langer Schlaf | Todesschlaf

nidrā-kara adj = Schlaf bewirkend, einschläfernd

nidrāgama m. das Schläfrigwerden

nidhi [ni°+√dhā]

m Aufstellung, Aufwartung (von Speisen etc) | Aufbewarungsort, Behälter, Inbegriff

sarvāmbho-nidhi m = das Meer

a-saṃ-nidhi m = Abwesenheit | das Nichtdasein

kṣīra-nidhi m = das Milchmeer

guṇa-nidhi m = eine Schatzkammer von Vorzügen, ein ganz vorzüglicher Mann

jagan-nidhi m = Behälter der Welt, Beiname des Viṣṇu

nidhi-pa m = Schatzhüter

nidhi-maya adj f:ī = aus Schätzen bestehend

yaśo-nidhi adj = reich an Ruhm, berühmt

nibandhana [ni°+√bandh+°ana] (1.35)

adj bindend, fesselnd

n das Anbinden, Befestigen, Festhalten, Zusammenfügen | Band, Fessel, Verbindungen | das worin etw befestigt ist | Grund, Ursache, Veranlassung, Bedingung | Gefüge von Worten, Komposition

nibandha m = das Anbinden, Festbinden, Fesselung | Band, Fessel | Komposition, literarisches Werk

artha-nibandhana adj = durch Gewinn bedingt

nibandhin adj = bindend, fesselnd | ifc: verbunden mit, zusammenhängend mit | bedingend, verursachend

nimitta (4.3)

n Zeichen, Wahrzeichen, Vorzeichen, Omen | Veranlassung, Grund, Ursache, das Besimmende, Wirkursache, causa efficiens (Gegensatz von upādāna = Stoffursache, causa materialis), Werkzeug

ifc dieses zur Veranlassung/ zum Grund habend, veranlasst durch, hervorgerufen/ bewirkt durch

a-nimitta adj = das Ziel verfehlend | wofür es keine Vorzeichen sind, nicht im Voraus bestimmbar | grundlos | uneigennützig | n: kein Grund, keine Ursache

kiṃ-nimitta adj = welche Veranlassung habend?

dur-nimitta n = ein böses Omen

pūzrva-nimitta n = Vorzeichen

sannimitta n = ein gutes Vorzeichen

nimna [ni°+°mna] (4.26)

n Tiefe, Niederung, Vertiefung

adj tief liegend, vertieft, eingedrückt

nimnais = abwärts

pari-nimna adj = stark vertieft

nimna-deśa m = eine niedrig gelegene Stelle, Vertiefung

mahā-nimna n = Eingeweide, Unterleib

nimna-gā f = Fluss

niyama [ni°+√yam] (2.29, 2.32)

m Bändigung, Zurückhaltung | Niederhalten | Einschränkung | feste Regel | Gelübde, eine Regel, die man sich auferlegt

a-niyama m = Nichtbeschränkung, das so aber auch anders sein Können | das Sichgehenlassen

a-niyamya adj = nicht zu bändigen

vi-niyama m = Beschränkung auf

niratiśaya [nis°+ati+√śī] (1.25)

adj worüber nichts mehr geht, was das höchste Maß erreicht hat

nirantara [nis°+antara]

adj durch keinen Zwischenraum getrennt, dicht anstoßend, nirgends unterbrochen, ununterbrochen | vollgepfropft mit | beständig

nirantara-viśeṣa adj pl = bei denen kein Unterschied gemacht wird in Beziehung auf | in Bezug auf etw gleich behandelt werdend

nirodha [ni°+√rudh] (1.2, 1.12, 1.51, 1.51, 3.9, 3.9, 3.9)

m Einsperrung, Verschluss | Unterdrückung, Beherrschung, Bezwingung | Vernichtung, Vereitelung

cakṣur-nirodha m = Verschluss der Augen

saṃ-nirodha m = Hemmung, Unterdrückung | Einsperrung, Gefangensetzung (auch pl) | Enge

nirodhana n = das Einsperren | das Zurückhalten, Bändigen, Niederhalten | das Verweigern

nir-nirodha adj = ungehemmt

varco-nirodha m (varcas n Lebenskraft, Kot) = Verstopfung

parvata-saṃ-nirodha m = Bergschlucht

ati-nirodha m = vollkommene Unterdrückung, ~ Vernichtung

vi-nirodha adj = unbeeinflusst, untätig

nirgrāhya [nis°+√grabh+°ya] (4.33)

adj herauszufinden, zu erkennen

grāhya adj = zu ergreifen, zu halten | festzusetzen, in Beschlag zu nehmen | wahrzunehmen, zu erkennen, zu erlernen

grāhyatva n = Wahrnehmbarkeit

grāhya-vat adj = dessen Worte zu beachten sind

prati-nirgrāhya adj = herauszuschöpfen

a-grāhya adj = nicht zu packen, ~ fassen | nicht wahrnehmbar | nicht begreifbar | nicht anzuerkennen

anugrāhya adj = dem man eine Gunst ~, einen Gefallen gewähren will

apratigrāhya adj = was nicht angenommen werden darf | von dem man nichts annehmen darf

nirbīja [nis°+bīja] (1.51, 3.8)

adj samenlos, leer, inhaltslos

nirbhāsa [nis°+bhāsa] (1.43, 3.3)

m Schein, Leuchten, das zum Bewusstsein bringen

nir-bhāsana n = das Klarmachen, Erhellen, Beleuchten, zum Bewusstsein bringen

ava-bhāsa m = Glanz, Schein, Aussehen | das Erscheinen, Zutagetreten

nirmāṇa [nis°+√mā+°ana] (4.4)

n Messung, Maaß | das Schaffen, Abfassen, Schöpfung, Werk

nirmāṇa-kāraka m = Schöpfer

vinirmāṇa n = das Ausmessen | das Bilden, Bauen | der Bau

eka-nirmāṇa adj = von einerlei Maß, gleich groß

nirvicāra [nis°+vi°+√car] (1.44, 1.47)

adj wobei keine Überlegung mehr nötig ist | nicht überlegend

adv nirvicāram ohne lange nachzudenken

nirvitarka [nis°+vi°+tarka] (1.43)

adj keinem Zweifel unterworfen | ohne Nachdenken/ Abwegung/ Zweifel

nivṛtti [ni°+√vṛt] (3.31, 4.30)

f Rückkehr | das Verschwinden, Aufhören, Unterbleiben, Aufhören wirksam zu sein | Verderben | das sich Enthalten | das Entrinnen | Untätigkeit

a-nivṛtti f = Nichtumkehr, tapferer Widerstand | das Nichtaufhören, Nichtunterbleiben

a-saṃ-nivṛtti f = Nichtwiederkehr

prati-nivṛtti f = Rückkehr

vi-nivṛtti f = das Weichen, Aufhören | das Unterbleiben

niveśa [ni°+√viś]

m das Eindringen in | das sich Niederlassen an einem Ort, Haltmachen, Beziehen eines Lagers | Wohnstätte | das Beziehen eines Hauses, Begründung eines Haushalts, das Heiraten, Ehestand | das Gründen, Bau, Aufbau

a-niveśana adj = keine Einkehr gestattend

niveśa-deśa m = Aufenthaltsort

niveśanīya adj = hinzustellen | aufzustellen | zu errichten

niveśya adj = zu gründen (eine Stadt) | zu verheirathen (ein Mann)

rāja-niveśana n = der Palast eines Fürsten

vi-niveśana n = das Aufrichten, Aufstellen, Erbauen | das Anordnen

saṃniveśa m = Platzergreifung, das Stehen an einem Platze, Niederlassung | das Miteinbegriffensein | Gründung (einer Stadt.) | Anordnung, Einrichtung | Stellung, Lage | Ort des Verweilens, Aufenthaltsort

saṃniveśana n = Wohnort, Wohnung | das Aufstellen (eines Götterbildes) | das Anordnen, Anbringen

nis° (3.23)

präp hinaus, aus, weg von | negiert folgenden Begriff | unterstreicht folgenden Begriff

mala vs nirmala = unrein vs fleckenlos

kevala vs niṣkevala = einzig, allein vs ausschließlich

√nu

nauti, nuvati, navate/i brüllen, schreien, brummen, schallen, jauchzen, jubeln | jmd zujauchzen, lobsingen, preisen

ppp nuta gepriesen

nairantarya [nirantara] (1.14)

n Ununterbrochenheit | unmittelbares Folgen

nyāsa [ni°+√as 2] (3.26)

m das Niedersetzen, Hinsetzen | das Einsetzen, Hineinstecken | Niederlegen, Ablegen | Niederschreiben, zur Sprache bringen | ein niedergeschriebener Text | Hingezeichnetes, Zeichnung | Entsagung

pakṣa

m Flügel | die Federn an einem Pfeil | Seitenteil, Hälfte, Flanke | Monatshälfte | Partei, Anhang, Angehörige | Schaar

a-pakṣa adj = unbeflügelt | ohne Anhang

ātma-pakṣa m = die eigene Partei

nija-pakṣa m = die eigene Partei, die Seinigen

ubhayataḥ-pakṣa adj = beiderseitig

niṣ-prati-pakṣa adj = keinen Widersacher habend

pakṣa-pātin adj = fliegend | Partei nehmend, parteiisch

paṅka (3.40)

n Schlamm, Schmutz, aufgeweichter Lehm, Matsch

candana-paṅka m = Sandelsalbe

nīla-paṅka-ja n = blaue Wasserrose

paṅka-ja-netra adj = lotusäugig (Viṣṇu)

paṅka-ja-mālin adj = mit einem Kranz von Wasserrosen geschmückt (Viṣṇu)

paṅka-magna adj = in Schlamm versunken

mukha-paṅkaja m = Antlitzlotus

√pac

pacati/e, pacyate kochen, backen, braten | (Backsteine) brennen | Speise im Magen gar kochen, machen dass sie verdaut wird | reifen, zur Reife bringen, zur Entwicklung bringen, dem Ende zuführen | reif werden

ppp pakva gekocht, weichgekocht, gar, gebraten, gebacken, fertig zubereitet | fertig gebacken / gebrannt | reif | vollkommen ausgebildet | reif im Sinn von: dem Ende/ dem Tod nah

lokaḥ pacyamānaḥ = die sich entwickelnde Welt

taṇḍulān odanaṃ pacati = er kocht aus Reiskörnern einen Brei (taṇḍula m Reiskorn | odana mn Brei)

atha taṃ narake ghore pacyamānam = sodann den in der fürchterlichen Hölle bratenden

yo pacati lokānāṃ puṇyāpuṇyaṃ sukhāsukham = der das Gute und Böse der Menschen in Glück und Unglück umwandelt

pūrva-janma-kṛtaṃ karma kālena paripacyate = das im früheren Leben vollbrachte Karma wird mit der Zeit seine Folgen haben

sūkṣmāṇāṃ mahatāṃ caiva bhūtānāṃ paripacyatām = für die ihrem Ende zugehenen feinstofflichen und grobstofflichen Wesen

śaradam oṣadhayo 'bhisaṃpacyante = zum Herbst (śarad) werden die Pflanzen reif

pañcataya [pañcan] (1.5)

adj f:ī fünffach, fünffältig

pañcan

num fünf

√pat

patapi fliegen, sich in der Luft schnell bewegen, dahineilen | sich herablassen, sich niederwerfen, sich stürzen, sich jmd zu Füßen werfen | herabfallen, fallen in/ auf, herabstürzen, einstürzen, umfallen | vom Himmel niederfahren | fallen , seiner Stellung verlustig gehen | hereinbrechen, zu Teil werden | geraten in.

ppp patita

pādapatita = sich jmd zu Füßen geworfen habend

svargapatita = des Himmel verlustig gegangen

√pad

padyate zu Fall kommen, abfallen, matt dahinfallen, umkommen | hingehen zu, sich begeben zu, teilnehmen an | sich wenden zu, sich halten an, beobachten

ppp panna ausgefallen

panthā (4.15)

mehrstämmig path, pathi, panthan und panthā

nom sg, dual, pl panthāḥ, panthānau, panthānaḥ

m Pfad, Weg, Bahn, Art und Weise | der rechte Weg, der richtige Weg

pathānena = auf diese Weise

śivās te panthānaḥ santu = Eine glückliche Reise sei dir!

pathi (lok sg) = unterwegs

para (1.16, 2.40, 3.19, 3.39, 4.24)

adj ferner gelegen, jeseitig | vergangen, früher | später | hinausgehend über, mehr als | nachfolgend | vorzüglicher, besser, der vorzüglichste, beste | jenseits | fremd, feindlich, verschieden von

paraṃśatam = mehr als Hundert

paraḥ paraḥ = jeder folgende

pṛtivvāḥ paraṃparād gatvā = in den entferntesten Winkel der Erde gehend

paraṃ vijñānāt = jenseits menschlicher Kenntnis

tataḥ param = daraufhin

paraṃ tu = jedoch

parama [para] (1.40, 2.55)

adj der fernste, äußerste, letzte | der vorzüglichste, ausgezeichnetste, höchste, beste, größte | vorzüglicher als, größer als

ifc Höhepunkt, äußerste Grenze | Hauptbestandteil, das Vorwiegende, Hauptziel, Hauptsache, ganz beschäftigt mit, ganz aufgehend in, nur bedacht auf

adv paramam ja wohl, schön, gut

paramāṇu [parama+aṇu] (1.40)

m ein unendlich kleiner Teil, Atom | unendlich kleiner Zeitteil

parā°

adv weg, ab, fort, hin

parāmṛṣṭa [parā°+√mṛś] (1.24)

ppp berührt, angefasst, ergriffen gepackt | hart behandelt | betastet, entweiht | entehrt | sich auf etw beziehend, gedeutet auf, gemeint sein

ā-mṛṣṭa = berührt | entehrt | in Beschlag genommen

parārtha [para+artha]

m der hohe Vorteil, die große Bedeutung | eines anderen Sache, eines anderen Angelegenheit, eines anderes Nutzen

adj ein anderes zum Zweck habend, um eines anderen Willen geschehend, für andere da seiend, durch anderes bedingt

parārtham adv = für einen anderen, für andere | in Bezug auf das Fernere

a-mata-parārtha adj = eine zweite nicht zu billigende Bedeutung habend

parārtha-vādin adj = für einen Andern redend (vor Gericht), Stellvertreter

parārthin adj = nach dem Höchsten strebend

parārtha-bhavaka adj = für andere daseiend

parārthatva [parārtha+°tva] (3.36)

n Zweck für einen anderen, Durchführung für anderen, Bedingtheit durch anderes, Existenz für andere

pari

adv rings, ringsum, umher | hier und dort, reichlich

präp um, gegen, entgegen, gegenüber | mehr als | nach Ablauf von, in Folge von | gemäß

pariṇāma [pari+√nam] (2.15, 3.9, 3.11, 3.12, 3.13, 3.15, 3.16, 4.2, 4.14, 4.32, 4.33)

m Veränderung, Umwandlung, Wechsel der Form, Entwicklung zu, insbes. natürliche Entwicklung | Umwandlung der Speise, Verdauung | Verlauf, Alter | Folge, Ende, Schluß

pari-ṇāmas tvad-āyattaḥ = was daraus wird, hängt von dir ab

kāla-pari-ṇāma m = der Verlauf der Zeit

pari-ṇāme = hinterher, schließlich | am Ende des Lebens

pari-ṇāma-vāda m = Entwicklungstheorie

pariṇāmin [pari+√nam]

adj sich verändernd, sich umwandelnd, einem Wechsel der Form unterworfen, sich natürlich entwickelnd | reifend, Früchte tragend

paritāpa [pari+tāpa] (2.14)

m Glut, Hitze | Seelenschmerz, Trauen, Betrübnis | Reue | Name einer Hölle

paridṛṣṭa [pari+√dṛś] (2.50)

ppp angesehen, besucht, erschaut, ansichtig geworden | im Geist angeschaut/ angesehen, an etw gedacht | im Geist erkannt/ ausfindig gemacht | wahrgenommen, gezeigt

pari-dṛṣṭa-karman adj = eine große praktische Erfahrung habend

ke deśāḥ paridṛṣṭās te = Welche Orte hast du besucht?

paridṛṣṭāni tīrthāni gaṅgā caiva mayā = Ich habe die heiligen Wallfahrtsorte und die Gaṅgā besucht

upāyaḥ paridṛśyatām (3p sg imprt) = Lasst uns die Lösung ausfindig machen

pariśuddha [pari+√dṛś] (1.43)

ppp rein, lauter | rein geworden, abgewaschen | sich gereinigt habend, seine Unschuld bewiesen habend

ifc vermindert um

apariśuddha Adj. ungereinigt, unrein (auch übertr.)

pariśuddhi f - vollkommenes Reinwerden (auch in moralischem Sinne), das an den Tag Kommen der Unschuld eines Menschen | richtige Beschaffenheit, Korrektheit

parisamāpti [pari+sam+āpti] (4.32)

f Abschluss, Beendigung, Schluss, Ende | das Sicherstrecken auf

a-parisamāptika adj = endlos

parisamāpta ppp = vollständig beendigt | vollendet, auf dem Höhepunkt stehend

a-su-sam-āpta ppp = unvollkommen

āpta ppp = erreicht | erlangt, bekommen | erfüllt | angelangt bei | sich erstreckend über | vollständig | zuverlässig | befreundet

samāpta ppp = vollendet, beendigt, zum Abschluss gelangt

samāpti f = Erlangung, Erlernung | Vollendung, Beendigung, Abschluss, Ende | das zu Grunde Gehen

paryavasāna [pari+avasāna] (1.45)

n Schluss, Ende | das Enden mit, das Herauskommen auf

paryavasānika adj = zum Schluss sich neigend, zum Ende sich neigend

avasāna n = Ort der Einkehr, Ruheort | das zu Ende Gehen, Schluss, Ende

parvan (2.19)

n Knoten an Pflanzenstengeln | Gelenk, Fuge, Glied | Absatz, Abschnitt, Abteilung | Abschnitt eines Textes, Haltepunkt in einer Erzählung | Zeitabschnitt

√paś

nur präsensstamm paśyati sehen, sehen können, erblicken, wahrnehmen, bemerken | hinsehen, ansehen, anschauen | zusehen | jmd sehen, empfangen | vor jmd erscheinen, sich jmd vorstellen | sich umsehen, aufsuchen, | zu sehen bekommen, erleben | erkennen als, betrachten als | mit dem geistigen Auge erschauen | erfinden, Traumgesichte sehen, einsehen, Einsicht haben

paśya [√paś+°ya]

adj hinschauend | die richtige Einsicht habend

pātin [√pat]

adj fliegend | fallend, sinkend in | einbrechend, aufziehend | ifc fallen lassend, niederwerfend

pipāsā (3.31)

f Durst

puṇya (1.33, 2.14)

adj günstig, glücklich | richtig beschaffen, schön, gut | rein, reinigend, heilig

n das Gute, Rechte, ein gutes Werk, moralisches oder religiöses Verdienst

punar (3.12, 3.52)

adv zurück, heim | wieder von Neuem, abermals | hinwiederum, ferner, nun, außerdem, nochweiter ausführend | dagegen, aber

punar aparam = ausserdem, dazu kommt noch dass

kadā punaḥ = irgendwann, jemals

kiṃ punaḥ = wie viel mehr oder weniger | jedoch | sondern

punar-punar = bald-bald

puruṣa (1.16, 1.24, 3.36, 3.50, 3.56, 4.18, 4.34)

m Mann, Mensch, Person | Diener, Beamter, Held | das persönliche und beseelende im Menschen und in anderen Wesen, Seele, Geist, bewusstes Prinzip im Menschen, Wesenskern, Urwesen | das Urindividuum, aus welchem der Makrokosmus sich entwickelt hat

puruṣajñāna [puruṣa+jñāna] (3.36)

n Erkenntnis des Purushas

pūrva (1.18, 1.26, 3.7, 3.18)

adj der vordere, voranseiend, voranstehend | früher, vorherig, vorangegangen, vorhergehend vor | alt, herkömmlich, bisherig | der erste in der Reihenfolge, vorangehend

adv pūrvam voran | vormals, ehemals, früher, zurerst, zuvor, vorher | vorn, am Anfang einer Rede

m die Alten, Altvorderen, Vorfahren | ein älterer Bruder

darśanīya-pūrva adj = der früher hübsch war

mṛdu-pūrvā vāk = eine freundliche Rede

saṃbandham ābhāṣaṇa-pūrvam āhuḥ = man sagt, die Freundschaft beginne mit einem Gespräch

pūrvaka [pūrva] (1.20, 2.34)

adj f: pūrvikā früher, vorherig | vorangehend

m Vorfahre, Ahn

artha-pūrvaka adj = einen bestimmten Zweck habend

kula-pūrvaka m = Vorfahre

jala-pūrvakam adv = mit vorangehender Wasserausgiessung

pūrva-karman n = eine frühere, vorangegangene Tat | Vorbereitung

prīti-pūrvakam adv = in Liebe, auf freundschaftliche Weise

bhakti-pūrvakam adv = mit Hingebung, ehrerbietig

mati-pūrvakam adv = absichtlich, wissentlich

vidhi-pūrvakam adv = vorschriftsmäßig

√pṝ

piparti, pṛṇāti füllen, sich anfüllen | Luft anfüllen | voll machen, sich ansammeln lassen | sättigen, nähren, laben | jmd etw reichliche spenden, reichlich schenken, freigebig sein, uneigennützig sein | jmd einen Wunsch erfüllen

pūryate sich füllen mit | voll werden

ppp pūrṇa angefüllt, voll, erfüllt, voll von | vollständig, vollzählig | in Fülle vorhanden | (Bogen) vollkommen gespannt | (Zeit) abgelaufen | vollbracht, beendigt | in Erfüllung gegangen | abgemacht, geschlossen (Vertrag) | befriedigt

a-tūla-pūrṇa adj = nicht mit Baumwolle gefüllt

ardha-pūrṇa adj = halb gefüllt

pūrṇa-kāma adj = dessen Wünsche erfüllt sind

pūrṇa-candra m = Vollmond

pūrṇa-yauvana adj = in voller Jugendkraft

saṃ-pūrṇa-tā f = Vollständigkeit, das Vollendetsein

sva-pūrṇa adj = durch sich selbst vollkommen zufriedengestellt

pra

adv vor, hervor, vorwärts, voran | (vor einem Substantiv:) fort, weg, weiter weg | (vor einem Adjektiv:) vorzüglich, sehr

prakāśa [pra+√kāś] (2.18, 2.52, 3.21, 3.44)

adj hell leuchtend, glänzend | zu Tage tretend, öffentlich, offenbar, sichtbar | allgemein bekannt, berühmt

adj ifc den Schein von etw habend, aussehend wie, ähnlich

adv prakāśam öffentlich, offen, vor aller Augen | laut, so dass es alle hören

m das Helle, das Licht | das zum Vorschein Kommen, Offenbarwerden, Manifestation | Berühmtheit | Kapitel, Abschnitt

jagat-prakāśa adj = weltbekannt

vane guru-prakāśe vā = im Wald oder beim Lehrer

saurājya-prakāśābhiḥ = durch die gute Herrschaft zu Tage tretend

ati-prakāśa adj = allgemein bekannt

a-prakāśam adv = im Geheimen

arka-prakāśa adj = hell wie die Sonne

jagatprakāśa adj = weltbekannt | m: das Licht der Welt

prakāśana adj = erhellend, erleuchtend | n: das Erhellen, das anʼs Licht bringen, Manifestieren

prakṛti [pra+√kṛ] (1.19, 4.2, 4.3)

f ursprüngliche natürliche Gestalt, Grundform | ursprüngliche Natur, aus der alles andere hervorgeht, schöpferische Urnatur

pitta-prakṛti f = galliger Natur

kalyāṇa-prakṛti adj = von vorzüglicher, edler Natur

cala-prakṛti adj = leichtsinnig

a-prakṛta adj = wovon nicht die Rede ist, nicht hingehörig

a-prakṛti adj = nicht im normalen Zustande befindlich

kalyāṇa-prakṛti adj = von vorzüglicher, edler Natur

cala-prakṛti adj = leichtsinnig

duṣ-prakṛti adj = eine gemeine Natur habend, niederträchtig

dravya-prakṛti f pl = Was zu eines Fürsten Macht gehört, nämlich: Minister, Reich, Festungen, Schatz und Heer

pitta-prakṛti adj = von galligem Temperament

puṃ-prakṛti f = die Natur ~, der Charakter des Mannes

prakṛti-bhāva m = der ursprüngliche, unveränderte Zustand

prakṛti-bhava adj = natürlich, naturgemäss, gewöhnlich

prakṛti-ja adj = angeboren

prakṛti-bhojana n = gewöhnliche Kost

prakṛti-maṇḍala n = die Gesammtheit der Untertanen, das ganze Reich

prakṛti-saṃpanna adj = mit einer edlen Natur ausgestattet

vi-prakṛti f = Abänderung

yathā-prakṛti adv = dem Schema genäß, der Norm gemäß

manuṣya-prakṛti adj = von menschlicher Herkunft

miśra-prakṛtika adj = von gemischter Natur

mūla-prakṛti f = die Urmaterie, die Materie im chaotischen Zustande

pracāra [pra+√car] (3.39)

m das Wandeln | das Hervortreten, Erscheinen, sich Zeigen | das von Statten Gehen, Vorsichgehen, zur Anwendung kommen | das Vorhandensein, Sichfinden | das Benehmen, Beragen | Anwendung | Weideland, Weideplatz | Tummelplatz

bhikṣa-pracāra m = Bettelgang

tasyaiva nāma-guṇayoḥ suciraṃ pracāraḥ = dessen Name und Vorzüge leben gar lange

na girāṃ pracāraḥ = es finden sich keine Worte

pracchardana [pra+√chṛd+°ana] (1.34)

n das Ausstoßen des Atems, das Vonsichgeben

prajñā [pra+√jñā] (1.20, 1.48, 1.49, 2.27, 3.5)

f das Sichzurechtfinden | Einsicht, Weisheit, Verstand, Unterscheidung, Urteilskraft | Vorsatz, Entschluss | die personifizierte Einsicht

prajñayā jñāyate sarvam = durch Einsicht wird alles erkannt

prajñā-sahāya adj = die Einsicht zum Gefährten habend, verständig

prajñā-cakṣus adj = mit dem Auge des Verstandes sehend | blind

praṇava [pra+√nu] (1.27)

m die heilige Silbe OM

prati-praṇava-saṃyukta adj = jedes Mal mit Om verbunden

sa-praṇava adj = mit der heiligen Silbe om

sa-vyāhṛti-praṇava-ka adj = nebst den Ausrufen bhūs bhuvas svas und om

praṇidhāna [pra+ni°+√dhā+°ana] (1.23, 2.1, 2.32, 2.45)

n das Anlegen, Anwendung | Bemühung | Aufmerksamkeit gegen | Ergebung in den Willen Gottes | Vertiefung | heftiges Verlangen | Gelöbnis, Gelübde

praṇidhātavya adj = zu richten auf

nidhāna n = das Niedersetzen, Niederlegen, Einsetzen (des Feuers, eines Topfes in die Erde) | das Aufbewahren | Ort des Niedersetzens, ~ Niederlegens, Behälter | ein verborgener Schatz, Schatz

sat-saṃ-nidhāna n = Umgang mit Guten, ~ Gebildeten

prati (2.22)

adv gegen, entgegen, zurück, wieder

präp gegen, nach, nach…hin, zu…hin, auf…zu | gegenüber von, angesichts von | in der Richtung von | zur Zeit von, lange Zeit hindurch, seit langem | im Vergleich zu | in Beziehung auf, gemäß

pratipakṣa [prati+pakṣa] (2.33, 2.34)

m die entgegengesetzte Seite, der andere Flügel, Gegensatz, Opposition, Gegner, Nebenbuhler, Widersacher

niṣ-pratipakṣa adj = keinen Widersacher habend

sat-pratipakṣa adj = wogegen ein triftiger Einwand erhoben werden kann

pratipatti [prati+√pad] (3.54)

f Erlangung, Gewinnung, Teilhaftigwerden | Innewerdung, Wahrnehmung, Erkenntnis, Einsicht

naitad yuktaṃ samāna-pratipattiṣu sakhīṣu = das schickt sich nicht für Freundinnen von gleicher Einsicht, d.h. für vernünftige Freundinnen

vi-pratipatti = Missverstand, Meinungsverschiedenheit

pratiprasava [prati+prasava] (2.10, 4.34)

m Gegenbefehl | Rückkehr in den Urzustand

a-prati-prasava m = kein Gegengeheiss

satya-prasava adj = dessen Antrieb (Geheiß) wahr ist, ~ recht ist, ~ sich gleich bleibt

pratibandhin [prati+√bandh] (1.50)

adj ein Hinderniss erfahrend, durch etw gehemmt werden, durch etw gestört werden

ifc hindernd, hemmend, nicht aufkommen lassend

a-prati-bandha m = Abwesenheit eines Hindernisses | adj: unbehindert, ungehemmt | m: Ungehemmtheit

prati-bandhi-kalpanā f = in der Logik eine Annahme, gegen welche ein gerechter Widerspruch erhoben werden kann

varṣa-prati-bandha m = Regenverhaltung, Dürre

sthira-prati-bandha adj = hartnäckigen Widerstand leistend

pratibha [prati+√bhā]

adj verständig, klug | geistesgegenwärtig | phantasievoll

f pratibhā Abbild | Licht, Glanz | Einsicht, große Pränsenz des Wissens, Geistesgegenwart | ein aufleuchtender Gedanke, glücklicher Einfall

sa-pratibha adj = verständig, klug

pratiyogin [prati+√yuj] (4.33)

adj Korrelation, gegenüberstehend, in einem Gegensatz stehend zu | Widersacher, Gegner

pratiṣedha [prati+√sidh 1] (1.32)

m Abwehr, Vertreibung einer Krankheit | Verbot, Aufhebung | Negation

a-vi-pratiṣedha m = kein Widerspruch

pratiṣedhana n = das Abwehren, Abhalten, Zurückhalten von, Vertreiben | das Abweisen, Zurückweisen, Widerlegen

pratiṣedhanīya adj = zurückzuhalten, zu verhindern

pratiṣedhākṣara n = eine abschlägige Antwort

pratiṣedhāpavāda m = Aufhebung eines Verbots

pratiṣedhopamā f = eine in negativer Form ausgesprochene Vergleichung

pratiṣedhya adj = zu verhindern, zurückzuweisen, zu verbieten | zu verneinen

a-pratiṣedhita adj = nicht verwehrt, nicht untersagt, nicht verboten

pratiṣṭha [prati+√sthā] (1.8)

adj feststehen | widerstehend

n Stützpunkt, Halt

hṛt-pratiṣṭha adj = im Herzen / im Innern wohnend

a-pratiṣṭha adj = nicht fest stehend, keinen Bestand habend, beständigem Wechsel unterliegend, Gefahren aller Art ausgesetzt

apratiṣṭhāna adj = ohne festen Ort

pratiṣṭhā [prati+√sthā] (2.35, 2.36, 2.37, 2.38, 4.34)

f das Stehenbleiben, Stillstand | das Feststehen, Bleiben | das Beharren | Standort, Standpunkt | Grund, Unterlagen, Fundament, Grundlage, Stütze | Heimat, Wohnstätte | Vorzüglichkeit, hohes Ansehen | Thronbesteigung eines Fürsten | Aufstellung eines Götterbildes

pratyak [prati+√ac] (1.29)

adv rückwärts, rückläufig, nach hinten | im Innern, innerlich

pratyakṣa [prati+akṣa] (1.7)

adj vor Augen liegend, augenfällig, offen zu Tage liegen, deutlich | ausdrücklich | unmittelbar direkt | etw vor Augen habend | unmittelbare Wahrnehmung

adv pratyakṣam vor Augen, im Angesicht, in Gegenwart von | unmittelbar, persönlich

a-pratyakṣa adj = nicht vor Augen liegend, nicht sichtbar

a-pratyakṣita adj = nicht mit eigenen Augen geschaut

praty-akṣa-jñāna n = unmittelbare Erkenntnis

pratyakṣatas adv = vor Jmds Augen, so dass es die Augen sehen

pratyakṣa-tā f = das vor Augen Sein, Sichtbarsein

pratyakṣa-darśin adj = der Etwas mit eigenen Augen sieht, ~ gesehen hat

pratyakṣadṛś adj = der etw deutlich sieht, als wenn es vor seinen Augen stände

pratyakṣī-karaṇa n = das in Augenschein nehmen

pratyaya [prati+aya] (1.10, 1.18, 1.19, 2.20, 3.2, 3.12, 3.17, 3.19, 3.36, 4.27)

m Glaube an, feste Überzeugung von, Zuversicht, Vertrauen zu, Vergewisserung | Verständnis | Erklärung | Vorstellung, Begriff, Idee | Grund, Ursache

a-pratyaya = Misstrauen

tat-pratyayam adv = so dass sie dessen gewiss sind

loka-pratyaya m = allgemeine Geltung, Landläufigkeit

pratyayaṃ gaccha me = fasse Vertrauen zu mir

asty atra pratyayo mama = ich bin davon überzeugt

kaḥ pratyayo 'tra = wie kann man sich davon überzeugen?

vadāmi pratyayaṃ tava = ich werde dir etwas sagen, was dich von der Wahrheit überzeugen wird

pratyāhāra [prati+ā+hāra] (2.29, 2.54)

m Zurückziehung (der Truppen in der Schlacht), Rückzug | Zurückziehung der Sinne von den Sinnesobjekten | Zurückziehung des Geschaffenen, Auflösung

praty-ā-hārya adj = zu empfangen, zu lernen, zu erfahren von

aty-ā-hāra m = übermaß im Essen

āhāra m = das Herbeiholen | das Beiziehen, Anwenden | das Zusichnehmen von Nahrung | Nahrung, Speise

ekāhāra m = eine einmalige Mahlzeit am Tage | adj: nur einmal am Tage essend

phalāhāra adj = von Früchten sich nährend

pradhāna [pra+√dhā+°ana] (3.49)

n Hauptsache, Hauptgegenstand, Grundbestand, das Beste Wichtigste | die Natur in unifferenziertem / nichtmanifestiertem / chaotischem Zustand, die noch nicht zur Entwicklung gelangte Natur, Urmaterie, Ausgangsmaterie, Grundmaterie, Basismaterie

a-pradhāna adj = nicht obenan stehend, eine untergeordnete Stellung einnehmend

a-pradhāna-kāla adj = nicht zur eigentlichen Zeit gehörig

jagat-pradhāna n = das Haupt der Welt, Beiw. Śivaʼs

niṣ-pradhāna adj = des Hauptes beraubt, der Anführer beraubt

pradhāna-puruṣa m = Hauptperson, die vornehmste Person, eine Autorität

pradhānādhyakṣa m = Oberaufseher.

yathā-pradhāna-tas adv = je nach dem Vorzug, ~ Vorrang

strī-pradhāna adj = dem das Weib über Alles geht, ganz in der Gewalt des Weibes stehend

sva-pradhāna adj = selbständig, unabhängig

sāma-pradhāna adj = überaus mild, ~ freundlich (sāman n gute Worte, Milde, freundliches Entgegenkommen)

pradhāna-bhāj adj = obenan stehend, der vornehmste

pradhāna-kāraṇa-vāda m = das System / die Theorie der Sāṃkhya

prabhu [pra+√bhū] (4.18)

adj auch prabhū, f: prabhvī hervorragend, übertreffend | vermögend, mächtig, Macht habend über jmd, im Stand seiend zu | reichlich

m Herr, Gebieter, großer Herr, Fürst

prabhu-śabda-śeṣa adj = nur noch den Titel "Gebieter" führend

mahā-prabhu m = ein großer Herr

mūḍha-prabhu m = ein großer Dummkopf

mṛga-prabhu m = Löwe (Herr der Waldtiere)

pramāṇa [pra+māna 2+°ana] (1.6, 1.7)

n Maß, Maßstab, Größe, Umfang, Länge, Entfernung, Gewicht | Übereinstimmung der Tanzbewegungen mit Musik und Gesang | Kapital (im Gegensatz zu Zinsen) | der richtige Maßstab, Norm, Richtschnur, Autorität, berechtigte Person | Mittel zum richtigen Wissen, Erkenntnismittel, Beweismittel, Beweis | ein richtiger Begriff

pramāṇa-sūtra n = Mess-Schnur

pramāṇa-patha m = der Weg des Beweises

pramāṇatva n = Korrektheit

māna n = das Messen, Messung | das Maß

bhavantaḥ pramāṇam = die Entscheidung liegt bei Eurer Exzellenz

anu-māna n = Schlussfolgerung

pramāda [pra+√mad] (1.30)

m Rausch, Trunkenheit | Fahrlässigkeit, Unaufmerksamkeit, Unachtsamkeit, Nachlässigkeit

pramāda-cārin adj = fahrlässig zu Werk gehend

pramāda-pāṭha m = eine falsche Lesart

a-pramāda m = Aufmerksamkeit, Sorgsamkeit

a-saṃ-pramāda m = keine Sorglosigkeit

punaḥ-pramāda m = eine wiederholte Fahrlässigkeit

pramādin adj = fahrlässig, unaufmerksam unachtsam, nachlässig

vi-pramādin adj = auf Nichts achtend, sich ganz gehen lassend

sa-pramāda adj = nicht auf seiner Hut seiend

sa-pramādena balinā dur-balasyāpramādinaḥ | yuddhe balavato nāśo bhavet tasya pramādataḥ || = Im Kampfe eines Schwachen (durbalasya), der auf seiner Hut ist (apramadinaḥ), mit einem Starken, der nicht auf seiner Hut ist, unterliegt der Starke in Folge seiner Sorglosigkeit.

prayatna [pra+√yat] (2.47)

m Willenstätigkeit, Bestrebung, Bemühung, Eifer, Anstrengung

iic mit Mühe, kaum

akṛta-prayatna adj = der sich nicht angestrengt hat

ātma-prayatna m = Selbstzucht

svārtha-prayatna m = ein egoistisches Beginnen

prayojaka [pra+√yuj+°ka] (4.5)

adj veranlassend, einen Auftrag erteilend, bewirkend, zu etw führend, Urheber | wesentlich, unumgänglich | Verfasser | Gläubiger

aprayoja-ka adj = etw nicht veranlassend, etw nicht bewirkend

a-vivāha-prayojaka adj = keine Ehe veranlassend

yuddha-yojaka adj = Kampf anwendend, kampflustig

ratha-yojaka m = Wagenanspanner

saṃ-yojaka adj = veranlassend

sarvani-yojaka adj = alle antreibend, alle anweisend

pravibhāga [pra+vi°+bhāga] (3.17)

m Einteilung, Sonderung, Aufschlüsselung, Klassifizierung | Teil

pra-vi-bhāga-vat adj = Unterabteilungen habend

dik-pravibhāga m = die Richtung nach einer Himmelsgegend

senānāṃ pravibhāga-vit = Kenner der Abteilungen von Armeen

pravṛtti [pra+vṛtti] (1.35, 3.26, 4.5)

f das Fortschreiten, Fortgang, das von Statten Gehen | Hervorkommen, Entfaltung, Manifestation, Auftreten, Erscheinen | Tätigkeit, Wirksamkeit

apravṛtti f = Unwirksamkeit

duṣpravṛtti f = eine böse oder traurige Nachricht

pravṛtti-haraṇa n = das Einholen von Nachrichten

pravṛtti-vijñāna n = Erkenntnis der Dinge der Außenwelt

praśānta [pra+√śam] (3.10)

ppp pra√śam ruhig geworten, beruhigt, ruhig | gleichgültig | erloschen | beseitigt, entfernt | aufgehört habend, sich gelegt habend, verschwunden, zu Ende gegangen, nicht da seiend, sich nicht sehen lassend | zu Schanden geworden | zur ewigen Ruhe eingegangen, gestorben, tot

anu-praśānti adj = vollkommene Beruhigung im Gefolge habend

a-praśānta adj = nicht zur Ruhe des Gemüts gelangt

dhīra-praśānta adj = tief und dabei ruhig (Stimme) | standhaft und dabei ruhig (ein Held)

pra-śānta-ka adj = ruhigen Gemüts

pra-śānta-tā f = Gemütsruhe

praśānti f = das zur Ruhe Kommen, Sichberuhigen, Beruhigung, Ruhe, das Aufhören, Verlöschen (des Feuers), zu Ende Gehen, Vernichtung | Gemütsruhe

praśvāsa [pra+svāsa] (1.31, 2.49)

m Atmung, Einatmen

abhi-śvāsa m = Anhauchung, Anfachung

kṣudra-śvāsa m = kurzer Atem

ni-śvāsa m = das Einatmen | das Ausatmen, Anhauchen | Seufzer

praty-ā-śvāsa m = das Wiederaufatmen, Erholung

praty-ā-śvāsana n = das Trösten

prasaṃkhyāna [pra+sam+√khyā+°ana] (4.29)

adj nur für den augenblicklichen Bedarf einsammelnd, (Beschreibung einer bestimmten Art von Asketen)

m Maß, womit etw gemessen wird | Zahlung, eine Geldsumme

n Zusammenzählen, Aufzählung | Überlegen | Ruhm, Ehre

artha-prasaṃkhyā f = Zweckerwägung

prasaṃkhyā f = Gesammtsumme | Erwägung

prasaṅga [pra+√sañj] (3.52)

m das Hängen an, Hingegebensein, naher Verkehr mit, Neigung, Hang, Gelüste | Zusammenhang | Anwendbarkeit | Vorkommen, eine sich bietende Gelegenheit

prasaṅge kutrāpi = bei einer gewissen Gelegenheit

mṛga-prasaṅgena = beim Verfolgen eine Gazelle

prasaṅgena = bei dargebotener Gelegenheit

prasava [pra+√sū 1]

m 1) Antrieb, das in Gang setzen, Schwung, Strömung | Anregung, Belebung, Erweckung | Förderung | 2) Zeugung, das Gebären, Geburt | Empfängnis | Vermehrung | Geburtsstätte | Nachkommenschaft

sa-prasava adj = mit Nachkommenschaft gesegnet

antaḥ-pra-savā adj f = schwanger

a-prasava-dharmin adj = nicht die Eigenschaft das Fortpflanzens besitzend

prati-prasavam adv = bei jeder Geburt

prati-prasava m = Gegenbefehl, Aufhebung eines Verbots | Rückkehr in den Urzustand

prasāda [pra+√sad] (1.47)

m Klarheit, Reinheit | Verklärtheit | naütrliche Ruhe, unaufgeregtheit | Heiterkeit des Gemüts, gute LÖaune | freundliches Benehmen, Gunst, Bnade | Hilfe, Vermittlung | Gnadengeschenk | die einem Idol dargebotene Speise | die vom Lehrer übrig gelassene Speise

kuru dṛṣṭi-prasādam = sei so gut und zeige dich

a-prasāda m = Ungunst

guru-prasādanīya adj = womit man dem Lehrer einen Gefallen erweist

manaḥ-prasāda m = Heiterkeit des Gemüts

duṣprasāda adj = schwer zu besänftigen

prasādana [prasāda+°ana] (1.33)

adj klärned, klar machend | beruhigend, erheiternd

n das Klären | Beruhigen, Erheitern | das Besänftigen, Gnädigstimmen

citta-prasādana n = heitere Stimmung des Gemüts, Gemütserheiterung

saṃ-prasādana adj = beruhigend

saṃ-sādana n = das Zusammenstellen

duṣ-prasādana adj = schwer zu besänftigen

prasupta [pra+√svap] (2.4)

ppp pra√svap eingeschlafen, schlafend | geschlafen habend | sich zum Schlafen niedergelegt habend | taub, empfindungslos | ruhend, untätig, latent

prasupti f = Schläfrigkeit

prasuptatā f = Schläfrigkeit

sukha-prasupta ppp = behaglich schlafend, süss schlafend

prāgbhāra [pra+°añc+bhāra] (4.26)

m Abhang, Bergabhang | Neigung, Hang zu etwas, Neigung zu etw | das nicht fern sein von etw | große Menge, Masse

prācīna-prāgbhāra adj = nach Osten geneigt

purataḥ-prāgbhāra adj = nach vorn geneigt

kaivalya-prāgbhāra adj = das nicht Fernsein von Kaivalya, Neigung zu Kaivalya

prāṇa [pra+√an] (1.34)

m Hauch, Atem, im engsten Sinn die eingeatmete Luft, im weitesten Lebenshauch überhaupt, Lebensgeist, Lebensorgan, Leben | Wind | Starker Atem als Zeichen der Kraft, Kraft überhaupt | Lebenszeichen, Lebensäußerung

prāṇa-rakṣārtham adv = zur Lebenserhaltung

ati-prāṇa-priya adj = teurer als das Leben

anu-prāṇana n = das Beleben, Verstärken

apeta-prāṇa adj = verstorben

eka-prāṇa-bhāva m = einmaliges Atemholen

niṣ-prāṇa adj = völlig erschöpft

prāṇa-ghna adj = tödlich

prāṇa-patnī f = die Stimme (Gattin des Lebenshauches)

prāṇin m = Lebewesen

prāṇāyāma [prāṇa+āyāma] (2.29, 2.49)

m Hemmung des Atems, Unterdrückung des Atems

prātibha [pratibha] (3.34, 3.37)

adj plötzlich einleuchtend

n Intuition, Inspiration | Geistesgegenwart

prādurbhāva [prādus+bhāva] (3.9, 3.46)

m das zum Vorschein kommen, Erscheinen, Erscheinung

matsya-prādurbhāva m = Viṣṇu's Erscheinung auf Erden als Fisch

prādus

adv hervor, zum Vorschein | mit √bhū zum Vorschein kommen, sichtbar werden, erscheinen sich erheben, ertönen | mit √kṛ zur Erscheinung bringen, sichtbar werden lassen

prānta [pra+anta] (2.27)

mn Rand, Grenze, Ende, Spitze

ifc am Ende von …

yauvanaprānta = das Ende der Jugend

plava [√plu]

adj schwimmend | vergänglich | (nach Nordosten) geneigt

m das Schwimmen | das Baden | das Überfließen, Wasserflut, Anschwellen eines Flusses

ati-plavana n = das Hinübersetzen über

adhi-plavana n = das Hinüberspringen über

anu-plava m = Begleiter, Gefährte

a-plava adj = ohne Schiff, wo es kein Schiff gibt

abhi-saṃ-plava m = das Ineinanderfliessen

ambu-saṃ-plava m = Wasserflut

ā-plava m = Bad

āplavana n = das Eintauchen, Bad

utplavana n = das Springen | das Überfliessen, Abfliessen

ku-plava m = ein gebrechliches Floß

citta-vi-plava m = Geistesstörung, Wahnsinn

plavaṃgama m = Frosch | Affe

yāvad ābhūta-saṃplavam adv = bis zum Untergange der Geschöpfe, bis zum Ende der Welt

śīla-viplava m = das zu Schanden Werden der Sittlichkeit, ~ der Ehrenhaftigkeit

sukhaplava adj = wo man behaglich baden kann

√plu

plavate schwimmen, sich über dem Wasser erhalten | sich baden | schiffen, durchschiffen | hin und her schwanken, sich unsicher bewegen | verfliegen, dahineilen (Zeit) | verschwimmen | springen, hüpfen, tanzen

ppp pluta schwimmend in, gebadet, überschwemmt, übergossen mit, erfüllt von | verschwommen, auseinandergezogen (Vokale)

kaus plāvayati/e schwimmen lassen, überschwemmen, übergießen, baden | überschütten

phala (2.14, 2.34, 2.36, 4.11)

n Frucht, insbes. Baumfrucht | Gabe | Erfolg, Ergebnis, Wirkung, Lohn, Vergeltung, Vorteil oder Nachteil, Gewinn oder Verlust, Belohnung oder Strafe | Gewinn | Zinsen

a-phala-prepsu adj = keinen Lohn verlangend

√bandh

badhnāti, badhnīte, badhyati/e binden, anbinden, anheften fesseln, sich etw umbinden, an die Welt/das Böse fesseln, wieder sündigen | ein Opfertier darbringen | fangen, gefangen nehmen/ halten | einsperren zusammenfügen | Damm/ Brücke bauen, überbrücken, abdämmen | verstopfen, festmachen, versperren | festhalten, hemmen, unterdrücken | den Sinn heften auf | konstruieren, abfassen, komponieren | zurechtlegen, in eine bestimmte Stellung legen | zur Folge haben, hervorrufen | bei sich zur Erscheinung bringen, zeigen,

ppp baddha gebunden, gefesselt, angebunden | gefangen | gehemmt, stockend | sich gezeigt habend, sich eingestellt habend

bandha [√bandh] (3.1, 3.39)

m das Binden, Verbinden, Anbinden | Verbindung mit | das Fangen, Einfangen | Fesselung, Gefangenschaft, Haft | das Zusammenfügen, Zusammensetzen | Stellung der Körpers, insbes. der Hände u. Füße | Errichtung | Überbrückung | Gebundenheit (statt Erlösung) | Band, Strick, Fessel

anu-bandha m = Anhänglichkeit | Fortdauer, stete Wiederholung

a-prati-bandha adj = unbehindert

sthira-prati-bandha adj = hartnäckigen Widerstand leistend

bala (3.24, 3.25, 3.25, 3.47)

n Gewalt, Wucht, Stärke, Kraft | Geschicklichkeit in | Heeresmacht, Heer, Truppen

a-prati-bala adj = einer Sache nicht gewachsen

dur-bala adj = schwach, schwächlich, machtlos, schmächtig, mager, kränklich, unwohl, krank, kärglich

bahir (3.8, 3.44)

adv präp draußen, hinaus, außerhalb von | hinaus

ati-bahir-mukha adj = sehr abgeneigt

bahir-bhava adj = außen befindlich , äußerlich

bahir-mukha adj = dessen Geist auf die Außenwelt gerichtet ist | Sein Gesicht abwendend

√bādh

bādhate drängen, verdrängen, verteiben | auseinander drängen | bedrä#ngen, hemmen, beeinträchtigen, bedrücken, belästigen, beunruhigen, quälen | beeinträchtigen | verdrängen

ppp bādhita

bādhana [√bādh+°ana] (2.33)

adj bedrängend, belästigend, bekämpfend

n das Bedrängen, Belästigen, Peinigen | das Entfernen, Beseitigen, Aufholen

pratibādhana n = das Zurückstossen, Abwehren

bādha m = Peiniger, Plagegeist | Widerstand, Bedrängnis | Pein, Beschwerde, Belästigung

bāhya [bahir+°ya] (2.50, 2.51)

adj außen befindlich, draußen, außerhalb von | nicht zur Familie / zum Land usw. gehörig, fremd | aus der Kaste ausgestoßen | außerhalb von etw liegend, abweichend von, im Widerspruch stehend mit, sich nicht fügend in, nichts zu tun habend mit

adv bāhyam draußen, außerhalb, hinaus

vaṃsa-bāhya adj = von der Familie verstoßen

veda-bāhya m = ein Ungläubiger

sarva-bāhya adj = der Alleräußerste

bīja (1.25, 1.46, 3.51)

n Same (von Pflanzen, Menschen, Tieren), Saatkorn, Korn | Kein Element, Anfang, Entstehngsgrund | der Keim eines Gedichts / Zauberspruchs etw, aus dem sich das Übrige entwickelt

padma-bīja n = der Same der Wasserrose

buddhi [√budh+°ti] (4.21, 4.21, 4.22)

f das Vermögen Vorstellungen und Begriffe zu bilden und festzuhalten, Einsicht, Verstand, Vernunft, Intellekt, Urteilskraft | Wahrnehmung | Verständnis, das Begreifen | Meinung, Ansicht, Vermutung | Absicht, Vorsatz, Plan

a-kṛta-buddhi adj = von unreifem Verstand

kṛta-buddhi adj = einsichtsvoll | fest entschlossen

a-buddhi-pūrva adj = unbeabsichtigt

ṛju-buddhi adj = aufrichtig

kuśāgra-buddhi adj = dessen Verstand so scharf ist wie die Spitze eines Kuśagras-Halmes

pāpa-buddhi f = üble Absicht

yathā-buddhi adj = nach bestem Wissen

√budh

bodhati, budhyate erwachen | zur Besinnung kommen | wachen, wachsam sein | merken, den Sinn richten auf, achten auf | innewerden, gewahr werden, erfahren, erkennen, kennen lernen, wissen, erkennen als | ansehen für, halten für| jmd beschenken mit | erwecken

ppp buddha erwacht, zum vollen Bewusstsein gelangt | aufgeblüht | erleuchtet, klug, weise | kennen gelernt, erkannt, bemerkt

kaus bodhayati erwecken | wieder lebendig machen | zum Aufblühen bringen | einen Wohgeruch erregen | aufmerksam machen, erinnern, mahnen, jmds Aufmerksamkeit auf sich lenken | jmd zur Beinnung bringen, zur Vernunft bringen | belehren, jmd etw mitteilen | dem Geist etw vorführen, begreiflich machen, zu Verständnis bringen | sich merken

samyak-saṃ-buddha adj = zur vollkommenen Erkenntniss gelangt

brahmacarya [brahman+carya] (2.30, 2.38)

n heiliges Studium, Lebensweise und Stand eines Veda-Schülers, insbes. Enthaltsamkeit, Keuschheit, sexuell enthaltsam leben

ati-brahma-carya n = übertriebene Enthaltsamkeit

veda-brahma-carya n = Veda-Lehrzeit

brahman

n die als Drang und Fülle des Gemüts auftretende und den Göttern zustrebende Andacht, jede fromme Aeusserung beim Gottesdienst | ein heiliger spruch, die Silbe OM | der Veda | heiliege Weisheit | heiliges Leben | der unpersönliche gedachte Gott, ds Absolutum | der Stand der Theologen/ Brahmanen

√bhaj

bhajati/e austeilen, zuteilen, zukommen lassen, verteilen, | jmd einen Teil geben | ātm verleihen, bringen | als Teil oder Los empfangen, erhalten, sich beteiligen, etw zu genießen haben, sich einer Sache erfreuen | jmd angehören, sich zu jmd hingezogen fühlen, jmd verehren, liegen

ppp bhakta von jmd geliebt, von jmd gern gemocht | zugetan, zugeneigt, ergaben, treu anhängend, Verehrer

bhara [√bhṛ] (1.48)

adj ifc tragend, bringend, verleihend, erhaltend

m das Tragen | das Davontragen, Empfangen, Gewinnen | Raub, Streit | Bürde, Last | Masse, Menge | Jubelruf Loblied

ā-bharaṇa n = Schmuck

cintā-bhara m = Sorgenlast

puṣṭiṃ-bhara adj = Gedeihen bringend

kalā-bhara m = Künstler

bhava (1.19)

m Entstehung, Geburt | Ort der Entstehung | das Werden zu | das Dasein, Existenz | das weltliche Dasein, die Welt | eine gute Existenz, Wohlfahrt | eine Form von Śiva

a-dūra-bhava adj = in der Nähe befindlich, nahe bevorstehend

bhavāntara n = ein vergangenes oder zukünftiges Leben

antara-bhava m = Existenz zwischen Tod und Wiedergeburt

anu-bhava m = direkte spirituelle Erfahrung

√bhā

bhāti scheinen, glänzen, strahlen | eine glänzende Erscheinung bilden | jmd gefallen | erscheinen, sich zeigen, zum Vorschein kommen | aussehen wie | offenbaren

ppp bhāta glänzend, leuchtend

a-pra-bhāta adj = noch nicht hell geworden

dvi-bhāta = Zwielicht

pra-bhāta n = das Hellwerden, Tagesanbruch

su-pra-bhāta n = ein schöner Morgenanbruch | Morgengebet

bhāga [√bhaj]

m Anteil, der auf jmd fallende Teil, Erbteil, gutes glückliches Los | Teil (im Gegensatz zum Ganzen) | Platz, Stelle | Zähler eines Bruchs

ifc die Stelle von … vertretend

mahā-bhāga adj = Eure Exzellenz (dem ein schönes Los zugefallen ist, der im hohem Grade ausgezeichnet ist)

yathā-bhāgam adv = entsprechend seinem Schicksal

bhāra [√bhṛ]

m Bürde, Last | Schwere Arbeit, Mühe | Masse, Menge Fülle, | Schluterjoch

jaṭā-bhāra m = eine Wulst von Haarflechten

bhāra-jīvin m = Lastträger

bhāva [√bhū] (3.49, 3.50)

m das Werden, Entstehen, ÜBergehen in | das Dasein, Existenz, das Stattfinden | das Etwas oder irgendwie Sein | das Benehmen, Betragen, Gebahren | Zusand, Lage, Verhältnis | Art und Weise zu sein, NAtur, Wesen | Gemütszustand, Besinnung, Meinung, Denkart, Gefühl | das Gefühl der Liebe, Zuneigung

bhāvo bhāvaṃ nigacchati = Gleiches gesellt sich zu Gleichem

śuddha-bhāva adj = eine reine Gesinnung habend

bhāva-stha adj = verliebt

bhāvo vinaśyati = jedes Ding vergeht

bhāvana [√bhū+°ana] (1.28, 2.2, 2.33, 2.34)

adj f:ī bewirkend, bildend, zur Erscheinung bringend | jmds Heil bewirkend | sich einbildend, sich vorstellend

n das zur Erscheinung bringen | Vergegenwärtigung, stetes Denken an, Vorstellung, seine Phantasie beschäftigen mit | das Fördern

loka-bhāvana adj = den Menschen Heil bringend, die Welt fördernd

saṃ-bhāvana adj = eine hohe Meinung habend von

bhāvanā [bhāvana] (4.25)

f das Feststellen, Erweisen | das zur Erscheinung bringen | Vergegenwärtigung, stetes Denken an, Vorstellung, seine Phantasie beschäftigen mit

a-saṃ-bhāvanā f = das nicht für möglich halten | Geringachtung

ātma-saṃ-bhāvanā f = Eigendünkel

bhāvanā-yoga m = andächtige Versenkung in eine Vorstellung

bhāvanātas [bhāvanā+°tas] (1.33)

adv vergegenwärtigend, mit stetigem Denken an

√bhās

bhāsati/e scheinen, leuchten | erscheinen als, auftauchen, deutlich werden, einleuchten, begriffen werden

ppp bhāsita leuchtend

kaus bhāsayati/e lechten machen, beleuchten, erhellen | zeigen

bhāsa [√bhās]

m Licht, Glanz

tarka-bhāsa m = scheinbare Widerlegung

√bhid

bhinatti spalten, einbrechen, ein Loch in etw schlagen, durch stechen durch brechen aufreißen, aufschlitzen | brechen , vertreiben, zu nichte machen | spalten, öffnen, blühend machen | ablösen, entwirren | unterbrechen, stören | entzweien | unterscheiden, einen Unterschied machen, pass: verschieden sein, sich unterscheiden von

ppp binna zerschlagen, zerbrochen | zu Nichte gemacht | geöffnet, aufgeblüht | entzweit | verändert, entstellt | verschieden von | vermischt mit, verbunden mit, hängend an, haftend an

dāna-bhinna adj = durch Geschenke abtünnig gemacht, bestochen

√bhuj

bhājati, bhunakti, bhuṅkte, bhuñjati/e genießen, mit Nutzen besitzen, benutzen, sich dem Genuss von etw hingeben, seine Mahrzeit halten | die Erde/ ein Land / eine Stadt etc genießen / beherrschen | jmd ausbeuten und geschlechtlich genießen | etw zu genießen haben, den Lohn für etw davontragen | jmd zu nutzen sein

ppp bhukta

kaus bhojayati/e jmd etw essen lassen / genießen lassen

bhuvana (3.27)

n belebtes Wesen, existierenden Ding | Welt, die Erde | Ort der Existenz, Aufenthalt

bhuvana-traya n = Himmel, Luftraum und Erde

√bhū

bhavati werden, zu etw werden, entstehen, geschehen, eintreten, zum Vorschein kommen, zu Stand komen, stattfinden, dasein, sich irgendwo befinden

ppp bhūta

bhavatu = wohl möglich | gut, schon gut, genug, wozu die vielen Worte? die Sache ist ja klar

bhavet = mag sein, zugegeben

nābhi-jānāmi bhaved eva na veti = ich weiss nicht, ob es sich so verhält oder nicht

bhūta (2.18, 3.13, 3.17, 3.45)

adj geworden, vergangen | wirklich geschehen | gegenwärtig, seiend

nm Wesen im weitesten Sinn, göttlich, menschlich und auch pflanzlich, ein gutes Wesen, die Welt | ein unheimliches Wesen, Gespenst

n Vergangenheit | Tatsache | kräftiges Dasein, Gedeihen | stoffliches Element (Äther, Luft, Feuer. Wasser, Erde)

eka-bhūta adj = ganz aufmerksam

pañca-bhūta n pl = die fünf Elemente

mahā-bhūta n = Element (Äther, Luft, Feuer. Wasser, Erde)

yathā-bhūtam adv = wie es sich zugetragen hat

saṃ-vijñāna-bhūta adj = allgemein bekannt, allgemein gebräuchlich

bhūta-gaṇa m = die Schar der Wesen | eine Schar von Gespenstern

bhūta-caitanika m = Anhänger der Auffassung, dass Bewusstsein materiellen Ursprungs ist

bhūtatva [bhūta+°tva]

n Daseinszustand, Zustand ein Wesen zu sein, Elementzustand

bhūmi (1.14, 2.27, 3.6)

f Die Erde | Erdboden, Boden | Land | Ort, Stelle | Stockwerk | Basis einer geometrischen Figur | Stellung | Stufe, Grad

ifc Platz für etw, etw bei dem etw in hohem Maß zur Erscheinung kommt

sneha-bhūmi adj = eine der Liebe würdige Person

bhūmikā f = Boden, Platz, Stockwerk, Stufe, Grad

bhūmi-loka m = Erdenwelt

bhūmikatva [bhūmi+°ka+°tva] (1.30)

n Stufe

√bhṛ

bharti, bharati/e, bibarti tragen, halten in | auf dem Schoß halten | (Haare, Bart etc.) tragen, (d.h. nicht schneiden) | ein Waage richtig halten | innehaben, enthalten besitzen, haben | im Gedächtnis behalten | erhalten unterhalten ernähren, heben pflegen | besolden | anwenden | entführen, mit sich nehmen | herbeitragen, darbringen | verschaffen | ertragen | anfüllen, erfüllen

ppp bhṛta getragen, gehalten | erhalten, ernährt, unterhalten | gemietet, besoldet, bezahlt | erworben, gewonnen | angefüllt mit, voll von, beladen mit

bheda [√bhid] (4.3, 4.5, 4.12, 4.15)

m das Durchbrechen, Durchbohren | Trennung, Teilung | Bruch, Verrat | Unterbrechung, Störung | Entzweiung, Verführung | Aufbrechen, Öffnung | Änderung, Verschiedenheit, Unterschied | Spalte, Ritze

bhedaka adj = zerbrechend, durchbrechend, durchstechend | zerstörend | verführend | unterscheidend, einen Unterschied machend | näher bestimmend

bhedana adj = spaltend, durchbohrend | einen Durchbruch ~, einen Abfluss bewirkend | Reißen verursachend | lösend

bheda-vādin m = Anhänger der Verschiedenheit von Gott und Welt

akṣa-bheda m = Achsenbruch

aṅga-bheda m = Gliederreissen | ein an der eigenen Person verübter Verrat

a-bheda m = Ungetrenntheit, Ungeteiltheit | kein Unterschied, Nichtverschiedenheit

ācāra-bheda m = Verletzung der hergebrachten Sitte

upa-bheda m = Unterart, Species

jñāti-bheda m = Verwandtenzwist

para-bhedana adj = Feinde durchbohrend

buddhi-bheda m = das Irrewerden

bheda-kārin adj = Zwiespalt ~, Uneinigkeit hervorrufend | unterschieden, anders als sonst seiend

bhedatas adv = getrennt, einzeln, separat

mata-bheda m = Meinungsverschiedenheit

mati-bheda m = Wechsel der Meinung, ~ der Ansicht

bhoga [√bhuj] (2.13, 2.18, 3.36)

m das Genießen, Essen Speisen | Genuss, Benutzung, Verwendung | fleischlicher Genuss | Regierung, Herrschaft | Empfindung (von Freude und Schmerz) | Nutzen, Vorteil | Freude, Lust | Ertrag von Ländereien, Einkünfte

kāma-bhoga m pl = Sinnengenüsse

bhoga-tṛṣṇā f = Verlangen nach weltlichen Genüssen

an-upa-bhoga m = Nichtgenuss

upa-bhoga m = Genuss, Nießbrauch, Gebrauch | Genussmittel

bhava-bhoga m = die Genüsse der Welt

bhuja-saṃ-bhoga m = Umarmung

bhoga-gṛha n = Frauengemach, Harem

bhoga-deha m = der feine Körper, den ein Verstorbener annimmt und mit dem er, je nach seinen Werken im vergangenen Leben, Freuden oder Leiden empfindet

janmedaṃ bandhyatāṃ nītaṃ bhava-bhogopalipsayā | kāca-mūlyena vikrīto hanta cintā-maṇir mayā || =Dadurch, dass ich nach den Genüssen der Welt verlangte (upalipsā das Verlangen nach | nītam ppp geleitet), habe ich dieses (idam) Leben (janman n) für mich unfruchtbar gemacht (bandhyatām 3sg pass kaus imperativ habe fesseln lassen): für den Preis (mūlyam Kaufpreis) eines Glasstücks (kāca m Glasperle) habe ich, o Weh, ein Zauberjuwel verhandelt (vikrītaḥ verkauft für).

√bhram

bhramati, bhramyati umherscheifen, sich unstet bewegen, umherirren, tappen, taumeln | duirchstreichen, durch wanden | sich drehen | hin und her schwanken, in Verwirrung sein | irren

ppp brānta umherstreichend, sich hin und her bewegend | durchstreift habend | durch wandert | sichdrehend, rollend | verwirrt, betäubt | im Irrtum befindlich

citta-bhrama m = Geistesverwirrung

ud-bhrānta n = das Sicherheben (eines Windes)

a-vi-bhrānta adj = unbeweglich

bhrānti [√bhram] (1.30)

f das Umherwandeln, Umherirren, sich hin und her bewegen, das Taumeln | Drehnung, Umdrehung | Verwirrung | Unsicherheit, Zweifel | Irrtum, Wahn

sukha-bhrānti f = der Irrtum dass es Freuden gebe

citta-bhrānti f = Geistesverwirrung

vi-bhrānti f = Aufregung | Irrtum, Wahn

vidyud-bhrānti f = das Zucken der Blitze

svapati-bhrānti-mati adj f = im Wahn stehend, dass es ihr Gatte sei

bhrānti-darśana n = eine irrtümliche Wahrnehmung

maṇi (1.41)

m Perle, ein perlenähnlich gefasster Gegenstand als Zierat oder Amulet, am Leib getragenes Kleinod, Edelstein, Juwel

cintā-maṇi = Edelstein mit Zauberkraft, das herbeizuschaffen, worauf der Besitzer seine Gedanken richtet

cūḍā-maṇi = ein auf dem Scheitel getragenes Juwel

maṇi-kāra m = Juwelier

maṇi-mālā f = Perlenschnur, Perlenschmuck

maṇi-ratna n = Juwel

maṇi-sūtra n = Perlenschnur

maṇīndra m = Diamant

śiro-maṇi m = ein auf dem Kopfe getragenes Juwel, Diadem | In übertragener Bed. die Krone von, der Erste unter …

°mat

suffix bildet Adjektive anstelle von "vat" nach Worten auf i, ī, u, ū, ṛ, o, iṣ, uṣ

mata [√man]

n Meinung, Ansicht | Lehre | Absicht

ppp siehe √man

√mad

madati/e, mandati/e, mādyati sich freuen, fröhlich sein, heiter sein, frohlocken, sich ergötzen, sich in etw berauschen | selig sein | erfreuen, ergötzen, erheitern, begeistern

ppp matta freudig erregt, ausgelassen vor Freude | berauscht, brünstig

kaus mādayati/e, madayati/e, mandayati ergötzen, erheitern, | berauschen, betäuben | ātm: sich ergötzen, es sich behagen lassen | ein Leben der Freude führen, selig sein

madhya (1.22, 2.34)

adj der mittlere, in der Mitte befindlich | mittlerer Art, von mittlerer Größe, mittelmäßig | gemäßigt | unbeteiligt, neutral

madhyama adj = in der Mitte befindlich | von mittlerer Beschaffenheit, mittelmässig | unbetheiligt, neutral

tanu-madhyama adj = eine schmale Taille habend

pūrva-madhyāhna m = Vormittag

madhyatā f = Mittelmäßigkeit

madhya-rātri f = Mitternacht

°man

Kṛtikṛt-Suffix bildet nomina actionis

karman (√kṛ+°man) n = Handlung

janman (√jan+°man) n = Geburt

sadman (√sad+°man) n = Sitz, Wohnplatz, Tempel

√man

manyate/i, manute denken, meinen, halten für | gelten für, scheinen als | denken an, ehren, presoien, gutheißen, billigen, wünschen, begehren, erwähnen, ersinnen, wahrnehmen, erkennen, begreifen

ppp mata gedacht, vermutet, erkannt, geltend für, gebilligt, geachtet, geehrt, gewollt, beabsichtigt

kaus mānayati ehren, etw berücksichtigen

desid mīmāṃsate überlegen, bedenken, erwägen, prüfen | in Frage stellen, bezweifeln

kiṃ bahu manyase = wozu stellst du große Betrachtungen an?

bahu-mata = hoch geachtet

sādhu-mata = in hoher Achtung stehen bei …

manas [√man] (1.35, 2.53, 3.49)

n der innerer Sinn, das innerer Organ, Geist, Verstand, Gemüt, Seele, Gewissen, Herz | der denkenden Geist

śūnya-manaska adj = unaufmerksam

kṛpaya manasi paṭhatu = man soll bitte leise lesen

mano-ratha m = Wunsch (Gemütsbeförderer), Phantasie

ati-mano-rama adj = sehr reizend

mano-gata = adj: im Herzen ruhend, im Herzen verborgen | n: Gedanke, Meinung, Wunsch, Verlangen

anyatra-manas adj = mit den Gedanken anderswo seiend

manaḥ-prasāda m = Heiterkeit des Sinnes

manaḥ-prīti f = Herzensfreude

mantra [√man+°tra] (4.1)

m Spruch, Gebet, Lied als Erzeugnis des Geistes | vedisches Lied, heilier Spruch | Zauberspruch, als beseeltes Wesen gedacht | Verabredung, Beratung | (geheimer) Plan, Rat

mantra-pra-bhāva m = Macht eines Zaubespruchs

mantrin m = Ratgeber eines Fürsten, Minister | Kenner von Zaubersprüchen

mala (4.31)

mn Schmutz, Unrat, Unreinheit, Ausscheidung, angeborene geistige Unreinheit

nir-mala adj = fleckenlos, reinklar, glänzend, lauter

mahat (2.31, 3.44)

iic mahā

adj groß, weit, lang, umfangreich, hoch, tief | (Zeit:) lang, weit vorgerückt | (Menge:) zahlreich, viel reichlich | (Grad:) bedeutend, mächtig, vielsagend, wichtig, wertvoll, intensiv | (Stellung:) vornehm, mächtig

mahākaruṇā f = allgemeines Mitleidsgefühl

mahākalpa m = eine große Weltperiode

mahākavi m = ein großer Dichter, ein klassischer Dichter

mahā-kīrti adj = hochberühmt

mahā-purāṇa n = ein großes, ausführliches Purāṇa

mahā-prabhu m = ein großer, mächtiger Herr, Fürst, König

mahā-prasāda m = ein großes Gnadengeschenk

mahat-kula n = ein vornehmes Geschlecht

mahattva [mahat+°tva] (1.40)

n Größe, großer Umfang | Stärke, Heftigkeit | hohe Stellung, hohes Ansehen | sittliche Größe

mahattara adj = größer, stärker | überaus groß, mächtig | m: Ältester, Angesehenste, Oberhaupt | Höfling

√mā

māti, mimīte, pass: mīyate messen, abmessen, ausmessen | durch Grenzen abstecken, begrenzen | vergleichen mit | dem Maß entsprechend, Raum finden in | zumessen, gewähren | zubereiten, bilden, bauen, machen | entfalten, offenbaren zeigen | sich entfalten, sich bilden | folgern

ppp mita so und soviel messend, aus so und so viel bestehend | gleichkommend mit | abgemessen | kärglich, wenig | ermessen, erkannt, erforscht

mitaṃ-paca = wenig kochend

mātra [√mā+°tra] (1.43, 2.19, 2.20, 3.3, 3.50, 4.4)

ifc Maß im Raum, Höhe, Tiefe, Breite, etc., Menge, Dauer | Alles was das vorangehende Wort besagt | Nur soviel als das vorangehende Wort besagt | nichts als, bloß, nur | so und so lang / hoch / breit / dick / tief / weit / groß / viel | nur soviel als x, nicht mehr als x besitzend, nur aus x bestehend

bhukta-mātre = wenn man nichts anderes als gegessen hat, unmittelbar nach dem Essen

ati-mātra adj = übermäßig

adhi-mātra adj = übermässig

ambu-mātra-ja adj = nur im Wasser lebend

artha-mātra n = Besitz, Geld | nur die Sache selbst

iṣu-mātram adv = so weit ein Pfeilschuss reicht

kṣaṇa-mātram adv = nur einen Augenblick

jāti-mātra n = die Stellung im Leben, welche man einzig nur der Geburt zu verdanken hat

tanmātra n = eine Kleinigkeit | Atom, Urstoff, ein in sich noch ununterschiedenes feines Element, aus welchem ein in sich schon unterschiedenes gröberes Element hervorgeht

māna 2 [√mā+°ana]

m Bau, Gebäude, Wohnung | Altar

n das Messen, Messung | Maß, Dimension, Umfang, Höhe, Größe, Gewicht, Dauer | Maßstab | Beweis, Beweismittel

anu-māna n = Schlussfolgerung

un-māna n = Maß | Höhenmaß, Länge einer Gestalt | Gewicht | Wert

mahon-māna adj = umfänglich, gewichtig

upa-māna n = Vergleich, Ähnlichkeit, Analogie

ūrdhva-māna n = Höhenmaß

kūṭa-māna n = falsches Maß oder Gewicht

tārakā-māna n = Sternmaß, Sternzeit

prati-māna n = Gegenmaß | ein ebenbürtiger Gegner | Muster | Vergleichung, Ähnlichkeit

māna-daṇḍa m = Mess-Stock

vi-māna mn = ein durch die Luft fliegender palastähnlicher Wagen | adj f:ī durchmessend

mitra

m Gefährte, Freund | Name eines Ādiya wlecher gewöhnlich zusammen mit Varuṇa angerufen wird | die Sonne

n Freundschaft | Freund

patnī hi sarvasya mitram = denn die Gattin ist der Freund bei jedem

na mitraṃ nayate vaśam = ein Freund unterwirft dich nicht seiner Gewalt

mithyā (1.8)

adv verkehrt, falsch, unrichtig nicht der Wahrheit gemäß, unwahr, lügnerisch,| umsonst, vergeblich, ohne wahren Zweck, für nichts und wieder nichts

mithyā-cāra m = unrichtiges Verhalten

mithyā-jñāna n = falsche Auffassung

√mud

modate lustig sein, fröhlich sein, sich freuen, sich erfreuen an

ppp mudita erfreut, froh, sich erfreuend an

kaus modayati/e erfreuen

kaus ppp modita erfreut

mudita (1.33)

ppp √mud erfreut, froh, sich erfreuend an

√muṣ

muṣṇāti, munīte. mpṣati, muṣati rauben, stehlen, an sich reißen | berauben, plündern | den Augen, dem Sinn die Kraft stehlen, blenden, verdüstern, hinreißen

ppp muṣita geraubt, gestohlen, geplündert, ausgeplündert | nackt | hintergangen, betogen, angeführt | gefoppt

√muh

muhyati irre werden, die Richtung verlieren, in Verlegenheit kommen, sich nciht zu helfen wissen, sich verwirren | in Unordnund kommen, fehlschlagen, missraten

ppp mugdha verirrt, verloren gegangen | verwirrt | dumm, töricht, einfältig | unerfahren, naiv | durch Naivität reizend, hold | jung

ppp mūḍha verirrt, aus der Richtung gekommen (Schiff) | verwirrt, nicht wissend was man tun soll, kein klares Bewusstsein habend, unsicher in | dumm, töricht | verwirrend

kaus mohayati/e irre machen, verwirren, betören | in Unordnung bringen | auf einen Abweg führen

kaus ppp mohita irre gemacht

mūrdhan (3.33)

m Stirn, Vorderkopf, Schädel, Kopf

ifc mūrdha Stirn, Schädel

adri-mūrdhan m = Berggipfel

saṃgrāma-mūrdhani = an der Spitze der Schlacht

mūla (2.12, 2.13)

n Wurzel, insbes. eine essbare | dasjenige Ende eines Dinges, mit dem es an etw befestigt ist, Fuß (eines Berges), Basis, der untere Teil überhaupt, Brund, Boden | unmittelbare Nähe | Grundlage, Ausgangspunkt, Anfang | das Urspüngliche | Hauptstadt | Kapital | Text im Gegensatz zu Kommentar

mūlād ārabhya adj = von Anfang an

vedo 'khilo dharma-mūlam = der ganze Veda ist die Grundlage des Dharma

adhara-mūla adj = mit nach unten gehenden Wurzeln

a-baddha-mūla adj = nicht fest wurzelnd

a-mūla adj = unbewurzelt, ohne Halt | auf keinem Grundtext beruhend

ādi-mūla n = Urgrund

ā-mūlam adv = von Anfang an | bis auf den Grund, ganz genau

un-mūla adj = entwurzelt

un-mūlanīya adj = zu entwurzeln, mit der Wurzel auszuziehen

dharma-mūla n = die Grundlage des Gesetzes, des Rechts

nāsikā-mūla n = Nasenwurzel

nir-mūla adj = der Wurzeln beraubt | ohne Grundlage, unbegründet

mūla-kāra m = der Verfasser eines Originalwerkes

vṛtti-mūla n = dass zum Lebensunterhalt Erforderliche, Existenzmittel

veda-mūlam idaṃ brahma, bhāryā-mūlam idaṃ gṛham | kṛṣi-mūlam idaṃ dhānyaṃ dhana-mūlam idaṃ jagat || = Die heilige Weisheit wurzelt im Veda, das Haus in der Gattin, das Korn (dhānya n) im Ackerbau (kṛṣi f), diese Welt im Gelde (dhana n).

mṛdu (1.22, 2.34)

adj f: mṛdu und mṛdvī weich, zart, geschmeidig, mild, sanft | schwach, mäßig | leinen Widerstand zu leisten vermögend | langsam

mn Milde

mṛdutā f = Weichheit, Milde, Schwäche

mṛdu-cāru-bhāṣin adj = milde und liebliche Töne von sich gebend

mṛdu-pūrvam adv = auf eine zarte Weise

mṛdu-yuddha adj = lässig kämpfend

mṛdu-pūrvam adv = auf eine zarte Weise

mṛdu-bhāva m = Milde

mṛdusparśa adj = weich ~, sanft bei der Berührung

mṛdu-hṛdaya adj = weichherzig

√mṛś

mṛśati anfassen, berühren | mit dem geistigen Organ berühren, betrachten, überlegen

ppp mṛṣṭa

a-parāmṛṣṭa ppp = unberührt, nicht in Berührung gekommen mit

a-praty-abhi-mṛṣṭa ppp = nicht berührt

duṣ-pari-mṛṣṭa ppp = schlecht erwogen

an-ā-mṛṣṭa ppp = unberührt

abhi-mṛṣṭa ppp = berührt, getroffen | berührt, beschlafen (ein Weib) | angetrieben, aufgefordert

a-vi-mṛśya = ohne weiter nachzudenken

pavanaiḥ pari-mṛśya-mānaḥ = befächelt

megha (4.29)

m Wolke, trübes Wetter, Menge

megha-kāla m = Regenzeit

megha-ḍambara m = Wolkengetöse, Donner

rajo-megha m = Staubwolke

nir-megha adj = wolkenlos

puṣpa-megha m = eine Blumen regnende Wolke

meghavat adj = in Wolken gehüllt, mit Wolken bezogen

megha-nāda m = Donner

maitrī [mitra] (1.33)

f Wohlwollen, freundschaftliche Gesinnung, ein freundschaftliches Verhältnis, Freundschaft | nahe Berührung, innige Verbindung | Gleichheit mit, Ähnlichkeit mit

maitrī-bhāva m = Freundschaft

yadi maitrī sthitā tvayi = wenn du freundschaftliche Gesinnung hegst

dayā maitrī ca bhūteṣu = Mitgefühl und freundschaftliche Gesinnung zu den Wesen

maitrin m = Freund

dur-maitra adj = feindselig

maitra adj f:ī = vom Freunde kommend | die Gefühle eines Freundes habend

maitra-citta adj = wohlwollend gesinnt

maitreya adj = von Wohlwollen erfüllt

maitrya [mitra] (3.24)

n Freundschaft

moha [√muh] (2.34)

m Verlust der Besinnung, Mangel an klarem Bewusstsein, Verwirrung, Irresein, Verblendung, Irrtum | Verfinsterung des Geistes die verhindert das Wahrheit zu erkennen | Betäubung, Ohnmacht

mohāt = aus Unverstand

mohas tatra na kāryas te = lass dich dadurch nicht irre machen

vitta-moha adj = eine durch Reichtum hervorgerufene Verfinsterung des Geistes

°mna

suffix bildet Adjektiva und Neutra

°ya

suffix bildet Partizipien der Notwendigkeit | bildet Possessivadjektive (zugehörig an, betreffend, abgeleitet von) | bildet abstrakte Neutra der Eigenschaft des zugrundeliegenden Adjektivs

√yat

yatati/e in Ordnung (Reihe und Glied) bringen, anschließen, aneinander fügen, verbinden | Schritt halten | sich verbinden, zusammentreffen mit | feindlich zusammentreffen | streben nach, sich bemühen um, bedacht sein auf, sich anstrengen, sich vorsehen

ppp yatta im Kampf liegend | bedacht auf, bereit zu, seine Maßregeln getroffen habend, auf der Hut seiend

ā-yatta ppp = sich befindend in | abhängig von, zu jmdes Verfügung stehend | sich anstrengend | auf seiner Hut seiend, sich vorsehend

ā-yatti f = Abhängigkeit

bhāgyā-yatta adj (…a-ā-ya…) = vom Schicksal abhängig

pari-yatta ppp = umstellt

saṃ-yatta ppp = vorbereitet, ganz bei der Sache seiend

asaṃyatta adj = unvorbereitet, nicht auf seiner Hut seiend | nicht beunruhigt

svā-yatta-tva n = was in der Gewalt der eigenen Person steht, worüber man selbst verfügen kann

yatna [√yat+°na] (1.13)

m Willenstätigkeit, Bestrebung | Verrichtung, Arbeit | Bemühung, Mühe, Anstrengung

a-kṛta-prayatna adj = der sich nicht angestrengt hat

ati-yatna m = große Bemühung, ~ Anstrengung

ātma-pra-yatna m = Selbstzucht

yatnenāpi = trotz aller Anstrengung

sa-yatna adj = bemüht, bestrebt

sarva-yatnena inst n = mit Anspannung aller Kräfte

a-yatnena = ohne Mühe

mahato yatnāt = mit großer Anstrengung

doṣeṣu yatnaḥ sumahān khalasya = der Bösewicht kümmert sich gar sehr um Fehler

yathā

adv wie, gleichwie | so zum Beispiel | wie es sich verhält | auf dass, damit so dass | dass | sowie, sovald | wie wenn

yathāvat = wie es sich gehört, richtig

yathā kathaṃ cit = auf irgendeine Weise

yathā tathā = wie es auch sei

yatho etat (yathā u …) = und was das betrifft

yathā yathā = je nachdem, in welchem Maß

yathābhimata [yathā+abhimata] (1.39)

adj erwünscht, wonach man Verlangen hat, was einem behagt, beliebig

adv yathābhimatam nach eigenem Gefallen, wohin einen das Verlangen zieht, nach Lust

√yam

yacchati/e, yamati halten, tragen, erheben, aufrichten | zusammen-, zurück-, ein-anhalten, zügeln, bändigen | darreichen, gewähren | ātm: sich stützen auf, Stand halten, sich fügen, gehorsam sein

ppp yata

yacched vāṅ-manasī = man zügele in Sprache und Denken

ā-yatam = flugs, ohne Weiteres | ppp: gestreckt, gerichtet auf

ud-yata m = Abschnitt, Kapitel | ppp: erhoben, dargeboten | ppp: sich anschickend, gerüstet

yama [√yam] (2.29, 2.30)

m Zügel | Lenker | Hemmung, Unterdrückung | Selbstbezwingung | Observanz, Regel | Name des in der Unterwelt tronenden Todesgottes

vācaṃ yamo bhava = Halte deine Worte im Zaum! (der Worte Hemmung sei)

yamaś ca daśa-dhā proktaḥ = und die Yamas werden als 10-fältig gelehrt

an-ud-yama m = keine Anstrengung

ā-yamana n = das Spannen (eines Bogens)

saṃ-yama-ka adj = im Zaume haltend, bändigend

ud-yama m = das in die Höhe Heben | das sich an etw Machen, Anstrengung, Bemühung, Fleiß

sam-ud-yama m = Bemühung, Anstrengung, an den Tag gelegter Eifer

su-yama adj = lenksam | leicht in Ordnung zu halten, geregelt

yama-dūta m = Yamaʼs Bote

√yuj

yunaki, yuṅkte anschirren | anspannen, in Tätigkeit setzen, in Gebrauch nehmen, ausrüsten, verrichten , darbringen, anbringen, anwenden | jmd anstellen, beauftragen, befehlen, | (den Geist) auf einen Punkt richten | sich vertiefen | sich etw vergegenwärtigen, ins Gedächtnis zurückrufen | verbinden, aneinanderreiehen, zusammenführen | jmd etw zu Teil werden lassen, zukommen lassen | pass: sich ziemen, sich eignen zu etw, recht sein

ppp yukta angeschirrt, angespannt, bespannt mit | in Tätigkeit gesetzt, angestellt, beschäftigt, bedacht auf | beschäftigt mit begriffen in | versenkt | gesammelt, aufmerksam vertieft, gan z bei der Sache seiend | geübt, geschickt | verbunden, vereinigt | passend, angemessen | günstig

yujyate rathaḥ = der Wagen wird angespannt

yujyate brahmacārī yogam = der Brahmacārī vertieft sich in den Yoga

yuktaḥ kālena yaś ca na = wer nicht die rechte Zeit benutzt

yuktaṃ kṣatraṃ svargaṃ prāptum = es ziemt sich, dass die Krieger in den Himmel kommen

na yuktam anayos tatra gantum = es ziemt sich nicht, dass sie dahin gehen

yukta-śītoṣṇa adj = nicht zu kalt und nicht zu heiß

sa svāmī yujyate bhuvi = der eignet sich zum Herrn der Erde

yoga [√yuj] (1.1, 1.2, 2.1, 2.28)

m das Anschirren | Gespann, Gefährt | Ausführuhng, Anwendung, Gebrauch | schlaues Mittel, Kniff | übernatürliches Mittel | Werk, Geschäft | Gelegenheit | Verbindung, Vereinigung, Berührung mit | Erwerb, Gewinn | Zusammenstellung, Anordnung | Angemessenheit | Anspannung der Kräfte, Fleiß | Sammlung, Konzentration der Geistestätigkeit, feste Richtung der Erkenntnis auf einen Punkt

yogo yogaḥ = angespannt! angespannt! (Ruf des Wagenlenkers)

bahubhir yogaiḥ = durch verschiedene Mittel

ṣaḍ-yoga m = Sechsspänner

pūrṇena yogena = aus vollem Herzen

yogo nama devatānusaṃdhānam = das Richten der Aufmerksamkeit auf eine Gottheit wird Yoga genannt

yogin (4.7)

adj verbunden mit | zusammenhängend mit | dem Yoga sich widmend, ein Yogī

ni-yogin m = Beamter, Diener

upa-yogin adj = zur Anwendung kommend

yogi-tva n = Zustand eines Yogīs

a-prati-yogin adj = nicht korrelativ | in keinem Gegensatz stehend zu

ku-yogin m = ein schlechter Yogin

pra-yogin adj = zur Anwendung kommend, gebräuchlich | ein Stück aufführend

vi-yogi-tā f = das Getrenntsein, Trennung

saṃyogin adj = in Kontakt stehend, unmittelbar verbunden | mit dem geliebten Gegenstande verbunden

yogyatā [√yuj+°ya+°tā] (2.53)

f Angemessenheit, das Geeignetsein, Befähigung

na yuddha-yogyatām asya paśyāmi saha rākṣasaiḥ = Ich sehe nicht seine Kampfbefähigung mit den Unholden

a-yogya-tva n = das sich zu etw Nichteignen

sadṛśāsadṛśa-yogyāyogya-tva n = Gleichheit und Verschiedenheit, Brauchbarkeit und Unbrauchbarkeit

yogyatva (2.41)

n Bedeutung siehe yogyatā

√raj

rajyati/e sich färben, sich röten, rot sein | in Aufregung geraten, aus seiner Gemütsruhe kommen, entzückt sein

kaus rajayati, rañjayati färben, röten | erfreuen, beglücken, entzücken

kaus ppp rañjita gefärbt, gerötet | erfreut, beglückt, zufrieden gestellt

anu-rañjana n = Zuneigung | das für-Sich-Gewinnen, das Sichverpflichten

kṣatriyāśca pravartante sarva-varṇānurañjanaiḥ = und die Kshatriyas machten sich auf den Weg mit der Unterstützung aller Kasten

keśa-rañjana n = das Färben der Haare

sama-rañjita ppp = gleichmäßig

a-rañjita ppp = nicht befriedigt

su-rañjita ppp = gut ~, geschickt gefärbt

ratna (2.37)

n Gabe, Habe, Besitz, Gut | Kleinod, Juwel, Edelstein insb. Perle

vidyā-ratna n = das Juwel Gelehrsamkeit

strī-ratna n = eine Perle von Weib

ati-ratna n = kostbarer Edelstein

a-ratnin adj = keine Kostbarkeiten besitzend

upa-ratna n = ein Edelstein niederer Gattung

bahu-ratna adj = reich an Edelsteinen

maṇi-ratna-maya adj f:ī = aus Juwelen bestehend, krystallen

√ram

ramati/e zum Stillstand bringen, festmachen | jmd ergötzen | stillstehen, ruhen, verweilen bei, gerne bleiben bei | stehen bleiben bei, sich ergötzen an, vergnügt sein | sich mit jmd verbnügen, mit jmd dir Liebe pflegen | sich an etw vergnügen, spielen mit, aufs Spiel setzen

ppp rata sich ergötzend, Gefallen findend an, einer Sache ganz ergeben, einer Sache als gewöhnter Beschäftigung obliegend | der Liebe pflegend

anu-rata = verliebt sein

abhi-rata = Gefallen findend an

deva-rata adj = an den Göttern sich erfreuend, fromm

tapo-rata adj = an der Askese seine Freude habend, fromm

su-rata n = große Freude, Liebesgenuss

upa-rata = zur Ruhe gekommen, entsagt, aufgehört, nicht mehr da seiend

yatroparamate cittam = wo der Geist zur Ruhe kommt

bhayād raṇād uparataṃ maṃsyante tvāṃ = sie werden dich als aus Furcht von der Schlacht weggebliebenen denken

ity uktvā virataṃ vācā = das gesagt habend wurde mit der Rede pausiert

√ras

rasati, rasyati, rasayati/e schmecken | schmackhaft finden, gern kosten wollen | empfinden

rasa [√ras]

m Saft aus Pflanzen, insbes aus Früchten gewonnener wohlschmeckender Saft, das Beste, Feinste | poetische Bez. des Wassers | Mixtur, Zaubertrank | Geschmack (als Haupteigenschaft des Flüssigen) | Zunge | Geschmasck an, Lust zu, Neigung zu Verlangen nach | worauf das Verlangen gerichtet ist, Genuss, Reiz | Charakter, Grundton, Grundstimmung

gavāṃ rasaḥ = Milch

viṣaya-ja-rasāḥ = die aus der Sinnenwelt hervorgehenden Genüsse

a-rasa adj = geschmacklos, unschmeckbar | ohne Geschmackssinn | kraftlos, matt

a-rasa-jña adj = keinen Geschmack ~, keinen Sinn für etw habend

kāma-rasa m = der Genuss des Beischlafs

kāma-rasi-ka adj = der Liebe fröhnend

krīḍā-rasa m = Lust am Spiel, ~ am Scherz

eka-rasa adj = nur an Einem Gefallen findend | sich stets gleich bleibend, unwandelbar

rati-rasa adj = wie Liebesgenuss schmeckend | m: Liebesgenuss

rasanā f = Zunge

rasana n = das Schmecken, Geschmack | Geschmacksorgan | das Empfinden, Fühlen

rasa-śāstra n = Alchemie

rāga [√raj] (1.37, 2.3, 2.7)

m das Färben | Farbe | Röte | Lieblichkeit | musikalische Notenfolge | heftiges Verlangen nach etwas, Leidenschaft, Sympathie, Zuneigung, Liebe

pūrva-rāga m = die erste aufkeimende Liebe

rāga-bandha m = Äußerung der Zuneigung

rāga-maya adj = verliebt

vi-rāgatā f = Gleichgültigkeit gegen Alles

sārāga-vastra adj = farbige Kleider tragend

sa-rāga adj = gefärbt, nicht ganz rein | gerötet | lieblich | von Leidenschaft erfüllt

√riṣ

riṣyati/e versehrt werden, Schaden nahmen | versagen, misslingen, zu Schanden werden | beschädigen

ppp riṣta misslungen | = ariṣṭa (urspr. das Unfehlbare), Unheil, Unglück, ungünstiges Vorzeichen

kaus reṣayati beschädigen, versagen bewirken

tasyehārtho na riṣyate = sein Zweck auf Erden nimmt keinen Schaden

√ru

ruvati, rauti brüllen, heulen, laut schrieben, toben, quaken, summen, dröhnen

ruta [√ru] (3.17)

n Gebrüll, Geschrei, Gewieher, Gesang der Vögel

ruta-jñaḥ sarva-sattvānām = die Sprache aller Tiere kennend

sarva-pakṣi-rutaṃ vanam = der Wald mit dem Gesang aller Vögel

hasti-rutābhi-jña adj = kundig bezüglich des Gebrülls der Elefanten

√rudh

ruṇaddhi, runddhe zurückhalten, hemmen, einschließen, einsperren in (lok), belagern, verdecken, verstopfen | verhindern, verweigern | einbüßen, verlieren

ppp ruddha

vi-ruddha adj = im Streit liegend, in Widerspruch stehend

a-vi-ruddha adj = nicht im Widerspruch stehend mit

√ruh

rohati ersteigen, erklimmen | wachsen | verwachsen, heilen | sich entwickeln, hervogehen | gedeien, zunehmen

ppp rūḍha gewachsen | geheilt | entstanden, hervorgegangen aus | groß geworden | verbreitet, offenkundig, allgemein bekannt

ruḍha-yauvana adj = bei dem sich das Jünglingsalter eingestellt hat

rūḍha-sauhṛda adj = bei dem die Freundschaft Wurzeln geschlagen hat

rūpa (1.3, 1.17, 3.21, 3.47)

n äußere Erscheinung, sowohl Farbe, Gestalt, Form und Aussehen | Spukgestalt | Bild | Lautform | eine schöne Gestalt, Schönheit | Naturerscheinung | Symptom | charakteristisches Zeichen, Eigentümlichkeit, jmds Natur | Umstände | Art | Einzelstück | Schaustück

ifc die Gestalt von … habend, in der Gestalt von … auftretend | Häufig suffixartig die Bedeutung eines Wortes verstärkend

rūpa-kāra m = Bildhauer

rūpa-jīvā f = Hure

rūpya n = Silber

√lakṣ

lakṣati/e bemerken, wahrnehmen, erkennen | betrachten

lakṣaṇa [√lakṣ+°ana] (3.13, 3.54)

adj etw mittelbar ausdrückend

n Merkmal, Zeichen, Charakter, attribut | Marke, Strich, Stichwort | glückliches Merkmal, gänstiges Zeichen | Symptom einen Krankheit | Geschlechtsmerkmal | Definition | Bezeichnung | Hindeutung auf | Wirkung, Einfluss | Veranlassung, Gelegenheit

bhaktir nava-lakṣaṇā = die sich auf neunfache Weise äussernde Hingabe

a-lakṣaṇa adj = ohne schöne Zeichen, hässlich

a-lakṣaṇaṃ kāvyam = ein sich durch nichts auszeichnendes Gedicht

karmaṇā agnihotrādi-lakṣaṇena = mit Agnihotra usw erscheinenden Opferhandlungen

sṛṣṭiḥ saṃkṣepa-lakṣaṇā = in aller Kürze angegeben (Schöpfung mit Zusammenfassungsmerkmal)

laghu (3.43)

adj f: laghu und ladhvi rasch, schnell | leicht (d.h. nicht schwer) | keine Last empfindend | leicht, ohne Gefolge, leicht von statten gehend, kurz der Zeit nach | klein, kurz, winzig, gering, wenig, unbedeutend | eledn, schwach, gering geachtet | jünger | leise | angenehm, hübsch

laghu-citta adj = leichtsinnig, flatterhaft

laghu-bhuj ajd = wenig essend

laghu-sāra adj = winzig, unbedeutend, wertlos

√labh

labhate erwischen, fassen, sich jmds bemeistern, antreffen, finden, zu sehen bekommen, pass: Eindruck machen auf | erhalten, erlangen, bekommen, teilhaftig werden | besitzen | erfahren, empfinden, wahrnehmen

ppp labdha

labdhāntara adj = der eine Gelegenheit gefunden hat

yaṣṭuṃ tato nālabhata dvijān = er fand keinen Brahmanen zum Opfern

nādharmo labhyate kartum = es darf kein Unrecht verübt werden

na cainaṃ kaścid āroḍhuṃ labhate = es gelingt niemandem zu sehen, wie er hinauf steigt

jñānaṃ labdhvā parāṃ śāntim acireṇādhigacchati = hat er Erkenntnis erlangt, erreicht er bald den höchsten Frieden

svayam-īhita-labdha adj = durch eigene Anstrengung (īhita n, √īh) gewonnen

√lamb

lambate herabhängen, hängen an | herabsinken, sich senken | sich klammern an , sich halten an | zurückbleiben, sich langsamenr bewegen, zögern, säumen

ppp lambita gesenkt, abgefallen | sich klammernd an, gestützt auf, hängen geblieben an | langsamer Takt

anyo'nya-lambita-karau = Hand in Hand

nanu nātmanā nāvalambe = ich finde ja meine Stütze in mir selbst

ava-lambitavya adj = woran man sich zu halten hat

nāti-vi-lambitam adv = nicht allzu langsam

vi-lambita-gati adj = einen langsamen Gang habend

pra-vi-lambita n = langes Zögern

ava-lambita ppp = herabhängend, hängend an | gestützt auf | daran gehalten, darauf gelegt | zurückgeblieben

vilambita ppp = verweilt | säumend, zögernd, verzögert | langsam, gemessen

vilamba m = das Säumen, Zögern, Verzögerung

a-vi-lambya abs = ohne Verzug

lamba adj = herabhängend, hängend an

lambakarṇa adj = lang herabhängende Ohren habend

laya [√lī] (1.19)

m das sich Anheften, Ankleben | das sich Ducken, Niederhocken | das Verschwinden in , Eingehen in | Untergang, Tod | Rast, Ruhe, | geistige Trägheit | Scherz, heiteres Spiel | Musiktempo (drerer drei: druta, madhya, vilambita)

a-ni-laya adj = nicht rastend, ruhelos

ā-laya m = Wohnung, Behausung

āśramālaya m = Bewohner einer Einsiedelei, Einsiedler

guṇālaya m = eine Stätte von Vorzügen, im Besitz vieler Vorzüge

rasālaya m = ein Sitz der Reize, ~ alles dessen was entzückt

ni-laya m = Rast | Versteck der Tiere, Wohnstätte, Residenz, Aufenthaltsort, Behälter

ni-layana n = das Sichniederlassen auf | Zufluchtsstätte, Wohnstätte, Lager

himālaya m = der Himālaya, "Schnee-Stätte"

surālaya m = Tempel

lavaṇa

n Salz, insbes. Seesalz

adj gesalzen

lavaṇānurasa adj = von salzigem Beigeschmack

kāca-lavaṇa n = schwarzes Salz

go-lavaṇa n = das für eine Kuh bestimmte Maß Salz

tatkāla-lavaṇa n = ein bestimmtes künstlich zubereitetes Salz

daka-lāvaṇika adj = mit Wasser (daka für udaka n) und Salz zubereitet

bahu-lavaṇa adj = viel Salz enthaltend, salzhaltiger Boden

lavaṇa-khāni f = Salzgrube

lavaṇa-jala adj = salziges Wasser habend

lavaṇa-jala-dhi m = Ozean

lavaṇāmburāśi m = Ozean

lavaṇa-jalod-bhava m = Muschel

lavaṇa-tā f = Salzigkeit

lāvaṇa adj = salzig, gesalzen

√las

lasati strahlen, glänzen, prangen | erscheinen, zuim Vorschein kommen, entstehen | erschallen | spielen, sich vergnügen, sich der Freude hingeben

ppp lasita

kaus lāsayati tanzen | tanzen lassen, tanzen lehren

ul-lasita = in freudig erregter Stimmung seiend

dur-vi-lasita n = Unart, ein böser Streich

vi-lasita n = das Erscheinen, zum Vorschein-Kommen | heiteres Spiel, lustiges Treiben | das sich Hin- und Herbewegen, Zucken (des Blitzes)

lābha [√labh] (2.38, 2.42)

m das Finden, Antreffen | das Bekommen, Kriegen, Erlangung | das Erhaltene, Bekommene | Gewinn, Vorteil | Einnahme, Eroberung | Auffassung, Erkenngnis

dharme sthitiḥ paro lābhaḥ = Beharrlichkeit im Dharma ist der höchste Gewinn

lābhālābhau = Gewinn und Verlust

a-lābha-kāla m = nicht die geeignete Zeit zur Erlangung von Etwas

prāṇa-lābha m = Lebensrettung

yathā-lābham adv = wie es sich gerade trifft

labdha-lābha adj = der seinen Gewinn erhalten hat, der sein Ziel erreicht hat, zufriedengestellt

lāvaṇya [lavaṇa] (3.47)

n Salzigkeit | Anmut, Schönheit

locana-lāvaṇya n = Augen-Anmut

liṅga (2.19)

n Kennzeichen, Abzeichen, Merkmal | ein angemaßtes Abzeichen, durch welches man andere täuschen will | Beweismittel, Geschlechtszeichen | Śivas Phallus | der subtile Körper, der durch den Tod nicht vernichtet wird

a-liṅga-tva n = das Fehlen aller Kennzeichen

nānā-liṅga adj = verschiedenartig

liṅga-dhāraṇa n = das an sich Tragen der Abzeichen (an denen man erkannt wird)

deva-liṅga n = Götterbild, Götterstatue

√lī

liyate sich schmiegen an, sich andrücken, hängen an | stecken bleiben, stocken | sich niedersetzen, sich setzen auf/in, sich legen auf | sich ducken, kauern, sich verstecken m verschwindn in, aufgehen in

ppp līna liegend an, ganz hingegeben einer Sache | stecken geblieben | sich versteckt habend, versteckt, verborgen in, hineingeschlüpft in, aufgegangen in

abhi-līna ppp = angeschmiegt | besetzt von

ā-līna ppp = angeschmiegt an | versteckt, sich versteckt haltend in | sitzend in

ni-līna ppp = angeklebt

pralīna ppp = verschwunden, dahingegangen, verloren gegangen, aufgegangen in | gestorben | aufgelöst, erschlafft, ermüdet | davongeflogen

līna-tva n = das Stecken in etw | Verstecktsein

antar-līna adj = hineingeschlüpft, drinnen steckend, steckend in

a-līna adj = nicht in etw steckend

prati-saṃ-līna n = vollständige Zurückgezogenheit (um sich der Meditation hinzugeben)

a-vi-līna adj = nicht zu Nichte geworden

√lubh

lubhyati, lulubhe irre werden, in Unordnung geraten | Verlangen empfinden nach | locken, an sich ziehen

ppp lubdha irre geworden, verworren | Verlangen empfindend nach, hängend an | gierig, habsüchtig

√lok

lokate erblicken, gewahrwerden

kaus lokayati schauen, anschauen, betrachten | erblicken, gewahr werden | erkennen, inne werden

a-va-lokita n = das Hinschauen

jyotir-loka m = die Lichtwelt

devaiś cāpy avalokitāḥ = und von den Göttern (gnädig) angeblickt

lokokti f = Gerede der Leute | Sprichwort

lobha [√lubh] (2.34)

m Verwirrung | Verlangen nach | heftiges Verlangen, Ungeduld | Gier, Habsucht

matsara iti lobha-nāma = es ist Neid, welcher Gier heißt

√vac

vivakti, vakti sagen, sprechen, aussprechen, ansagen, beschreiben, in Worte fassen, verkünden | bezeichnen als, nennen, pass: genannt werden, heißen, gelten | ertönen | jmd Vorwürfe machen

ppp ukta gesagt, gesprochen, besprochen, erwähnt gelehrt | erklärt für, gemeint | angeredet, zu dem gesagt worden ist

vajra (3.47)

mn Donnerkeil, Blitzstrahl, mythische Waffe | Diamant

°vat

Tadvat-taddhita-Suffix Drückt aus, dass etwas etwas hat

vat (4.3, 4.28)

suffix bildet Adverbia der Art und Weise, in der Art wie

varaṇa (4.3)

n Wall, Damm

varga [√vṛj]

m Abwehrer, Beseitiger | eine wegen Gleichartigkeiten zusammengestellte Gruppe von Dingen, Abteilung, Klasse | Sektion in deinem Buch

ca-varga m = die Gruppe der palatalen Konsonanten

tri-varga m = die Gruppe von Dharma, Artha und Kāma

√vaś

vaṣṭi, vivaṣṭi, vavaṣṭi wollen gebieten | verlangen nach, begehren, gern haben, lieben | mit Entschiedenheit seine Meinung an den Tag legen, behaupten. erklären für

kaus varśayati in seine Gewalt bekommen, sich untertan machen

vaśa [√vaś]

m Wille, Wunsch, Befehl, Herrschaft

vaśena = auf Geheiß von, in Folge von, in Veranlassung von, gemäß

vaśīkāra [vaśa+kāra] (1.15, 1.40)

n das in die Gewalt bekommen, Bezwingung, das sich Untertan machen (insbes. durch Zaubermittel), Beherrschung, Bezwingung, Unterwerfung

vaśī-bhūta = untertänig, folgsam

vaśyatā [√vaś+°ya+°tā] (2.55)

f das in der Gewalt von ... , vorausgehend, Unterwürfigkeit, Folgsamkeit, Gehorsam

roṣasya vaśyatāṃ yāti = er kommt in die Gewalt des Zorns

√vas

vasati asn einem Ort bleiben, Halt machen, übernachten, verweilen, sich aufhalten, wohnen, stehen bleiben, inne halten | beruhen auf, sich halten zu | sich daquernd befinden, sich widmwn | jmd betrauen mit

ppp uṣita zugebracht, (einen Tag) verlebt | Halt bemacht habend, übernachtet habend, verweilt habend | gestanden habend, gelegen habend | gefastet habend

kaus vāsayati/e über Nacht Halt machen lassen, beherbergen | warten lassen, hinhalten | stellen, an einen Ort tun | hervorrufen

vastu [√vas] (1.9, 4.14, 4.15, 4.16, 4.17)

n Ding, Sache, Gegenstand, reales Ding

nāvastuno vastu-siddhiḥ (na a-vastunaḥ abl. …) = aus Nichts wird nicht Etwas

a-vastu n = eine wertlose Sache | das Unreale, ein Unding

vastutas adv = in Wirklichkeit

vastu-pāṇayaḥ = die zu Etwas erforderlichen Dinge in der Hand haltend

vāstu n = Hofstatt, heimatliche Flur, Haus, Gemach

vāstu-puruṣa m = der als Genius gedachte Prototyp eines Hauses

prati-vastu n = Ersatz

maṅgala-vastu n = ein glückbringendes Ding

vastu-dharma m = die wahre Beschaffenheit der Dinge

yathā-vastu adv = nach dem Sachverhalt

√vah

vahati/e führen, fahren, bringen, den Wagen ziehen, die Rosse führen/ lenken, zu wagen oder mit Pferden fahren, den Wagen lenken | Wasser führen (von Flüssen), fließen lassen (Tränen), schwimmen | zuführen, verschaffen | (ein Opfer) darbringen | verbreiten | wegführen, rauben | heimführen, heiraten | tragen von Kleidungsstücken | ertragen, erdulden | sich unterziehen, sich unterwerfen

ppp ūḍha weggeführt, fortgetrieben, fortgeschleppt, geraubt | heinmgeführt, verheiratet | getragen auf | herangekommen | an den Tag getreten

(1.23, 1.34, 1.35, 1.36, 1.37, 1.38, 1.39, 3.23, 3.34, 4.34)

konj oder (oft nachfolgend), auch | fakultativ, beliebig, alternativ | jedoch, indessen

na hṛṣyati glāyati vā = weder freut er sich noch ist er verdrossen

vācaka [√vac] (1.27)

adj f: vācikā etw sagend, sprechend | etw aussagend | ausdrückend, bezeichnend

m Sprecher, der Vortragende

āśīr-vācaka adj = einen Wunsch ausdrückend

eka-vācaka adj = dasselbe besagend, synonym

satya-vācaka adj = Wahres redend

vārttā [vṛtti] (3.37)

adj in Ordnung, richtig | gesund | gewöhnlich

f Lebensunterhalt, Erwerb, Gewerbe, ifc: lebend von | Kunde Nachricht, Gerücht, Geschichte | Geruchsempfindung

kā vārttā = was gibt es zu erzählen? was gibt es Neues?

dur-vārttā f = eine schlechte Nachricht

loka-vārttā f = Gerücht

vārttay, °yati = sich mit jmd in ein Gespräch einlassen

vārttā-mātrāvabodhana n = eine nur auf Hörensagen beruhende Kenntnis

sadvārttāṃ pṛcchati = er erkundig sich nach dem Wohlbefinden

vāsanā [√vas] (4.8, 4.24)

f der vom Geiste empfangene und darin bleibende Eindruck, Vorstellung, Idee | schlummernder Eindruck, Wunsch, Verlangen nach

pūrva-janmānubhūta-maraṇa-duḥkhānubhava-vāsanā-balāt = infolge der schlummernden Eindrücke der leidvollen Empfindungen beim Sterben, erlebt in einem vorherigen Leben

bheda-vāsanā f = die falsche Vorstellung, dass es Verschiedenheit gebe

dur-vāsanā f = eine falsche Vorstellung

vāhitā [vāhin] (3.10)

f das Fließen

vāhin [√vah] (2.9)

adj dahinfahrend

ifc fahrend, ziehend | fließend nach | mit sich führend | bringend, bewirkend | an sich tragend | sich unterzeihend, ausübend

m Wagen

ud-vega-vāhin adj = jmd beunruhigend

catur-vāhin m = ein vierspänniger Wagen

siṃha-vāhinī f = Beiname der Durgā

sura-vāhinī f = die himmlische Gaṅgā

śīghra-vāhin adj = schnell fahrend

vāhinī f = Heeresabteilung von 81 Elefanten, 81 Wagen, 243 Reitern, 405 Fußsoldaten | Heer | Fluss

vāhinī-pati m = Heerführer

vi°

präp bezeichnet Trennung und Abstand | hindurch, dazwischen, auseinanderstehzend

vikaraṇa [vi°+√kṛ+°ana] (3.49)

adj organlos

n das Verändern | störende Einwirkung

vikalpa [vi°+√kḷp] (1.6, 1.9, 1.42)

m Wahl zwischen zweien oder mehreren, Alternative | Variation, Verschiedeneheit | Verschiedenheit der Auffassung, Unterscheidung | Unschlüssigkeit, Zweifel | das Annehmen, Statuieren | falsche Vorstellung Einbildung | geistige Beschäftigung, das Denken | Zeitraum zwischen zwei Weltperioden

vi-kalpa-jāla n = eine Menge denkbarer Fälle

vi-kalpena = nach Belieben

aneka-vikalpa adj = mannigfaltig

vikalpo 'tra na kartavyaḥ = hier sollte man nicht unschlüssig sein

a-v-kalpam adv = ohne sich zu bedenken

dur-vi-kalpa adj = überaus unsicher, überaus gewagt

vi-kalpanīya = zu bestimmen, zu berechnen

vikṣepa [vi°+√kṣip] (1.30, 1.31)

m das Hinwerfen, Ausstreuen | Schleudern, Wurf | Hin und herbewegen, hin und her stoßen | das Gehenlassen | Ablenkung der Aufmerksamkeit, Zerstreutheit | Schmähung

vikṣepa-śakti f = die Fähigkeit des Irrtums, die Welt als real erscheinen zu lassen

iṣu-vikṣepam atītya = die Entfernung eines Pfeilwurfs hinter sich gelassen habend

bāhu-vikṣepa m = Bewegung der Arme

nānā-vikṣepa-vacanaiḥ = mit zahlreichen schmähenden Worten

√vic

vinakti, vivekti durch Schwingen aussondern (Getreide von der Spreu), sieben, sichten, sondern, trennen von | prüfen, erwägen | offenbaren, kund tun

ppp vikta

śreyaśca preyaśca vivinakti dhīraḥ = der Weise unterscheidet das Heilbringende vom Angenehmen

vivektuṃ nāham icchāmi tv ākāraṃ viduraṃ prati = Aber ich wünsche nicht meine Gestalt gegenüber Vidura zu offenbaren

viviktatva n = Einsamkeit

cinta-vivikta adj = ganz in Gedanken vertieft

prati-vivikta-cakṣus adj = ein scharfes Auge habend

vicāra [vi°+√car] (1.17)

m Verfahren, Prüfung | Überlegung, Erwägung, Untersuchung | lange Überlegung, Bedenken, Anstand | wahrscheinliche Vermutung

a-vicāram adv = ohne sich lange zu bedenken

a-vicāraṇīya adj = keiner Erwägung bedürfend

dur-vicāra adj = schlimmes Bedenken habend, sehr unentschlossen

dharma-vicāra-śāstra n = die Lehre von der Erwägung der Pflichten

vicchinna [vi°+√chid] (2.4)

ppp auseinandergerissen, getrennt, nicht zusammenhängend | unterbrochen | nicht mehr vorhanden

vicchinna-madya adj = der sich eine Zeitlang des Genusses berauschender Getränke enthalten hat

viccheda [vi°+√chid] (2.49)

m Das Zerspalten, Durchbohrung | Brechung, Teilung | Ausrottung, Vernichtung | Trennung, Ablösung von | Unterbrechung, Hemmung, Störung, Aufhebung | Unterschied, Verschiedenheit | Zäsur

pāṭha-viccheda m = Pause, Caesur

√vij

vijate flüchtig davonlaufen

ppp vigna in Aufregung geraten, aufgeregt, erregt, bestürzt

kaus vejayati in Aufregung ~, in Unruhe versetzen

an-ud-vigna adj = nicht aufgeregt, nicht erschrocken

su-saṃ-vigna adj = sehr aufgeregt, sehr bestürzt

udvejayati tīkṣṇena mṛdunā paribhūyate | tasmāt yathārhato daṇḍaṃ nayet pakṣam anāśritaḥ || = Durch zu strenge Strafe verbreitet (der Fürst) Schrecken, durch zu milde setzt er sich der Geringachtung aus (paribhūyate pass 3 präs wird umgangen, wird geringgeschätzt) darum strafe er (daṇḍaṃ nayet er führe den Stock) nach (yathā) Verdienst (arhat adj verdienend) und nehme für niemand Partei.

vitarka [vi°+√tark] (1.17, 2.33, 2.34)

m Vermutung | ein auftauchender Zweifel | eine fragliche Sache | das Hinundherüberlegen, Erwägung

indor vitarkāt = weil darin der Mond vermutet wurde

dur-vitarka adj = worüber man sich schwer klar wird

nir-vitarka adj = keinem Zweifel unterworfen

sa-vitarka adj = von Nachdenken begleitet, wobei Nachdenken noch nicht ausgeschlossen ist

sa-vitarkam adv = nachdenkend

a-vitarkayant adj = sich nicht lange bedenkend

a-vitarkita adj = wovon man keine Ahnung gehabt hat

pari-vitarka m = Gedanke, das Gedachte

vi-tarkavat adj = eine Überlegung enthaltend

vitarkya adj = in Betracht zu ziehen, zu erwägen

tarka-grantha m = Lehrbuch der Logik

tarka-jñāna n = eine auf philosophischem Wege erlangte Kenntnis

vitṛṣṇa [vi°+tṛṣṇā] (1.15)

adj frei von Durst | Kein Verlangen empfindend nach … , nicht begehrend nach

vitṛṣṇā f = ein heftiges Verlangen

vitṛṣṇa-tā f = das Nichtverlangen, Nichtbegehren, Zufriedenheit, Befriedigung

ati-tṛṣṇa adj = von heftigem Durst gequält

a-tṛṣṇa adj = begierdenlos

nis-tṛṣṇa adj = frei von Begierden

√vid

vetti etw oder jmd kennen lernen, erkennen, wissen, begreifen, etw oder jmd erkennen, eine richtige Vorstellung haben von | in jmd oder in etw jmd oder etw erkennen, erklären für, nennen | merken, beachten | wahrnehmen, bekerken | erfahren, empfinden | golauben wähnen, annehmen | wissen wollen, prüfen

ppp vidita kennen gelernt, erkannt, bekannt als

ppp vitta erkannt | bekannt, berühmt

viditam astu vaḥ = es sei euch bekannt

vidita-pūrva adj = von früher her bekannt

a-viditam adv = ohne dass man es weiss

videha [vi°+deha] (1.19, 3.44)

adj körperlos, vom Körper befreit, verstorben

videha-mukti f = eine erst nach dem Tode erfolgende Erlösung

videha-kaivalya-prāpti f = Erlangung der vollkommenen Erlösung erst nach dem Tode

vidyā [√vid+°ya]

f Wissen, Wissenschaft, Lehre | Zauberkunst |

vidyānte = am Ende der Lehrzeit

vidyā-sthāna n = Wissenszweig

vidyānta-ga adj = der sein Fach gründlich versteht

aṅga-vidyā f = Handlesekunst

kṣatra-vidyā f = die Wissenschaft des Herrscherstandes

khaḍga-vidyā f = Fechtkunst

gandharva-vidyā f = Gesang

mūlāvidyā-vināśaka adj = die ursprüngliche Unwissenheit vernichtend

vāstu-vidyā f = Baukunst

vidyādhāra m (vidyā+ādhāra) = Stütze des Wissens, Beiname für großen Gelehrter

vidyā-sāgara m = Meer des Wissens, Beiname für großen Gelehrten

vidvas [√vid] (2.9)

adj mehrstämmig aufmerkend | wissend, kundig | verständig, kenntnisreich, gelehrt | bewandert in, vertraut mit

brahma-vidvas adj = Brahmankennend

kāla-vidvaṃs m = ein Kenner der Zeitrechnung, Kalendermacher

dur-vidvas adj = übelgesinnt

vidvaj-jana m = ein gelehrter Mann

vidhā [vi°+√dhā]

f Teil | Art und Weise

ifc -fach | -artig

vidhāraṇa [vi°+√dhṛ+°ana] (1.34)

n das Anhalten (eines Wagens) | das Unterdrücken | das Tragen | das Ertragen

ratha-vidhāraṇa n = das Anhalten des Wagens

vidhāra m = Behälter

vidhāraka adj = hemmend, zurückhaltend

viniyoga [vi°+ni°+yoga] (3.6)

m Verteilung | Beauftragung mit etw, die einem angewiesene Beschäftigung | Anwendung, Gebrauch | Korrelation

yathā-viniyogam adv = in der aufgeführten Reihenfolge

mitho-viniyoga m = eine gegenseitig angewiesene Beschäftigung mit

a-viniyoga m = Nichtanwendung

a-vini-yukta adj = nicht bestimmt zu

vini-yojya adj = anzuwenden, zu verwenden, zu gebrauchen

vinivṛtti [vi°+nivṛtti] (4.25)

f das Weichen, Aufhören | das Unterbleiben

nivṛtta ppp = zurückgekehrt nach | abgeprallt von | aus der Schlacht geflohen | sich geneigt habend (von der Sonne) | abgewandt, nicht mehr gerichtet auf | der sich losgesagt hat von, aufgegeben habend | den Freuden der Welt entsagt habend | gewichen, aufgehört, vergangen, geschwunden | aufgehört haben zu gelten | unterblieben, weggefallen

vinivṛtta ppp = zurückgekehrt, wiedergekehrt, umgekehrt | abgewandt von | befreit von | der aufgegeben hat | gewichen, aufgehört, verschwunden, aufgehört etw zu sein | zu Ende gegangen

viparyaya [vi°+pari+√i] (1.6, 1.8)

adj im Gegensatz stehend | verkehrt | verkehrt zu Werke gehend

m Umlauf | das zu Ende gehen | Umwälzung | Untergang der Welt | Vertauschung, Wechsel, Veränderung | Umgekehrtes Verhältnis, Gegenteil | ein Umschlagen zum Schlimmen, Verschlimmerung, Entstellung, Unfall | Elend | Verkehrtheit | das in Widerspruch geraten mit sich selbst | Irrtum

saṃdhi-viparyayau = Friede und sein Gegentheil (d.h. Krieg)

svapna-viparyaya m = das Wachen

buddhi-viparyaya m = eine entgegengesetzte Ansicht

viparyaye = im umgekehrten Fall

sūryasya viparyayaḥ = der Umlauf der Sonne

rūpa-viparyaya m = Entstellung der Gestalt

bhāgya-viparyaya m = ein schlimmes Los, Missgeschick

artha-viparyaya m = Verlust des Vermögens

karma-viparyaya m = ein verkehrtes Tun

a-viparyayāt = ohne Irrtum, ganz sicher, ohne allen Zweifel

vipāka [vi°+√pac] (1.24, 2.13, 4.8)

adj reif

m das Reifen | das Heranreifen der Frucht der Werke, Lohn, die Folgen, Resultat | Verdauung, Verarbeitung und Umwandlung der in den Klörper aufgenommenenn Heilstoffen | schlechte Verdauung | Unglücksfall, Unfall

a-vipāka m = schlechte Verdauung

tīkṣṇa-vipāka adj = bei der Verdauung ein Brennen bewirkend

tīvra-vipāka adj = bei der Verdauung ein Stechen bewirkend

daiva-dur-vipāka m = eine schlimme Fügung des Schicksals

yoga-vipāka iic = durch die Wirkungen des Yoga

viprakṛṣṭa [vi°+pra+√kṛṣ] (3.26)

ppp entfernt, weit | weggeführt, heimgeführt | abgezogen, entfernt

viprakṛṣṭatva n = das Entferntsein, Entfernung

a-viprakṛṣṭa adj = nicht weit von einander entfernt, nahe stehend

vibhakta [vi°+√bhaj] (4.15)

ppp verteilt unter … | abgeteilt, der seinen Teil empfangen hat | der eine Verteilung vorgenommen hat | geteilt, zerteilt, geschieden, getrennt durch/ von, ohne … seihnen | abgesondert, vereinsamt | gesondert, unterschieden, besonders, verschieden, mannigfaltig | in regelmäßige Teile eingeteilt, regelmäßige Linien zeigend, abgezirkelt, symmetrisch | dividiert

a-vibhakta adj = keine Teilung vorgenommen habend, in Gütergemeinschaft lebend

su-vibhakta adj = gut verteilt

su-vibhaktānavadyāṅgī f (… anavadya+aṅga) = (Frau mit) schön symmetrisch proportioniertem Körper

virāga [vi°+rāga]

m Entfärbung, Verlust der Farbe | Abneigung, Gleichgültigkeit | Gleichgültigkeit gegen die Außenwelt

virāgatā f = Gleichgültigkeit gegen alles

virāgin adj = eine Abneigung habend, keine Neigung empfindend für

a-virāgin adj = nicht gleichgültig, für alles Interesse habend

virāma [vi°+√ram] (1.18)

m das Aufhören, Nachlassen | Schluss, Ende | Wortende, Satzende, Pause, auslautend auf, Zäsur | das die Abwesenheit eines a anzeigende Zeichen | das Sichenthalten, das zur Ruhe kommen | Abgespanntheit, Mattigkeit

virāmo 'stu = Lasst uns eine Pause machen

a-virāmam adv = ohne Unterlass

virodha [vi°+√rudh] (2.15)

m feindseliges Auftreten, Feindseligkeit, Zwist, Hader, Streit zwischen/mit | Wiederspruch, Unvereinbarkeit | Konflikt, Beeinträchtigung auf Kosten von | Abgehaltenwerden durch | Widerwärtigkeit | Verkehrtheit | eine scheinbare Ungereimtheit

a-virodha m = Abwesenheit eines Hindernisses

virodha-parihāra m = Aufhebung eines Widerspruchs

pitā-putra-virodha m = ein Streit zwischen Vater und Sohn

a-virodhita ppp = nicht ungern gesehen

ko virodhaḥ = wozu nützt das Streiten

virodhe deva-dānavaiḥ = bei Streit zwischen den Göttern und den Dānavas

virodha-kriyā f = Hader, Streit

dharma-virodhanāt = durch die Beeinträchtigung des Dharmas

virodhācaraṇa (…ācaraṇa) n. = feindselige Handlung

virodhābhāsa (…ābhāsa) m = scheinbarer Widerspruch

virodhokti (…ukti) m = Widerspruch

viveka [vi°+√vic] (2.26, 2.28, 3.53, 3.55, 4.26, 4.29)

m Trennung, Unterscheidung | Untersuchung, Kritik, Prüfung | Einsicht, Verstand, Urteilskraft

a-viveka m = Mangel an Urteilskraft

tattva-viveka m = Sichtung der Wahrheit, Kritik der Wahrheit

nirmala-viveka-dīpakaḥ = die makellose Leuchte der Unterscheidung

dharma-viveka m = Untersuchung über das Recht, Untersuchung über die Tugend

nir-viveka-buddhi-tva n = Unüberlegtheit

viveka-padavīṃ prāpya = (den Weg der Unterscheidung erlangt habend) nachgedacht habend

vicāraś ca vivekaś ca vitarkaś ca = Prüfung, Unterscheidung und Überlegung

hṛto vivekaḥ = des Herzens Urteilkraft

vivekin [viveka] (2.15)

ifc scheidend, sondernd, unterscheidend

adj gesondert, getrennt | untersuchend, prüfend, kritisch behandelnd | richtig unterscheidend, richtig urteilend, verständig

a-vivekin adj = richt richtig urteilend, keine richtige Einsicht habend

viveki-puruṣa m = ein Weiser

√viś

viśati/e sich niederlassen, hineintreten in, eindringen in, aufgehen in | heimgehen, zur Ruhe gehen | sich setzen auf | zuströmen | zu Teil werden | in deinen Zustand eintreten

ppp viṣṭa eingegangen, enthalten in | erfüllt mit, verbunden mit

abhi-viṣṭa ppp = ergriffen von | in der Gewalt stehend von

abhi-ni-viṣṭa ppp = durchdrungen von, erfüllt von, versessen auf

viśārada [vi°+śārada]

adj erfahren, kundig, vertraut | geschickt, gewandt | schön herbstlich | klaren heiteren Sinnes

yuddha-viśārada adj = kampferfahren

viśeṣa [vi°+√śiṣ] (1.22, 1.24, 1.49, 2.19, 4.25)

m Unterschied, Verschiedenheit | Besonderheit, Eigentümlichkeit, spezifische Eigenart | Art, Spezies, Individuum, Gegenstand besonderer Art | ein auszeichnender Unterschied, Vorzüglichkeit, Vorsprung, ein besonderer Vorzug, etwas Außergewöhnliches, Ungewöhnliches | Spezialisierung, Variierung

adj vorzüglich, ausgezeichnet

yena yena viśeṣeṇa = auf jede beliebige Weise

āropita-viśeṣa adj = originell

kāla-viśeṣa m = eine bestimmte Zeit

śobhā-viśeṣāya = zur Erhöhung der Schönheit

tejo-viśeṣa m = ein außerordentlicher, vorzüglicher Glanz

viśeṣeṇa = gar sehr, vornehmlich, vor allem

viśoka [vi°+śoka] (1.36)

m das Weichen des Kummers

adj kummerlos, keinen Kummer empfindend | von Kummer befreit, Kummer fernhaltend | keinen Kummer schildernd, keinen Kummer vorführend

suhṛdāṃ viśokāya = für die Freunde den Kummer fernhaltend

viśokatā f = Kummerlosigkeit

viṣaya [vi°+√śī] (1.11, 1.15, 1.33, 1.37, 1.44, 1.49, 2.51, 2.54)

m Gebiet, Bereich, Reich | Bereich in übertragener Bedeutung z.B. der Augen, des Gehörs, der Erkenntnis | ein Gebiet, auf dem man sich heimisch führl, das man beherrscht, jmds Fach, jmds Sache | Wirkungskreis, Erscheinunggebiet | fest umgrenztes Gebiet | ein für etw geeigneter Boden | das Objekt eines Sinneswekzeuges | die Sinnesobjekte als Gegenstände des Genusses, die Sinnenwelt, Sinnengenüsse

ifc sich manifestierend in , sich äußernd als | unter iene ganz bestimmte Kategorie fallend, ausschließlich gehörend zu | sich beziehend auf, etw betreffend, gerichtet auf, beschäftigt mit

atra viṣaye = in Bezug darauf

viṣaye sati = wenn es in mein Fach schlägt, wenn ich es weiß

a-cakṣur-viṣaya m = dem Auge sich entziehender Bereich, dem Gesichtskreis entzogen

anya-viṣaya adj = auf etwas Anderes gerichtet, anderes betreffend

raver aviṣaye = da wohin die Sonne nicht dringt, wo sie nicht scheint

a-viṣaya-manas adj = dessen Geist nicht auf die Sinnenwelt gerichtet ist

kiṃ-viṣayaka adj = worauf sich beziehend?

jīva-viṣaya m = Lebensdauer

nir-viṣaya adj = aus seinem Wohnort verjagt, verbannt, vertrieben | keine Stütze habend, in der Luft schwebend | von den Sinnesobjecten getrennt, nicht an ihnen hängend

viṣayatva [viṣaya+°tva] (1.45)

n das Objektsein, das Behandeltwerden in | das Beschränktsein auf etw | das etw zum Objekt haben, das Betreffen, das sich beziehen auf, Unterliegen

chāndasa-viṣayatvāt = weil dieses nur im Veda erscheint

viṣayavat [viṣaya+°vat] (1.35)

adj auf sinnliche Objekte gerichtet, den Sinnesbereich betreffend | objektiv

viṣayavartin adj = gerichtet auf

vīta [vi°+√i] (1.37)

ppp vi√i verschwunden, vergangen, gewichen

vīta-bhaya adj = frei von Furcht, unerschrocken

vīta-manyu adj = keinen Grimm habend gegen | frei von Kummer

vīta-rāga-bhaya-krodha adj = frei von allen Begierden, von Furcht und Zorn

vīta-vrīḍa adj = schamlos

vīta-saṃdeha adj = keinem Zweifel unterliegend

vīra

m Mann, insbes. ein kraftvoller Mann, Held, Vordermann, Anführer | pl: Mannschaft, Diener, Zugehörige | Gatte | Sohn | Männchen eines Tieres | heroischer Grundton in einem Kunstwerk

asmi vo vīraḥ = ich bin euer Anführer

utthāna-vīra m = ein Mann der Tat

vāg-vīra m = ein Mann des Wortes

vīra-samanvita adj = von seinen Mannen umgeben

asmākaṃ vīrā uttare bhavantu = mögen unsere Männer siegreich sein (uttare nom pl m)

vīrya [vīra] (1.20, 2.38)

n Männlichkeit, Tapferkeit | Kraft, Wirksamkeit, Energie, Macht | Mannestat, Heldentat

a-prati-vīrya adj = dem niemand gewachsen ist

a-vīrya adj = schwach, machtlos

ugra-vīrya adj = von gewaltigem Mut

uṣṇa-vīrya adj = erwärmende Kraft besitzend

eka-vīrya adj = von gleicher Kraft

kāma-vīrya adj = nach Belieben Heldenmut an den Tag legend

kṛta-vīrya adj = in Kraft stehend

kṣaṇa-vīrya n = eine glückliche Stunde

dṛṣṭa-vīrya adj = von erprobter Kraft

bala-vīrya n sg = Kraft und Tapferkeit

viśvato-vīrya adj = allenthalben wirksam

√vṛ

varati/e, vṛnoti, vṛṇute verhüllen, bedecken, zudecken | umschließen, umringen | (Tür) schließen | zurückhalten, gefangen halten | (Weg) versperren, hemmen, abwehren

ppp vṛta verhüllt, bedeckt, | umringt, umgeben von | eingeschlossen, zurückgehalten | erfüllt von, versehen mit

kaus vārayati/e zurückhalten, gefangen halten | verbergen | jmd/etw zurückhalten, abwehren, hemmen, unterdrücken, beseitigen | ausschließen | verbieten, untersagen | vorenthalten

kaus ppp vārita versteckt in | verboten

a-vṛta adj = unbeschränkt, ungehemmt

an-ā-vṛta adj = unverhüllt | ungeschlossen, nicht gedeckt | nicht verschanzt (Heer)

kaṇṭha-prā-vṛta n = Halsbedeckung

a-vāritam adv = ungehemmt

ku-prā-vṛta adj = schlecht gekleidet

sa-karṇa-prā-vṛta adj = bis über die Ohren verhüllt

kṛtsna-vṛta adj = ganz umhüllt

sukhā-vṛta adj = erfüllt von Behagen, erfüllt von Lust an

parivṛta n = ein bedeckter Ort, eine als Opferplatz dienende mit Wänden verschlossene Hütte

su-vi-vṛta adj = leicht sich öffnend

a-prati-vārita adj = nicht zurückgehalten, nicht abgewehrt

a-vārita-dvāra adj = dem der Eingang nicht verboten ist

apa-vāritam adv = (im Drama) im Geheimen, so dass es nur die zunächst beteiligte Person hört oder sieht

√vṛ 2

varati/e, vṛṇāti, vṛṇīte, vṛṇoti, vṛṇute sich erwählen, jmd um etw bitte | vorziehen, wünschen, lieber wollen als | mögen, lieben | jmd etw gewähren | jmd zum Gnadenempfänger erwählen, jmd eine Gnade gewähren

ppp vṛta erwählt

tad vṛṇuṣva mām = das erbitte dir von mir

a-vṛta adj = unerwählt, uneingeladen

manu-vṛta adj = von Menschen gewählt

yathā-pra-vṛtam adv = wie erwählt

svayaṃ-vṛta adj = selbsterwählt

√vṛj

varjati/e, vṛṇakti, vṛṅkte wenden, drehen | abdrehen, ausraufen | vom Wege ablenken, beseitigen | ātm: etw von jmd abwenden, vorenthalten | ātm: sich zueignen, für sich erwählen

ppp vṛkta

kaus varjayati beseitigen, vermeiden, verzichten auf

kaus ppp varjita vermieden | dem etw fehlt, frei von, ohne | ausgenommen

ṣaṣṭiḥ pañca-varjitā = sechzig weniger fünf

bhukti-varjita adj = ungenießbar

māna-vivarjitam adv = ohne Ehre, ehrlos

√vṛt

vartate/i sich drehen, rollen ablaufen (Zeit), erfolgen, geschehen, werden, da sein, existieren, oleben bestehen | wohnen, weilen | verfahren, zu Werke gehen, sich benehmen

ppp vṛtta

iti me vartate buddhiḥ = so ist meine Meinung

ciraṃ vartate = es ist lange her, dass

kim idaṃ vartase = was treibst du da?

sāgarikāyāḥ kiṃ vartate = wie geht es der Sāgarikā?

a-jyeṣṭha-vṛtti adj = sich nicht wie ein ältester Bruder betragend

ati-dur-vṛtta adj = sich sehr schlecht betragend

ati-vṛtta adj = längst vergangen

ārya-vṛtta n = ehrenhaftes Betragen

tejo-vṛtta n = ein glanzvolles, würdevolles, hohes Benehmen

ā-vṛtta n = das Richten von Gebeten an einen Gott

vṛtti [√vṛt+°ti] (1.2, 1.4, 1.5, 1.10, 1.41, 2.11, 2.15, 2.50, 3.44, 4.18)

f das Rollen | Art und Weise zu sein/ zu tun/ zu leben, Verfahren, Benehmen | Benehmen gegen jmd | ein gutes achtungsvolles, liebevolles Benehmen, ein Gefühl der Achtung und Liebe für jmd | guter Wandel | allgemeiner Gebrauch, Regel | Art und Weise des Verhaltens, Wesen, Natur, Art | Zustand | Erscheinen in | das Vorkommen, Dasein | das Hingegebensein | Lebensunterhalt, Erwerb, Gewerbe, Mittel zum Leben, Lebensunterhalt mittelst | Wirkung, Tätigkeit, Funktion | Stimmung | Art und Weise der Rezitation, Stil eines Dramas, genre

an-anu-vṛtti f = Ungehorsam gegen

a-ni-vṛtti f = tapferer Widerstand

ātma-vṛtti f = der Zustand, in dem man sich befindet

indriya-vṛtti f = Sinnestätigkeit

āhāra-vṛtti f = Lebensunterhalt

ku-vṛtti f = ein schlechter Lebensunterhalt

kliṣṭa-vṛtti adj = ein kümmerliches Leben führend

guru-vṛtti f = das richtige Benehmen dem Lehrer gegenüber

citta-vṛtti f = Gedankenlauf, insbes. der ungezwungene Gedankenprozess

duṣ-pra-vṛtti f = eine böse, traurige Nachricht

bahir-vṛtti f = eine Beschäftigung mit Äußerlichkeiten

adhyayana-saṃvṛtti f = gemeinsames Studieren

kuru priya-sakhī-vṛttiṃ sapatnī-jane = zeige gegenüber deinen Gemahlinnen das Verhalten wie gegenüber einer lieben Freundin

vedanā [√vid+°ana] (3.37)

f Erkenntnis | schmerzliche Empfindung, Schmerz | Empfindung

vedanā sparśanendriya-jaṃ jñānam = Empfindung ist die aus Berührung der Sinne geborene Erkenntnis

vedanīya [√vid+°ya] (2.12)

adj bezeichnet werdend, ausgedrückt, gemeint mit | empfunden werdend von/ als | was empfunden werden muss

vaitṛṣṇya [vitṛṣṇa] (1.16)

n Befreiung von Durst, Durstlosigkeit | das Freisein von Begehren, Stillung des Verlangens, Gleichgültigkeit gegen

vaira [vīra] (2.35)

adj reindlich, rächerisch

n Feindschaft, Feindseligkeit, Fehde mit | Feindesschar

gupta-vaira adj = mit verborgener Feindschaft

nir-vairatā f = Eintracht

prati-vaira n = Erwiderung einer Feindseligkeit, Rache

mitra-vaira n = Zwiespalt unter Freunden

vaira-kāritā f = Streitsucht

vaira-vrata n = geschworene Feindschaft

vairāgya [virāga] (1.12, 1.15, 3.51)

n das sich Entfärben, Bleichwerden | Gleichgültigkeit aus Überdruss, Abneigung, Widerwill | Gleichgültigkeit gegen die Welt, Lebensüberdruss | Leidenschaftslosigkeit, Gelassenheit

vaiśāradya [viśārada] (1.47)

n Erfahrenheit, das Kundigsein, Sicherheit in der Erkenntnis, Klarheit des Geistes, Unfehlbarkeit

vyakta [vi°+√añj] (4.13)

ppp vi√añj offenbar, sinnliche wahrnehmbar, verständlich, deutlich | sicher, gewiss

vyaktā vāk = verständlich, artikuliert

a-vyakta adj = übersinnlich, sinnlich nicht wahrnehmbar

ati-vyaktam adv = überdeutlich

vyaktatā f = Wahrnehmbarkeit

vyakta-lavaṇa adj = stark gesalzen

vyakta-rasa adj = einem deutlichen, hervorstechenden Geschmack habend

vyakti [vi°+√añj+°ti]

f das Erscheinen, Offenbarwerden, deutliches Hervortreten, Manifestation | Unterschiedneheit, verschiedenheit | ein von anderen unterschiedehnes Ding, Einzelwesen, Einzelding

akṣara-vyakti f = deutliche Aussprache der Laute

vyaktitva n = Individualität, Besonderheit

vyavahita [vi°+ava°+√dhā] (3.26, 4.9)

ppp vi-ava√dhā unterbrochen, gehemmt | entfernt, in der Ferne befindlich | durch etw dazwischen Liegendes getrennt, versteckt, der Wahrnehmung entzogen | von etw entfernt, zu etw nur in Beziehung stehend, nicht unittelbar betroffen

a-vy-ava-hita adj = nicht getrennt, unmittelbar folgend | durch nichts anderes unterbrochen, ganz auf etw gerichtet

vyākhyāta [vi°+ā+√khyā] (1.44, 3.13)

ppp erklärt, erläutert, ausführlich besprochen, auseinandergesetzt | mitgeteilt, verkündet, erzählt | genannt benannt

vyākhyātṛ m = Erklärer

vyādhi [vi°+ā+√dhā] (1.30)

m Krankheit

strī-vyādhi m = eine Plage von Weib

dīrgha-vyādhi adj = an einer langwierigen Krankheit leidend

vyutthāna [vi°+ud+√sthā+°ana] (3.9, 3.38)

n starke Aktivität | das Aufstehen, Erwachen | das sich Abwenden von, das Aufgeben | das sich nach außen Ausrichten | das sich Widersetzen, Opponieren, Behindern

vyūha [vi°+√ūh] (3.28, 3.30)

m Verschiebung, Verrückung | Zerlegung | Verteilung, Anordnung der Teile, Aufstellung | Heeresordnung, Schlachtordnung, ein geordneter Jagdzug | Gesamtheit, ein Ganzes, Komplex, Menge, Schar | ausführliche Auseinandersetzung, ausführliche Darstellung/ Beschreibung | Teil, Abschnitt, Kapitel

cakra-vyūha m = eine kreisförmig aufgestellte Schlachtordnung

daṇḍa-vyūha m = eine Aufstellung der Armee in Kolonnen

ākheṭa-vyūha m = ein geordneter Jagdzug (ākheṭa m Jagd)

vrata [√vṛ 2] (2.31)

n Wille, Gebot, vorgeschriebene Ordnung | Gehorsam, Dienst | Beruf, gewohnte Tätigkeit, Tun, Treiben, Gewohnheit, Lebensweise | religiöse Pflicht, Gottesdienst, Pflicht | jede übernommene religiöse oder asketische Observanz, Regel, Gelübde, heiliges Werk | fester Vorsatz

√śak

śaknoti, śakyati/e vermögen, im Stande sein, können, zu Stande bringen

ppp śakta vermögend, im Stande seiend, etw konnend, fähig, gewachsen

aśakta adj = nicht könnend, unvermögend

śakto 'haṃ rākṣasasya = ich bin dem Unhold gewachsen

śakti [√śak+°ti] (2.6, 2.23, 3.21, 4.34)

f das Können, Vermögen, Kraft, Fähigkeit, Geschick, Wirksamkeit, Wirkung | die wirkende Kraft eines Gottes | die wirkende Kraft eines Wortes | die Kraft eines Spruches, der wirksamste Teil eines Spruches | die schaffende Kraft eines Dichters, die Phantasie

śaktyā = nach Vermögen, nach Kräften

vitta-śaktyā = nach den Vermögensumständen

paraṃ śaktyā = mit ganzer Kraft

alpa-śakti adj = von geringer Kraft, schwach

indriya-śakti f = Kraft der Sinne

utsāha-śakti f = Willenskraft

kriyā-śaktimat adj = die Kraft der Tätigkeit besitzend

śabda (1.9, 3.17, 3.22)

m Laut, Schall, ton, Stimme, Geräusch, Lärm | Wort, Rede, Ausspruch | ein richtiges Wort | Name, Benennung | mündliche Mitteilung

hari-śabda = der Ausruf Hari

śabdena = durch ein Wort, ausdrücklich

tac chabdāt = weil es so heißt

apa-śabda m = üble Nachrede

gadgada-śabda adj = stammeld

śabdārtha [śabda+artha] (1.42)

m Laut und Bedeutung | Bedeutung der Laute, Wesen der Laute | Bedeutung eines Wortes | Bedeutung der mündlichen Mitteilung

śabdārtha-rambhaṇa adj = darauf hin unternommen werdend

√śam

śāmyati ruhig werden, still werden, befriedigt sein | aufhören, nachlassen, erköschen

ppp śānta beruhigt, zur inneren Ruhe gelangt, frei von aller Leidenschaft | ruhig, seill, sanft, mild | weich, schmiegsam | erloschen | nachgelassen, aufgehört | unschädlich geworden | gestorben, ausgestorben

śāntaṃ pāpam = abgewehrt sei das Übel!

dhik śāntam = behüte Gott! bei Leibe nicht!

śayin [√śī+°in]

adj liegend, ruhend, schlafend, zu liegen gewohnt

śarad

f Herbst

śarīra (3.39)

m fester Bestandeil des Körperes, Knochengerüst | Leib, Körper | fester Körper überhaupt | Person

antaḥ-śarīra-stha adj = im Körper weilend

ādi-śarīra n = Urkörper

ku-śarīra adj = misgestaltet

dharma-śarīra n = ein kleiner buddh. Stūpa

prāk-śarīrasya visrasaḥ = bevor der Leib zusammenbricht

śarīra-grahaṇa n = das Annehmen einer leiblichen Gestalt

śarīra-cintā f = Pflege des Körpers, das Sichwaschen

śānta [√śam] (3.12, 3.14)

ppp still, nachgelassen, aufgehört, gewichen, ruhig, sanft, verloschen, verstorben

śārada [śarad]

adj herbstlich, im Herbst erscheinend, im Herbst reifend | frisch

√śās

śāsti, śāsati, pass: śāsyate, śiṣyate zurechtweisen, züchtigen, in Zucht halten, befehlen, unterweisen, belehren

śāsa [√śās]

m Anweisung, Gebot | Gebieter, Strafender

śithila

adj locker, lose, schlaff, geschmeidig, schlotternd, sich hin-und-her bewegend, unstet, zitternd, schwach

go-karṇa-śithilaś caran = unstet wie ein Kuh-Ohr

śārdūla-śithilaś caran = geschmeidig wie ein Tiger

a-śithilaṃ-bhāva m = das Festwerden

śithilatā f = Schlaffheit

√śiṣ

śinaṣṭi, śiṃṣati, °śiṣyate übrig lassen, übrig bleiben

ppp śiṣṭa übrig gelassen, übrig geblieben, übrig

hata-śiṣṭa = dem Gemetzel entronnen

hṛta-śiṣṭa = vom Raub verschont geblieben

√śī

śete, śayate still liegen, daliegen, ungebraucht dastehen | schlafen | sich schlafen legen | einschlafen

ppp śayita liegend | gelegen habend | schlafend | geschlafen habend | eingeschlafen

śīla (2.18)

n Gewohnheit, angeborene oder anerzogene Art und Weise zu sein, Charakter, Sinnesart, Benehmen | Natur, Wesen überh. | gute Gewohnheiten, gute Sitten, ehrenhaftigkeit, ein edler Charakter

aguṇa-śīla adj = der keine Vorzüge besitzt, der kein Verständnis für Vorzüge hat

akarma-śīla adj = untätig, faul

anu-śīlana n = Uebung, Studium | das Nachtun

ārya-śīla adj = von ehrenhaftem Charakter

asatya-śīla adj = der Lüge ergeben

udaka-śīla adj = Verstorbenen regelmässig die Wasserspende darbringend

eka-śīla adj = von gleicher Sinnesart

ekāntaśīla adj = einen einsamen Ort aufsuchend, sich in die Einsamkeit zurückziehend

kula-śīla-vant adj = aus edlem Geschlecht und von edlem Character

guptaśīla adj = verschlagen, listig

tyāga-śīlatā f = Freigebigkeit

duḥkha-śīla adj = einen schwierigen Character habend

lajjā-śīla adj = schamhaft, verlegen

śukla

adj licht, hell | weiß, weißlich | rein, lauter, woran kein Makel haftet

śukla-pakṣa m = die Hälfte des Monats mit zunehmendem Mond

√śuc

śocati/e flammen, leuchten, strahlen, glühen, brennen | heftigen Schmerz leiden, trauern über, beklagen, betrauern

śuci (2.5)

adj strahlend, glühend | blank | glänzend weiß, rein | lauter, klar | rein | klar, lauter rein , tadellos, unschuldig, ehrlich, redlich | rein in riuellem Sinn | ifc: rein von, der sich einer Sache entledigt hat

m Lauterkeit, Reinheit, Ehrlichkeit | Feuer

a-śuci-kara adj = verunreinigend

rahaḥ-śuci adj = der sich seines geheimen Auftrages erledigt hat

śuci-carita adj = reinen Wandels

śuci-jihva adj = flammenzüngig

śuci-dant adj = hellzahnig

śuci-bhrājas adj = hell funkelnd

śuci-mānasa adj = reines Herzens

śuci-varṇa adj = hellfarbig

śuddha [√śudh] (2.20)

ppp rein, hell, fleckenlos, lauter | fehlerfrei, normal, richtig beschaffen, warn Nichts auszusetzen ist, richtige Lesart | rein, ohne allen Zusatz, ungemischt, nicht mit anderen zusammenfließend | einfach, bloß | ganz, vollständig, abgeschlossen | geprüft, untersucht

śuddhi [√śudh+°ti] (2.41, 3.56)

f das Reinwerden, Reinigung, Läuterung, Reinheit | das Reinwerden von, das Befreit werden von | Rechtfertigung, das für unschuldig erklärt werden | das sich als echt erweisen, Echtheit, Richtigkeit | Bereinigung, Bezahlung einer Schuld | Klarheit in einer Sache, sichere Kunde über

√śudh

śudhyati/e rein werden | ich klären, klar werden | ins Klare kommen | entschuldigt sein

ppp śuddha

śūna

n Leere, Abwesenheit, Mangel

śūnya [śūna] (1.9, 1.43, 3.3, 4.34)

adj leer, öde, unbewohnt, nicht besetzt, ohne | leerer Blick, auf keine festes Ziel gerichtet, ins Blaue gerichet, an Nichts denkend, nicht bei der Sache seiend, abwesend, zerstreut | leer, besitzlos, von allem beraubt | allein, ohne Gefährten, ohne Begleitung, alleinstehend | einer Person/Sache beraubt, ohne jmd/etw seined, frei von | mangelnd, fehlend, nicht da seiend | leer, eitel, nichtig, in Wirklichkeit nicht seiend | unausgeführt, unausgerichtet | taub, unempfindlich

bhāva-śūnyam adv = der Zuneigung ermangelnd

mamatā-śūnya adj = in keiner näheren Beziehung zu uns stehend, an dem wir kein Interesse haben

hetu-śūnya adj = grundlos, unbegründet

śeṣa [√śiṣ] (1.18)

mn Rest, das Übrige, Übriggelassene, Überschuss | was noch zu retten ist | Ende, Ausgang, SChluss | Ergänzung, Nachtrag | Nebensache

adj übrig, am Leben geblieben | der letzte, letztgenannte

ifc übrig geblieben von

m Name eines Schlagendämons, der die Erde trägt und auf dem Vishnu während seines Schlafes ruht

śeṣe rātrau = während des übrigen Teiles der Nacht.

śeṣe = im übrigen, in allen anderen Fällen

kṛtya-śeṣa adj = der seine Arbeit noch nicht vollbracht hat

na vaḥ śeṣaḥ kaścid ihāsti yuddhe = keiner von euch kommt mit dem Leben davon

ardha-śeṣa adj = zu Hälfte übriggeblieben

alpa-śeṣa adj = woran wenig fehlt, beinahe vollendet

aviśeṣeṇa = unter allen Umständen

niḥśeṣatas = bis auf den letzten Rest, ganz und gar, vollständig

bhasmāvaśeṣa adj = von dem nur die Asche übrig geblieben ist

śaithilya [śithila] (2.47, 3.39)

n Gelöstheit, Lockerheit, Schlaffheit | Abnahme, Verringerung | Erkaltung in Bezug auf | Nachlässigkeit in Bezug auf

prāpti-śaithilya n = geringe Wahrscheinlichkeit

hṛdaya-śaithilya n = Niedergeschlagenheit, Kleinmut

śoka [√śuc]

adj glühend

m Glut, Flamme | Qual, Schmerz, Kummer, Gram, Trauer

sa-śoka adj = bekümmert, traurig, betrübt

arka-śoka m = Strahlenglut

a-śoka adj = ohne Glut | keinen Kummer bereitend | keinen Kummer empfindend

niḥśoka adj = vom Kummer befreit

śokasya paridhāraṇam = das dem Schmerz Sichhingeben

śokavat adj = bekümmert, traurig, betrübt

su-śoka adj = schön strahlend

śauca [śuci] (2.32, 2.40)

n Reinheit, Reinigung durch, Lauterkeit (eig u. übertr.) | Reinheit in rituellem Sinn, Lauterkeit der Gesinnung, Reinhiet in Handel und Wendel insbs. Ehrlichkeit in Geldsachen

ati-śauca n = zu große Reinlichkeit

artha-śauca n = Unbescholtenheit in Geldangelegenheiten

pāda-śauca n = Reinigung der Füsse

apārthaṃ kuñjara-śaucavat = unnütz wie das Baden eines Elephanten

śrat

indekl nur in Verbindungen mit √kṛ und √dhā

mit √kṛ zusichern, verbürgen

mit √dhā vertrauen, jmd glauben | für wahr halten, etw glauben

śraddhā [śrat+√dhā] (1.20)

adj vertrauend, treu

f Vertrauen, Zuversicht, Glaube an, Treue, Aufrichtigkeit | Lust, Verlangen | die Gelüste von Schwangeren | Verlangen nach Speise, Appetit | Neugier

sa-śraddhā adj = jmd willkommen heissend, freundlich entgegen kommend

a-śraddhā f = Mangel an Vertrauen, Unglaube

śraddhā-deva adj = Gott vertrauend, gläubig

śraddhāna n = Glaube

śraddhā-manas adj = vertrauend oder treu

śraddhā-vitta adj = vom Glauben ergriffen, gläubig gestimmt

śravaṇa [√śru+°ana]

n das Hören | das Lernen | Leumund, guter Ruf

a-śravaṇa n = das Nichterwähntsein in einem heiligen Text | das Fehlen eines Worts

dūra-śravaṇa n = das Hören aus weiter Ferne

pitṛ-śravaṇa adj = dem Vater Ruhm verschaffend

prati-śravaṇa m = das Antworten | Zusagen, Einwilligen, Jasagen, Versprechen

śravaṇa-pūraka m = Ohrring, Ohrenschmuck

śrāvaṇa [śravaṇa] (3.37)

adj durch das Gehör vernmittlet, durchs Ohr wahrgenommen

n das Hörenlassen, Verkünden

śrāvaṇa-tva n = Hörbarkeit

satya-śrāvaṇa n = das Schwören eines Eids

√śri

śrayati/e pass śrīyate lehnen, legen an/ auf, anbringen an, hinlegen zu, ruhen lassen auf, richten auf/ an, stützen auf, übertragen auf | Licht/Glanz verbreiten über | ātm, pass sich lehen an , Halt finden, haften, sich befinden in/an, sich anreihen an | ātm, akt, sich irgendwohin begeben (insbes. um Hilfe oder Schutz zu finden), hinstreben zu | ātm= in einen Zustand/ eine Lage / ein Verhältnis sich begeben, antreten, greifen zu, gelangen zu, annehmen

ppp śrita haftend an, stehend auf/in, liegend in, sitzend auf, befindlich in, angebracht an, enthalten in, steckend in | sich irgenwohin begeben habend | sich in einen Zustand/ eine Lage/ ein Verhältnis begeben habend, geraten in, eine Gestalt angenommen habend | sich unter jmds Schutz gestellt habend | wohin man sich begeben hat | ergriffen, erwählt

śrita-kṣama adj = sich in Geduld fassend

śrita-sattva adj = Mut gefasst, entschlossen

ā-śrita m = Untergebener, Diener

ā-śritatva n = Abhängigkeit

a-śrita adj = nicht haftend an

dharma-saṃ-śrita adj = gerecht, tugendhaft

saṃ-śrita m = Untergebener, Diener

parāśrita (para+ā) m = Diener

apāśrita (apa+ā) adj = der sich unter jmds Schutz gestellt hat

sam-ā-śrayaṇīya adj = in dessen Dienste man sich begiebt, Herr

su-sam-ā-śrita adj = einen günstigen Standpunkt einnehmend

rūpam anyat sa śiśriye = er nahm eine andere Gestalt an

√śru

śṛṇoti hören, vernehmen, erfahren, achten auf, beim lehrer hören, lernen studieren | pass:

pass śrūyate gehört werden, vernommen werden. bekannt sein als, heißen | beim Lehrer gelehrt werden | gehört werden, ausgesprochen werden, in der Rede angewandt werden

ppp śruta gehört, vernommen, worüber man durchs Ohr eine Kunde hat | erwähnt, genannt, in der heiligen Lehre enthalten | bekannt als, genannt | bekannt, berühmt, gefeiert

kaus śravayati, śrāvayati hören lassen, verkünden, hersagen | jmd hören lassen, zu jmd sprechen, anreden, jmd etw mitteilen, pass: zu hören bekommen

kaus ppp śrāvita verkündet, gesprochen, mitgeteilt | angemeldet | genannt, heißend | der etw zu hören bekommen hat | das im Ritual Zugerufene

śrūyate = man hört oder ich höre

śrūyatām = man höre, zugehört!

purāṇe yan-mayā śrutam = was ich im Purāṇa gelesen habe

revantaṃ hi tvā śṛṇomi = ich höre du seist reich (revat adj wohlhabend, reich)

śuśrūṣaṇa n = das Verlangen zu hören | Gehorsam, das zu Diensten Sein, der jmd geweihte Dienst | treue Pflege (des Feuers)

śruta (1.49)

ppp siehe √śru

śrotra [√śru+°tra] (3.42, 3.42)

n Ohr, Gehör

a-śrotra adj = ohne Ohren

divya-śrotra n = ein göttliches, alles vernehmendes Ohr

baddha-śrotra-manaś-cakṣus adj = Ohren, Sinn und Augen heftend auf

śrotra-paraṃparā f = Hörensagen

śrotra-peya adj = mit dem Ohr einzuschlürfen, hörenswert

śrotra-vādin adj = zu hören geneigt, willig

śrotra-hīna adj = taub

√śvas

śvasiti blasen, zischen, sausen, schnaufen | atmen | seufzen

śvāsa [√śvas] (1.31, 2.49)

m Gezisch, Geschnauf | das Atmen, Atemzug, Atem | das Einatmen | das Seufzen, Seufzer | Atembeschwerden,Asthma

ā-śvāsa m = das Aufatmen, Erholung | Trost

ā-śvāsana n = das Erfrischen, Beleben | das Aufheitern, Trösten

pra-śvāsa m = das Einatmen

vi-śvāsa-kāraka adj f:°rikā = Vertrauen einflößend

vi-śvāsa-ghāta m = Bruch des Vertrauens, Verrat

vi-śvāsana n = das Erwecken von Vertrauen

vi-śvāsa-sthāna n = Bürgschaft

vi-śvāsa-hantṛ m = Verräter

sa° (1.46, 3.20, 3.23)

prefix Verbindung, Gemeinsamkeit oder Gleichheit bezeichnend

sa-varṇa adj = zu derselben Kaste gehörig

sa-rūpa adj = eine gleiche Gestalt habend

sa-vāsāḥ snānam ā-caret = bekleidet moge man zum Baden gehen

sa-pakṣa adj = geflügelt

sa-bhayam adv = erschrocken

sa-veṇu-vīṇam adv = in Begleitung von Bambusflöte und Vīṇā

saṃkara [sam+kara] (3.17, 4.21)

m Mischling aus unebenbürtiger Ehe | Vermengung, Mischung, Vermischung | Vermischung der Kasten | eine der Vermischung der Kasten gleichkommende Handlung | Vermischung von Redefiguren | unrein durch Berührung mit Unreinem

kriyā-saṃkara m = Vermengung verschiedener Kurmethoden

a-saṃkara m = keine Vermischung der Kasten | keine Verwirrung

yoni-saṃkara m = fleischliche Verbindung zwischen verschiedenen Kasten, Missheirat

loka-saṃkara m = Durcheinander in Bezug auf die Menschen, das Spielen einer falschen Rolle

saṃkīrṇa [sam+√kṝ] (1.42)

ppp erfüllt, voll von | untereinander gemengt, zu verschiedenen Kasten gehörig | durch Berührung verunreinigt, befleckt, unrein, aus einer gemischten Ehe geboren

asaṃkīrṇa adj = nicht verunreinigt, rein

saṃkīrṇayuddha n = Kampf, bei dem verschiedene Waffen in Anwendung kommen

saṃkrama [sam+krama]

m Zusammentritt | Gang, Lauf | das Übergehen auf | Eintriit der Sonne in ein neues Sternbild (sūrya-saṃkrama) | Brücke, Steg übers Wasser | Treppe insb. zu einem Wasser

upa-saṃ-kramaṇa n = das Hinschreiten zu

upa-saṃ-krama m = Behandlung (in mediz. Sinn)

saṃ-kramaṇa n = das Eintreten, Eintritt | das Übergehen ~, Hineinfahren in | das Hinübergehen in eine andere Welt, Heimgang | ein Mittel zum Hinüberkommen

garbha-saṃ-kramaṇa n = das Eingehen in einen Mutterleib

saṃkhyā [sam+√khyā] (2.50)

f Zählung, Bestimmung der Anzahl, Berechnung | Zahl, Anzahl | Zahlwort | Berechnung, die genaue Erwägung des pro und contra

ifc gezählt zu, gerechnet werden zu | an Zahl betragend

a-saṃ-khyeya adj = unzählbar, unzählig.

abhi-saṃkhya adj = ersichtlich

artha-pra-saṃkhyā f = Zweckerwägung

upa-saṃ-khyāna n = das Hinzuzählen

upa-saṃ-khyeya adj = hinzuzuzählen

kati-saṃkhya adj = von welcher Anzahl?

kula-saṃkhyā f = das Gezähltwerden zu einem edlen Geschlecht

pari-saṃkhyā f = Aufzählung im Einzelnen, Gesamtzahl

saṃkhyāta-saṃkhyeya adj = erwogen habend, was zu erwägen war

saṃkhyāna n = das Erscheinen, zum Vorschein kommen | Aufzählung | Anzahl | Berechnung

saṃkhyā-nāman n = Zahlwort

saṃgṛhītatva [sam+√grabh+°tva] (4.11)

n Zusammenfassung, Zusammenraffung | Erfassung | Sammlung | das Alles im Zaum Halten, Lenkung, Regierung

saṃgṛhītṛ m = Wagenlenker, Rossebändiger | Lenker, der alles im Zaum hält

saṃjñā [sam+√jñā] (1.15)

f Einverständnis | Bewusstsein, klare Vorstellung | Unterweisung, | Zeichen | Spur | Bezeichnung, Bennennung, Name

dharma-saṃjñā f = Pflichtgefühl

labdha-saṃjñatā f = Wiedererlangung des Bewusstseins

saṃjñā-vat adj = Bewusstsein habend

saṃjñārthaṃ tān bravīmi te = ich nenne sie dir für dein Einverständnis

a-saṃjñatva n = Bewusstlosigkeit | kein klares Bewusstsein habend

a-saṃjñā f = Uneinigkeit, Zwietracht

vi-saṃjñita ppp = des Bewusstseins beraubt

hasta-saṃjñā f = ein Zeichen mit der Hand

saṃtoṣa [sam+√tuṣ] (2.32, 2.42)

m Befriedigung, Zufriedenheit, Genügsamkeit, das sich Begnügen, Zufrieden sein mit

na saṃtoṣa-samaṃ vratam = kein Gelübde kommt der Genügsamkeit gleich

na saṃtoṣāt paraṃ sukham = keine Freude ist besser als die Zufriedenheit

na saṃtoṣaṃ vinā saukhyam = kein Wohlbehagen ohne Genügsamkeit

saṃtoṣaṃ paramāsthāya (āsthā Verlangen nach) sukhārthī saṃyato bhavet = Wem es um Wohlbehagen zu tun ist, der befleißige sich der Genügsamkeit und beherrsche sich selbst

yena tena prakāreṇa yasya kasyāpi dehinaḥ | saṃtoṣaṃ janayed dhīmān tat eva hari-pūjanam || = Auf diese oder jene Weise suche ein kluger Mensch jedermann eine Freude zu bereiten, da dieses Viṣṇu ehren heisst.

a-saṃtoṣa m = Unzufriedenheit, Ungenügsamkeit

su-saṃtoṣa adj = leicht zu befriedigen

saṃnidhi [sam+nidhi] (2.35)

m Nebeneinanderstellung, gleichzeitige Erwähnung | Nähe, Gegenwart, Anwesenheit, Beisein, | das Dasein, Vorhandenheit

yathāgni-saṃnidhānena lākṣā-dravyaṃ vilīyate | dhīro 'pi kṛśa-kāyo 'pi tathā strī-saṃnidhau naraḥ || = Wie ein Gegenstand aus Lack in der Nähe von Feuer schmilzt, so ein Mann in der Nähe eines Weibes, sei er auch noch so klug und noch so schmächtig

guru-saṃnidhi m = Gegenwart des Lehrers

saṃpad [sam+√pad] (3.46, 3.47)

f Übereinkommen, Einswerden im Handel | das Geraten, Glücken, Gedeihen, Gelingen, zu Stande kommen | Bedingung zum Gelingen | das Zuteilwerden, Zufallen | Erlangung | das Werden zu etw, Übergehen in etw | das Vorhandensein, Dasein | richtiges Verhältnis, richtige Beschaffenheit, richtiger Stand, Vollzahl | gute Beschaffenheit, Vorzüglichkeit, Vorzug, Schönheit | Fülle, Menge, hoher Grad von | sg+pl gutes Geschick, Wohlfahrt, Wohlstand, Glück, Reichtum, Vermögen, Besitz

sam-agra-saṃpad adj = mit allen Vorzügen ausgestattet

svara-saṃpad f = eine schöne Stimme

mūṣaka-saṃpad f = Mäuse in Menge

āpadāṃ kathitaḥ panthā indriyāṇām asaṃyamaḥ | taj-jayaḥ saṃpadāṃ mārgo yeneṣṭaṃ tena gamyatām || = Man sagt, dass Nichtzügeln der Sinne der Weg zum Unglück (āpad), der Sieg über dieselben aber der Pfad zum Glücke (saṃpad) sei. Nun gehe des Weges, der dir gefällt.

janmani kleśa-bahule kiṃ nu duḥkham ataḥ param | icchā-saṃpad yato nāsti yac cecchā na nivartate || = Welcher Schmerz ist in diesem an Leiden so reichen Leben wohl größer als der, dass ein Wunsch nicht befriedigt wird und auch nicht aufhört?

pṛthu-saṃpad adj (pṛthu adj üppig) = überaus reich

yathā-saṃpad adv = wie es sich trifft

su-vastu-saṃpad adj = reich an Glücksgütern

su-saṃpad f = großes Wohlergehen

svara-saṃpad f = eine wohlklingende Stimme

saṃprajñāta [sam+pra+√jñā] (1.17)

ppp unterschieden, erkannt, genau gewusst | mit unterscheidender Einsicht versehen

saṃprayoga [sam+pra+yoga] (2.44)

m Befestigung | Verbindung mit, Vereinigung, Berührung, Kontakt mit | eheliche Verbindung, Koitus | Ausübung, Anwendung, Gebrauch, Praxis

prāk saṃprayogād bhūtānāṃ nāsti duḥkhaṃ parāyaṇam | viprayogāt tu sarvasya na śocet prakṛti-sthitaḥ || = Vor der Verbindung mit den Dingen gibt es für die Geschöpfe keinen heftigen (parāyaṇam) Schmerz, nach der Trennung von allem aber trauert derjenige nicht, der im natürlichen Zustande verbleibt.

nepathya-saṃprayoga m = die Kunst, sich zurecht zu machen (nepathya n Ankleideraum hinter der Bühne)

saṃbandha [sam+bandha] (3.42, 3.43)

m Sammlung Kollektion | Zusammenhang, Verbindung, Beziehung | persönliche Beziehung, ein auf Verwandtschaft, Herat, Freundschaft beruhendes Verhältnis zu jmd, ein auf gleichen Studien etc beruhendes Verhältnis zu jmd, Verschwägerung | die Beziehung eines Werkes zu einem vorangegangenen | Verwandter, Freund, Bundesgenosse, Studiengenosse, Blutsverwandter

vidya-yoni-saṁbandha m = ein Studiengenosse

artha-saṃbandha m = Besitz von Reichthümern

ku-saṃbandha m = ein schlechter Verwandter

yathā-saṃbandham adv = nach der Verwandtschaft

yoni-saṃbandha m = ein Blutsverwandter

vivāha-saṃbandha m = eheliche Verwandtschaft (vivāha m Heimführung der Braut)

saṃbodha [sam+√budh] (2.39)

m Erkenntnis, Verständnis, Einsicht

saṃbodhana = adj erweckend | n Innewerden, Bemerken | das Erkennen | das Aufmerksammachen | das Anrufen, Zuruf

saṃyama [sam+yama] (3.4, 3.16, 3.17, 3.21, 3.23, 3.27, 3.36, 3.42, 3.43, 3.45, 3.48, 3.53)

m das in Zucht Halten, Bändigung, Zügelung | Bändigung der Sinne, Selbstbeherrschung | das Zusammenbinden, Fesselung | Konzentration des Geistes, Anstrengung, Unterdrückung

saṃyamāt = mit genauer Not

indriya-saṃyama m = Zügelung der Sinne

prāṇa-saṃyama m = das Anhalten des Athems

vāk-saṃyama m = Hemmung der Rede, Bändigung der Zunge

saṃyamavat adj = der sich im Zaum hält, haushälterisch

saṃyoga [sam+yoga] (2.17, 2.23, 2.25)

m Verbindung, Zusammenhang, Vereinigung, Zusammentreffen, Kontakt | Verbindung einzelner Teile, Vereinigung, Zusammenkommen von, Zusammenhang zwischen | freundschaftliches oder verwandtschaftliches Verhältnis mit, Verschwägerung | eheliche Verbindung zwicshen, fleischliche Vermischung, Beischlaf mit | Summe | das sich Halten an etw

mantra-saṃyoga m = Übereinstimmung der Meinungen im Rat

ātma-saṃyoga m = die Beziehung zur eigenen Person, persönliches Interesse an etw

phala-saṃyoga m = das Verbundensein mit einem Lohn

rati-saṃyoga m = Beischlaf

saṃyoga-mantra m = Heiratsspruch

saṃvid [sam+√vid] (3.35)

f Bewusstsein von | Empfindung | Einverständnis, Verabredung, Übereinkunft | Plan | Unterredung | Nachricht | Sitte | Name

nasaṃvid f = das Vergessen von Allem

prati-saṃvid f = genaues Verständniss im Einzelnen

sthita-saṃvid adj = der Verabredung treu, sein Versprechen haltend

sva-saṃvid f = die Erkenntniss des eigenen ~, d. i. wahren Wesens

saṃvega [sam+√vij] (1.21)

m eine heftige Gemütsaufregung | Heftigkeit, Gewalt, hoher Grad | ein Verlangen nach Erlösung

saha-saṃvega adj = heftig erregt

saṃvedana [sam+√vid+°ana] (3.39, 4.22)

n das Erkennen | Bewusstwerden, Empfundenwerden | das Melden, Verkünden, Zuwissentun

pratisaṃvedana n = das Empfinden, das an sich Erfahren

saṃśaya [sam+√śī] (1.30)

m Zweifel, Zweifelhaftigkeit, Bedenken, Ungewissheit in Bezug auf | Gefahr für

na saṃśayo me 'sti = ich habe keinen Zweifel

nāstyatra saṃśayaḥ = da gibt es keinen Zweifel

artha-saṃśaya m = eine Gefahr, das Vermögen zu verlieren

prāṇa-saṃśaya m = Lebensgefahr

mukta-saṃśaya adj = frei von Zweifel, keinem Zweifel unterliegend, sicher stehend

saṃskāra [sam+kāra] (1.18, 1.50, 1.50, 2.15, 3.9, 3.10, 3.18, 4.9, 4.27)

m Zubereitung, Bearbeitung, ein kunstgerechtes Verfahren für einen bestimmten Zweck, Reinigung, Schmückung, Verzierung | Pfege, Toilette | Bildung, gute Erziehung | Richtigkeit, insbes. der AUssprache | ein Ritual häuslicher und religiöser Art, wodurch man sozusagen zugerichtet und rein wird | Vollziehung eines Sakraments, Weihe | Totenweihe, Verbrennung | Eindruck, eine durch Erlebtes aber im Augenblick nicht mehr wirkendes bedingte Stimmung, Nachwirkung in Geist und Körper, Anlage des Geistes

agni-saṃskāra m = das mit Feuer vollzogene Sakrament, Verbrennung eines Verstorbenen

aṅga-saṃskāra m = Pflege des Körpers

anna-saṃskāra m = Zubereitung der Speisen

niḥ-saṃskāra adj = ungebildet, ohne Manieren

bhū-saṃskāra m = Vorbereitung des Bodens, die zur Weihung der Stätte des Feueraltars benötigten Mantras (meistens fünf)

sthira-saṃskāra adj = durch und durch fein gebildet

nopadeśo vidhātavyo murkhasya vy-abhi-cāriṇah | saṃskāro 'vaskarasyeva tiraskāra-karo hi saḥ || = Einem Dummkopf, der einen verkehrten Weg geht (vyabhicarin), soll man keine Unterweisung erteilen: es würde solches nur Spott (tiraskāra) hervorrufen, wie wenn man einen Abtritt (avaskara) schmückte.

saṃhatyakāritva [sam+√han+kārin+°tva] (4.24)

n das Zusammenwirken

saṃhanana [sam+√han+°ana]

adj gedrungen, fest

n Verhärtung | Gedrungenheit, ein fester kräftiger Körperbau | Festigkeit | Standhaftigkeit

ūrdhva-saṃhanana adj = von hohem und kräftigem Körperbau (Śiva)

asaṃhanana n = das Unverbundensein, Freisein von

saṃhananatva [saṃhanana] (3.47)

n Festigkeit, einen festen kräftigen Körperbau habend

saḥ (1.14, 1.26)

nom sg m dieser, er

saṅga [√sañj] (3.52)

m Hängenbleiben, Stockung, das Haften an, Berührung, Kontakt mit | Berührung mit jmd, Zusammentreffen mit jmd, Anschluss an jmd, ein näheres Verhältnis zu jmd, Umgang, Verkehr | Hang des Herzens, Anhänglichkeit, Lust, Gelüste

guṇa-saṅgāḥ = die an einem haftenden Vorzüge

ko vā gurur yo hi hitopadeṣṭā śiṣyaś ca ko yo guru-bhakti-pūrṇaḥ |
ko dīrgha-rogo 'sata eva saṅgaḥ kim auṣadhaṃ sādhu-sam-āgamo hi |
=
Wer ist wohl Guru? Der das Heil lehrt. Und wer ist Schüler? Der erfüllt ist von Hingabe zum Guru. Was ist die lange Krankheit? Der Verkehr mit einem Schlechten. Was ist die Arznei? Die Begegnung mit einem Sādhu.

indriya-pra-saṅga m = das den Sinnen Fröhnen

su-saṅga adj = woran das Herz sehr hängt

strī-saṅga m = Verkehr mit Frauen

√sañj

sajati anhängen, zusammenhängen ātm sich hängen an | hängen bleiben, sich anheften an | hängen an, beschäftigt sein mit

pass sajyate, sajjate an etw gehängt /geheftet werden, hängen bleiben, stecken bleiben | zögern | sich hingeben, sich beschäftigen mit, mit den Gedanken/ mit dem Herzen bei jmd oder etw sein

ppp sakta anhängend, anhaftend, steckend in, behafted mit, jmd gehörig | anvertraut | gerichtet auf, hingegeben, beschäftigt mit gedaklich oder mit dem Herzen an jmd oder etw hängend

sakta-vaira adj = im Streit befindlich mit

ati-pra-sakta adj = zu sehr an jmd oder etw hängend

a-sakta adj = an den Dingen nicht hängend, mit dem Herzen unbeteiliget

dhātu-pra-sakta adj = der Alchymie ergeben

mānāsakta adj (māna+ā…) = hochmütig

saṃ-saktatā f = das Steckengebliebensein

sat [√as] (2.13, 2.49)

ppr f:satī bestehend, existierend, gegenwärtig seiend, angetroffen werdend

m pl gute, edle, vorzügliche, gebildete, kluge Menschen

n das Seiende, Wirkliche, ein reales Ding | etw Gutes, Vorteil

adv schön

sato me = als ich da war

tathā sati = wenn es so ist

nāmni kṛte sati = als der Name gegeben wurde

vināśe nāśe vā sati = es mag Verlust oder Tod eintreten

tan na sat = das ist nicht recht

satkāra [sat+kāra] (1.14)

m gute Behandlung, freundliche Behandlung, Ehrenerweisung, insbes. die freundliche Aufnahme eines Gastes, Bewirtung | Rücksicht für eine Sache

atithi-satkāra m = Bewirtung eines Gastes

pūjā-satkāra m = Ehrenbezeigung

na gṛhāṇi na vastrāṇi na prākāras tiraskriyā |
nedṛśā rāja-satkārā vṛttam āvaraṇaṃ striyāḥ ||
=
Weder Häuser, noch Kleider, noch Mauer noch Tadel, ebensowenig die Ehrenbezeugungen des Fürsten, guter Wandel ist der Schutz der Frau.

sattva [sat+°tva] (2.41, 3.36, 3.50, 3.56)

n das Sein, Existenz, Realität | Wesen, Charakter | ein fester Charakter, Festigkeit, Entschlossenheit, Energie, Mut | das absolut gute Wesen, die erste der drei guṇa-s der Prakṛti | Seinsheit, reinste materielle Eigenschaft, Klarheit, Reinheit als Eigenschaft der Natur, Element im Geist, welches das Licht des Puruṣa reflektiert und deshalb Verstand zu haben scheint | geistiges Wesen, Geist | Lebensatem | ein reales Wesen, Gegenstand, Ding

mn ein lebendes Wesen | ein gespenstisches Wesen, ein böser Geist, Kobold

nirguṇeṣv api sattveṣu dayāṃ kurvanti sādhavaḥ |
nahi saṃharate jyotsnāṃ candraś cāṇḍāla-veśmani ||
=
Gute üben Mitleid auch gegen Geschöpfe, die keine Vorzüge besitzen: der Mond entzieht ja nicht sein Licht der Hütte des Pariah.

antaḥ-sattva n = inneres Wesen

sarvatra-sattva n = Allgegenwart

alpa-sattva adj = wenig Mut habend, feige

udāra-sattva adj = von edlem Charakter

bahu-sattva adj = reich an Tieren

sattva-dhātu m = die Tierwelt

viśuddha-sattva-vijñāna adj = dessen Charakter und Wissen lauter sind

sattva-lakṣaṇā adj f = schwanger

sāttvika adj f:ī = charaktervoll, mutig | zur Qualität sattva in Beziehung stehend, von ihr vorzugsweise beherrscht

sattvasya lakṣaṇaṃ dharmaḥ = des Sattvam Kennzeichen ist Dharma

satya [sat+°ya] (2.30, 2.36)

n das Wirkliche, Wirklihckeit | Wahrhaftigkeit, das Reden der Wahrheit | Gelöbnis, Verprechen, Eid, Schwur | das erste Weltalter | die unter den sieben Welten am höchsten gelegene

adj wirklich, in Wirklichkeit vorhanden, sahrhaft, wahr, echt, zutreffend in Erfüllung gehend, zuverlässig

yat-satyam = in der Tat

tena satyena = auf Grund hiervon | so wahr dieses ist

yathā-satyam adv = der Wahrheit gemäss

satya-pāramitā f = Vollkommenheit in der Wahrheit.

satyam eva jayate nānṛtam = Die Wahrheit wahrlich siegt, nicht die Unwahrheit

√sad

sīdati sitzen, sich niederlassen | belagern, jmd belauern | unter einer Last zusammensinken, abnhemen, sich schecht fühlen, schwach werden, matt werden, unterliegen, in Not geraten, in eine verzweifelte Lage geraten, an sich selbst verzweifeln, (vor Schmerz) vergehen, sich nicht zu fassen wissen, sich nicht zu halten wissen, hinschwinden, in Verfall geraten

ppp satta sitzend

ppp sanna niedergesetzt, sitzend bei, beschäftigt mit | niedergesunken, erloschen | tot

kaus sādayati setzen, sich setzen lassen | ablegen auf | ins Verderben bringen, zu nichte machen

uttamaiḥ saha sāṃgatyaṃ paṇḍitaiḥ saha saṃkathām |
alubdhaiḥ saha mitratvaṁ kurvāṇo na ca sīdati ||
=
Wer mit den Besten Verkehr hat, mit Gelehrten Gespräche führt und mit Uneigennützigen Freundschaft schließt, der kommt nicht in Nöte.

atyāsanna adj = gar zu nahe

anāsanna adj = nicht nahe bei

asanna adj = rastlos

āsanna n = Nähe

kriyāvasanna adj = der durch die Beweisführung im Process unterlegen ist.

pārśvāsanna adj = zur Seite stehend, daneben stehend, anwesend

sadā (4.18)

adv allzeit, stets, immer, jedesmal

sadā-gati adj = in steter Bewegung seiend | Beständigkeit

sadā-kāla-vaha adj = zu jeglicher Zeit Wasser habend (Fluss)

sadā-puṣpa adj = stets blühend

sadā-pramudita n = beständige Fröhlichkeit

sadā-yogin adj = stets dem dem Yoga obliegend

sadārjava adj = stets redlich

sadā-śiva adj = stets gütig, stets freudlich

saptadhā [saptan+°dhā] (2.27)

adv siebenfach

saptan

num sieben

sam

prefix, adv drückt Vereinigung aus

sama

adj eben, glatt, in gleicher Höhe oder Lage befindlich, parallel | gleich, ähnlich, gleichartig, gleich viel, der Bedeutung nach gleich, gleich stehend, homogen | sich gleich bleibend, unter verschiedenen Verhältnissen derselbe, unverändert, gleich verfahrend gegen | gerade (Zahlen) | das richtige Maß habend, normal | neutral | harmlos | worüber man leicht hinwegkommt, bequem, leicht

adv samam auf gleiche Wese, gleich | zugleich, gleichzeitig | gerade, präzis, kurz | auf ehrliche Weise

ananya-sama adj = keinem anderen gleichen, unübertroffen

jīvita-sama adj = eben so lieb wie das Leben

dik-sama adj = gleiche Richtung habend

vāyu-sama adj = windähnlich

sama-citta-tva n = Gleichmut

samaya [sam+aya] (2.31, 4.20)

m das Zusammentreffen, ~laufen | Verkehr mit | Verständigung, Übereinkommen, eine auferlegte oder übernommene Verpflichtung einem anderen gegenüber, Vertrag, Verabredung, Bedingung

tena samayena = in folge dieses Übereinkommens

samayāt = einer Verabredung gemäß | unter einer Bedingung

a-vi-saṃvādanaṃ dānaṃ samayasyāvyatikramaḥ |
āvartayanti bhūtāni samyak praṇihitā sa vāk ||
=
Das Worthalten, Spenden, Erfüllen eines Vertrages und eine wohlangebrachte Rede führen uns die Geschöpfe zu.

samādhi [sam+ā+√dhā] (1.20, 1.46, 1.51, 2.2, 2.29, 2.45, 3.3, 3.11, 3.38, 4.1, 4.29)

m das in Ordnung bringen, in HArmonie bringen, in Übereinstimmung bringen | die auf das Höchste gerichtete Aufmerksamkeit, tiefe Andacht | winw zur Erinnerung an einen Heiligen erichtete Kapelle

brahma-karma-samādhi adj = der sich mit der höchsten Gottheit beschäftigt und sich in sie vertieft

samādhita adj = versöhnt, ausgesöhnt

samādhitsā f = der Wunsch etw beizulegen, etw in Ordnung zu bringen

samāna [sam+āna] (3.41)

m der Hauch, welcher, im Magen und in den Gedärmen tätig, das Feuer der Verdauung schürt, Durchfall und andere Krankheiten hervorbringt

samāpatti [sam+ā+√pad+°ti] (1.41, 1.42, 2.47, 3.43)

f das Zusammentreffen, Zusammenfallen | Zufall | das Erreichen, Gelangen zu, Werden zu | das Annehmen der ursprünglichen Form | Vollendung, Abschluss | Aufgehen des Subjekts im Objekt als Stufe der yogischen Andacht

sarūpa [sa°+rūpa]

adj gleichartig, gleichförmig, gleich | gestaltet, verkörpert | mit schöner Gestalt, mit schönem Aussehen begabt, schön

sa-rūpa-vatsā f = eine Kuh mit einem Kalb von gleicher Farbe

sarva (1.51, 2.15, 2.37, 3.11, 3.17, 3.34, 3.50, 3.50, 4.31)

adj ganz, all, jeder, jedermann, alles | allerlei, allerhand, von welcher Art es sei | in Verbindung mit einem Adj: ganz, in allen Teilen, überall, aller…

sarve 'pi = alle insgesamt

sarvaḥ ko 'pi = jeder, wer es auch sei

gavāṃ sarvam = alles, was von Kühen kommt

ati-sarva adj = mehr als vollständig | über Alles erhaben

sarvaṃ-saha adj = alles geduldig ertragend

sarva-kāma m pl = alle möglichen Wünsche, alles Gewünschte

sarva-gṛhya adj = sammt allen Hausgenossen

sarvatā f = Ganzheit, Gesammtheit

sarvajña [sarva+√jñā] (1.25)

adj allwissend

sarva-jñaṃ-manya adj = sich für allwissend haltend

sarva-jña-tā f = Allwissenheit

gunaiḥ sarva-jña-tulyo 'pi sīdaty eko nirāśrayaḥ |
anarghyam api māṇikyaṃ hemāśrayam apekṣate ||
=
Wer an Vorzügen sogar einem Allwissenden gleich käme, ist verloren (sīdati), wenn er allein (ekaḥ) steht und des Haltes entbehrt (nirāśrayaḥ): sogar ein unschätzbarer (anarghya adj) Rubin (māṇikyam) verlangt (apekṣate) in Gold (heman n) gefasst zu werden (āśraya m Stütze).

sarvathā [sarva+°thā] (4.29)

adv in allen Fällen, jedenfalls, durchaus | auf jegliche Weise, wie immer auch | vollständig, ganz und gar

na dānena na mānena nārjavena na sevayā |
na śastreṇa na śāstreṇa viṣamāḥ sarvathā striyaḥ ||
=
Nicht mit Geschenken, nicht mit Ehrenbezeigungen, nicht mit Offenheit (ārjavam Geradheit), nicht mit liebenswürdiger Aufmerksamkeit, nicht mit Dolchen, nicht mit Lehren (sind sie zu bändigen): die Weiber sind immerdar widerspänstig (viṣama adj ungerade, schwierig, gefährlich).

sarvathāviṣaya [sarvathā+viṣaya] (3.55)

adj in beliebiger Weise sich äußernd, in beliebiger Weise erscheinend

sarvabhūmi [sarva+bhūmi]

f die ganze Erde

adj dem die ganze Erde gehört

sarvaviṣaya [sarva+viṣaya] (3.55)

adj auf alles sich beziehend, in beliebiger Weise sich äußernd, allgemein

sarvārtha [sarva+artha] (4.23)

adj zu allem dienlich, für alles anwendbar | auf alles achtend

adv wegen des Ganzen

savicāra [sa°+vi°+cāra] (1.44)

adj von Erwägungen begleitet | mit Überlegung, mit Unterscheidung, mit prüfender Betrachtung

savitarka [sa°+vi°+tarka] (1.42)

adj von Nachdenken begleitet, wobei Nachdenken noch nicht ausgeschlossen ist

saha

adv gemeinsam, zusammen, zugleich

präp mit, samt, nebst, zugleich mit | Gemeinsamkeit einer Tätigkeit ausdrückend | das Begleiten, Dabeiseien ausdrückend | zeitliches Zusammenfallen ausdrückend

saha-gacchanti gacchantam = sie folgen ihm nach, wenn er geht

saha-pra-yoga m = gleichzeitige Anwendung

saha bhakṣa adj = zusammen geniessend

saha-bhasman adj = samt der Asche

saha-bhāva m = Gemeinsamkeit | Zusammengehörigkeit

saha-bhuj adj = zusammen essend mit

saha-bhūmi adj = nebst Grundbesitz

saha-maraṇa n = gemeinsames Sterben (mit dem Gatten), Wittwenverbrennung

saha-saṃ-vāda m = Unterredung

sahabhū [saha+√bhū] (1.31)

adj zusammen erscheinend mit | von Natur eigen, angeboren, natürlich

√sā

nur in Verbindung mit Präpositionen, wohl im weitesten Sinne beenden

sākṣāt [sa°+akṣa] (3.18)

adv mit Augen, mit eigenen Augen | vor Augen offenbar, in Wirklihkeit, geradezu, recht eigentlich | in eigener Person, leibhaftig | unmittelbar, direkt

sākṣāt-karaṇa n = die unmittelbare Ursache

vedhā dvedhā bhramaṃ cakre kāntāsu kanakeṣu ca |
tāsu teṣv apy anāsaktaḥ sākṣād-bhargo narākṛtiḥ ||
=
Zweimal (dvedhā) beging (cakre 3 sg perf √kṛ) der Schöpfer (vedhas, nom m vedhāḥ) einen Irrtum (bhrama m): indem er das Weib (kāntā) und indem er das Gold (kanaka) schuf. Wer weder an jenem (tāsu), noch an diesem hängt (teṣu), ist der leibhaftige (sākṣāt) Śiva (bharga) in Menschen(nara)gestalt(ākṛti).

sādhāraṇa [sa°+ā+dhāraṇa]

adj gemeinsam zugehörig, gemeinschaftlich, allen gemein | gleich mit, sich gleich verhaltend | an zwei entgegengesetzten Eigenschaften teilhabend, gemäßigt

n Gemeingut | gemeinsame Sache, Bündnis mit

sādhāraṇatva [sādhāraṇa+°tva] (2.22)

n Allgemeinheit | Gemeingut

sāmya [sama] (3.56, 4.15)

n Gleichheit, Ähnlichkeitr, Übereinstimmung mit | Das Gleichstehen in Bezug auf Rang, Stellung, Macht etc | Gleichgewicht | Gleichheit der Gemütsstimmung, Gleichmut | Gerechtigkeit

adj das gewönliche Maß habend, die Mitte haltend, normal | sich gleich bleibend, gegen alle gleich

śatruṃ vāṅchā-vighātāya buddhi-yukto mahīpatiḥ |
sāmyaṃ nayati saumyena yathaivāgniṃ mahodadhiḥ ||
=
Wie der Ozean (mahodadhi m) das (höllische) Feuer, so beschwichtigt (sāmyaṃ nayati) ein kluger (buddhi-yukto) Fürst einen Feind mit Milde, auf dass dieser seinem Verlangen (vāñchā) entsagt.

sārūpya [sarūpa] (1.4)

n gleiches Aussehen, Ähnlichkeit, Gleichartigkeit, Übereinstimmung | Identifikation

sārvabhauma [sarvabhūmi] (2.31)

adj über die ganze Erde verbreitet/ herrschend

m Weltherrscher, Kaiser

n die Herrschaft über die ganze Erde, Kaiserwürde

sārvabhauma-bhavanaṃ vana-vāso niḥsvabhāva-bhavabhāvanayā te |
bāliśo hi viṣayendriyacaurair muṣyate svabhavane ca vane ca ||
=
Eine Wohnung im Walde (vana-vāsa) ist für dich eines Weltherrschers (sārvabhauma) Palast (bhavanam), weil du Besitzlosigkeit (niḥsvabhāva) für das wahre Glück hältst (bhavabhāvanā) / ein Tor (bāliśa) dagegen wird von der Sinnenwelt und den Sinnen, diesen Dieben (caura), sowohl im eigenen Hause als auch im Walde bestohlen (√muṣ).

siddha [√sidh 2] (3.33)

m Seher | ein Vollendeter, Glückseliger, Bezeichnung einer Klasse von Weisen, denen übernatürliche Kräfte zugeschrieben werden | siehe √sidh 2

siddhi [√sidh 2+°ti] (2.43, 2.45, 3.38, 4.1)

f das Gelangen ans Ziel, Treffen | das Zustandekommen, Geraten, Gelingen, glücklicher Erfolg | Heilung, das in Ordnung kommen | persönlicher Erfolg | Vollkommenheit der Person und Machterlangung des Geistes über die Natur, Zaubermacht, paranormale Kräfte | das Verständlichwerden eines Wortes | das sich als richtig Erweisen

an-ukta-siddhi f = ein feines und verstecktes Kompliment bei guter Gelegenheit

arthasiddhi f = Erwerbung eines Vermögens | das Gelingen einer Sache

artha-siddhiṃ parām icchan dharmam evāditaś caret |
nahi dharmād apaity arthaḥ svarga-lokād ivāmṛtam ||
=
Wem es um höchstes Gedeihen von Reichtümern zu tun ist (icchan nom m sg ppr √iṣ), der übe vor Allem (āditas) Tugend, da ja (nahi) von der Tugend der Reichtum nicht weicht (apaiti), eben so wenig wie von der Himmelswelt der Nektar.

kārya-siddhi f = Erfolg einer Sache

prasiddhi f = das Gelingen | Beweis | allgemeines Bekanntsein, Berühmtheit

saṃsiddhi f = das Gelingen | ein vollkommener Zustand | das letzte Ergebnis | das letzte Wort

sāṃsiddhika adj f:ī = ursprünglich, naturgemäss, natürlich

√sidh 1

sedhari verscheuchen, vertreiben | verbieten | anordnen | strafen

kaus mit ni: niṣedhayati jmd zurückhalten | etw verwehren, verbieten, untersagen, negieren

ppp siddha verscheucht

ā-siddha = verhaftet

vyā-siddha = verboten, untersagt

doṣam ārto janaḥ kṛtsnaṃ pārthivāya nivedayet |
yadā syād doṣavān bhūpas tadā kas taṃ niṣedhayet ||
=
Ist das Volk in Not (ārta ppp ā√ṛ leidend), so wälzt es alle (kṛtsnaṃ) Schuld (doṣaṃ nivedayet, kaus √vid) auf den Fürsten (pārthiva) / ist aber der Fürst (bhūpa) der Schuldige (doṣavān), so kann ihm niemand wehren (niṣedhayati kaus ni√sidh = jmd zurückhalten | etw verwehren, verbieten).

√sidh 2

sidhyati zum Ziel kommen | Erfolg haben, gelingen, in Erfüllung gehen, zu Stande kommen | entstehen | gültig sein | jmd zu Teil werden | in Ordnung kommen, geheilt werden | sich aus etw ergeben, folgen, sich als richtig erweisen, bewiesen sein | sich in jmds Willen fügen, nachgeben | sein Ziel erreichen, Erfolg haben | das hlchste Ziel erreichen, vollkommen werden, glückselig werden

ppp siddha (das Ziel) getroffen | gelungen, erreicht, vollbracht, in Erfüllung gegangen | eingegangen (von Geldern) | fertig | in Ordnung gekommen, geheilt | wirksam | der sein Ziel erreicht hat | der das höchste Ziel erreicht hat, zur Vollkommenheit gelangt, Meister geworden in etw | vollkommen geworden, in den Besitz übernatürlicher Kräfte gelangt

ardha-siddha adj = halb vollendet | halb gar

ardha-siddheṣu kāryeṣu ātma-guhyaṃ prakāśayet |
sa eva nidhanaṃ yāti bakaḥ karkaṭakād yathā ||
=
Wer bei halb vollendetem Werke sein Geheimnis kundtut, der findet den Tod, wie der Reiher durch das Krebschen (karkaṭa-ka m).

a-siddha adj = unvollkommen | ungültig | keine Zaubermacht besitzend

yoga-siddha adj = durch Yoga im Zustande der Vollkommenheit seiend

loka-siddha adj = gewöhnlich, gemein

vāk-siddha n = eine übernatürliche Vollkommenheit in Bezug auf die Rede

sarvārtha-siddha adj = der sein Ziel vollkommen erreicht hat, der alles hat was er wünscht

siddha-kāma adj = dessen Wünsche in Erfüllung gegangen sind

sva-bhāva-siddha adj = von Natur eigen | selbstverständlich

rakta-tvaṃ kamalānāṃ sat-puruṣāṇāṃ paropakāri-tvam |
a-satāṃ ca nir-daya-tvaṃ sva-bhāva-siddhaṃ triṣu tritayam ||
=
Die Röte der Wasserrosen, das Wohlwollen (upakārin Wohltäter) edler Menschen und die Hartherzigkeit (nirdaya adj) Böser: diese drei Eigenschaften (tritayam Dreizahl) sind den Dreien von Natur eigen.

su

adv wohl, gut | gewiss

sukha [su+kha] (1.33, 2.5, 2.7, 2.42, 2.46)

adj eine gut gebohrte Radnabe habend, leicht laufend (Wagen) | angenehm, behaglich

n Wohlbefinden, Wohlbehagen, Lust, angenehme Empfindung, Genuss, Freude an

adv sukham, sukhena, sukhāt behaglich, angenehm, mit Behagen, mit Lust, zum Behagen, ohne Mühe und Anstrengung, leicht

ati-sukha adj = höchst angenehm

antaḥ-sukha adj = am Innern seine Freude habend

a-sukha-duḥkha adj = weder Freude noch Leid kennend

cittāsukha n = Unlust, Unbehagen

sukha-citta n = geistiges Wohlbehagen

deha-sukha adj = dem Körper angenehm

yathā-sukham adv = nach Lust, nach Belieben

sukha-gandha adj = wohlriechend

sukha-grāhya adj = leicht zu begreifen

sukha-duḥkha-maya adj f:ī = aus Freude und Leid bestehend

sukha-duḥkhin adj = Freude und Leid empfindend

sukha-para adj = dem es hauptsächlich um Freuden zu tun ist, genusssüchtig

sukha-praśna m = eine Erkundigung nach jmds Wohlbefinden

sukha-prasupta adj = behaglich ~, süß schlafend

sukha-prāpya adj = leicht zu erlangen, ~ gewinnen

sukha-saṃcāra adj = wohin man sich gern begibt, einladend

mahāśayyā bhūmir masṛṇam upadhānaṃ bhuja-latā,
vitānaṃ cākāśaṃ vyajanam anukūlo 'yam anilaḥ |
sphurac candro dīpaḥ sva-dhṛti-vanitā-saṅga-muditaḥ,
sukhaṃ śāntaḥ śete vigata-bhava-bhītir nṛpa iva ||
=
Der Erdboden ist sein prächtiges Lager (mahāśayyā f), die Arm-Lianen sein weiches (masṛṇa adj weich, zart, sanft) Kissen (upadhāna n das Hinzufügen, Kissen), der blaue Himmel (ākāśa n) sein Zeltdach (vitāna mn), dieses angenehme (anukūla adj) Lüftchen (anilaḥ √an) sein Fächer (vyajana n), der funkelnde (sphurat ppr √sphur) Mond seine Leuchte: so ruht (śete 3 pr √śī) der zur Ruhe gelangte (śāntaḥ) Asket, des Umganges (saṅga m) mit seinem Weibe (vanitā, √van), der eigenen Zufriedenheit (sva-dhṛti), froh (muditaḥ), behaglich (sukham) wie ein Fürst (nṛpa iva), da die Furcht vor der Welt von ihm gewichen ist.

sumanas [su+manas]

adj wohlgesinnt, günstig, hold | wohltuend, angenehm | wohlgemut, heiter, fröhlich, behaglich | klug, versändig

f pl oder ifc Blumen

sumanasyamāna ppr = günstig, hold | wohlgemut, fröhlich, nach Herzenslust verfahrend

añjali-sthāni puṣpāṇi vāsayanti kara-dvayam |
aho sumanasāṃ prītir vāma-dakṣiṇayoḥ samā ||
=
Blumen, die man zwischen den Händen hält, erfüllen beide Hände mit Wohlgeruch (√vāsay). Wie wunderbar! Der Blumen (der Weisen) Zuneigung ist gleich gegen linke und rechte Hand (gegen Schlechte und Rechtschaffene).

√sū 1

suvati, savati, sauti in Bewegung setzten, veranlassen, zum Vorschein bringen, in Tätigkeit setzen | aufstellen, bestimmen, weihen für etw, ātm: sich weihen lassen | gestatten, jmd ermächtigen

ppp sūta und suta

sūkṣma (1.44, 1.45, 2.10, 2.50, 3.26, 3.45, 4.13)

adj fein, schmal, dünn, klein, kurz, unbedeutend | kaum hörbar (von Tönen) | fein von Verstand | genau, präzise | der Wahrnehmung sich entziehend, unfassbar, nur der Idee nach vorhanden, feinstofflich, subtil

ati-sūkṣma adj = überaus fein

sūkṣma-dṛṣṭi f = ein scharfer Blick

sūkṣma-bhūta n = ein feines Element

sūkṣma-mati adj = von feinem Verstande

sthūla-sūkṣma-prapañca m = die grobstoffliche und die feinstoffliche Welt

sūrya (3.27)

m Sonne, Sonnengott

adhi-vṛkṣa-sūrye lok = zur Zeit, wo nur noch die Baumwipfel von der Sonne beschienen werden

sūrya-tejas adj = den Glanz der Sonne habend

√sṛj

sṛjati/e entlassen, schnellen, schleudern | auswerfen, ausgießen, entsenden | rennen lassen, ātm: zueineln | loslassen, befreien | (Tür) öffnen | veröffentlichen | Fahren lassen, aufgeben | spinnen, flechten | erschaffen, erzeugen | herbeischaffen | anwenden

ppp sṛṣṭa erfüllt von, bedeckt mit | nur denkend an | fest entschlossen zu | geschleudert

prajāpati-sṛṣṭa adj = von Prajāpati geschaffen

saṃ-sṛṣṭa-dhaya adj = mit der Kuh zusammengelassen und saugend (Kalb)

saṃ-sṛṣṭa-homa m = eine gemeinschaftliche Oblation (an Agni und Sūrya)

nāpatrapeta praśneṣu nāvibhāvyāṃ giraṃ sṛjet |
na tvareta na cāsūyet tathā saṃgṛhyate paraḥ ||
=
Man zeige keine Verlegenheit (√trap), wenn man gefragt wird, spreche nicht mit unvernehmbarer Stimme (a-vi-√bhū), eile (√tvar) nicht und murre (√asūy) nicht: so gewinnt man einen andern.

√sev

sevate sich aufhalten bei | verweilen bei, besuchen, bewohnen | jmd Dienst leisten, seine Achtung bezeugen, pflegen | der Liebe pflegen | anwehen | sich einer Sache hingeben | sich befinden an, angetroffen werden bei

ppp sevita

kaus sevayati jmd dienen, seine Achtung bezeugen | pflegen, hegen

a-sevita adj = nicht besucht

ugrasevita adj = von gewalttätigen Wesen bewohnt

sevitṛ m = Diener | Verehrer | der sich einer Sache hingibt

seva-ka m = Diener | Verehrer | der sich einer Sache hingibt

sevā f = Besuch | Dienst | Verehrung | geschlechtlicher Verkehr | Ausübung, Gebrauch, Genuss

sevitavya adj = als Wohnstätte zu erwählen | auszuüben, zu pflegen

saumanasya [sumanas] (2.41)

adj Frohsinn verschaffend, gute Laune verschaffen

n Frohsinn, gute Laune | richtiges Verständnis | Blumenstrauß

saumanasyavat adj = froh, guter Laune

√stabh

stabhnāti, stabhnoti, stambhate festsellen, stützen | reichen bis | anhalten, hemmen, festbannen | ātm: sich stützen, sich lehen an | unbeweglich werden | erstarren

ppp stabdha reichend bis | steif, starr, gelämhmt, unbeweglich | erstarrt | anspruchsvoll

a-stabdha-tā f = Anspruchlosigkeit

stabdha-tā f = Aufgeblasenheit, ein anspruchsvolles Wesen

stambha [√stabh] (2.50, 3.21)

m Pfosten, Pfeiler Säule | Befestigung, Kräftigung, Unterstützung | Steifheit, Unbeweglichkeit, Lähmung | Erstarrung, Festwerdung (des Wassers) | Hemmung, Bannspruch, Unterdrückung | Vollstopfung, Anfüllung | anspruchsvolles Wesen

upa-stambhana n = Stütze

eka-stambha adj = auf einem Pfeiler ruhend

nir-ahaṃ-stambha adj = frei vom Hemmschuh des Ichs

jaya-stambha m = Siegessäule

steya

n Diebstahl, Raub | Gestohlenes

śāsanād vā vimokṣād vā stenaḥ steyād vimucyate |
aśāsit vā tu taṃ rājā stenasyāpnoti kilbiṣam ||
=
Durch Bestrafung oder indem man ihn laufen lässt, wird ein Dieb vom Diebstahl befreit. Wenn aber der König ihn nicht bestraft, dann kommt diesem das Vergehen des Diebes zu.

√styā

styāyati/e sich verdichten, intensiver werden

ppp siehe styāna

styāna [√styā] (1.30)

ppp geronnen | erstarrt (Herz)

n das Gerinnen, Verdichtung | Intensität | Apathie

stha [√sthā]

adj stehend, sitzend, wohnend, befindlich | sich (in einem best. Verhältnis/ Zustand) befindend | bei etw seiend, beschäftigt mit, ergeben

atra-stha adj = hier befindlich

yauvana-sthāṃś ca bālāṃś ca vṛddhān garbha-gatān api |
sarvān āviśate mṛtyur evaṃ bhūtam idaṃ jagat ||
=
Der im Jünglingsalter Stehenden, der Kinder, der Greise, sogar der im Mutterleibe Befindlichen, aller bemächtigt (ā√viś) sich der Tod: so verhält es sich mit dieser Welt.

√sthā

tiṣṭati/e pass: sthīyate stehen, ~ auf/in/an, dastehen, stillstehen, stehen bleiben, Halt machen | stehen auf, sich stellen auf, besteigen vor dem Feind stehen, jmd Stand halten | ausharren, jmd zur Sejte stehen, treu bleiben | ātm: bei etw verhatten | ātm: sich fügen, dienen | bestehen, am Leben sein | bleiben, verweilen, warten, zögern, sich bedenken | vorhanden sein, sich befinden, sich verhalten | bei jmd angetroffen werden, zu jmd Verfügung stehen | gerichtet sein auf | (be)ruhen auf, gegründet sein in | dahingestellt bleiben, unberücksichtigt bleiben, nicht von Belang sein

ppp sthita stehend, stehen geblieben (Gegensatz zu gehend, sitzend, liegend) | Stand haltend, nicht weichend | an einem Ort verweilend, ~ befindlich | in einer Lage sich befindend | beschäftigt mit, bedacht auf | sich richtend nach , befolgend | im Amt stehend | zu jmd stehend | dauernd, fest bestehend | nicht verraten werdend | allgemein geltend | beschlossen | fest überzeugt, fest entschlossen, bereit | dastehend, vorhanden, gegenwärtig | jmd gehörend | gerichtet auf | abhängig von | zu etw dienend | übrig geblieben | gesondert stehend

mayi sthitvā = sich auf mich verlassend

paras-paraṃ sthitau = sich feindlich gegenüber stehend

sthito hy eṣaḥ = da stehe, da bin ich

ity evaṃ sthāpayen manaḥ = er richte den Geist darauf, vergegenwärtige sich dieses

an-ava-sthita-citta adj = unbeständigen Sinnes

an-ava-sthita-cittasya na jane na vane sukham |
jane dahati saṃ-sargo vane saṅga-vi-varjanam ||
=
Wer unbeständigen Sinnes ist, der fühlt sich weder unter Menschen, noch im Walde behaglich: unter Menschen versengt (√dah verbrennen, aufregen, gequält werden) ihn die Gesellschaft, im Walde der Mangel (vivarjana n) an Umgang.

a-yathā-sthita adj = in Unordnung geraten

sthāna [√sthā+°ana]

n das Stehen | das Bleiben, Verweilen, Aufenthalt | Aufbewahrung | Standhalten, Nichtweichen | Bestehen (als) | status quo | Zustand | Standort, Stelle, Ort

go-sthāna n = Kuhstall

janma-sthāna n = Geburtsstätte, Heimat

para-sthāna n = die Fremde

jala-sthāna n = Wasserbehälter, Teich, See

dhana-sthāna n = Schatzkammer, Geldkasse

puṇya-sthāna n = ein geweihter, heiliger Platz

pra-sthāna n = Aufbruch, Abreise | die Reise inʼs Jenseits | Wanderleben eines Sādhus | Gedankengang

nedaṃ sthānaṃ vidyate = dieser Fall tritt nicht ein

mānya-sthāna n = ein achtungswerter Gegenstand

sthāne sthāneṣu = an verschiedenen Orten, hier und da

jāgarita-sthāna adj = sich in dem Zustande des Wachens befindend

pitṛ-sthāna adj = die Stelle des Vaters vertretend

sthāne = am rechten Orte

vittaṃ bandhur vayaḥ karma vidyā bhavati pañcamī |
etāni mānya-sthānāni garīyo yadyad uttaram ||
=
Geld, Verwandte, Alter, Taten und fünftens Wissen, dies sind die achtungswerten Gegenstände. Der jeweils später erwähnte ist der wichtigere.

sthānin [√sthā+°in] (3.52)

adj eine hohe Stellung einnehmend | an der Reihe seiend | was ursprünglich dagestanden hat

sthānika m = Gouverneur eines Platzes

sthāna-pāla m = Hüter eines Ortes

sthāna-vid adj = ortskundig

sthita [√sthā] (1.13)

n das Stillstehen, Stehenbleiben, Verweilen | Art und Weise des Stehens | das Verharren auf dem richtigen Weg | siehe √sthā

sthiti [√sthā+°ti] (1.35, 2.18)

f das Stehen, Stillstehen, Haltmachen | das Aufrechtstehen | das Bleiben an einem Ort, Verweilen ~, Sichbefinden ~, Aufenthalt | das Nichtherunterfallen | Niederlage, Aufbewahrung | Standort | Rang, Stellung Würde | das sich Befinden in einem Zustand, in einem Verhältnis | das Hingegebensein, Bedachtsein auf | das Feststehen, Unbeweglichkeit | Beharrlichkeirt, Stetigkeit | Bestand, Fortbestand | Dauer, Lebensdauer | das Bestehende, die Welt | das Dasein, Vorkommen, Angetroffenwerden | Verfahren, Benehmen | Zustand, Lage | Bestimmung, Vorschrift, Regel Verordnung | Brauch | Einrichtung, Institution | feste Ansicht, Überzeugung | das Bestehen auf etw | das Verbleiben auf dem Pfade des Gesetzes/ der Tugend | Grenze, Schranken, sittliche Grenze | Form, Gestalt

sthitim ā-careḥ = bleibe bitte stehen

an-ava-sthiti f = Unstetigkeit

kula-sthiti f = Familienbrauch

duḥ-sthiti f = eine üble Lage, schlimme Verhältnisse

pra-sthiti f = Aufbruch, Abreise

yathā-sthiti adv = der Gewohnheit gemäß, wie sonst

rājya-sthiti f = Regierung

tyājyaṃ na dhairyaṃ vidhure 'pi daive
dhairyāt kadācit sthitim āpnuyāt saḥ |
jāte samudre 'pi hi pota-bhaṅge
sāṃyātriko vāñchati pāram eva ||
=
Man darf den Mut nicht sinken lassen, auch wenn das Schicksal widerwärtig sein sollte, da man durch Standhaftigkeit über kurz oder lang eine feste Stellung erlangen kann. Wünscht doch ein Seefahrer, wenn ihm auch im Meere ein Schiffbruch widerfahren ist, seinen Bestimmungsort zu erreichen.

sthira [√sthā] (2.46)

adj hart, verhärtet, fest, straff, widerstandsfähig | unbeweglich, nicht schwankend | keinem Wandel unterworfen, deauerhaft, ausdauernd, bleibend | sich nicht weiter verbreitend, geheim bleibend | standhaft, keinen Wandel der Stimmung in sich aufkommen lassend, zuverlässig | guten Mutes | fest entschlossen | sicher, keinem Zweifel unteworfen | mit Sicherheit anzutreffen

sthira-sthāyin adj = fest stehend

bhāva-sthira adj = im Herzen festwurzelnd

sthira-karman adj = ausdauernd in seinen Unternehmungen

sthira-saṃskāra adj = durch und durch fein gebildet

a-sthireṇa śarīreṇa sthiraṃ karma sam-ā-cāret |
a-vaśyam eva yāsyanti prāṇāḥ prāghūrṇakā iva ||
=
Mit dem unbeständigen Leibe vollbringe man ein beständiges Werk: die Lebensgeister gehen (√yā, yāti von dannen gehen) wie Gäste (√ghūrṇ sich hin-und-her bewegen, prāghūrṇaka Gast) einst sicher (a-vaśyam notwendig, a-vaśya adj sich jmd Willen nicht fügend) von dannen.

sthūla (3.45)

adj grob, dick, groß, massiv | dumm | grobstofflich, materiell, für die Sinne wahrnehmbar

sthūleccha adj = unbescheidene Wünsche habend

yathā-sthūlam adv = im Groben, im Großen (etwas beschreiben)

kiṃ gajena prabhinnena rāja-karmāṇy a-kurvatā |
sthūlo 'pi yadi vāsthūlaḥ śreyān kṛtya-karaḥ pumān ||
=
Was nützt ein brünstiger Elephant (pra-bhinna Elephant, dessen Schläfen sich in der Brunstzeit geöffnet haben und fliessen), wenn er dem Fürsten keinen Dienst leistet? Ein Mann, der seine Arbeit tut, er sei groß oder klein (vā asthūlaḥ), ist immer besser.

sthairya [sthira] (2.39, 3.32)

n Festikeit, Härte | das Feststehen, Unbeweblichkeit, festes Verblieben (in einer Stellung) | festes Gerichteteseih des Gesites auf einen Punkt | Gemütsruhe | Bestand, Dauerhaftigkeit | Standhaftigkeit, Ausdauer | festes Hängen an, dauerndes Gefallen an

sthairya-vat adj = fest stehend | Stand haltend, nicht weichend

sthairya-vat-tva n = festes Gerichtetsein (des Geistes) auf einen Punkt

a-sthairya n = Unbeständigkeit, Vergänglichkeit

smaya [√smi] (3.52)

m Staunen, Verwunderung | Selbstgefühl, Hochmut, ~ in Bezug auf

ativismayanīya adj = großes Staunen erregend

vismaya-viṣāda-vat adj = erstaunt und bestürzt

sasmaya adj = von Selbstgefühl erfüllt, hochmüthig

√smi

smayate lächeln, verschämt lächeln, erröten | Hochmut an den Tag legen

ppp smita lächeld | aufgeblüht

śriye smayate vibhātī (uṣāḥ) = (die Morgenröte) strahlt und lächelt dem Glück zu

antaḥ-smita n = verhaltenes Lachen

sa-roṣa-smitam adv = zornig lächelnd

suvismita adj = worüber man sehr erstaunt

smita-pūrvābhibhāṣin adj = lächelnd freundlich anredend

vismita ppp = betroffen, erstaunt | wunderbar | stolz, hochmütig

√smṛ

smarati/e sich erinnern, im Gedächtnis haben, ins Gedächtnis rufen, sich vergegenwärtigen, gedenken, mit Wehmut sich erinnern | pass: überliefert werden | lehren, behaupten, statuieren | pass: erklärt werden für, gelten als | hersagen, rezitieren

ppp smṛta dessen man sich erinnert, an den/woran man denkt | überliefert, gelernt | erwähnt | gelehrt, vorgeschrieben | erklärt für, geltend als | heißend

kaus smārayati, smarayati erinnern | mahnen an

na smṛtam = nicht gestattet

bījād eva phalaṃ smṛtam = nur aus dem Samen, so heißt es, kommt die Frucht

smṛti [√smṛ+°ti] (1.6, 1.11, 1.20, 1.43, 4.9, 4.21)

f Erinnerung an, Gedenken, Gedächtnis, Erinnerung | eine als Autorität geltenden Überlieferung (mit Ausschluss der Śruti), ein solches Werk, Gesetzbuch, ein Ausspruch in einem solchen Werk

smṛtim api na te yānti = ihrer wird nicht einmal gedacht

smṛtim adyāpi gacchati = er lebt noch heute in der Erinnerung

kṛta-smṛti f = Erinnerung an empfangene Wohltaten, Dankbarkeit

yathā-smṛti adv = nach dem Gedächtnis | nach den Vorschriften der Gesetzbücher

tat-saṃsmṛtiṃ prati = so weit die Erinnerung daran reicht, so viel davon im Gedächtnis geblieben ist

smṛti-viṣayatāṃ gamitaḥ = der Erinnerung anheimgegeben, gestorben

naṣṭo mohaḥ smṛtir labdhā = Verschwunden ist Verblendung, die Erinnerung ist gekommen

syāt [√as] (4.16)

3 sg opt von √as wäre

sva (1.3, 2.23, 2.54, 4.19, 4.22)

adj eigen, sein, dein, mein usw (meist mit Rückbeziehung auf das nächste Subjekt) | ursprünglich, eigen, selbst

mn die eigene Person, das Selbst, das Ich

chāyā svā dāsa-vargaḥ = die Schar der Diener ist sein Schatten

svaṃ nindantaḥ = sich selbst tadelnd

√svad

svadati - schmackhaft machen, but zubereiten, würzen | lieblich machen, angenehm machen

svadate schmecken, munden, es sich schmecken lassen

ppp svātta schmackhaft gemacht | gekostet

kaus svadayati schmackhaft machen, kochen

a-svadita adj = nicht schmackhaft gemacht

saṃvatsara-svadita adj = für ein Jahr lang gut bereitet

na vai teṣāṃ svadate paṭhya-muktam … = Noch mundet ihnen das heilsame Wort, das man spricht

√svap

svapiti schlafen, einschlafen | sich niederlegen | den ewigen Schlaf schlafen, tot daliegen

ppp supta eingeschlafen, schlafend | der sich zum Schlafen niedergelegt hat | taub, empfindungslos | ruhend, untätig, latent

bhukta-supta adj = nach dem Essen schlafend

pra-supta-tā f = Schläfrigkeit

sukha-supta adj = süß schlafend

supta-pra-buddha adj = aus dem Schlaf erwacht

svapna [√svap+°na] (1.38)

m Schlaf | Schläfrigkeit | Traum, ein Traumgesicht haben, träumen

divā-svapana n = das Schlafen am Tage.

duḥ-svapna-prati-bodhana adj = schwer aus dem Schlafe zu erwecken

satya-svapna adj = dessen Traum im Erfüllung geht

su-svapna m = ein schöner Traum

svapna-gata adj = schlafend, träumend

svapna-jñāna n = Erkenntnis in einem Traum

svapna-darśana n = Traumgesicht

svapna-vinaśvara adj f:ī = vergänglich wie ein Traum

nopāttaṃ draviṇaṃ – kalā na gaṇitā – mitraṃ ca nopārjitaṃ,
śāstraṃ nādhigataṃ – vrataṃ na caritaṃ – no krīḍitaṃ vājibhiḥ |
kāntā-bāhu-latāvagūhana-sukhaṃ svapne 'pi nāsvāditaṃ,
dhik kaṣṭaṃ jananī mayā prasavane duḥkhena saṃyojitā ||
=
Reichtümer habe ich nicht erworben (upātta ppp v. upā√dā), die Künste nicht beachtet (√gaṇay zählen, achten), keinen Freund mir gewonnen (uparjita ppp kaus upa√arj), keine Wissenschaft erlernt, kein Gelübde erfüllt, mit Pferden (vājin, vāja=Raschheit, Mut) nicht gespielt (√krīḍ), die Wonne, von den Armlianen einer Geliebten umfangen (avagūhana n das Umfangen | √guh zudecken) zu werden, nicht einmal im Traume gekostet (ā√svad): O weh! ich habe der Mutter bei meiner Geburt (prasavana n Geburt) nur Schmerzen bereitet (sam√yuj kaus ppp saṃyojita zusammengebracht).

svarasa [sva+rasa] (2.9)

m der eigene Saft, der aus etwas gewonnene Saft ohne Beimischung | die eigene Neigung | das Gefühl für die Seinigen | das Hängen an der eigenen Person, Selbsterhaltungstrieb | Analogie

adj gefallend, zusagend

sva-rasatas adv = aus Neigung, zum Vergnügen

vivekaḥ kiṃ no 'pi svarasa-janitā yatra na kṛpā,
sa kiṃ mārgo yasmin na bhavati parānugraha-rasaḥ |
sa kiṃ dharmo yatra sphurati na para-droha-viratiḥ,
śrutaṃ kiṃ tad vā syād upaśama-phalaṃ yatra bhavati ||
=
Ist auch das Verstand, wo nicht Mitleid aus Gefühl für die Seinigen entspringt? Ist das der rechte Pfad, wo die Lust anderen zu helfen fehlt? Ist das Tugend, wo sich nicht der Drang regt (√sphur), vom Unrecht (droha m) gegen andere abzulassen (virati f)? Oder (vā, vorangegangene Negation implizit) ist das Gelehrsamkeit, was nicht zur Ruhe des Gemüts (upaśama m) führt?

svarūpa [sva+rūpa] (1.43, 2.23, 2.54, 3.3, 3.45, 3.48, 4.34)

n die eigene Gestalt, die eigenen Form, die Form von, Gestalt von | die eigene Beschaffenheit, Eigentümlichkeit, Wesen, Natur, Charakter | Begebenheit, Ereignis

strī-svarūpa adj = in weiblicher Gestalt

guṇo guṇāntarāpekṣī svarūpa-khyāti-hetave |
svabhāva-bālya-lāvaṇyaṃ tāruṇyena manoharam ||
=
Ein Vorzug setzt einen anderen (antara adj) voraus (apekṣin adj beachtend), damit das Naturgemäße desselben zu Tage trete: die natürliche Anmut des kindlichen Wesens erhält Reiz durch die Jugend.

śarīraṃ ślathyate nāśā, rūpaṃ yāti na pāpa-dhīḥ |
jarā sphurati na jñānaṃ, dhik svarūpaṃ śarīriṇām ||
=
Es erschlafft (√ślath locker werden) der Leib, nicht aber das Verlangen/ es vergeht die Schönheit, nicht aber die böse Gesinnung/ es erscheint das Greisenalter, nicht aber die Erkenntnis: pfui rufe ich über die Natur der Menschen.

svarūpatas [svarūpa+°tas] (4.12)

adv in seiner eigenen Gestalt | von Natur aus, von Haus aus, in Wirklichkeit, von selbst

svāṅga [sva+aṅga] (2.40)

n ein Teil des eigenen Körper | der eigene Körper

svāṅga-śīta adj = an allen Teilen erkaltets

svādhyāya [sva+adhyāya] (2.1, 2.32, 2.44)

m Rezitation heiliger Texte für sich selbst, Repetieren für sich, Studium des Veda, lautes Hersagen

svādhyāya-jñāna-yajñāś ca yatayaḥ = und die Strebenden, denen Rezitation das Erkenntnis-Opfer ist

svāmin (2.23)

m Eigentümer, Herr, Gebieter über | Gatte | Standbild eines Gottes

asvāmika adj = herrenlos

go-svāmin m = Besitzer einer Kuh | religiöser Bettler, Ehrentitel

pura-svāmin m = Stadtoberhaupt

susvāmin m = ein guter Gebieter, ein guter Anführer

svāmya n = Eigentumsrecht

svārtha [sva+artha] (3.36)

m die eigene Sache, eine persönliche Angelegenheit, persönlicher Vorteil, das von einem selbst verfolgte Ziel, Eigennutz, das der Sache selbst zu Grunde liegende Ziel | die eigene ~, ursprüngliche Bedeutung

adj egoistisch | zweckmäßig

svārtham adv = für sich, seiner selbst wegen

svārtha-para adj = ganz auf den persönlichen Vorteil bedacht

svārtha-sādhana n = das Fördern der eigenen Sache

svāsa [√śvas]

m Gezisch, Geschnauf | das Atmen, Atemzug, Atem | das Einatmen | das Seufzen, Seufzer | Asthma

ā-śvāsa m = das Aufatmen, Erholung | Trost

√han

hanti schlagen | abschlagen | zurückschlagen | treffen | niederschlagen, tödlich treffen, töten, erschlagen, erlegen | hinrichten lassen | verletzen | ins Verderben bringen, schädigen, vernichten, zerstören | hindern, verhindern

ppp hata geschlagen, abgeschlagen | aufgewirbelt, erregt | getroffen | heingesucht, gequält, mitgenommen | erschlagen | versetzt | vernichtet

a-kāma-hata adj = nicht von Liebe getroffen, frei von Begierden

ā-hata adj = angeschlagen, durch ein Instrument bewirkter (Ton)

daiva-hataka adj = vom Schicksal geschlagen, unglückselig, verwünscht, verflucht

hasta [√han]

m Hand

hasta-datta adj = mit der Hand gereicht

phala-hasta adj = Früchte in der Hand haltend

hastin [hasta] (3.25)

adj mit Händen versehen, geschickt mit der Hand hantierend | Tier mit Rüssel

m Elefant

adhi-hasti adv = auf einem Elephanten

ubhayā-hasti adv = beide Hände voll

su-hastya adj = geschickt mit der Hand

hastā-hasti adv = im Handgemenge

hasti-danta-vastra-maya adj = aus Elfenbein verfertigt

hasti-śālā f = Elephantenstall

√hā

jahāti verlassen, im Stich lassen, dahintenlassen | entlassen | von sich entfernen, von sich wegbringen, wegstoßen | aus der Hand fahren lassen | liegen lassen | ablegen | etw fahren lassen, aufgeben, entsagen, vermeiden, sich fernhalten von | etw aufgeben, nicht beachten, übergehen | nicht anwenden, nicht gebrauchen | verlieren, einbüßen | sich befreien von, entgehen

hāna [√hā] (2.25, 2.26, 4.28)

n das Verlassen | Fehlenlassen, Aufgeben | Ermangeln, Nichtbesitzen | das Aufhören

hāra [√hṛ]

adj f:ī hinreißend, entzückend

adj ifc tragend, herbei schaffend, fortragend, entwendend

m Perlenschmuck | Raub, Wegnahme

agha-hāra m = ein schlimmer Räuber, Räuberhauptmann

ava-hāra m = Zurückziehung der Truppen, Einstellung des Kampfes | Aufschiebung

ahau vā hāre vā balavati ripau vā suhṛdi vā,
maṇau vā loṣṭe vā kusuma-śayane vā dṛṣadi vā |
tṛṇe vā straiṇe vā mama samadṛśo yāntu divasāḥ,
kvacit puṇye 'raṇye śiva śiva śiveti pralapataḥ ||
=
Möchten doch meine Tage in irgendeinem heiligen Wald ablaufen, wo ich Śiva! Śiva! Śiva! riefe, mit gleichem Auge schaute auf eine Schlange (ahi) und eine Perlenschnur (hāra), auf einen mächtigen Feind (ripu) und einen Freund, auf ein Juwel und einen Erdenkloss (loṣṭa mn), auf ein Blumenlager und einen Stein (dṛṣad f), auf einen Strohhalm (tṛṇa n) und die Weiber (straiṇa n)!

√hiṃs

hinasti, hiṃsati/e, hiṃste verletzen, jmd ein Leid antun, schädigen, stören, zu nichte machen

prati-hiṃsita n = das Vergelten eines zugefügten Leides

hiṃsā [√hiṃs] (2.34)

f Leidzufügung am Lieb oder Gut, Schädigung

a-kṛtvā prāṇināṃ hiṃsām = den Lebewesen keinen Schaden bereitet habend

√hṛ

harati halten, tragen | herbeischaffen, herbei bringen, holen | übergeben, darbringen schenken | wegschaffen, forführen, hintragen | wegnehmen, (gewaltsam) entreißen, rauben, entführen | abreißen, ablösen, abtrennen | in den Besitzt von etw treten, sich etw holen von | Meister werden über

ppp hṛta

hṛdaya (3.35)

n Herz, Herzgegend, Sitz geistiger Vorgänge | das Innere des Körpers | Mitte, Zentrum | das Innen einer Sache, der Kern einer Sache, das Beste Liebste, Geheimste

kuru tvaṃ hṛdayaṃ sthiram = mache du dein Herz fest

akṣāṇāṃ hṛdayaṃ param = das große Geheimnis des Würfelspiels

hetu (2.17, 2.23, 2.24, 3.15, 4.11)

m wer od was etw beanlasst/ bewirkt, Veranlassung, Ursache von | Grund, Argument, Beweis | Mittel | Preis | Bedingung | Art und Weise

kāmārtha-hetau ca kuru prayatnam = um Genuss und Karriere willen gibt dir Mühe!

ahetu m = keine Veranlassung, kein gültiger Grund, ein untaugliches Argument

hetu-mātra-maya adj = nur als Vorwand dienend

hetu-vādin m = Skeptiker

hetu-vidyā f = Logik

hetu-śūnya adj = grundlos, unbegründet

hetutva [hetu+°tva] (2.14)

n das Ursachesein

heya [√hā+°ya] (2.10, 2.11, 2.16, 2.17)

adj zu verlassen | zu lassen, aufzugeben, zu meiden, zu verwerfen, verwerflich | abzuziehen (von einer Zahl)

kāmaḥ sarvātmanā heyaḥ sa ced dhātuṃ na śakyate |
svabhāryā prati kartavyaḥ saiva tasya hi bheṣajam ||
=
Der Liebe soll man aus ganzer Seele (sarvātmanā) entsagen (heyaḥ) / vermag (śakyate) man ihr nicht zu entsagen (dhātum inf einzubringen), so richte man sie auf die eigene Frau: diese allein (sā eva) kann uns davon heilen (bheṣajam Heilmittel).

√hlād

hlādate sich abkühlen, sich erfrischen, sich erquicken

kaus hlādayati/e erfrischen, erquicken, erfreuen

hlādate svargaṃ prāpyeva puṇya-kṛt = es erquickt sich der Tugenhafte als hätte er den Himmel erlangt

hlāda [√hlād] (2.14)

m Erfrischung, Erquickung, Erheiterung, Heiterkeit

pra-hlāda m = Erfrischung, Erquickung, freudige Erregung, angenehme Empfindung

mano-hlāda m = Herzensfreude

sa-hlādam adv = erheitert, erfreut